Persönlichkeitsstörung - Krank oder "schlechter" M

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo wieder!

Ich habe in einem anderen Thread grade einen Link zu einer Dissertation gefunden. Ich habs natürlich noch nicht gelesen. Schaffe ich in 10 Minuten nat. nicht.

Nur sind mir 2 Sätze sofort aufgefallen:

1. "Mehr als bei anderen Diagnosen wird bei der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung die Person selbst als Ursache ihrer Probleme angesehen, und die Person eher als "Täter" und weniger als "Opfer" betrachtet.

2. "Hier erscheinen Persönlichkeitsstörungen als Eigenarten des sozialen Verhaltens, die dazu dienen, bei Stress sich selbst zu schützen. Das Ausmass der Störung hängt auch davon ab, inwieweit die Betreffenden bei anderen Menschen Verständnis, Akzeptanz und Rückhalt finden.

Ich selbst leider unter 1. immer mehr und wünschte mir 2. so sehr. Das ich auch Depressionen, ein Alkoholproblem, finanzielle Probleme, Ängste, Selbstmordgedanken habe folgt irgendwie zwangsläufig. Gerade in der letzten Zeit habe ich mich im Kampf um 2. wieder mal zum "Täter" gemacht (in noch relativ harmlosem Sinn). Ich war im Krankenhaus zur Entgiftung nach verzweifelter Überdosierung von Mogadon. Ich bin dort so bald es wieder ging abgehauen weil ich so Angst vor den vielen Menschen hatte. Richtig geflüchtet. Über eine Mauer weil der Portier mich nicht gehen lassen wollte. Ohne Schuhe weil das wäre aufgefallen. Also barfuss heim.

Ich verstehe nach vielen Therapien und vielem Lesen mein Problem immer mehr. Und verdammt: Ich schaffe es nicht mich wirklich zu ändern. Dabei möchte ich nur so gerne ein normales Leben führen.

Wie seht ihr das? Ist man mit einer (schweren) Persönlichkeitsstörung nun krank oder einfach nur ein Gestörter und Störender? Ich möchte kein schlechter Mensch sein.

Vielleicht hat jemand eine Meinung. Auch wenns zugegeben sehr diffus ist.

lg,
v.

Guest W

Quote:

Mehr als bei anderen Diagnosen wird bei der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung die Person selbst als Ursache ihrer Probleme angesehen, und die Person eher als "Täter" und weniger als "Opfer" betrachtet.

ich glaube, das tun nur menschen, die nicht viel darüber nach denken. wenn man körperlich verletzt wurde und narben davon trägt, wird niemand sagen, man sei selber schuld. wenn die narben seelisch sind, tun's leider manche. diese verletzungen sieht man nicht von außen, die kann sich ein "unverletzter" oft nicht mal vorstellen.
ich denke, es ist einfach so leicht zu verurteilen - und viel schwerer und mühevoller zu verstehen, wenn man selbst nicht betroffen ist.
deshalb bist du jedoch nicht schuld an deinen problemen und ängsten. babys kommen nicht so auf die welt, sie lernen an dem, wie sie behandelt werden. aber auch da gibt's noch unterschiede: je sensibler ein mensch ist, desto gravierender werden die folgen von lieblosigkeit, mangelnder geborgenheit und entwertung sein.
das zu überwinden, bedeutet einen langen und steinigen weg mit 1000 rückschlägen.
ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin selber davon betroffen. hoffe nicht auf allzuviel verständnis von den meisten, du wirst es nicht kriegen. halte dich an die wenigen, die dazu imstande sind - und lass dir von niemandem einreden, du seist "täter".

lg
jeannie

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo Jeannie!

Es sind gar nicht so sehr die anderen die mich verurteilen. Vielmehr verurteile ich mich selbst.

Ich bin 33 Jahre alt und habe mein Leben nicht, aber auch wirklich absolut nicht im Griff. Ich fühle mich so wertlos. Ich bin so alleine. Jede Weihnachten, jeden Geburtstag, immer. Und ich glaube immer mehr, dass ich selbst schuld bin. Wie soll ich nur weiterleben.

Verstehst du was ich meine? Ich glaube schon.

lg,
v.

Guest W

hallo vilareal,

ja, ich versteh dich. aber du bist dennoch nicht schuld. du bist auch nicht wertlos. du wurdest so behandelt, dass du dich wertlos fühlst.
ich weiß, wie schwer es ist, das zu glauben. und wie ungerecht es ist im vergleich zu anderen, die solche bürden nicht tragen müssen.
es ist auch nicht gerecht.
aber alleine bist du damit nicht. es gibt auch andere, die solche bürden tragen müssen. ich kann dir nur raten - kämpfe weiter. du musst daran glauben - oder zumindest darauf hoffen, dass du es schaffst, dein leben irgendwann zu verbessern. hol dir hilfe, schöpf alles aus.
ich kenne den mist, ewig zu kämpfen. und tu's dennoch weiter.

lg
jeannie

Helferlein 62 W, 32

Hallo Vilareal!

vilareal wrote:

Und ich glaube immer mehr, dass ich selbst schuld bin. Wie soll ich nur weiterleben.

Nein, Du hast ganz sicher keine Schuld. Aber vielleicht merkst Du selber immer mehr, dass Du, und eben nur Du zwinkernd..

die möglichkeit hast, das beste aus dir herauszuholen. Vielleicht hast Du jetzt diese krise, weil Du deine probleme immer besser verstehst und langsam die Verantwortung für dich selber übernehmen kannst und musst?
Einmal Opfer, immer Opfer? Ich denke nicht,dass das sein muss. Aber auch zum glücklichsein braucht es ein wenig Mut.

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo zusammen!

Ich gehe morgen in einen Klinik. Primär Alkoholentzug. Ich weiss nicht wie lange das dauern wird. Hängt auch davon ab, inwieweit wir auch gleich an meiner Grundproblematik weiterarbeiten oder eben vorerst nur den Entzug machen. Das klärt sich erst morgen.

Ich möchte mich bei den vielen Leuten die mir in den letzten Wochen und Monaten Zuspruch gegeben haben und mich unterstürzt haben vorübergehend verabschieden.

Danke und bis dann,
v.

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Hallo vilareal,

vilareal wrote:

Ich gehe morgen in einen Klinik. Primär Alkoholentzug. Ich weiss nicht wie lange das dauern wird. Hängt auch davon ab, inwieweit wir auch gleich an meiner Grundproblematik weiterarbeiten oder eben vorerst nur den Entzug machen. Das klärt sich erst morgen.

Alles Gute dir, gratuliere dir zu diesem Schritt, und halte dir die Daumen für den Entzug und die darauf folgende eventuelle weitere Behandlung. Halte durch und bleib dran.

Bis auf ein Wieder Lesen. hallo

lg, Naomi

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