Heimatlos

sporadischer Gast 12 ,

Ich weiß nicht mehr weiter.

Leide seit meiner Kindheit an schweren Depressionen mit Selbstverletzung, ging aber nie in Therapie, weil ich dachte, ich könne "es" mit mir selber ausmachen. Seit einigen Jahren (bin 25) Drogenkonsum, weil durch die Stoffe die Angst und die Panik und die Sorgen (vermeintlich) kleiner werden. Letzten November dann Suizidversuch, und fortan war mir klar, ich muss mich in professionelle Hände begeben, sonst geh ich drauf.

Meine Psychiaterin ist eine tolle, klare Frau, und ich vertrau ihr 1000%ig. Sie bzw ihre Praxis ist der einzige Ort auf der ganzen Welt, an dem ich mich "daheim" fühle. Ich weiß nicht, ob das jemandem von euch auch so geht, dieses grauenhafte Gefühl der inneren Einsamkeit, das Bewusstsein, selbst unter den engsten Freunden immer noch allein zu sein, selbst wenn jene vermeinen, einen zu verstehen. Ich kann es nur unter dem Begriff "heimatlos" zusammenfassen, aber ich denke, dieser trifft den Punkt auch sehr gut. Wie auch immer, der einzige Ort, an dem ich mich nicht heimatlos fühle, ist die Praxis der Psychiaterin. Zu allem Unglück hab ich mich (bin lesbisch) nun auch noch in sie verliebt. Nun gut, wir probieren seit November alle möglichen Psychopharmaka durch (bisher waren es Seropram, Neurotop, Edronax, Cipralex, Truxal, und momentan ne Kombination Efectin ER und Remeron), und es ist immer wieder dasselbe: Zwei Wochen lang bin ich fast euphorisch, hab immense Kräfte, kann endlich die Dinge anpacken, die seit Monaten anstehen, schmiede Zukunftspläne ... Und dann, plötzlich, stürz ich wieder ab, und jedesmal noch mehr als zuvor. Ich hab langsam Angst, dass die Psychiaterin mir nicht mehr glaubt. Weiß einfach nicht, wie ich jemals aus diesem Kreis rauskommen soll .... Jetzt eben hab ich mich wieder geschnitten, und mir Koks reingezogen, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Diese Einsamkeit macht mich rasend, diese Unmöglichkeit, mich mitzuteilen, die Unmöglichkeit, jemanden zu finden, bei dem ich mich "zuhause" fühlen könnte ... Ich schlaf die meiste Zeit nur noch, weil ich nichts anzufangen weiß, und meine Kreativität ist vollkommen gedämpft (und das ist schlimm, weil ich Schriftstellerin bin). Ich hab das Gefühl, nur mehr zu existieren, nicht mehr zu leben. Und kein Ausweg ...

bitte schau zu, daß Du einen Entzug machst.Ich will nicht, daß Du Dich aufgibst und vor die Hunde gehst!Aber das geht nur, wenn Du dazu auch bereit bist - wirklich bereit und willens!
Was ist damit?Als ersten Schritt......
Mein Gott, daß Du Dich in Deine Thera verliebst....das Problem ist so alt, wie Therapien selbst.Und ist fast klar, daß es so kommen mußte, weil Du Dich da ja geborgen und angenommen fühlst.
Ich bin zwar kein Arzt, aber seit November so viele Medikamente gewechselt, glaube nicht, daß das das Gelbe vom Ei ist.Viele Medikamente
brauchen ja mehrer Wochen, bis sie richtig anfluten.Vielleicht mal mit einem Facharzt darüber sprechen, hm?
Das viele Schlafen ist ja bei Depris auch eher kontraproduktiv, obwohl ich sehr gut weiß, daß wenn die Kreativität im Eimer ist, Verzweiflung und
Einsamkeit über einem zusammenschlagen, man sich gerne ins Bett zurückzieht, weil auch das ein Ort der Geborgenheit und Wärme ist.
Du solltest aber viel eher raus unter die Leute, aber nicht unter Suchtkranke, sondern unter solche, die imstande sind, Dich "raufzuziehen"!

Liebe Grüße, omegaboomer

Würdest Du bitte, Dich selbst NEU erfinden und definieren????
Du KANNST es!!!!

sporadischer Gast 12 ,

Omega, danke für deine Antwort. Ich denke nicht, dass ich wirklich drogenabhängig bin; allerdings weiß ich net, wie ichs begründen kann, dass ich immer das Verlangen danach hab, was zu nehmen, selbst wenns mir wirklich gut geht ...
Der Therapeutin zu sagen, dass ich wieder was nehm, trau ich mir net, weil ich Angst hab, sie haut mich raus. Immerhin hat sie mir verboten, Drogen zu nehmen.

Was mich wirklich ängstigt, sind diese Gedanken, die manchmal in mir hochkommen: Der perverse "Wunsch", kranker zu sein, als ich bin, um ... ja, ich weiß nicht, was ich damit erreichen will ... Mitleid? Mehr Aufmerksamkeit? ... so was zu erreichen halt. Meine Therap hat letztens von einem Aufmerksamkeitsdefizit gesprochen. Aber Gott, ich kann ihr doch net sagen, dass ich am liebsten paranoid oder schizophren oder was weiß ich noch wäre, damit ich ihr Leid tue oder mehr Aufmerksamkeit erhalte oder was weiß ich ! Das is so abartig!

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

herlich willkommen gotho,

Quote:

Aber Gott, ich kann ihr doch net sagen, dass ich am liebsten paranoid oder schizophren oder was weiß ich noch wäre, damit ich ihr Leid tue oder mehr Aufmerksamkeit erhalte oder was weiß ich ! Das is so abartig!

weißt du, DA könnte der hase im pfeffer liegen.

was erwartest du dir von etwaigem mitleid? ich mein, was wäre dadurch POSITIVER für dich?

keine angst, hier verurteilt dich KEINER.im gegenteil- du wirst verständnis kriegen

sporadischer Gast 12 ,

Das is es ja, time. Ich weiß , dass nichts besser wäre, würde ich bemitleidet. Und das Strange is ja, ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen! Wenn sich alles nur um mich dreht, würd ich mich am liebsten verkriechen. Aaaaber ... vielleicht is das auch net die ganze Wahrheit, und etwas in mir, das ich net kontrollieren kann, will mit aller Macht im Vordergrund stehen? Ich weiß es net, ich weiß nur, ich ertrage es nicht, Aufmerksamkeit zu bekommen, aber ich sehne mich danach wie ein Verdurstender nach Wasser.

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

na gut gotho,

dann fasse ICH mal zusammen was ICH gehört hab.

du sehnst dich nach aufmerksamkeint, nach "gesehenwerden", hast nur aber große angst davor, weil du NICHT weißt wie es ist, aufmerksamkeit zu kriegen, GESEHEN zu werden?

irgendwie sowas?

sporadischer Gast 12 ,

Mh ... könnt hinkommen. Einfach die Angst zu nerven, lästig zu sein, und das Bewusstsein, Aufmerksamkeit nicht zu verdienen, weil ich nichts bin und kann.

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

ok. dann hast du ein erhebliches selbstwertproblem.

( übrigens kein monopol drauf Very Happy

)

glaubst du wirklich, deine thera hätte genau DAS noch nicht gemerkt?

du erscheinst mir ungeduldig zu sein....

Du bist ein Mensch, Du wurdest in diese Welt geboren und das genügt, verdammt noch mal, um "Raum einzunehmen", um im Mittelpunkt zu stehen, um Anspruch auf Gesehnwerden und Zuneigung zu h erheben und sie auch zu erhalten.
Du BIST Jemand und Du BIST wichtig - sonst wärst Du nicht da!

Entschuldige, wenn jetzt meine Emotionen durchgegangen sind, das ist weil ich genauso empfinde, wie Du und weiß, daß es falsch ist.
Und ich kränke mich wahnsinnig darüber, daß viele Menschen sich so fühlen, so "zweiter Klasse"!

Ich persönlich habe das Problem, wenn mir jemand "Gutes" entgegenbringt, daß ich ungläubig davorstehe und es nicht anzunehmen wage, weil ich glaube daß ich es nicht wert bin.Ich versuche aber jetzt vehement, diese alten Denkbilder über Bord zu werfen und mich neu zu erfinden.Mich muß man nehmen, wie ich bin, anders gibt es mich nicht.Und tut das jemand nicht, dann entferne ich ihn aus meinem Leben!

Nein!Hier lacht keiner über Dich.Hier wird man angenommen und die meisten gehen sehr, sehr vorsichtig miteinander um.Und immer wieder, wenn man sich "aussätzig" fühlt, ist irgendeiner da, der Dich knuddelt.

Alles Liebe für Dich, von omegaboomer

sporadischer Gast 12 ,

Nicht ungeduldig, time .... Ich weiß nur net weiter. Mittlerweile denk ich wieder nur mehr ans Sterben. Sitze vorm PC seit dem Vormittag, checke zwanghaft alle 5 Minuten meine Mailaccounts ... Langeweile is nur mehr ein Hilfsausdruck dafür. Und da ich nicht weiß, wie ich diese Leere in meinem Inneren bewältigen soll, schneid ich mich, nehm Drogen oder schlafe, in dem Wissen, dass nichts von alledem auch nur ein bisschen hilft. So what?

sporadischer Gast 12 ,

Omega, ich weiß das alles. Und wir arbeiten dran. Aber es ist schwer - wem sag ich das Wink

Dank dir.

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

na gut gotho, dann verstehe ich dich sehr gut ( bin siiiicher nicht die einzige).

das kriegen wir hin!

mit geduld

glaub mir

[nicht mehr wegzudenken] 2687 Deutschland W, 70

ääähhhhh,
das sollte nicht so klingen wie" streichel , alles wird gut mein junge" okay?

ich will nur dass du UNS vertraust und auch DIR.

sporadischer Gast 12 ,

Ich bin kein Junge Wink

Werds mal versuchen, das Vertrauen.

Mh, am Mittwoch hab ich wieder Therapie. Irgendwelche Tips, was ich ihr sagen kann, damit der nächste Samstag net wieder so trostlos wird?

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Heimatlos