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agony
neu an Bord!
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Berlin W, 19
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Mon, 12.Jul.04, 12:13 Bilder Verarbeiten? |
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Ich musste vor kurzem schreckliches mitansehen, ich komme allgemein relativ gut klar damit wenn ich abgelenkt bin, doch sobald ich etwas ruhe habe tauchen diese Bilder wieder auf und bilden einen Film in meinem Kopf. Wie verarbeite ich dieses Erlebnis so das ich auch ma eine Auszeit nehmen kann ohne jedes mal an diesen Vorfall erinnert zu werden?
thx im voraus
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Inspiration
Helferlein
133
NRW W, 53
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Mon, 12.Jul.04, 12:50 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Liebe Agony,
wenn ich dir meine Meinung dazu sagen darf, dann würde ich dir raten, keine so lange Auszeit zu nehmen.
Der Mensch ist ja allgemein dafür bekannt, dass er oft und gerne negative Erlebnisse verdrängt, umso stärkter tauchen sie dann irgendwann wieder auf.
Ich denke, du solltest mit jemanden darüber reden, über deine Gefühle, deine Betroffenheit, über die Bilder, die du nicht weg kriegst.
Nur so wirst du das schreckliche Geschehen verarbeiten können.
Es wird auch nach vielen Gesprächen immer noch schrecklich sein; aber du wirst besser damit umgehen können, es wird dich nicht mehr so quälen.
Ich selber habe vor vielen Jahren mal ein sehr dramatisches Erlebnis gehabt, hatte nie mit jemandem darüber gesprochen; und auf einmal, durch irgendeine Begebenheit brach es wieder aus der Versenkung hervor und quälte mich dermaßen, dass ich mich entschloss, mit jemandem darüber zu reden.
Es gab viele Gespräche. Heute bin ich froh, dass ich das gemacht habe, denn jetzt quält mich das Geschehen von damals nicht mehr.
Auch heute ist es noch schrecklich, und manchmal denke ich auch noch daran zurück. Die schrecklichen Bilder jedoch haben sich verabschiedet.
Lb.
Sonja
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_________________ carpe diem |
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agony
neu an Bord!
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Berlin W, 19
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Mon, 12.Jul.04, 13:02 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Ich habe schon so oft und so viel darüber geredet. Ich habe auch kein problem damit es zu schildern. Nur die Bilder werden von Tag zu Tag deutlicher und detailierter und das löst bei mir entsetzen und angstgefühle aus, also das mir später das selbe wiederfahren könnte.
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Mon, 12.Jul.04, 13:27 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Hallo agony,
du kannst mal hier auf den link gehen:
http://www.psychotraumatologie.de/
http://www.psychotraumatologie.de/selbsthilfe.htm
Da findest du einiges zum Thema.
Wenn das ganze schon länger als 4 Wochen her ist und ehr schlimmer wird,
würde ich mir dringend Hilfe suchen.
EMDR wäre z.B eine relativ schnelle Methode um mit so was besser klar zu kommen.
Unter Umständen zahlt es auch die Kasse. -
Einfach mal bei der Krankenkasse anrufen und verhandeln.
Ansonsten lohnt es sich auch eventuell das notfalls selbst zu bezahlen - so viele Sitzungen braucht man da meist nicht, gerade wenn sonst keine
längerfristigen Schwierigkeiten da sind.
lieben Gruß
und alles Gute
Nele
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Inspiration
Helferlein
133
NRW W, 53
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Mon, 12.Jul.04, 13:42 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Hallo Agony,
mit wem hast du denn darüber geredet, mit Freunden? Was haben die dir geraten?
Haben sie Geduld, dich anzuhören, oder wollen sie lieber „das Thema“ vom Tisch haben?
Ich kann nur ahnen, dass das Erlebnis sehr schrecklich gewesen sein muss, wenn du jetzt so große Angst davor hast, dass dir ein gleiches widerfahren könnte.
Da ich nicht weiß, was da geschehen ist, weiß ich nicht, was diese Angst bei dir auslöst.
Hast du schon mal an ein therapeutisches Gespräch gedacht?
Bestimmt könnte dir das bei der Bewältigung deiner Angst helfen.
Lb.
Sonja
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_________________ carpe diem |
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agony
neu an Bord!
4
Berlin W, 19
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Mon, 12.Jul.04, 15:34 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Danke für die links Nele, da dort ein so umfassendes angebot an Infomaterial ist brauch ich erstmal etwas Zeit um mir das durchzulesen.
zu Inspiration: Ich habe mit Familie und sehr guten Freunden darüber geredet die mir lange zugehört haben allerdings ist es bei meinen Eltern sehr schwierig da sie dabei waren und fast das gleiche durchstehen müssen im moment. Vielleicht sollte ich doch erklären was passiert ist.
Meine Oma litt an Lungenkrebs und wir hatten sie zur Pflege bei uns zu Hause da sie eine dreiwöchige Pause von der Chemotherapie hatte. Ich war ihre Hauptpflegeperson weil meine Eltern beide berufstätig sind. An einem Abend rief sie mich und als ich zu ihr kam spuckte sie unmengen Blut bzw. lief es ihr am Körper herunter und wurde bewusstlos. Sie hatte einen 5 cm großen Tumor der geplatzt war. Ich rief meine Eltern das sie den Notarzt verständigen und versuchte in der Zeit sie wiederzubeleben, Mundzumundbeatmung hatte allerdings kein zweck da immer noch viel Blut in ihrer Lunge war. Sie hatte ihre Zunge verschluckt, das einzige was ich machen konnte war sie rauszuziehen. Dann zog mein Vater mich weg das ich rausgehen soll um auf den Notarzt zu warten. Die kamen allerdings viel zu spät und konnten nix mehr tun. Nun seh ich meine Oma immer Blutverschmiert vor mir wie sie da hängt und ich nichts für sie tun konnte und die rufe von meinem Vater. Vielleicht mache ich mich auch selbst zu sehr verrückt aber es ist schwierig. Ich befürchte das ich später ähnlich sterben muss und das macht mir Angst.
An ein therapeutisches Gespräch habe ich noch nicht gedacht, es ist ja normal das Familienmitglieder sterben.
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aura
Helferlein
54
wien W, 25
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Mon, 12.Jul.04, 16:56 Re: Bilder Verarbeiten? |
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liebe agony,
sicher ist es 'normal', dass jemand stirbt, aber es ist schon ein unterschied, ob jemand z.b. abends schlafengeht und morgends nicht mehr aufwacht und dann kommt man und findet ihn, oder ob man direkt dabei ist, waehrend der andere stirbt. umso belastender ist es, wenn man selbst alles versucht, um zu helfen, aber es nichts genuetzt hat und noch die verzweiflung anderer familienmitglieder dazukommt. es ist ganz klar, dass du da so heftig darauf reagierst.
dass du das, was du erlebt hast, richtig einordnen kannst und eben auch nicht mehr dauernd diese bilder siehst, solltest du wirklich ganz viel darueber reden. sehr gut finde ich, dass ihr untereinander in der familie schon darueber geredet habt. es braucht seine zeit, bis sich das alles wieder legt.
wuensch dir noch alles gute,
aura
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Inspiration
Helferlein
133
NRW W, 53
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Mon, 12.Jul.04, 22:05 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Liebe Agony,
gerade lese ich deine Zeilen, und ich kann jetzt verstehen, wie schrecklich dieses Geschehen für dich gewesen ist.
Ich möchte dir und deinen Angehörigen mein aufrichtiges Beileid sagen.
Ich weiß, das kann dich nicht trösten. Du warst deiner Oma so sehr verbunden, ihr so nah. Alle Worte, die ich jetzt finde, werden deinen Schmerz nicht mindern, nicht löschen.
Du hast aber alles getan, was du konntest und deine Eltern auch.
Ich kann sehr gut verstehen, dass dich diese Bilder noch lange Zeit begleiten werden. Es ist nicht so einfach, sie wegzuwischen.
Niemand kann das, nicht einmal der stärkste Mensch.
Ich schrieb dir ja, dass ich auch mal so etwas Schreckliches erlebt habe. Es hat auch mit Sterben zu tun, nur eben anders, als es bei euch war.
Wie gesagt, du solltest mit deiner Familie darüber reden, so wie Aura es sagte. Reden ist sehr wichtig, damit du das Geschehen verarbeiten kannst.
Nein, sicher wirst du später nicht ähnlich sterben; das sind nur deine Gedanken.
Als das Unglück, von dem ich sprach, damals passierte, da dachte ich auch lange Zeit, dass ich auch mal „so“ sterben könnte. Dieser Gedanke machte mir damals auch große Angst.
Es ist normal, dass Menschen sterben, und obwohl wir das wissen, trifft es uns immer wieder sehr schmerzlich und oft auch unerwartet.
Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft.
Lb. Grüße
Sonja
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_________________ carpe diem |
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agony
neu an Bord!
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Berlin W, 19
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Tue, 13.Jul.04, 12:11 Re: Bilder Verarbeiten? |
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Danke für die vielen lieben Worte. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen außer das ich versuche eure Ratschläge zu befolgen. Ich bin noch sehr unsicher was ich als nächstes tun soll, denn reden tu ich ja schon die ganze Zeit. Jedenfalls vielen Dank.
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Wed, 14.Jul.04, 14:49 Re: Bilder Verarbeiten? |
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es hört sich nach einer Posttraumatischen Belastungsstörung an, passiert oft nach traumatischen Erlebnissen, wobei das für jeden Menschen was anderes bedeutet. Einer steckt einen Banküberfall, bei dem er als Geisel genommen wird, einfach so weg, ein anderer hat diese Störung bereits nach weniger aufwühlenden Situationen.
Viele, die ein solches Trauma erleben, werden die Erinnerungen nicht mehr los. Immer wieder kehren die Bilder zurück, führen zu Schlafstörungen und Albträumen, zu Misstrauen und Rückzug, zu hoher Aggressivität und Schreckhaftigkeit.
Erkennst du dich da wieder?
Wenn ja, dann würde ich eine Therapie schon in Erwägung ziehen. Natürlich ist es normal dass Menschen sterben, aber nicht jeder geht gleich damit um. Und es ist ja auch nicht so gewesen dass deine Grossmutter eines "ruhigen" und unspektakulären Todes gestorben ist, sondern da ist ja einiges an belastenden situationen passiert.
Lass dir helfen, durch professionelle Hilfe. Es ist "genug" passiert um das zu rechtfertigen (was du aber gar nicht müsstest).
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