Erst Burnout-Syndrom jetzt PS-Störung

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

Zuerst einmal muss ich gestehen, das ich nicht weiß wohin ich diesen Beitrag schreiben sollte. Wenn es hier der falsche Ort ist bitte ich um Entschuldigung.
Nun zu meinem eigentlichen Problem:
Ich befand mich wegen eines festgestellten Burnout-Syndroms in psychotherapeutischer Behandlung. Alles ging gut, bis mein behandelnder
Arzt und Therapeut vermutete, das es bei mir im Unterbewusstsein (Keller) noch unverarbeitete Probleme geben könnte.
Also bekam ich eine neue Therapeutin und eine neue Therapie TFP.
Dabei kam es dann zu Abspaltungen meiner Persönlichkeiten.

Bei meinem mich trotz, dieser Therapie, noch immer behandelndem Arzt
hatte das mit dem abspalten dieser zwei angesprochen. Nein, meinte er nach einem langen ausführlichen Gespräch, ein Weitermachen würde die Dinge drastisch verschlimmern.
Verschiedene Persönlichkeiten und auch Identitäten haben wohl mehrere
Menschen, ist wie mir glaubhaft erklärt wurde, auch nicht schlimm und unnormal.
Ich selbst besitze zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, beide wissen voneinander, versuchen aber leider sich einzeln durchzusetzen.

Er meinte, das wir zwei genau wie früher, unsere Aufgabenbereiche problemlos in den Griff bekommen würden.
Er kennt mich ja auch schon längere Zeit, und weiß auch das ich trotz widriger Umstände, immer versucht habe in allem Leid auch etwas positives zu sehen.

Ich muß sagen das ich auf ADS überhaupt nicht anspreche und dadurch natürlich ganz ohne Medikamente versuche, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir sehr schwer.
Nun würde ich gern (ich hoffe das der Beitrag nicht zu lang wird) erklären
wer oder was ich oder besser wir sind.
Da ist die Kwani eigentlich die Person die ich im normalen Leben immer war und auch gern wieder sein möchte.
Sie würde über Unzulänglichkeiten auch was die Wahl der Bekleidung betrifft nicht einmal reagieren. Sie würde immer nur das Gute im Menschen sehen wollen und niemals nachtragend sein. Der Name bedeutet Tochter der Sonne sie steht mitten im Leben und sie würde zwar die Schattenseiten des Lebens registrieren aber nicht überbewerten.
Dann ist da noch Namida deren Name Sternentänzerin bedeutet. Sie betrachtet das Leben eher aus der ferne.
Für Namida zählen nur Fakten, Reaktionen und Gesprächswidersprüche, die kann sie dann gnadenlos analysieren, speichern und bei Bedarf auch jederzeit benutzen.
Seit diese beiden Persönlichkeiten nicht mehr so verhalten wie sie es früher getan haben (früher hat Namida sich nur dann eingeschaltet, wenn es wirklich von Nöten war). Hatte sie ihre Aufgabe erledigt, zog sie sich gleich wieder zurück. Dann war wieder die so verständnisvolle, tröstende und lebenslustige Kwani an der Tagesordnung und ehrlich gesagt das war genau richtig so.
Nun weiß ich nicht mehr wie ich diesen Zustand wieder erreichen kann, und obwohl ich mich sehr bemühe will es mir nicht gelingen.
Vielleicht hat ja hier irgendjemand etwas ähnliches erlebt oder kennt sich da besser aus als ich.
Ich wäre echt dankbar für Eure Meinung.
L.G. Kwani -Namida

Helferlein 54 wien W, 25

hi,
ich kenn mich da zwar nicht wirklich aus, aber so, wie du deine zwei 'ichs' beschreibst, kommen mir eigentlich beide recht sympathisch vor. koennten die nicht gemeinsam eine freundschaft eingehen, in der jeder seinen aufgabenbereich bekommt, und auch jeder die grenzen des anderen akzeptieren lernt? ich meine, ich hab keine ahnung, ob man das so in einem menschen mit zwei persoenlichkeiten machen kann, ob das moeglich ist. aber ich stelle mir das so wie eine partnerschaft vor. da muss auch jeder den anderen akzeptieren und auch seine grenzen.
liebe gruesse und wuerd mich interessieren, wie's weitergeht,
aura

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

Hallo Aura
Danke dir für die schnelle Antwort.

Quote:

koennten die nicht gemeinsam eine freundschaft eingehen, in der jeder seinen aufgabenbereich bekommt, und auch jeder die grenzen des anderen akzeptieren lernt?

Das war früher genau so wie du es beschreibst, nur jetzt nach dieser Therapie,eben nicht mehr.
Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das wieder ins Lot bekommen kann.
L.G. Kwani -Namida

Helferlein 54 wien W, 25

hallo ihr zwei,
ich hab mir (soll ich eigentlich du oder ihr sagen? ich persoenlich wuerd ja die pluralform bevorzugen, weil ich finde, dass ja beide gleich recht sind) euren artikel noch mal durchgelesen. dazu ist mir folgender gedanke gekommen: die eine ist nur manchmal hervorgekommen und hat sich dann sehr schnell wieder zurueckgezogen. die andere war aber offenbar viel oefter 'draussen'. koennte es sein, dass jetzt einfach die andere persoenlichkeit gleiches recht fordert?
ich persoenlich bin ja nicht gespalten, allerdings rede ich von mir in teilen. und manche dieser teile kommen sich manchmal schrecklich unverstanden und unterdrueckt vor.
liebe gruesse,
aura

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

Hallo Aura
eigentlich wäre du nicht schlecht. Denn wenn sich alles normalisieren würde, wäre ich ja nur eine Person, die zwar Situationsabhängig anders reagiert, aber trotzdem nur eine Person.

Aura meint:

Quote:

die eine ist nur manchmal hervorgekommen und hat sich dann sehr schnell wieder zurueckgezogen. die andere war aber offenbar viel oefter 'draussen'. koennte es sein, dass jetzt einfach die andere persoenlichkeit gleiches recht fordert?

Nein Aura, es besteht kein Grund für die andere Persönlichkeit gleiches Recht zu fordern, denn sie kommt (besser gesagt kam) immer nur dann wenn es nötig war. Also in Krisensituationen wenn schnelles, knallhartes handeln und reagieren von Nöten war.
Meine Therapeutin mochte diese nur logisch, verbal stark argumentierende, knallharte, anscheinend emotionslose Managerpersönlichkeit lieber und meinte, sie wäre wohl eher angeracht in der heutigen Zeit.
Sie war sogar davon überzeugt, das es meine einzig echte Persönlichkeit sei. Und ich doch die andere Persönlichkeit , die mit der wie sie sagte rosaroten Brille, doch eher, da sie kindlich hinter der Zeit zurückgeblieben sei, endlich ablegen solle.
Ich weiß das sie mit ihrer Meinung nicht richtig lag. aber trotzdem hat sie da etwas in mir so aufgewühlt, das sich diese Persönlichkeiten plötzlich eben nicht mehr so verhalten wie früher.
Ich arbeite hart daran es wieder in den Griff zu bekommen, indem ich versuche, bevor ich auf eine Situation reagiere festzustellen, welche Persönlichkeit ist gerade die angebrachtere. Manchmal aber habe ich keine Change dazu, weil sofort eine der beiden, meistens die knallharte sofort agiert.
Manchmal hasse ich mich für diese Unfähigkeit das in den Griff zu bekommen.
L.G. Kwani-Namida

Helferlein 54 wien W, 25

hallo,
gut dann 'du'. ist fuer mich auch in ordnung.
hm, deine therapeutin hat da wohl wirklich einiges durcheinandergebracht. schliesslich ist es ja auch nicht im sinne der therapie, dass der therapeut seine meinung durchsetzt, sondern dass der klient lernt, festzustellen, was er genau moechte und dann fuer sich selbst entscheidet.
ich glaube, dass beide persoenlichkeiten eben in der heutigen welt ihren platz haben. knallhart ist notwendig, aber weich und sanft darf man darueber auch nicht vergessen. sonst wuerd's ja total traurig in unserer welt aussehen.
ich weiss zwar nicht, ob ich das mit den multiplen persoenlichkeiten richtig verstanden habe, aber von meinem gefuehl nach wuerd ich sagen, gehoert ja trotzdem jede persoenlichkeit zu dieser einen betroffenen person. deshalb finde ich es vermessen, zu behaupten, dass das eine die person selbst ist, und das andere nicht. vorher war's ja auch eins. da ist ja nichts anderes von aussen dazugekommen. nur weil vielleicht einer ein bisschen kindlicher ist? da muesst ich mir ja schon fast ueberlegen, ob ich ich bin, weil ich auch noch einiges an kindlichem verhalten habe Smile

magst du eigentlich beide persoenlichkeiten gleich gern?
liebe gruesse,
aura

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

Hallo Aura
Ich habe lange nachgedacht wie ich das nun richtig formulieren kann.
Ja ich mag beide Persönlichkeiten gleich gern.
Das hört sich jetzt vielleicht irgendwie widersprüchlich an.
Ich mag und hatte ja auch immer schon beide friedlich vereint in mir.

Nur nun ist es so als ob ich in ein Orkan geraten sei.
Alles ist durcheinandergewirbelt und ich kann nichts mehr an seinem ursprünglichen Platz finden. Ebenso erscheint es mir als könne ich die Dinge die ich in diesem Chaos glaube wiederzufinden nicht an den richtigen ursprünglichen Ort zurückstellen, weil sich da etwas ganz anderes befindet und ich nicht weiß wohin mit was.
Oben und unten innen und außen alles erscheint verschoben, es ist so verwirrend.
Ich habe das Gefühl als stehe ich vor einem Scherbenhaufen, der einmal mein Leben war und fühle mich außerstande wieder Ordnung zu schaffen.
Was soll ich kitten und wiederaufbauen und was soll ich einfach wegwerfen.
Ich weiß was ich möchte, nur nicht wie ich es wieder hinkriege.
Ich will einfach das beide Persönlichkeiten wieder ihren ursprünglichen Platz einnehmen und jede die Aufgaben erledigt die sie immer erledigt haben und das haben früher beide jede in ihrem Bereich mit Bravur gemacht..
Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt, in verständliche Worte fassen kann, was ich empfinde.
Danke für deine lieben Worte sagt Kwani.

Helferlein 54 wien W, 25

liebe kwani-namida
das find ich gut, dass du beide gleich gern magst. und ich finde nicht, dass sich das widerspruechlich anhoert. im gegenteil, ich denke, das ist schon 'mal eine gute voraussetzung fuer einen neuen anfang. so kommt mir das naemlich vor, dass du an einem neuen anfang stehst.
etwas erinnert mich deine beschreibung von orkan und scherbenhaufen an mich. ich hatte diesen winter das gefuehl, dass ich auseinanderfalle wie ein puzzle, das schlecht zusammengesetzt war. und jetzt muss es neu geordnet werden. in meinem leben ist leider auch so einiges schiefgelaufen.
jetzt muss ich auch an irgendwelchen scherben herumkleistern und hoffen, dass ich's irgendwie passend hinkrieg.
dass du genau sagen kannst, dass du weisst, was du moechtest, finde ich uebrigens auch gut. wenn du das formulieren kannst, ist schon 'mal ein grosser schritt getan.
hm, vielleicht hilft dir das, wenn ich sage, was ich derzeit machen 'muss', gezwungenermassen, sonst wuerd ich mich wahrscheinlich irgendwann im wald mit offenen handgelenken wiederfinden Wink

ich muss 'mal alles, was da so war, durchgehen. schauen, was ist gut und will ich, und was will ich gar nicht. aber bei mir geht's halt nur mit therapie.
ich weiss, du hast da jetzt ne schlechte erfahrung auf dem gebiet, aber vielleicht ist der orkan auch zumindest voruebergehend gut. bei mir ist eben dieser orkan auch erst so richtig jetzt aufgetreten.
okay, vielleicht hoer ich hier 'mal auf. ich glaub, ich hab das jetzt voellig durcheinander und wirr formuliert. bitte nicht boese sein.
liebe gruesse,
aura

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

Hallo
Ein kleiner Zwischenbericht.
Es geht mit zunehmend besser und es sieht fast so aus als ob ich mich und meine Persönlichkeiten wieder unter einen Hut kriege.
Nun muß ich noch abwarten was passiert wenn ich wieder mehr dem alltäglichen Stress ausgesetzt bin.
Mein Urlaub geht zuende und ich muß und will ja auch wieder arbeiten.
Ich weiß nicht, ob ich dann noch immer so reagieren kann, wie gerade jetzt. Hoffe es aber und werde weiter berichten wie es mir geht.
Habe zur Unterstützung, wieder ein Medikament verordnet bekommen
Ob es irgendwie hilft? Ich weiß es noch nicht, denn ich merke keine wesentlichen Veränderungen an mir.
L.G. Kwani

Helferlein 54 wien W, 25

das find ich echt supertoll, dass es dir besser geht. hoffe, das bleibt auch wirklich laenger so.
liebe gruesse,
aura

Helferlein 87 Oberösterreich M, 27

hy

Wir sind auch mehrere und anfangs taten wir uns schwer zu akzeptieren und zu verstehen.
MPS/DIS ist üblicherweise ein Schutzmechanismus. Zumindest ist es bei uns so, da wir als kleiner Bub se*uell mißbraucht wurden. Damit unsere eigentliche Persönlichkeit, also unser Ich (auch Host genannt) nicht zu sehr Schaden nimmt, begannen wir verschiedene Personen zu erzeugen, die während des Mißbrauchs die Kontrolle im Aussen übernahmen. Wobei eine Person in uns, die kontrolle über diese Personenwechsel (auch Switches) hat. Und jede Person hat seine/ihre eigene Aufgabe für unser Überleben entwickelt.

Erst seit sehr kurzer Zeit ist uns bewußt klar, daß wir lange Jahre viele waren, da die Symptome nicht auffällig waren.

Folgendes haben wir bis jetzt getan:
Wir versuchen uns gemeinsam zu akzeptieren und unseren Schutzmechanismus der vielen zu verstehen. Zuerst einmal war es für uns wichtig, daß wir jene Kontrollperson (Host und gleichzeitig unsere Hauptperson, also unser ich) kontaktieren konnten, sodass wir bewußt die Wechsel wahrnehmen konnten. Dann begannen wir Stück für Stück bewußt die Personen zu wechseln, sodass sie im aussen agierten, wobei ich (Host) im Innen war und beobachtete. Mittlerweile sind uns schon bei einigen Personen die Aufgaben bekannt und jetzt verwenden wir diese Personen gezielt für bestimmte Alltagssituationen.
Unsere Erfahrung ist auch, daß wir die Kontrolle umso mehr darüber verloren, je mehr wir immer nur eine bestimmte Person sein wollten und die anderen Personen nicht in uns akzeptierten.

Vielleicht hat euch das schon ein wenig geholfen.

alles liebe noch
lg
Chris

Helferlein 87 Oberösterreich M, 27

hy,

Uns ist noch etwas eingefallen:
Bei uns helfen keine Medikamente ausser vielleicht Antidepressiva. Vielen MPS-Betroffenen werden leider nicht als MPS-Betroffene erkannt, sondern des öfteren wird es irrtümlicherweise mit Schizophrenie verwechselt und so bekommen diese Leute Psychopharmaka, die helfen, die Wahrnehmungsstörungen bei Schizophrenie aufzuheben. Daher würden diese Medikamente bei uns nicht helfen, da wir nicht Schizophrenie haben.

lg
Chris

sporadischer Gast 20 Deutschland W, 59

So nun gibt es wieder Neues zu berichten.
Alles normalisiert sich. Beide Persönlichkeiten, die wie ich heute weiß, schon immer in mir hatte nehmen ihre angestammten Plätze und Aufgaben ein.
Nur in meinen Träumen konkurieren sie noch manchmal. Aber am Morgen
wenn ich erwacht bin, weiß ich davon, und kann damit umgehen.
Es hätte aber erst gar nicht zu dieser Störung kommen müssen, wenn mich die Therapeutin besser gekannt hätte. Oder wenn sie außer mir noch Leute aus meinem Umfeld hätte befragen können. Wie oder was ich vor der Erkrankung war. Das führte zu einem verhängnisvollen Fehler, aus dem meine damalige Therapeutin und ich aber auch gelernt haben.
Aber hinterher ist man immer schlauer Laughing

Mein jetziger Therapeut, hat sofort bemerkt, das ich eigentlich immer den Schalk im Nacken habe und er betreut mich vorbildlich.
Auch im Berufsleben komme ich jetzt wieder besser klar.
Einziger Wehmutstropfen an dieser Geschichte ist, das mein Umfeld noch
immer Angst hat, das ich wieder in eine solche Krise fallen könnte.
Sicher wird es noch einige Zeit dauern, bis auch sie davon überzeugt sind, das es vorbei ist. Embarassed

L.G. Namida-Kwani

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Erst Burnout-Syndrom jetzt PS-Störung