narzisstische PS oder Borderline PS?

neu an Bord! 3 koblenz M, 38

Hallo zusammen,
ich bin durch eine Suchmaschine auf dieses Forum gestossen und ich muss sagen, ich finde es einerseits extrem interessant und andererseits ziemlich befremdend, wie hier über psychische Störungen geredet wird. Sagt mal, hab ihr alle Psychologie studiert? Nun, das nur am Rande. Ich wollte natürlich auch mal etwas vom meiner Therapiegeschichte dazugeben:
Ich denke seit ca. 10 Jahren, dass ich eine narzisstische Persönlichkeitsstörung habe und war auch schon bei mehreren Therapeuten deswegen (1 Gruppentherapie, eine Kurzzeit-Einzeltherapie). Meine Selbstdiagnose wurde nie bestätigt. Irgendwie denkt wohl jeder Therapeut. Ein Narzisst, der selbst behauptet einer zu sein (also der es selbst merkt), kann keiner sein. Nunja, ich dachte, ich wäre trotzdem einer, weil einfach eingie typische Merkmale (z.B. Egoismus) passten (andere wiederum nicht, aber was soll's). Nun hat mein derzeitiger Therapeute letzte Stunde einen Test gemacht. Und dabei kam heraus, dass ich einige Borderline-Merkmale aufweise. Das hat mich ziemlich umgehauen, obwohl es mir ja eigentlich egal sein kann, wie man das nennt was ich habe (bzw. bin). An Borderline hab ich nie ernsthaft gedacht, wenn ich über mich nachdachte. Ist das ein Hinweis darauf, dass es stimmern könnte? Weil der Gestörte ja (angeblich) selbst nicht merkt welche Störung er hat. Nun betrachte ich mein Leben natürlich seit einigen Tagen vor dem Borderline-Hintergrund und irgendwie kann ich mir damit auch einiges erklären. Was mich nur nervt, ist, dass das alles so relativ zu sein scheint. Ich meine das ganze Diagnosensystem ist in ständigem Wandel, mal nennt man es so, mal so. Ich wüsst halt gerne wo ich dran bin. Naja, mal schauen, was sich mein Therapeut ausdenkt. Er ist ja nun dabei, eine Diagnose zu basteln. Und wenn Borderline wirklich "stimmen" sollte, ist das ja wohl ein Unding, dass das 3 Therapeuten vorher nicht gemerkt haben. Aber naja, sind ja auch nur Menschen, das hab ich inzwischen gelernt. Früher dachte ich ja, die seien "allwissend" und würden alles durchschauen.
Ich meld mich wieder, wenn ich meine Diagnose habe. Bis dahin

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo raybo!

Ganz verstehe ich deinen Beitrag nicht. Ist das eine Frage oder nur ein Statement?

Egal.

Die Sache mit den Persönlichkeitsstörungen ist so: Es handelt sich um ein dimensionales Modell. Du brauchst nicht notwendigerweise genau eine zu haben. Du kannst sowohl in x und y Koordinate verschoben sein. Ob du das bist weiss ich nat. nicht. Aber Borderline UND Narzissmus: No problem. Kann ohne weiteres sein. Nur: Wart mal ab. Selbstdiagnosen sind meist falsch. Selbstdiagnose Narzsissmus überhaupt....

lg,
gnk.[/quote]

neu an Bord! 3 koblenz M, 38

Na das war ja schon eine Antwort auf meine Frage... Danke.
Da hab ich aber direkt die nächste: Was heisst denn x- und y- Koordinate, bzw. wo kann man etwas darüber lesen?
gruss
raybo

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hi raybo!

Das mit der x-y Koordinate ist meine Darstellung weil ich nun mal Naturwissenschaftler bin.

Ich versuchs zu erklären. Mag jetzt wissenschaftlich nicht die ganz richtige Terminologie sein weil ich ja kein Psychiater/Psychologe/Psychotherapeut bin.

Der Charakter, die Persönlickeit eines Menschen ist sozusagen dimensional. Es gibt verschiedene Eigenschaften. Etwa introvertiert-extrovertiert, selbstsicher-selbstunsicher, aggressiv-nicht aggressiv usw.
Diese Eigenschaften sind eine Art Koordinatensystem. Der Nullpunkt wäre "totale Normalität". Nun kannst du aber in verschiedenen Aspekten von diesem Nullpunkt verschoben sein, sozusagen in verschiedenen Koordinaten. Und daher kanns sein, dass jemand durchaus gleichzeitig mehrere Persönlichkeitsstörungen hat. Das ist nat. sehr vereinfacht und nur ein grobes Modell. Die Kunst eines Therapeuten oder Psychiaters ist dann die Gesamtkonstellation zu analysieren und zu behandeln.

Ich zum Beispiel habe schon 3 Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert bekommen. Und alles stimmt irgendwie. Und ich selbst glaube sogar, dass ich auch noch ein wenig zwanghaft bin.

Lesen. Hmm. Ich hab schon mal irgendwas dazu gelesen. Wirklich erklärt hat mir das aber ein Primar eines psychiatrischen Krankenhauses. Wenns dich interessiert: Gute Sachen schreibt Kernberg dazu. Ich habe im Moment eine Tonbandaufnahme von Vorlesunge von ihm: "Fünfteilige Vorlesung der Lindauer Psychotherapiewochen 1995". Vielleicht kannst du das in einer Bibliothek auftreiben. Da gehts viel um Narzissmus und Borderline Konzepte. Aber auf wirklich hohem Niveau. Man kann aber auch als Laie einiges verstehen.

Noch was: Narzissmus selbst diagnostizieren ist fast sowas wie ein Widerspruch in sich selbst. Ein Narzisst hat ein grandioses Selbst. Warum sollte er dann denken, dass er "gestört" ist.

Und noch ein Tipp aus eigener Erfahrung: Theoretisches Wissen ist nett. Es bringt dich bei der Lösung deiner Probleme aber kaum weiter. Da solltes du eher deinem Therapeuten vertrauen. Auch wenn du als (vermuteter) Narzisst vielleicht denkst, dass du sowas nicht brauchst.

lg,
v.

neu an Bord! 3 koblenz M, 38

Hallo, danke für die ausführliche Antwort. Ich werde Deinen Rat beolgen und meinem Therapeuten vertrauen. Er hat mir einen gewissen Narzissmus ja schon "zugestanden". Hört sich komisch an, irgendwie möchte ich dem ganzen einen Namen geben, d.h. ein Stück weit "möche" ich mich als gestört betrachten. Mir hilft das teilweise, einige "schräge" Verhaltensweisen zu verhindern, indem ich mir innerlich sage "Halt, Stop, das ist nicht normal, an dieser Stelle nicht weiterhandeln!"
Nunja, aber mein Therapeut sagte da ist "noch etwas anderes" und zwar irgendetwas in Richtung selbstunsichere, anhängige Persönlichkeit und die Borderline-Merkmale. Mir wird das momentan zu kompliziert und ich möchte auch (momentan) nicht tiefer in diese (theoretischen)Themen einsteigen.
Am besten ich poste mal unter "Erfahrungsberichte", wenn ich etwas klarer sehe.
Bis dahin erstmal
Alles Gute
Gruss
raybo

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