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nassia
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Post Sun, 20.Jun.04, 16:25      Mein Partner hat Krebs Reply with quoteBack to top

Vor knapp einem Jahr erkrankte mein Lebensgefährte mit 44 Jahren an Kehlkopfkrebs. Er wurde operiert und anschließend bestrahlt. Für kurze Zeit gaben wir uns der Hoffnung hin, die Krankheit besiegt zu haben.
Dann bekam er immer mehr Schmerzen, kollabierte immer wieder, konnte nicht mehr essen und lag beinahe nur mehr im Bett. Nun hat sich herausgestellt, daß sich wieder Metastasen gebildet haben, wieder in den Lymphknoten und zusätzlich in der Leber.
Ich selbst bin Krankenschwester und habe allzu oft gesehen, wie diese Krankheit endet, besonders wenn sie so weit fortgeschritten ist.
Die Schulmedizin "behandelt" natürlich weiter. Er soll wieder operiert werden und Chemotherapie bekommen und er selbst ist voll Zuversicht, was ja ganz wichtig ist. Ich will ihn bei all seinen Entscheidungen unbedingt unterstützen, aber es ist so furchtbar schwer Optimismus zu zeigen, wo mir keiner angebracht erscheint.
Freilich hab auch ich immer wieder Hoffnung auf ein gutes Ende und niemand kann wirklich prophezeien, was die Zukunft bringt.
Ich komme mir so unendlich schlecht vor, weil ich so negative Gedanken habe.
Und woher soll ich die Kraft nehmen, ihm immer wieder mit einem hoffnungsvollen Lächeln zu begegnen?

(Anmerkung Admin: Betreffzeile für die Übersichtsliste von "Wo soll ich immer wieder ein Lächeln finden?" auf obige präzisiert.)
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MartinM
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Wohnort D-Xanten
M, 39


Post Sun, 20.Jun.04, 16:51      Re: Wo soll ich immer wieder ein Lächeln finden? Reply with quoteBack to top

Hallo nassia

nassia wrote:
...Freilich hab auch ich immer wieder Hoffnung auf ein gutes Ende und niemand kann wirklich prophezeien, was die Zukunft bringt...
...es ist so furchtbar schwer Optimismus zu zeigen, wo mir keiner angebracht erscheint...


Als Krankenschwester solltest Du wissen das es auch in der Schulmedizin "Wunder" gibt. Ich denke, so lange noch Liebe und Hoffnung da ist, wirst Du ihm die Kraft geben Die Ihr braucht. Denn Optimismus ist immer angebracht, und es hat auch schon Fälle gegeben wo der Krebs besiegt wurde.
Auch ich war mal in der Situation wo der Arzt nur noch aus Pflichtbewustsein weiter behandelt hat (das war vor ca. 28 Jahren).

MartinM
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evian
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Wohnort Tirol
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Post Mon, 26.Jul.04, 20:35      Re: Mein Partner hat Krebs Reply with quoteBack to top

Mein Vater hatte als er 16 war auch Krebs.. Er kam aus dem Iran nach Deutschland, wo er 3 Jahre im Krankenhaus mit Op´s verbrachte. Ein Bein wurde amputiert. Jetzt ist er ein erfolgreicher UNO Diplomat (Nicht ganz so gesund, aber er lebt)Viele hatten den Glauben aufgegeben, doch er hats geschafft. Dein Partner kann es auch schaffen, woher ihr die Kraft schöpfen müsst, kann euch niemand sagen,das müsst ihr selber finden. Vielleicht helfen euch ebenso Geschichten von anderen Menschen wie diese.

Ich schicke euch viel Kraft, diese schwierige Zeit zu überstehen.
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Jump
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Wohnort Zentralschweiz
M, 30


Post Fri, 26.Nov.04, 9:52      Re: Mein Partner hat Krebs Reply with quoteBack to top

Liebe nassia

schade, dass ich Deinen Beitrag erst heute gefunden habe --
seit April ist meine Frau in der Chemo. Zwei Jahre lang hat man ihr Osteosarkom als Ziste diagnostiziert. Es ist unglaublich!

Anfangs machte ich auf Optimist und übte mich im "positiven Denken". Aber damit habe ich nur die Realität "elegant" verdrängt. Ich merkte gar nicht, dass ich innerlich immer mehr erstarrte in diesem Lügengebilde.

Ich hatte total Angst, meiner Frau meine Gefühle zu offenbaren. Ich wollte sie nicht mit meiner Sorge um sie, meiner Ohnmacht und meinem Überfordertsein belasten.

Als eine dritte Bekannte auf der Station verstarb, brach es regelrecht aus mir raus. Ich musste mit ihr über meine Gefühle sprechen. Ich konnte nicht mehr. Sie hatte es sowieso schon gespürt... Wir haben beide geweint. Es hat so gut getan!

Endlich war wieder Raum fürs Leben in uns. Raum für Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen! Die Erstarrung hatte sich endlich gelöst. Wir haben die Dinge beim Namen genannt und uns mit íhnen intensiv auseinandergesetzt. Damit haben sie eine Menge an Bedrohlichkeit verloren.


Die Medizin hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht. Es gibt keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben.
Martin Luther (?) soll gesagt haben: "Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen" -- wir wollen LEBEN. Wir wollen nicht mehr in Angst erstarren. Wir wollen LEBEN. Jetzt erst recht und nichts kann uns davon abhalten!!


Bitte sei nicht so streng mit Dir! Eine solche Situation überfordert einfach jeden! Ich war in ner Selbsthilfegruppe für Angehörige von Krebspatienten (heute habe ich die Kraft dazu nicht mehr) und es gab keinen unter ihnen, der nicht unter den gleichen Gedanken oder Gefühlen litt, wie Du es beschreibst!! Wir haben viel darüber gesprochen. Besonders, dass wir unsere Gefühle nicht zensieren sollen. Sie sind ein wichtiger Mechanismus, um die Situation zu verarbeiten!

Wir müssen Sorge zu uns selbst tragen, liebe nassia! Wir tun unser Bestes. Es fällt mir so schwer, mal einen Tag zu Hause zu bleiben, einfach mal Ruhe zu haben, um Distanz zu gewinnen. Raus in die Natur, entspannen im Thermalbad und danach was Feines essen gehen...

Für mich selbst konnte ich das nicht tun. Aber für UNS BEIDE...! Ich MUSS das! Sonst halte ich die nächsten Monate nicht durch!


Ich wünsche Dir und Deinem Partner von Herzen viel Kraft und Zuversicht

Liebe Grüsse
jump


PS. Schreibe mir, wenn Du magst, aber nicht übers Forum.
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