In Be-Ziehung

Forums-InsiderIn 366 vienna M, 28

Menschen sind. Im Laufe der Zeit erwächst aus einem vagen Eindruck des eigenen Seins eine konkretere Vorstellung. Ich lerne mich selbst kennen. Es wird offensichtlicher angemessen zu reagieren, weil ich mehr verstanden habe. Mehr von mir selbst über den Umweg durch den anderen Menschen. Sie sind unser Spiegel. Mein wahres Selbst erkenne ich darin aber nicht. Es werden Aspekte aus mir in ihnen reflektiert. Und so erkennt man Teile des Selbst bei jeder Begegnung mit anderen. Oft dreht es sich im Leben um Thematik. Solange ich mein Thema aber nicht begriffen habe, ist die Thematik ein Automatismus. Es dreht sich im Kreis und ich scheine ständig dieselbe Erfahrung oder Enttäuschung zu erleben - zwar immer in anderer Form, weil es von verschiedenen Menschen präsentiert wird, aber doch in hartnäckig beständiger Weise. Ein "Um-den-heißen-Brei-herumreden". Es ist eine Spirale, die sich nach unten dreht und dem Kern in der Tiefe in mir immer näher kommt. Je intensiver ich mir selbst über andere begegne, desto schmerzhafter wird die Erfahrung. Das mag deshalb sein, weil ich mir immer noch verweigere mich selbst anzuschauen. Mein Argument ist es blind zu sein für das Wesentliche, während ich mir doch gleichzeitig die allergrößte Mühe gebe alles zu verstehen. Zuerst die andere Seite - und dann, als Konsequenz daraus meine eigene. Rückschlüsse ziehen aus der Gegebenheit und meiner Reaktion darauf. Und wenn ich verstanden habe, dann sehe ich, daß ich am selben Punkt bin wie zu Beginn - nur eben eine Rotation näher an meiner Wahrheit.

Ich will gern eine Abkürzung nehmen. Keine kreisförmigen Begwegungen mehr, sondern in gerader Linie hin zu mir selbst. Und doch ist schon jene langsame Annäherung an mich die Spitze dessen, was ich ertragen kann. Meine Reserven sind am Limit. Und ich wünsche mir eine Auszeit. Und trotzdem! Ich will endlich auf Grund stoßen, um nicht mehr vage Gegebenheiten interpretieren zu müssen, sondern mir direkt ins Gesicht sagen zu können, wer ich bin. Ich kenne mich so wenig, obwohl ich doch ständig nichts anderes mache als mich selbst zubegreifen. Leider bin ich auf Spiegel angewiesen, die mir mir mein eigenes Bild entgegenwerfen durch den Filter dessen, was der andere ist. Wenn der andere sich aber genausowenig kennt wie ich mich selbst, wie zuverlässig ist dann das Bild, das der andere von mir hat? Und wieviel ist vernünftig mit so einem Bild meiner Selbst, das aus einem anderen kommt als konstruktivem Selbstbegreifen zu arbeiten?

Heute weiß ich mir wenig Rat. Weil weniger als je zuvor genüge ich mir selbst und kann begreifen was ich bin. Ich wünschte jemand käme und sagte mir: "Du bist was du bist. Nicht mehr und nicht weniger."

Helferlein 74 Bremen W, 38

Hallo Darius,

was Du beschreibst klingt sehr nach Freuds These des Widerholungszwanges Evil or Very Mad

der für alle Menschen gilt. Es fällt mir schwer darauf zu antworten, weil es so abstrakt bleibt.
Es gibt ja viele Wege zu verstehen, psychologisch oder spirituell, oder einfach indem mensch neue Erfahrungen gegen die Alten setzt und es ihm dadurch gelingt, seine negativen Wiederholungszwänge zu durchbrechen.
Positive Widerholungszwänge wird es nicht geben, sonst müsste es nicht Zwang heißen, wiederholen tut sich auch das Gute.
Zu lernen zu sehen, was auch gut war/ist, in der eigenen Kindheit und aktuell, kann auch an Neagtivem rütteln; das gelingt aber selten allein (ohne therapeutische Hilfe/andere Menschen).
Gelingt es nicht durch neue positive Erfahrungen, alte Muster zu durchbrechen, dann würde ich (habe ich auch) mir einen therapeutischen Weg aussuchen.

zwinkernd..

viel Erfolg und liebe Grüße

Anna-Lena

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