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Chell
sporadischer Gast
17
Irgendwo im Universum ;) M, 18
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Mon, 21.Jun.04, 19:33 Selbstmitleid verlieren |
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Hallo allerseits,
Mir geht es naja seit ungefähr einem 3/4 Jahr des öfteren nicht wirklich gut... Desöfteren versinke ich in eine Art "selbstmitleid"; eigentlich möchte ich es nicht so nennen, für mich ist es eher das Reflektieren von Geschehenem und die Traurigkeit darüber. Weiterhin fühle ich mich sehr einsam.
Ich erzähl jetzt erstmal einfach was über mich...
Also ich bin jetzt in der 12. Klasse auf einem Fachgymnasium (Schwerpunkt Technik).
Seit der 1. Klasse bis hmm hauptsächlich zur 8. habe ich die Verschleierung meiner Gefühle zu einer Perfektion gebracht. Mittlerweile verstecke ich sie sogar vor meinen Eltern, was ich vorher nie tat.
Ich wurde eigentlich nur gehänselt, wollte in der 5. und 6. so gut wie nie zur Schule. Deshalb habe ich nun die Fähigkeit meine Gefühle zu verstecken und ich glaube nicht, dass sie jmd. auch nur erraten kann.
Das bringt z.T. auch Vorteile..: Kein Lehrer weiß das ich ihn auf den Tod nicht aussthen kann obwohl es da so 2-3 gibt. Sie glauben trotzdem das ich halt so "normal gut" mit ihnen "kann".
In letzter Zeit hatte ich mich ein wenig geöffnet, was sich nun aber wieder geändert hat. Ich habe immer zu hören bekommen "Versink nicht in Selbstmitleid" und was es da noch für Sprüche gibt. Im Zuge dessen wissen nun auch meine Eltern nicht mehr von meinen Gefühlen.
Ich selbst bin der Letzte, der die wahren Gefühle von "Chell" kennt.
Ich bin einfach so traurig und manchmal irgendwie auch wütend, weil ich im Moment keinen wirklichen Freund habe und ich mich zwar nach einer Freundin sehne, sich aber noch nie jmd. (weibl.) für mich interressiert hat.
Mittlerweile glaube ich irgendwie, dass das eigene Mitleid dazu führt das ich auch irgendwie "uniterressant" wirke. Aber wie kann ich denn das "Selbstmitleid" "wegkriegen"?
Soll ich mir jetzt auch noch was vorspielen? Dem letzen Menschen auf diesem Planeten, der weiß was wirklich los ist?
Dazu sollte ich noch sagen, das in der Schule niemand glaubt, dass ich auch eine "lockere", menschliche Seite habe. Alle glauben ich sei der Megastreber und wenn ich mal die Hausaufgaben nicht habe glaubt mir das keiner..; zu weilen nich mal die Lehrer.
Jmd. der mich jetzt ein bisschen besser kennengelernt hat (in den letzen 2 Jahren) ist immerhin schon zu der Ansicht gekommen (jetzt schon) das es ja auch einen "Chell" gibt. Er meinte, dass er sich gar nicht vorstellen konnte das ich auch ganz locker drauf sein könne usw. usf.
Alle sehen in mir immer nur den, der supergut in der Schule ist, ne ganze Menge weiß und gar nicht "lebt". Mir ist Schule schon sehr wichtig, aber das allein reicht selbst mir dann auch nicht. Ja, ich bin immer noch ein Mensch. Für die meisten unglaublich - doch wahr.
Ich habe schon immer viel Reflektiert, wahrscheinlich tue ich das eh viel zu viel. Ich glaue eigentlich weniger an Zufälle und daran das DInge "einfach Geschehen". Ich glaub, dass ich viel zu viel nachdenke.
Hmm, jetzt irgendwie ein doch recht planloser Schwenk durch mein Leben, durch meine Probleme. Ich hoffe das ihr mir weiterhelfen könnt...
Ich denk mal das wir zusammen das hier schon eingermaßen zusammen kriegen so das klar wird, was ich will....
Wobei dieses eigentlich ganz einfach ist... "Glücklich sein".
Naja wohl doch nicht so einfach.....
Wie schon gesagt, ich hoffe das ihr mir irgendwie helfen könnt.
Sei es Betreffbezogen, bezogen auf die Kontaktschwierigkeiten oder "en general".
Vielen vielen Dank
Chell
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Inspiration
Helferlein
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NRW W, 53
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Mon, 21.Jun.04, 23:20 Re: Selbstmitleid verlieren |
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Hallo Chell,
ich versuche mal, dir zu antworten.
Kann es sein, dass vor ungefähr einem 3/4 Jahr irgendetwas in deinem Leben passiert ist, was für dich Anlass war, dich mehr und mehr zurückzuziehen – und das durch dieses Zurückziehen die Einsamkeit bei dir „an die Türe klopfte“?
Einsamsein macht traurig! Und wenn man nichts dagegen unternimmt, wird sich daran auch nichts ändern.
Der Mensch ist nicht geboren, um allein zu sein; er braucht Kontakte – Kommunikation!
Denk mal an ein neu geborenes Kind: Wenn es sich alleingelassen/einsam fühlt, dann schreit es solange, bis jemand kommt und es tröstet – es in den Arm nimmt – sich mit ihm beschäftigt –
das Schreien nach Aufmerksamkeit ist sehr viel intensiver als das Schreien, wenn es Hunger hat.
Was das Schreien für dieses neugeborene Kind, wenn ich es jetzt auf dich beziehe, würde das bedeuten: du musst auf die Menschen zugehen –
sie werden gewiss nicht an deiner Türe klopfen und fragen, ob sie dich aus deiner Einsamkeit befreien sollen – das musst du von dir aus tun.
Im zweiten Absatz sagt du, dass du schon in deiner ganzen Schulzeit deine Gefühle „verschleiert“ hast – durch die ständigen Hänseleien, denen du ausgesetzt warst, hast du dir einen Panzer zugelegt, sodass niemand mehr an dich richtig herankommt.
Auf der einen Seite soll dieser Panzer dich schützen, auf der anderen Seite macht er dich einsam und traurig.
Wenn man auf Menschen zugeht, muss man ja nicht jedem alles erzählen, du hast doch die Wahl, inwieweit du jemandem vertraust.
Wenn du einige Lehrer nicht ausstehen kannst, dann ist das nur normal, du musst sie ja nicht „lieben“ – sie dich auch nicht – es reicht da völlig, wenn man respektvoll miteinander umgeht.
Lass dich nicht von irgendwelchen Sprüchen beeindrucken, von wegen „Selbstmitleid“ oder so -
lass solche Reden wie Regen an dir ablaufen –
es ist nicht schlimm, wenn man traurig über dies oder das ist; es ist nur schlimm, wenn vorwiegend traurig ist - und wenn man nichts dagegen unternimmt –
du bist ganz sicher nicht uninteressant – du schreibst ja selbst“ ich glaube“, die in der Schule denken…
ich kenne das, wenn man immer denkt: die anderen haben die und die Meinung von mir –
da brauche ich mich ja nicht mehr bemühen, und die haben Recht –
kann auch verstehen, dass Gefühle von Wut in dir hochkommen, weil du dich allein und unverstanden fühlst -
zu viel Grübeln schafft immer neue „Probleme“ – und die „erschlagen“ einen dann…
ich bin auch so eine „Grüblerin“ –
heute weiß ich, dass zu viel Grübeln das „richtige Leben“ verhindert –
alles muss seinen richtigen Platz und sein richtiges Maß haben -
Freundschaften zu schließen, fällt umso leichter, wenn es gemeinsame Interessen gibt:
Unternehmungen, Veranstaltungen, Sport, Musik – es gibt so viele Möglichkeiten - denk mal nach, was dir Spaß macht - da gibt es bestimmt sehr viel - du hast wahrscheinlich vor lauter Grübeln alles vergessen...
Schade, dass du mit deinen Eltern nicht reden kannst –
Ich habe da aber eine Idee: versuche doch mal, ein paar Gesprächstunden mit einem Gestalttherapeuten zu vereinbaren. Ich denke, dadurch würdest du viele positive Ansätze finden.
Ich wünsche dir, dass du bald wieder sagen kannst: ich bin glücklich!
Lb. Grüße
Sonja
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