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gehdanke
sporadischer Gast
6
Österreich W, 20
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Tue, 22.Jun.04, 16:52 Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Ich muss schreiben, sonst kann man mich alsbald 100 m tiefer vom boden aufkratzen. Ich muss schreiben, weil ich vor Angst ganz irr werd. Nicht nur im Kopf, mein Körper, alles alles alles leidet mit.
Ich muss das nun aufschreiben. Meine kranke Geschichte.
Ich mach seit kurzem Therapie, die Zwansstörung ist also diagnostiziert und trotzdem, trotzdem fürchte ich mich. Ich fürchte mich Tag für Tag vor meinen Gedanken und kann der Diagnose nicht vertrauen. Ich fürchte ich wolle sie nur als Entschuldigung verwenden, als Ausrede.
sicherheit ist was ich will und ich bekomm sie nicht. Ich bekomm sie einfach nicht.
Es fing mit dem Essen an. Manchmal dachte ich es wäre Gift im Essen und ich konnte nicht essen, manchmal aber dachte ich mir würde schlecht und ich konnte nicht essen. Und oft dachte ich schlichtweg: ich kann nicht essen und ich konnte nicht essen.
Und ich wurde dünner und dünner und meine Angst vorm Essen groß und größer.
Irgendwann, ich weiß es nicht mehr, ich war noch sehr klein, süßes dünnes Mädchen, kam die Angst vor Krankheiten dazu. Krebs. Hauptsächlich Krebs. In der Kirche hatte ich Angst vor einer an Krebs erkrankten aber bereits wieder geheilten Frau Angst.
Sonst tat mir mal der Bauch, dann das Knie, dann der kopf (= gehirntumor) weh.
dann angst vor blutkrebs, vor diabetes (ich war ständig durstig)... dann angst vor magenkrebs, die mich beinahe in den wahnsinn trieb.
dazwischen schlafstörungen. angst nicht schlafen zu können.
dann las ich zeitung und einen Artikel über Homosexualität und dachte mir, das könnte ebenso sein.
Und ich zerlegte mein Innerstes, starrte Frauen an, überprüfte das Level mener Erregung. Dachte ich müsste es unbedingt herausfinden, dachte ich müsste, alleind des gedankens wegen lesbisch sein.
Dachte an nackte männer, dann an nackte frauen. versuchte alles um es doch herauszufinden. bekam angst vor hübschen frauen. fürchtete mich in jede zu verlieben. dachte ständig erregt zu sein. suchte im internet nach comming out geschichten um mein leben mit dem leben dieser frauen zu vergleichen. beobachtete mein äußeres. wollte mich verlieben um es zu testen.
ich kam zu keinem schluss, außer dem, dass es wohl so sein muss, dass ich wie all die menschen in den comming out storys bloß vor meinem wahren ich fliehe.
obsession.
dann doch endlich liebe. verliebt in einen jungen. natürlich zweifel, aber doch eine sehr schöne Zeit. ich hab viel an ihn gedacht, war euphorisch.
und dann die gedanken ob ich ihn denn überhaupt liebe oder lieben darf, ob ich denn richtige gefühle empfände oder die auch nur eingebildet sein, ob ich womöglich vor meinem homosexuellen ich flöhe, ob ich ihn vermisse und zwar genug, ob ich mich nach ihm sehnte (und zwar genug), ob ich mit ihm ans ende der welt wolle, ober er perfekt sei, ob ich seine art 100%ig möge, ob ob ob ob
ich bin am ende. ich kann nicht mehr. ich hab angst, dass alles wahr ist. angst angst angst. verdammte verfluchte angst.
die therapie hilft zwar, doch bin ich momentan in einem tief, das mir unüberwindbar scheint. noch dazu schreibt hier nie jemand von derartigen problemen. also fürchte ich es ist alles wahr oder es wird alles whar. das ich doch meinen freund verlassen muss, ihn nie wollte, mir etwas vormache.
solche dinge.
ich fühl mich zum sterben, bin depressiv, unsicher, schüchtern, verträumt.
depressiv vor allem grad in diesem moment.
lg,
geh.danke
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Fri, 25.Jun.04, 10:51 Re: zwangsstörung. verzweiflung. angst |
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Hallo gehdanke,
was du schreibst, hört sich für mich an, als ob du ganz viel Angst hast, die Kontrolle zu verlieren. Das betrifft dann evtl. all die Lebensbereiche, die du schilderst. Also wenn du so sehr daruter leidest, tust du mit der Therapie ganz sicher das richtige, denn da muss sich was ändern.
In nem Forum wird dir niemand wirklich helfen können, ich wüßte nicht, wo man da anfangen sollte. Es kann dir aber sicher helfen den ersten Schritt zu gehn, und deine Gedanken mal zu ordnen, mal zu formulieren und mal rauszulassen. Vor allem auch mal jemand anderem deine Gedankenwelt zu öffnen, um festzustellen, dass da garnichts schlimmes passiert. Du schreibst, du hast selbst vor deinen eigenen Gedanken Angst, vielleicht glaubst du, du könntest wahnsinnig werden vor Angst, diesen Teil könntest du sicher mit dem konkreten Formulieren schon mildern. Lautes Sprechen, Tagebuch, Foren, kleine Aufsätze zu selbstgewählten Themen, Fragen aufschreiben und einige Tage später genau beantworten, wären sinnvoll.
Die eigentlichen Ursachen wird aber nur die Thera ans Licht bringen...ist doch schön, wenn es dir schon etwas hilft, dann lohnt es sich doch, ordentlich mitzuarbeiten. Wenn du dich gerade DURCH die Thera jetzt sehr verwirrt fühlst, dann mach dich mal nicht verrückt, das ist normal.
Zu deinen suizidgedanken, bitte denk dran, dass dein Problem vermutlich konkrete greifbare Ursachen hat, welche sich evtl. nur auf all die Gebiete AUSWIRKEN,... du bist sicher nicht komplett "verrückt", sondern es fühlt sich nur so an...weil du so viele scheinbar verschiedene Ängste entwickelst, die aber möglicherweise auf etwas Konkretes zurückzuführen sind.
Du glaubst vielleicht auch jetzt wieder, du hättest bei der Thera nicht alles im Griff und dir könnte sonstwas passieren und jetzt hättest du wiederrum dich nicht im griff, weil du so traurig bist. Lass mal ein bisschen los und lass dich ruhig mal auf die Thera ein, auch wenn´s weh tut, du wirst diese Gefühle ganz sicher aushalten können.
Alles Gute
Hiob
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Fri, 25.Jun.04, 14:12 Re: zwangsstörung. verzweiflung. angst |
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gib der Therapie ein bisschen Zeit. So schnell geht das leider nicht, wie wir das oft gerne hätten.
Aber du bist auf jeden Fall am richtigen Weg, glaub mir das. Die Richtung stimmt, aber die Zeit muss erst noch verstreichen.
In der Therapie kannst du alles sagen, du kannst jedes Gefühl äußern, brauchst keine Angst zu haben als komisch, dumm oder was auch immer zu gelten. Die Therapie ist der Ort wo du die Kontrolle ruhig verlieren kannst, nur nicht handgreiflich werden darfst. Sieh es als Ort wo du gut aufgehoben bist.
Die Erfolge werden sich einstellen, aber das dauert noch eine Zeit lang, ich kann dir leider nicht sagen wie lange. Und du kannst es auch nicht wissentlich steuern. Dein Unterbewusstsein hat da seine eigenen Regeln. Aber vertraue darauf dass dir die Therapie helfen kann und auch wird.
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krypton2
Helferlein
40
Deutschland M, 24
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Tue, 03.Aug.04, 18:33 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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ohh gott,ich dachte ich wäre der einizige wahnsinnige mit dieser speziellen form der angst.
ich hab auch angst davor bi zu sein[dass ich auf frauen steh ist für mich ja klar].
-ständig überprüf ich mich selbst,meinen erregungsgrad wenn ich männer oder homobilder seh oder mir vorstelle.
wenn ich eine kleine veränderung bei mir unten spüre[vermutlich duch meinen beschleunigten puls oder ungenaue bildliche vorstellungen von "normalen" praktiken] hab ich angst es könnte eine erregung sein.
dabei kann es sogar das gegenteil sein,dass "er" sich zurückzieht.
wenn ich merke dass ich nicht erregt bin,denk ich mir: vielleicht lässt du es nur nicht zu,weil du moralische bedenken hast,schlechtes gewissen.
-selbst wenn ich einen anderen kerl nur symphatisch finde und ihn leiden kann,hab ich angst es könnte mehr sein.
-ich hab anfangs auch meine lebensgeschichte mit der von homos verglichen.und auf jede parallele geachtet.sobald ich eine entdeckt hab,gingen bei mir die alarm sirenen los.
ständig die angst:
-was wenn du einer bist,der es nur nicht wahrhaben will und dic deshalb dagegen wehrst
-was wenn du später eine solche neigung in dir entdeckst(ala tv-roman)
ausprobieren will ich sowas auf keinen fall.
ausserdem könnte ich selbst dann mir noch sagen:du warst nicht locker,deshalb war nicht toll.
ich hab keine ahnung wie real oder unreal meine eigene meinung ist.immerhin WILL ich ja so nicht sein.kann ich mir denn dann überhaupt sicher sein objektiv diese frage zu beantworten.
aber wer wenn nicht ich.
ich fürchte erst wenn ich meine angst davor verliere so zu sein,dann kann ich die frage beantworten.
Nicht:eine entscheidung fällen,denn die fällt man glaub ich nicht selbst,darauf hatt man möglicherweise keinen einfluss.
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Arwen1983
Forums-InsiderIn
210
Augsburg- Bayern, Deutschland W, 20
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Wed, 11.Aug.04, 13:26 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Hallo zusammen!
Hallo gehdanke!
mir geht es genauso wie dir. nur, dass bei mir die diagnose schon vor zwei jahren gestellt wurde und ich mich seitdem damit tag für tag auseinandersetzen muss.
ich weiß wie es ist, wenn man ständig angst hat und nicht weiß was man dagegen tun kann. es ist wie in einem netz voll ängsten gefangen zu sein und keinen weg hinauszufinden.
ich würde an deiner stelle der therapie ein bisschen zeit lassen, man lernt erst langsam sich mit der diagnose "zwangserkrankung" anzufreunden, aber es kann funktionieren.
ich hab schon seit meinem neunten lebensjahr zwänge - mal ausgeprägt mal weniger ausgeprägt. seit einem schweren verkehrsunfall vor zwei jahren hat es sich dramatisch verschlimmert und da wurde dann auch schon die diagnose gestellt. anders wie bei dir, war ich irgendwie erleichtert, dass meine krankheit einen namen hat, weil ich schon dachte, dass nur ich alleine so völlig irrsinnige gedanken habe.
wie gesagt, lass der therapie zeit.- etwas anderes kann ich dir momentan auch nicht sagen. eins aber ist wichtig, dass du dir vor augen hälst: du bist mit deinen ängsten nicht alleine!!!!!! es gibt soviele menschen, denen es genauso geht wie dir- die genauso leiden und von ihren ängsten gequält werden.
ich weiß nicht, ob ich dir ein bisschen helfen konnte, aber meine erfahrung hat mir gezeigt, dass es helfen kann zu wissen, dass man nicht alleine ist.
lg, Arwen1983
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Thu, 12.Aug.04, 11:55 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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die Angst vor der Angst ist die grösste.
Wahrscheinlich, wenn du wirklich bisexuell wärst, wär das gar nicht so schlimm wie die Angst davor, bisexuell zu sein.
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Zwängler
Guest
W
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Fri, 13.Aug.04, 8:16 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Hallo,
Ich habe folgendes in einem Buch über Zwänge gelesen. Da war auch eine Frau, die Angst hatte ihren Sohn sexuell anziehend zu finden.
Wenn man sich auf einen Körperteil konzentriert, dann spürt man ihn auch. Das heißt, wenn ich Angst habe, daß ich lesbisch bin und immer in mich hineinfühle sobald ich eine Frau sehe, dann fühle ich ich auch etwas da unten. Aber das hat nichts damit zu tun, daß ich auf Frauen stehe.
Wenn man an eine Zitrone denkt, was passiert dann?
Na logisch, es läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Die Gedanken haben einen direkten Einfluß auf unser Gefühlsleben.
Ihr braucht keine Angst zu haben, daß ihr lesbisch oder schwul seid! Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering denke ich!
Ganz liebe Grüße
vom Zwängler
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feldhase
sporadischer Gast
12
Giessen M, 27
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Fri, 20.Aug.04, 19:08 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Hallo cobra2
Das was dich beschäftigt finde ich sehr interessant. Du beschreibst da ja eine regelrechte Homophobie. Hast Du Dich mal gefragt warum Du solche Angst davor hast Schwul oder Bisexuell zu sein? Ich denke,es ist vielleicht etwas einfach diese Thematik mit einem Krankheitsbild "Angst" abzutun.Vielleicht steckt da doch mehr dahinter? Was wäre denn so schlimm daran Bi oder Schwul zu sein? Was würde passieren wenn Du einen Typen geil finden würdest? Wärst Du ein schlechterer Mensch? Kann es sein dass Deine Umwelt (Eltern,Freunde etc) Dir irgendwie "beigebracht" haben dass es krank sei solche Gedanken oder Gefühle zu hegen? Kennst Du Leute die Bi oder homosexuell sind?
Mir ging es zeitweilig genauso.Ich muss dazu sagen,dass ich schwul bin und seitdem ich dass herausgefunden habe und dazu stehe es mir um Welten besser geht.Ich will Dir jetzt nicht einreden dass Du es bist.Aber mach Dir vielleicht mal Gedanken darüber was so schlimm daran wäre
Greetz,
der Feldhase
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gehdanke
sporadischer Gast
6
Österreich W, 20
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Mon, 23.Aug.04, 13:52 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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dir ging es genauso feldhase? wie in etwa war das und wie wurde es besser?
wie lang hielt die angst an? wie intensiv war sie.
hier noch ein link für alle interessierten
www.ocdonline.com
-> unter article "i think it moved" kann man mehr drüber nachlesen!
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feldhase
sporadischer Gast
12
Giessen M, 27
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Tue, 24.Aug.04, 20:11 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Hallo gehdanke
Bei mir war das so mit der extremen Angst,dass ich das schubweise hatte.Ich habe dann mit der Zeit herausgefunden,dass ich meistens Panik bekam wenn ich das Gefühl hatte die Kontrolle über mich oder über eine schwierige Situation zu verlieren.So war es zun Schluss so schlimm dass ich ständig dacht ich sei psychotisch oder würde jeden momment ne Psychose bekommen.Was ja eigentlich quatsch ist,weil man das selbst gar nicht merkt( habe ne Freundin die schon Psychosen hatte,daher weiss ich das).Bei mir war das so dass verdrängte Gefühle (wie Ärger oder Frust) sich in diesen Ängsten entlud,das war wohl irgendwie eine Art Ventil meiner Psyche mit der seelischen Belastung umzugehen.Habe dann ne stationäre Therapie gemacht,was sehr hilfreich war.Hatte dann die Angst nach 6 Monaten auch im Griff und habe jetzt seit einigen Jahren Ruhe.Habe allerdings immer noch so meine Probleme meine Gefühle zu zeigen und rauszulassen.So ein antrainiertes Verhalten braucht halt ne Zeit bis es durch ein gesünderes Verhaltensmuster "abgelöst" werden kann.Also hab Geduld Wie is das denn bei Dir? Machst Du ne Therapie?
Lieben gruss,
der feldhase
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krypton2
Helferlein
40
Deutschland M, 24
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Tue, 24.Aug.04, 20:57 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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also feldhase,deine geschichte mach mir angst.
ich denk mir,was wenn es bei mir auch so ist,ich so einer bin und es nur nicht wahhaben will.
genau diese gedanken haben mich erst so weit gebracht.solche werdegänge und lebensgeschichten,wie man sie im fernsehn und in zeitschriften liest.
klar leben die meisten von uns in einer umwelt in der homo/bi sein als schlecht gesehn wird.ic auch.obwohl ich mir denke,dass es im grunde nicht so schlimm ist,mag ich selber nicht so sein.es entsprict nicht meinem männerbild,dem ich entsprechen will.
mag sein das ich etwas homophob bin.aber nicht gegen andere.meine meinung dazu war bisehr immer,solange mich "die" in ruhe lassen sind sie mir egal.
meine angst von homohaftigkeit richtet sich gegen mich selbst.
klar ist das nichts wovor man eigentlich kein angst haben müsste.man müsste aber auch keine angst vor spinnen haben.hat man aber.
und das ist wohl meine schlimmste angst.
PS:hier zu schreiben zeigt mir,das mein problem eine angst ist.und es nicht zwangsläufig so sein muss wie bei dir.
mfg
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gehdanke
sporadischer Gast
6
Österreich W, 20
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Wed, 25.Aug.04, 8:04 Re: Zwangsstörung. Verzweiflung. Angst |
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Hallo Feldhase.
ja. ich mach jetzt therapie, im herbst wohl stationäre therapie.
die angst davor an einer psychose zu leiden - das hab ich öfter gehört, selbst aber nie erlebt.
wie aber wars im bezug auf deine sex. orientierung -> hast du das immer gespürt oder nicht?
ciao,
gehdanke
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