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Heinz
neu an Bord!
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Schweiz M, 30
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Tue, 22.Jun.04, 12:55 Negatives Verhaltensmodell der Mutter übernommen?! |
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Ich gestatte es mir nicht, wirklich glücklich zu sein, übe vielmehr oftmals Verhaltensweisen aus, von denen ich weiss, dass sie grundsätzlich oder in einem bestimmten Ausmass nicht gut für mich sind - und tue es dennoch!
Konkretes und wichtigstes Beispiel:
Trotz einer sehr guten und rasch absolvierten Ausbildung bin ich seit längerer Zeit arbeitslos, lebe von Gelegenheitsjobs und Erspartem, suche aber - entscheidend! - nicht wirklich intensiv nach einer angemessenen Arbeit. Da ich über ein gesundes (manche sagen, allzu gesundes ) Selbstbewusstsein verfüge und mich über eine neue berufliche Herausforderung freuen würde, glaube ich eigentlich nicht, dass ich mich hier vor einer (Lebens)Aufgabe drücke.
Anstatt mich also eingehend um die Arbeitssuche zu kümmern, "hänge" ich oft rum; verbringe Zeit mit meiner (was das "Ablenkungspotential" betrifft, glücklicherweise nicht in der Nähe wohnenden) zurzeit ebenfalls erwerbslosen Freundin (die ich, meistens jedenfalls, sehr liebe... ), surfe im Internet (Stellensuche ist dabei eben eher die Ausnahme), höre Musik, lese oder sehe fern. Dies sind natürlich allesamt Tätigkeiten, die mir Spass machen und hin und wieder denke ich mir auch, dass es doch eigentlich ein Privileg sei, von der Gesellschaft unvereinnahmt, ohne Verpflichtungen nach Lust und Laune leben zu können. Dennoch bin ich der grundsätzlichen Ansicht, dies ist, gerade auf Dauer, ein "falscher" Zustand und es würden diese Freizeitbeschäftigungen noch mehr Spass machen, wenn ich sie auch tatsächlich nur in der Freizeit, also als Lebensergänzung, ausüben würde.
Entsprechend würde ich meine gegenwärtige Situation als zufriedenstellend, manchmal sogar als glücklich, aber unbestrittenermassen nicht als optimal bezeichnen und bin ich der Ansicht, nur der "richtige" Job (was Tätigkeit und Arbeitsumfeld betrifft) wäre der Schlüssel zu einem weiteren Entwicklungsschritt, hin zu einem mittelfristig wirklich erfüllten Dasein - und dennoch handle ich - obwohl es ohne weiteres zumutbar wäre und in meiner Macht läge - nicht wirklich, um was zu verändern, sondern bleibe gefangen in meinem jetzigen "halbgaren" Lebensmodell....
Zu meiner Mutter:
Sie war allein erziehend und hatte wohl schon in jungen Jahren die Überzeugung, vom Leben nicht hinreichend "beschenkt" worden zu sein.
Obwohl ich durchaus das Gefühl hatte, geliebt zu werden (insbesondere auch durch diverse Erziehungsaufgaben übernehmende Grosseltern), hat meine Mutter ihren (Arbeits)Frust oftmals verbal an mir ausgelassen und die Prioritäten bei ihren Beziehungen gesetzt.
Heute lebt meine Mutter alleine, bekommt eine IV-Rente, ist stark depressiv und entsprechend ein sehr negativ eingestellter Mensch, was bei ihr insbesondere durch die extreme Fixierung auf ihren (vermeintlich, oft wohl eher eingebildet) schlechten Gesundheitszustand zum Ausdruck kommt.
Da ich trotz meiner selbst diagnostizierten "Potentialsverweigerung" in Sachen Pessimismus eigentlich das Gegenteil meiner Mutter bin, fällt es mir als nicht unter Depressionen Leidender meist schwer, mit ihr klar zu kommen, weshalb wir uns, obwohl wir nicht weit voneinander entfernt wohnen, nicht oft, vielleicht einmal die Woche, sehen.
Um zu einem Ende zu kommen...
Kann es sein, dass ich dieses negative Lebensmodell meiner Mutter, ihre pessimistische Einstellung, das Gefühl, es nicht geschafft zu haben bzw. es nicht schaffen zu können, ebenfalls verinnerlicht habe und so, "unbewusst", an der Erfüllung meines "Erfolgspotentials" gehindert werde?!
Es geht mir hier beileibe nicht darum, Verantwortung abzuschieben!
Vielmehr bin ich daran interessiert, meine auch für mich bisweilen seltsamen Verhaltensweisen - ebenjene "Glücksverweigerung", das Gefühl, nicht alles zu tun, was in meiner Macht steht, um einen optimalen Lebenszustand (statt eines lediglich befriedigenden) zu erreichen - zu verstehen und mit ihnen umzugehen lernen!
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Tue, 22.Jun.04, 13:18 Re: Negatives Verhaltensmodell der Mutter übernommen?! |
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Hallo Heinz!
Sieht so aus, als hättest du recht!
Die Muster der Eltern zu übernehmen ist nicht nur sehr häufig sondern fast als normal zu bezeichnen.
Das Thema ist jetzt, was machst du mit der Erkenntnis?
Aus meiner Therapieerfahrung weiß ich, dass der Weg vom erkennen des Problems bis zum selbstgestalteten unabhängigen Leben ein weiter ist.
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Mufflon
Helferlein
53
Deutschland W, 45
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Tue, 22.Jun.04, 14:51 Re: Negatives Verhaltensmodell der Mutter übernommen?! |
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Hallo Heinz!
Ich glaube nicht, dass Du das pessimistische Verhalten Deiner Mutter übernommen hast, schon alleine wegen der Erkenntnis: So will ich nicht enden. Vielleicht hast Du ja nur die falsche Ausbildung gemacht oder lässt sich aus Deinem Beruf nicht was machen, woran Du Spass hättest? Klingst doch eigentlich, als hättest Du was zu bieten, dann zeig es den Leuten auch!
Liebe Grüsse aus Remagen!
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