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Hiob
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Post Mon, 19.Jul.04, 12:46      Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich habe in meiner Familie Menschen, die sehr intensiven christlichen Glauben leben. Es ist nicht das, was man im allgemeinen als normal ansieht (bitte quetscht hier keine Definition dafür aus mir raus), sondern sie richten ihr gesamtes Leben darauf aus, verbringen täglich mehrere Stunden mit der Lektüre von Bibelmaterial, Diskussionsrunden, Missionierung usw. Das alles ist in meinen Augen schon übertrieben und ich vermute, dass man in mancher Sekte weniger Zeit investiert, als das hier „innerhalb einer anerkannten Kirche“ geschieht. Möchte sie nicht beeinflussen und netter Weise versuchen sie das auch nicht in entgegengesetzter Richtung, das erkenne ich an.

Zum Verständnis, ich bin auch mal mit diesen Werten aufgewachsen, habe mich aber aus eigenem Bedürfnis, davon distanziert u. mich vor Jahren seelisch u. papiermäßig losgelöst, ganz einfach um meine Integrität zu wahren. Kriesen- und Vorteils-Christ zu sein hilft vielen, das akzeptiere ich...es würde aber meine Echtheit angreifen. Meine Echtheit ist mir inzwischen wichtiger, als das „Restrisiko“, egen seelischen Ausbruchsversuchen nicht doch noch „der gerechten Strafe zugeführt zu werden“.

Jetzt hab ich einige Sorgen, vielleicht könnt ihr mir dazu mal was sagen/vorschlagen, wäre dankbar für Meinungen.

Ich habe Angst, dass diese Menschen, sollten sie doch eines Tages mal die Grundlagen ihres Glaubens in Frage stellen, aufwachen, und bodenlos fallen. Mir liegt eben EINE Person sehr am Herzen und ich fürchte, sie würde so ein „Aufwachen“ mit ihrem Leben bezahlen. Aber ich kann ihr doch nicht inzwischen ein Netz häkeln, was sie irgendwann mal auffängt...fühle mich verantwortlich und hilflos.

Eine andere Sache ist diese unerträgliche Fröhlichkeit und Sorglosigkeit...es ist ja bewundernswert, aber ich fühle mich, wenn ich Eigenverantwortung übernehmen will und an mir und meinem Leben arbeite, von diesem „gönnerhaften Lächeln“ furchtbar beleidigt. Wie geht man mit diesem Hass um?

Sie haben nun noch Nachwuchs bekommen...jetzt hab ich weniger Bedenken um ein „Erziehen zum Glauben“ oder die manchmal gefährlich sorglosen Verhaltensweisen. Was mich viel mehr schlaflos macht ist, dass diese extreme religiöse Einstellung und die scheinbare Gelassenheit (Gott wird’s schon regeln) hier einen unglaublichen Perfektionsdrang zudeckt. Ich weiß nicht, wie sich dieser Drang der Eltern, alles perfekt zu machen und gleichzeitig nicht selbst verantwortlich zu sein, der jetzt schon in kuriosem quartalsweisem „Umerziehen“ des Kindes mündet, auswirkt. Mir wird Angst um das Kleine, gerade, wenn ich mich mit den Auswirkungen normaler unbewußter frühkindlicher Dressur (zum „sosein“, statt zum einfach sein oder der Weitergabe von elterlichen „Defiziten“) beschäftige. Wie wird das dann erst in so einem falle "enden"? Leider werden bei solchen Menschen auch „weltliche“ Erziehungsratgeber wie kleine Bibeln angesehn. Einmischen will ich mich auch nicht, weil einem Männchen, das noch keine Kinder aufgezogen hat, ohnehin jegliche Meinung und vor allem jeglicher Instinkt abgesprochen wird, aber auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen sie nicht, nur auf Weisheiten anderer...sehr sehr traurig. Ich ahne, was hier geschieht, es tut ein bisschen weh.
Wie verhält man sich bei diesen Dingen gegenüber so gläubigen Menschen, finde einfach keine befriedigende Lösung?

Viele Grüße
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Bärchen
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Post Mon, 19.Jul.04, 20:54      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hui, das ist schwierig.... Zutiefst religiöse Menschen leben einfach in einer Traumwelt, wo der gütige Gott schon alles regelt. Hier kann man nur hoffen, daß diese Menschen nie wirkliche Probleme kennenlernen und dann draufkommen müßen, daß sie bis jetzt in einer Traumwelt gelebt haben.
Wie gesagt, akzeptiere ihre Einstellung, und versuch nicht mit ihnen zu diskuttieren, weil das nichts bringt. Ein Mensch, der an Gott glaubt, ist rationalen Argumenten einfach nicht mehr zugänglich....

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Post Mon, 19.Jul.04, 21:09      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

hui.
eine gute frage.
ich wohne in der stadt, wo es wenig religöse menschen gibt, während meine cousine richtig "bigott" geworden ist, ihr leben nach "gott" richtet und jeden tag in die kirche geht etc. ich akzeptiere das solange ich damit in ruhe gelassen werde, und nicht gewzungen werde jedesmal mitzugehen,.

bin zwar selber religiös, aber ich glaube.. anders einfach,. (fragt nicht!).
es ist aber auch eine frage der religion des anderen. ich zb habe probleme mit einem tiefreligiösen moslem umzugehen, weil mir die kultur zu fremd ist ... (was nicht heisst dass ich rassistin bin, bevor jetzt persönlche angriffe kommen *fürcht!*)
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Helene T.
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Post Mon, 19.Jul.04, 21:43      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob!

Ich fürchte, da gibt es erst mal einiges zu sortieren und nachzufragen. Vielleicht wird es dir dann klarer.

Hiob wrote:
Zum Verständnis, ich bin auch mal mit diesen Werten aufgewachsen, habe mich aber aus eigenem Bedürfnis, davon distanziert u. mich vor Jahren seelisch u. papiermäßig losgelöst, ganz einfach um meine Integrität zu wahren.

Ich persönlich bin der Meinung, man kann sich der christlichen Gemeinschaft auch zugehörig fühlen ohne definitiv der Religionsgemeinschaft zugehörig zu sein. Schließlich ist unser gesamtes Gesellschaftssystem auf dem christlichen system aufgebaut.
Trifft das so ca. deine Einstellung oder bist du da ganz weit weg davon?

Hiob wrote:
Ich habe Angst, dass diese Menschen, sollten sie doch eines Tages mal die Grundlagen ihres Glaubens in Frage stellen, aufwachen, und bodenlos fallen.

Du erwähnst ja auch die Eigenverantwortlichkeit. Wenn sie die an einen Gott abgegeben haben, dann sind sie für diese Entscheidung eigenverantwortlich! Ich gehe einmal davon aus, dass sie sich sehr bewusst für diesen weg entscheiden haben, so es erwachsene Menschen sind. Und damit bist du da raus. Damit musst du leben.
Sollten sie tatsächlich so abstürzen wie du befürchtest, dann liegt es an dir Hilfestellung zu leisten oder nicht. Dann ist es deine Entscheidung, davor sehe ich keine.

Hiob wrote:
Mir liegt eben EINE Person sehr am Herzen und ich fürchte, sie würde so ein „Aufwachen“ mit ihrem Leben bezahlen. Aber ich kann ihr doch nicht inzwischen ein Netz häkeln, was sie irgendwann mal auffängt...fühle mich verantwortlich und hilflos.

Ist das das Kind von dem du weiter unten sprichst?
Rechtlich lässt sich da mal sicher nichts machen ausgenommen du kannst ihnen Vernachlässigung nachweisen. Einmischen ist nirgendwo sinnvoll. Eines der Themen das Müttern Krampfadern im Hals bereitet ist wenn sich die Schwiegermutter in die Kindererziehung "einmischt". Bei anderen Menschen ist das auch nicht sinnvoll.
Was du tun kannst, das mit den Netz häkeln ist eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn dir das möglich ist, halte einfach als "Onkel, Pate" oder sonst was, Kontakt zu dem Kind. Damit hat es zwar möglicherweise kein Netz, aber das Ende eines Seiles zum Rausziehen wenn es sich einmal entscheidet zu hinterfragen, dann ist jemand da der vertraut ist. Mit der Hilfe hat es später eine weit größere Chance als mit jemandem der sich mit den Eltern verkracht, weil er sich einmischt.

Hiob wrote:
Eine andere Sache ist diese unerträgliche Fröhlichkeit und Sorglosigkeit...es ist ja bewundernswert, aber ich fühle mich, wenn ich Eigenverantwortung übernehmen will und an mir und meinem Leben arbeite, von diesem „gönnerhaften Lächeln“ furchtbar beleidigt. Wie geht man mit diesem Hass um?

So. Ich sehe da zwei Fronten. Die eine für dich "die unerträgliche Leichtigkeit des Glaubens" die andere deine: Die Starken werden nicht getröstet, Wege zur Eigenverantwortung.
Gut. Du weißt ja was du ablehnst. Kann ich gut nachvollziehen. Die andere Seite wird sich auch nicht ändern, es sei denn langsam oder durch deinen befürchteten Schock.
Ich sehe es so, dass es nicht sinnvoll ist, ihnen ihr Verhalten weiter vorzuwerfen. Das ändert die Situation nicht. Dem einzigen dem es was bringt bist du: weiterer Ärger.
Andererseits ist es aus meiner sicht auch nicht nötig ihnen deinen Weg näher zu bringen. Es ist dein Weg und geht diese Menschen nichts an. Du benötigst dafür nicht deren Erlaubnis. Ihren Applaus bekommst du auch nicht.
Also wozu tust du dir das dann an? Was erwartest du von ihnen?

Hiob wrote:
Sie haben nun noch Nachwuchs bekommen...jetzt hab ich weniger Bedenken um ein „Erziehen zum Glauben“ oder die manchmal gefährlich sorglosen Verhaltensweisen.

Kannst du das konkretisieren? Hast du die Befürchtung, dass das Kind nicht ordentlich versorgt wird? Gibt es da Vernachlässigung des Kindes?

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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Hiob
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Post Mon, 19.Jul.04, 23:36      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Helene,

Quote:
Ich persönlich bin der Meinung, man kann sich der christlichen Gemeinschaft auch zugehörig fühlen ohne definitiv der Religionsgemeinschaft zugehörig zu sein. Trifft das so ca. deine Einstellung oder bist du da ganz weit weg davon?


Ich möchte mir meine Ansichten selbst suchen und nicht übernehmen, auch wenn es dauert. Beispielsweise finde ich es einen Unterschied Bescheidenheit aus sich selbst zu entwickeln und zu leben, als sie zu kopieren (oder gar zu heucheln). Ich bin in meinen Augen sehr weit weg von deren Einstellungen und Realität, in fremden Augen sicher nicht.

Quote:
Du erwähnst ja auch Eigenverantwortlichkeit. Wenn sie die an einen Gott abgegeben haben, dann sind sie für diese Entscheidung eigenverantwortlich!

Wer im Laufe seines Lebens zur Religion wechselt, dem glaube ich das, hier nicht, hier sehe ich es als blinden Gehorsam. Das ist nur mein Eindruck, aber er bildet das Fundament für meine Sorge.

Es fällt mir schwer, einfach mein Gefühl von Verantwortung abzugeben, für jemanden aus meiner Familie. Kontakt werde ich ganz sicher halten, meinetwegen könnten sie auch alles verschenken und die Bibel ins Althebräische übersetzen, das wäre ok... aber es ist schwer, ich weiß nicht, wie ich dieses Netz „häkeln“ soll. Ich würde gern was tun, aber was?

Es klingt ja immer vernünftig, wenn ihr sagt, lass sie machen, was sie wollen und mach selber was du denkst. Aber was ist mit meinem Hass? Was ist mit ihren unfairen selbstgefälligen Gesten und Äußerungen? Was ist, wenn du mit dem Loslassen bald an einem Grab stehst?

Quote:
Was erwartest du von ihnen?

Ich erwarte von ihnen nichts.

Quote:
Hast du die Befürchtung, dass das Kind nicht ordentlich versorgt wird? Gibt es da Vernachlässigung des Kindes?


Nein, nein, alles in Ordnung, über manche „Leichtfüßigkeit“ seh ich hinweg, auch wenn ich Campingurlaub mit Babies in Norwegen, abseits der Zivilisation u.ä. schon im Grenzbereich sehe. Ich mach mir eher über die Dressur des Kindes Gedanken. Denn was ich hier gefährlich finde, ist das Klima aus wechselnder Verantwortung, Perfektionismus, absolutem Denken, dem furchtbaren Zwang die Kontrolle zu haben (was früher in meinen Augen mal eine handfeste Essstörung war) und Autoritätsgläubigkeit. Das betrifft halt auch alle möglichen Ratschläge von ihren Eltern/Freunden und Büchern. Als Kind würde ich in diesem Umfeld irre werden. Wenn ich die Zusammenhänge zwischen elterlichen Verhaltensweisen und dem, was sie damit anrichten können her nehme und hier beobachte, wird mir himmelangst.

Quote:
Sollten sie tatsächlich so abstürzen wie du befürchtest, dann liegt es an dir Hilfestellung zu leisten oder nicht. Dann ist es deine Entscheidung, davor sehe ich keine.

Ja, mag sein, dass du hier Recht hast, das würde ich jetzt mal grummelnd so annehmen...

Zum leichteren Verständnis. Mir kommt das ganze vor, als ob da jemand mit selbstsicherem Lächeln vor mir steht und mich im Grunde auslacht, in dem Glauben im Namen des Herrn sowieso keine echten Fehler machen zu können, seine Kinder unwissend quält ...und evtl. eines Tages in völliger Verzweiflung da steht, ohne einen Pfennig in der Tasche und weder ein noch aus weiß, weil das Wertesystem zusammenbrach und die Kinder die unmöglichsten Probleme haben. Ich würde mich missbraucht fühlen, dann helfen zu DÜRFEN. ...auch dann würd ich wohl, so blöd ich bin da sein, aber das ist eine ganz üble Art und Weise. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Wenn ich meine eigenen Sorgen wiederum auf einen Gott abwälzen würde, wär das vielleicht hilfreich für mich, aber die Menschen?, die leiden real.

Viele Grüße Hiob
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Post Tue, 20.Jul.04, 8:47      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob!

Zuerst noch eine Frage, machst du zur Zeit Psychotherapie?
Und, warum hast du den Nick Hiob gewählt?

Hiob wrote:
Wer im Laufe seines Lebens zur Religion wechselt, dem glaube ich das, hier nicht, hier sehe ich es als blinden Gehorsam. Das ist nur mein Eindruck, aber er bildet das Fundament für meine Sorge.

Das sehe ich nicht so wie du. Ich kenne tief religiöse Menschen mit einem beneidenswerten Gottvertrauen, die haben in ihrem Leben noch nie Kontakt zu einer anderen Religion.
Aber das tut in der Sache nichts zur Sache.
Grundsätzlich darf jeder Mensch so sein wie er möchte. Das heißt, er darf anders sein als du und ich, muss dafür absolut niemanden um Erlaubnis bitten und es darf ihn dafür niemand seiner Würde berauben. Wenn du den Menschen unterstellst, dass sie es nicht ehrlich meinen, dann sehe ich es so, dass du ihnen einen Teil ihrer Würde nimmst. Um es mal brutal auszudrücken: das steht dir nicht zu! Solange sie niemandem mit ihrem Verhalten Schaden zu fügen, dürfen die so sein wie sie sind, ganz egal ob dir das passt oder nicht.
Ich verstehe schon, dass du dich damit nicht gut fühlst, würde mir unter ähnlichen Umständen genau so gehen, aber noch mal, du kannst ihnen sagen was dir nicht gefällt, aber das war es dann auch schon.

Hiob wrote:
Es fällt mir schwer, einfach mein Gefühl von Verantwortung abzugeben, für jemanden aus meiner Familie.

Du kannst nichts abgeben was du nicht hast. Wenn du selbst einmal Kinder hast bist du für die mitverantwortlich. Wenn du jemandem hilfst, der zu dem Zeitpunkt keine Eigenverantwortung tragen kann, warum auch immer, dann trägst du eine Zeitlang Mitverantwortung. Aber das trifft zur Zeit ja nicht zu.

Hiob wrote:
Es klingt ja immer vernünftig, wenn ihr sagt, lass sie machen, was sie wollen und mach selber was du denkst. Aber was ist mit meinem Hass?

Der ist allerdings dein Problem! Darum meine Frage nach Psychotherapie. Du bist jetzt 29 Jahre alt. Da solltest du dein eigenes Leben leben können und deine Herkunftsfamilie das machen lassen, was die eben möchten. Ich gehe einmal davon aus, dass es dich nerven würde oder auch tut, wenn jemand dir permanent Vorschriften macht was deinen Lebensstil betrifft. Das gleiche trifft umgekehrt auch zu.
Hass ist ein Gefühl das es gilt ernst zu nehmen. In der Therapie kannst du dir mal in aller Ruhe die Wurzel dieses Gefühls ansehen, die Auswirkung und wie du damit klar kommst, damit es dich nicht auffrisst.

Hiob wrote:
Was ist mit ihren unfairen selbstgefälligen Gesten und Äußerungen?

Das ist das was du empfindest. Ob das auch so gemeint ist von den Menschen sei dahingestellt. Die machen sich unter Umständen genau solche Gedanken wie du um sie.

Hiob wrote:
Was ist, wenn du mit dem Loslassen bald an einem Grab stehst?

Jeder Mensch stirbt einmal, früher oder später. Manchmal kommt mir der Gedanke hoch: Was wenn mein Partner jetzt sterben würde? - Es geht mir damit nicht gut. Aber jetzt lebe ich, lebe mit ihm und vergifte mir das Leben nicht damit. Eine der passendsten Antworten auf die Angst vor dem Grab zu stehen ist zu leben.

Hiob wrote:
Quote:
Was erwartest du von ihnen?

Ich erwarte von ihnen nichts.

Offenbar nicht, denn sonst hättest du nicht diese Probleme! Möchtest du ihre Anerkennung/Achtung für deinen Weg? Gibst du ihnen die Achtung/Anerkennung für deren Weg?

Hiob wrote:
Als Kind würde ich in diesem Umfeld irre werden. Wenn ich die Zusammenhänge zwischen elterlichen Verhaltensweisen und dem, was sie damit anrichten können her nehme und hier beobachte, wird mir himmelangst.

Offenbar hat das Kind diese Angst nicht, denn sonst hättest du schon darüber geschrieben.
Viele Eltern dressieren ihre Kinder in die unterschiedlichsten Richtungen. Schlimm, aber nicht zu verhindern. Es ist der Job des erwachsenen Menschen seine Herkunft, die familiären Rituale und Tabus zu hinterfragen und für sich ins rechte Licht zu rücken. Bei den meisten Menschen passiert das in der Pubertät, dann kommt noch ein Schub so um 29 rum und spätestens mit ca. 40 wird es Zeit die Erwartungshaltung gegenüber der Herkunftsfamilie drastisch runter zu schrauben, denn dann dreht sich auch meistens der Spieß um, die Eltern brauchen häufig die Hilfe der Kinder. Das geht jedem Menschen so. Und diesem Kind auch. Es wird einmal lernen Eigenverantwortung zu übernehmen und dann seinen Weg selbst wählen, ob dir der passt oder nicht.
Es gibt Menschen die hatten als Kind ein absolutes Schei*leben, empfinden das gar nicht so und führen eine ganz normales Leben. Und es gibt Menschen die wachsen in einem behüteten, liebevollen Umfeld auf und werden Drogensüchtig, depressiv und weiß nicht was. Die Kindheit ist sicher eine Basis im Leben und kann einem Menschen eine Starterleichterung sein oder schon mal eine Bremsklotz, aber was der erwachsene Mensch daraus macht ist seine Verantwortung, nicht die der Eltern und sicher nicht deine.

Hiob wrote:
Mir kommt das ganze vor, als ob da jemand mit selbstsicherem Lächeln vor mir steht

Beneidest du die um dieses Verhalten?

Hiob wrote:
Wenn ich meine eigenen Sorgen wiederum auf einen Gott abwälzen würde, wär das vielleicht hilfreich für mich, aber die Menschen?, die leiden real.

???? dich geht nur dein Leben was an. Gegen das Leiden der Menschheit kannst du nicht viel tun. Du kannst dem Menschen neben dir helfen der dich um Hilfe bittet. Du kannst deine Fähigkeiten zur Verfügung stellen in welcher Form auch immer, um zu helfen wo es angesagt ist. Das ändert zwar das Leiden um genau deine Hilfe, aber du hast keine Verantwortung für das Leiden anderer Menschen, es sei denn du hast das Leid zugefügt.

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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Hiob
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Post Tue, 20.Jul.04, 16:26      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Liebe Helene,

ich lese aus deinem Text, dass alles prima ist, wies ist und ich doch die Äuglein zu machen soll und mich mal um eine Therapie kümmern könnte. Fühle mich wie ein Fahrgast, der einer Vergewaltigung zusehen soll, und erklärt bekommt, er sei nicht verantwortlich u. das Opfer „kann später mal damit zurecht kommen oder eben nicht“. Ich glaub einfach nich, dass jeder unverantwortlich ist und der, der leidet einem unbeeinflussbaren Schicksal entgegen geht oder selber schuld ist, weil er noch nicht in Therapie ist. Das ganze erinnert sehr an „Religion zur Ruhigstellung der Unterprivilegierten“.

Nun bin ich dir nicht böse, finde aber schade, dass du auf meine Kernaussagen nicht eingehst, sondern nur in mir das Problem siehst. Sind meine Bedenken aus der Luft gegriffen?
Quote:
Zuerst noch eine Frage, machst du zur Zeit Psychotherapie?

Ich war und bin in meiner eigenen Therapie. Die Frage ist sehr sehr voreingenommen formuliert...leider ist mein anfänglicher Zorn dadurch entstanden. *schmunzel*
Quote:
Wenn du den Menschen unterstellst, dass sie es nicht ehrlich meinen, dann sehe ich es so, dass du ihnen einen Teil ihrer Würde nimmst. Solange sie niemandem mit ihrem Verhalten Schaden zu fügen, dürfen die so sein wie sie sind, ganz egal ob dir das passt oder nicht.

Sie meinen es ehrlich, das respektiere ich, aber es ist nicht ihr freier Wille, der die Entscheidung traf. In meinen Augen richten sie Schaden an, den nicht der liebe Gott, sondern die Gemeinschaft reparieren muss. Wenn ihr Gott dem Kind sein Leiden ersparen könnte, beruhigt das ihr Gewissen, das mag schön sein, aber kann man sich darauf verlassen? Ich finde das zweifelhaft, weil das Risiko, dass es KEINEN Gott gibt, bei Dritten liegt. Die positive Wahrscheinlichkeit, dass es Gott gibt kostet der Religiöse mit Loslassen aus, die negative baden andere aus.
Quote:
Hass ist ein Gefühl das es gilt ernst zu nehmen. In der Therapie kannst du dir mal in aller Ruhe die Wurzel dieses Gefühls ansehen, die Auswirkung und wie du damit klar kommst, damit es dich nicht auffrisst.

Wenn bei Ungerechtigkeit immer der ungerecht behandelte einfach nur zur Therapie müsste, dass er ruhiggestellt wird, kann der Täter in Seelenruhe weitermachen. Kann es nicht sein, dass der Täter auf diese Weise seinen Willen hervorragend durchsetzen kann?
Quote:
Möchtest du ihre Anerkennung...Gibst du ihnen die Anerkennung für deren Weg?

Ich habe einmal echte Hilfe gebraucht und sie haben für mich gebetet, ich weiß wohl was ich von ihnen für Hilfe erwarten kann...heiße Luft.
Quote:
Hiob: Mir kommt das ganze vor, als ob da jemand mit selbstsicherem Lächeln vor mir steht

Quote:
Helene: Beneidest du die um dieses Verhalten?

Du, es tut ein bisschen weh, wenn du das so formulierst. Um ihr sorglos rücksichtsloses Verhalten beneide ich sie, denn ich hab ein Gewissen, sie haben Gott. Und ich beneide sie um die Menschen, die ihnen später mal helfen, denn die Erfahrung lehrt, dass rücksichtslose Menschen auf die Füße fallen...es ist bitter.
...du machst mich ganz wuschig mit der Frage, ich empfinde das zutiefst ungerecht. Vielleicht liegt da der Schlüssel. *grübel* Vielleicht sollte ich den Hass einfach da hin fließen lassen, wo er hingehört...und es drauf ankommen lassen.
Am Ende hat mich dein Text doch noch berührt. *schweigen*

Ich glaub ich werd ihnen einfach mal sagen, dass ich es nicht ertrage, so abwertend behandelt zu werden, und dem nicht einfach genauso primitiv entgegnen will, sondern ne vernünftige Lösung möchte. Dass ich nicht für deren Leben verantwortlich bin, naja, das kann ich ja mal setzen lassen und wird wohl die beste Variante sein...mit dem Kind, das sehe ich aber anders, da kommen wir zwei auch nicht überein. *lächel* , ich dank dir übrigens für deine Worte, Helene, sie treffen mich besser als nur Zustimmung, freu mich! bussi

Viele Grüße
Hiob
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Post Tue, 20.Jul.04, 17:14      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hiob wrote:
ich lese aus deinem Text, dass alles prima ist, wies ist und ich doch die Äuglein zu machen soll und mich mal um eine Therapie kümmern könnte.

Das ist deine Unterstellung und habe ich nicht gesagt. Dreh mir nicht meine Worte im Mund um.

Hiob wrote:
Ich glaub einfach nich, dass jeder unverantwortlich ist und der, der leidet einem unbeeinflussbaren Schicksal entgegen geht oder selber schuld ist, weil er noch nicht in Therapie ist. Das ganze erinnert sehr an „Religion zur Ruhigstellung der Unterprivilegierten“.

Das ist ebenfalls deine Interpretation und hat mit meinem Inhalt nichts zu tun.

Hiob wrote:
Nun bin ich dir nicht böse, finde aber schade, dass du auf meine Kernaussagen nicht eingehst, sondern nur in mir das Problem siehst. Sind meine Bedenken aus der Luft gegriffen?

Welche Kernaussage? Du schreibst so viel, dass ich keinen Kern erkennen kann. Es kann niemand hier die Probleme die diese Familie hat oder möglicherweise hat lösen. Hier können wir nur auf das eingehen was du schreibst, vorzugsweise über dich. Was diese Familie betrifft haben wir nur deine Aussage, keine Stellungnahme dieser Menschen dazu. Und somit lässt sich dazu auch keine Aussage machen.
Ob deine Bedenken aus der Luft gegriffen sind kann hier niemand beurteilen.

Hiob wrote:
Quote:
Zuerst noch eine Frage, machst du zur Zeit Psychotherapie?

Ich war und bin in meiner eigenen Therapie. Die Frage ist sehr sehr voreingenommen formuliert...leider ist mein anfänglicher Zorn dadurch entstanden. *schmunzel*

Ich habe nur eine Frage gestellt, nicht mehr. Die Wertung ist deine, nicht meine.

Hiob wrote:
Sie meinen es ehrlich, das respektiere ich, aber es ist nicht ihr freier Wille, der die Entscheidung traf.

Wie kommst du zu diesem Urteil?

Hiob wrote:
In meinen Augen richten sie Schaden an, den nicht der liebe Gott, sondern die Gemeinschaft reparieren muss.

Welchen Schaden richten sie an, an wem?

Hiob wrote:
Wenn bei Ungerechtigkeit immer der ungerecht behandelte einfach nur zur Therapie müsste, dass er ruhiggestellt wird, kann der Täter in Seelenruhe weitermachen. Kann es nicht sein, dass der Täter auf diese Weise seinen Willen hervorragend durchsetzen kann?

Wer behandelt dich ungerecht? Wodurch fühlst du dich ungerecht behandelt?

Hiob wrote:
Ich habe einmal echte Hilfe gebraucht und sie haben für mich gebetet, ich weiß wohl was ich von ihnen für Hilfe erwarten kann...heiße Luft.

Welche Hilfe hast du erwartet?

Hiob wrote:
Quote:
Hiob: Mir kommt das ganze vor, als ob da jemand mit selbstsicherem Lächeln vor mir steht

Quote:
Helene: Beneidest du die um dieses Verhalten?

Du, es tut ein bisschen weh, wenn du das so formulierst. Um ihr sorglos rücksichtsloses Verhalten beneide ich sie, denn ich hab ein Gewissen, sie haben Gott.

Schließt es "einen Gott zu haben" aus ein Gewissen zu haben?

Hiob wrote:
Und ich beneide sie um die Menschen, die ihnen später mal helfen, denn die Erfahrung lehrt, dass rücksichtslose Menschen auf die Füße fallen...es ist bitter.

Sehe ich das richtig, dass du sie um eine Situation beneidest die möglicherweise gar nicht passieren wird?

Hiob wrote:
Ich glaub ich werd ihnen einfach mal sagen, dass ich es nicht ertrage, so abwertend behandelt zu werden, und dem nicht einfach genauso primitiv entgegnen will, sondern ne vernünftige Lösung möchte.

Was hältst du für eine vernünftige Lösung?

Hiob wrote:
Dass ich nicht für deren Leben verantwortlich bin, naja, das kann ich ja mal setzen lassen und wird wohl die beste Variante sein...mit dem Kind, das sehe ich aber anders, da kommen wir zwei auch nicht überein.

In welcher Form kannst du dir Mitverantwortung vorstellen?

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Post Fri, 23.Jul.04, 10:13      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

sprichst du von Opus Dei??
LG
Brigitte
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Post Fri, 23.Jul.04, 11:37      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Brigitte

wen meinst denn du?, Hiob oder Helene? Rolling Eyes

Grüße Hiob
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DeMut
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Post Fri, 23.Jul.04, 19:42      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

Quote:
Wenn bei Ungerechtigkeit immer der ungerecht behandelte einfach nur zur Therapie müsste, dass er ruhiggestellt wird, kann der Täter in Seelenruhe weitermachen. Kann es nicht sein, dass der Täter auf diese Weise seinen Willen hervorragend durchsetzen kann?


Ja, kann sein. Aber nur wenn das Opfer auch Opfer sein möchte. Wenn sich das Opfer anders verhält, muss es nicht zwangsweise zu der von Dir erwarteten Tat kommen.

Hier mal ein paar Denkanstösse für Dich - vielleicht eröffnet Dir das neue Perspektiven auf Dein Problem:

Du fühlst Dich ungerecht behandelt? Du fühlst Dich als Opfer - und bist gleichzeitig neidisch auf den Täter, der seinen Willen durchsetzt? Wenn Du willst, dann kannst Du auch Deinen Willen durchsetzen - und musst den entsprechenden Täter-Preis dafür bezahlen. Willst Du das? Oder willst weiter den Opfer-Preis bezahlen? Dann darfst Du auch nicht klagen - beides geht nicht!

Du fühlst Dich moralisch gegenüber der religiösen Gruppe erhaben - wie sonst erklärst Du Dir, dass Du jemanden "retten" willst? Wundert es Dich, dass Du da einen Konflikt mit Dir selbst austrägst, wenn Du die anderen nicht akzeptierst? Kommst Du Dir auch nicht akzeptiert vor?

Wer ist hier eigentlich das Opfer? Die zu rettende Person? Oder Du?

Denk mal drüber nach!

Liebe Grüsse

DeMut

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Willst Du, was Du noch nie hattest, musst Du tun, was Du noch nie getan hast.
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Alte_Tanne
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Post Fri, 23.Jul.04, 21:13      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hiob wrote:


Ich habe Angst, dass diese Menschen, sollten sie doch eines Tages mal die Grundlagen ihres Glaubens in Frage stellen, aufwachen, und bodenlos fallen. Mir liegt eben EINE Person sehr am Herzen und ich fürchte, sie würde so ein „Aufwachen“ mit ihrem Leben bezahlen. Aber ich kann ihr doch nicht inzwischen ein Netz häkeln, was sie irgendwann mal auffängt...fühle mich verantwortlich und hilflos


Jeder Mensch ist in der Gemeinschaft ein Netz von Natur aus, da musst du nicht angestrengt häkeln, jeder kann das. Wenn du dich - ohne religiöse Ratschläge zu geben - nach dem Befinden erkundigst und Bereitschaft signalisierst, dass du als Freund da bist, dann wird der von dir geliebte Mensch auch in dieses Netz springen können. Und trotzdem kann er auch beschließen, dein Netz zu übersehen oder zu verweigern. Das ist dann nicht deine Verantwortung. Er springt vielleicht in ein anderes Netz, das du als Netz nicht erkennen kannst.
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Post Fri, 23.Jul.04, 22:46      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo demut,

Quote:
Wenn sich das Opfer anders verhält, muss es nicht zwangsweise zu der von Dir erwarteten Tat kommen.

Wenn das Opfer ein Kind ist, wird es dem nichts entgegenzusetzen haben.

Quote:
Du fühlst Dich ungerecht behandelt? Du fühlst Dich als Opfer - und bist gleichzeitig neidisch auf den Täter, der seinen Willen durchsetzt? Wenn Du willst, dann kannst Du auch Deinen Willen durchsetzen - und musst den entsprechenden Täter-Preis dafür bezahlen. Willst Du das? Oder willst weiter den Opfer-Preis bezahlen? Dann darfst Du auch nicht klagen - beides geht nicht!

Es geht nicht um mich. Das war auch der Kern der bedauerlichen Meinungsunterschiede zwischen Helene und mir. In den Fällen wo ich beleidigt bin, hab ich kein wirkliches Problem, es ist nur bedauerlich, gerade von Menschen mit so hohen moralischen Werten so herablassend behandelt zu werden. Auch der Umgang mit anderen Menschen scheint hier geprägt vom „Delegieren“ der Verantwortung. Ich werde weder Täter- noch Opferpreis bezahlen, weil ich nichts von beiden sein will. Ich will sein, was aus mir entsteht, nicht, was mir übergestülpt wurde...du spürst evtl. gerade selbst, wie schwer es für andere ist, das zu akzeptieren. *lächel*

Quote:
Du fühlst Dich moralisch gegenüber der religiösen Gruppe erhaben - wie sonst erklärst Du Dir, dass Du jemanden "retten" willst?

Ich möchte keine religiösen Menschen retten, sondern ich mache mir HIER Gedanken über die Auswirkungen ihrer Religiosität und ihrer anderen Problemen auf ihren Nachwuchs. Ihr persönliches Schicksal hat mir Helene bereits erklärt und das akzeptiere ich auch. Ich fühle mich erhaben?, das ist ein ausdrucksstarker Satz. Wenn es Erhabenheit ist, sich Gedanken zu machen, weil Menschen aus meiner Familie möglicherweise Schlechtes droht, dann bin ich erhaben. Wenn Erhabenheit das Urteil über die Sorge ist, dann bin ich´s nicht. Sicher wird man die Welt nicht mit „sich um andere Gedanken machen“ verbessern können, das will ich auch nicht, aber warum muss ein religiöser Mensch auch den Versuch (anderer) so bekämpfen?, bedauerlich.

Quote:
Wundert es Dich, dass Du da einen Konflikt mit Dir selbst austrägst, wenn Du die anderen nicht akzeptierst? Kommst Du Dir auch nicht akzeptiert vor?

Die Menschen, um die es mir geht, schätze ich und akzeptiere sie, und sie mich auch, das finde ich fair. Ich mag ihre Religion nicht, aber toleriere sie, da sie ihnen hilft. Der Konflikt in mir ist mein inzwischen entwickeltes Gewissen und meine anfänglich religiös geprägte Erziehung.

Quote:
Wer ist hier eigentlich das Opfer? Die zu rettende Person? Oder Du?

Ein Kind, was für die Menschen, die du so engagiert verteidigst, möglicherweise leiden muss, und das nur, um deren Ansprüche zu erfüllen. Das ist eigentlich der einzige noch offene Punkt, in allen anderen Punkten bin ich bereits überzeugt worden, nur hier noch nicht.

Quote:
von Alte Tanne:
Jeder Mensch ist in der Gemeinschaft ein Netz von Natur aus, da musst du nicht angestrengt häkeln, jeder kann das. Wenn du dich...nach dem Befinden erkundigst und Bereitschaft signalisierst, dass du als Freund da bist, dann wird der von dir geliebte Mensch auch in dieses Netz springen können.

Ja, das sehe ich auch so, er wird in ein Netz springen, was andere für ihn knüpfen, die wiederum ihre Handlungen aber „selbst nicht verstehen“. Es ist sehr leicht, auf die Hilfe anderer zu vertrauen, wenn man sich dessen bereits gewiss ist. Genau das sehe ich in ihren Augen, es ist traurig. Sad

Viele Grüße
Hiob


Last edited by Hiob on Sat, 24.Jul.04, 7:03; edited 1 time in total
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Post Sat, 24.Jul.04, 0:47      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Religion kann man zu beiden Seiten drehen, auch bei Fundamentalisten. Gott regelt nicht alles, dazu hat er sich ja um die Ecke gebracht.

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Post Sat, 24.Jul.04, 9:12      Re: Umgang mit religösen Menschen Reply with quoteBack to top

Hallo Hiob,

Quote:
weil Menschen aus meiner Familie möglicherweise Schlechtes droht

"Möglicherweise" schreibst Du. Es ist also nicht erwiesen. Hier stehen zwei Weltanschauungen (Meinungen) gegenüber und keiner akzeptiert, dass der jeweils andere überhaupt Recht haben könnte. Wenn Du alleine nur akzeptieren würdest, dass die Anderen (solange nichts Konkretes bewiesen ist) Recht haben könnten - dann gäbe es keinen Konflikt. Umgekehrt übrigens genauso. Und Du behauptest, Du würdest sie und ihr Verhalten akzeptieren?

Quote:
Wenn das Opfer ein Kind ist, wird es dem nichts entgegenzusetzen haben.

Deine Aussage bestätigt, dass Du ein Opfer siehst - das Kind. Dass das Kind der Religion nichts entgegenzusetzen hat, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur eine Vermutung sein. Du hast es ja auch geschafft, Dich zu lösen - warum glaubst Du, dass Andere das nicht auch können? Warum glaubst Du, dass andere Menschen sich auch lösen wollen müssen?

Das sieht mir ein bisschen nach "Retter" aus: Du denkst, Du musst Anderen (Schwächeren) helfen. Warum glaubst Du, dass Andere schwächer sind?

Quote:
Ein Kind, was für die Menschen, die du so engagiert verteidigst, möglicherweise leiden muss, und das nur, um deren Ansprüche zu erfüllen.

Wie kommst Du darauf, ich hätte Partei ergriffen? Ich habe versucht, Deine Widersprüche aufzuzeigen. Macht Dich das nicht stutzig?
"Möglicherweise" taucht hier schon wieder auf - und Du behauptest, dass sie das Kind zur Befriedigung von deren Ansprüchen instrumentalisieren würden. Psychologisch gesehen gibt es keinen selbstlosen Retter, der nicht auch irgendwo einen persönlichen Gewinn aus dem Retten zu ziehen erwartet. Dazu passt übrigens sehr gut Deine Aussage, Du würdest Dich "missbraucht fühlen, dann helfen zu DÜRFEN". Was könnte Deine wirkliche Motivation für die Rettung sein? Instumentalisierst Du das Kind nicht auch für eine Rechtfertigung Deines Weges?

Wie alt ist das Kind eigentlich? Ich habe es in der bisherigen Diskussion nicht gefunden. Pragmatischer Ansatz: Man könnte sich regelmässig (z.B. einmal jährlich) zu Dritt (das Kind und je ein Vertreter der religiösen Richtungen) für einen Tag zusammensetzen und beide Sichtweise diskutieren. Das sollte beiden religiösen Überzeugungen nicht weh tun - und bei Eurem gegenseitigen Respekt möglich sein. So könntest Du auch regelmässig Dein Hilfsangebot erneuern, um dem Kind zu zeigen, dass Du im Zweifelsfall da bist. Vielleicht hilft es Euch ja auch zu einem besseren gegenseitigen Verständnis. Vor allem aber: diese Lösung bezieht das Kind ein - um um das geht es Euch ja auf beiden Seiten, oder?

Liebe Grüsse

DeMut

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