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Fantaghiro
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Post Sun, 13.Jun.04, 8:47      Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

manchmal verzweifle ich total an unserer gesellschaft. sie ist so kühl und oft genug viel zu hart. mich wundert’s überhaupt nicht, dass es so viele psychisch angeschlagene menschen gibt. sich auf jemanden einlassen, ist zur seltenheit geworden. nicht mal eltern lassen sich oft auf ihre eigenen kinder ein.
alles ist so schnelllebig, alles „machbar“, vorgefertigte lösungen müssen her und patentrezepte knallen einem nur so um die ohren, wenn’s probleme gibt.
deranats antwort auf emis kummer über die untreue ihres mannes war typisch dafür. da wird analysiert, die „wahrheit“, auch wenn sie noch so hart ist (wobei sie die ja gar nicht kennt) wird dem mitgefühl vorgezogen, ja, das wird sogar als etwas schlechtes hingestellt, das man sich nicht mal mehr erwarten darf.
ich verstehe das alles nicht. über psychologie weiß ich selber viel, aber sie ist nur ein denkkonstrukt. für einen menschen aus fleisch und blut, der leidet, ist sie in dem moment zu wenig.
neuere untersuchungen der wirkung von psychotherapie gehen doch immer mehr in die richtung, dass es weniger die methoden sind, die helfen, sondern die menschliche beziehung zum therapeuten.
wundert mich nicht. für viele menschen ist das oft die erste ansprechperson, bei der er ehrlich über seine gefühle reden kann, der ihm zuhört, zu verstehen und zu helfen versucht. ich glaube, es gäbe viel weniger therapiebedürftige menschen, wenn die menschen miteinander anders umgehen würden. wenn es weniger oberflächlichkeit gäbe und mehr echtes interesse aneinander. nicht immer dieses „bis hierher und nicht weiter“, wir müssen alle selbständig, unabhängig und tough sein. wieviele sind’s aber wirklich? ein psychiater, bei dem ich mal war, sagte, für ihn sei das fast eine art massenhysterie, wie abhängigkeit gesehen würde. dabei seien wir alle voneinander abhängig und in viel mehr bereichen als uns klar ist. das gehöre zum leben, weil wir soziale wesen seien. ein ich ohne ein du sei nicht vorstellbar.

ich bin mir bewusst, dass ich zu den sensibleren in der gesellschaft gehöre und dass es mein blickwinkel ist. aber dass ich damit ganz alleine da stehe, glaube ich nicht. das verzweifelte anpassen an jene, die sich über solche dinge wenig gedanken machen, die um einiges härter sind, halte ich jedoch für einen schlechten weg. und doch gibt’s selbst hier im forum viele ratschläge dahin gehend. sensible, gefühlsbetonte männer erhalten zum beispiel ratschläge und verhaltenslisten, wie sie sich ein anderes image verpassen können… das kann doch nur schief gehen, weil man(n) damit seine authentizität verliert.
warum können nicht die sensiblen zu ihren werten stehen und damit die anderen aufrütteln? meistens läuft es doch nur umgekehrt. und das finde ich wirklich schade.

lg
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vilareal
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Post Sun, 13.Jun.04, 18:25      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Fantaghiro!

Quote:

sensible, gefühlsbetonte männer erhalten zum beispiel ratschläge und verhaltenslisten, wie sie sich ein anderes image verpassen können


Ja, die hab ich und manche andere gekriegt. Und ich hab drüber diskutiert ... Nur: Befolgen werde ich diese Tipps nie weil sie nicht zu mir passen. Wäre nicht authentisch.

Quote:

ich glaube, es gäbe viel weniger therapiebedürftige menschen, wenn die menschen miteinander anders umgehen würden

Ich habe heute vormittag solche Gedanken gehabt. Es gibt wohl psychische Krankheiten. Die hat es immer gegeben und sie müssen behandelt werden. Mir kommt aber vor als wenn Therapeuten vermehrt professioneller Ersatz für verlorgengegangenes stützendes Umfeld wären. Gut finde ich das auch nicht. So wie Altenbetreung: In professionelle Hände gegeben. Zum Wohle von ???

lg,
v.
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Fantaghiro
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Post Sun, 13.Jun.04, 19:05      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Quote:
Mir kommt aber vor als wenn Therapeuten vermehrt professioneller Ersatz für verlorgengegangenes stützendes Umfeld wären

ja, das sehe ich auch so. ich möchte keine therapie schlecht machen, bin froh, dass es die möglichkeit gibt. aber es hängt schon auch mit den gesellschaftsstrukturen zusammen, nicht alle, die sie in anspruch nehmen, sind psychisch wirklich krank. bzw. manche würden's vielleicht gar nicht, wenn ein bisschen ein "wärmeres klima" zwischen menschen herrschen würde. deshalb meine ich, man sollte das soweit fördern wie es einem möglich ist - und eben nicht die tipps zum "anders sein" befolgen. im grunde mache ich gute erfahrungen damit. nur braucht es eine gewisse stärke, dazu zu stehen. und damit habe ich auch noch so meine probleme.
lg
f.
Naomi
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Post Mon, 14.Jun.04, 19:40      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Fantaghiro und vilareal,

Stimmt, oft wird auf Menschen unsensibel eingegangen, aber ist´s nicht oft und war´s nicht z.B. bei deranat auch ein Selbstschutz? Ich denke mir, wenn Menschen gelernt haben, so mit Problemen umzugehen, dann können sie natürlich auch nur solche Tipps weiter geben, bzw. wenig anderes an sich ran lassen, weil es ja das eigene Weltbild zerstören könnte, mit dem man sich arrangiert hat.

Grundsätzlich glaube ich zwar eher nicht, dass es Zeiten gab, wo Menschen wesentlich besser oder schlechter waren als heute, es gibt halt nur immer andere Probleme zu lösen, aber ich beobachte heute, gerade irgendwie auch bei der "jüngeren" Generation (oje, bin ich schon so alt? nein, Wink ) ein seltsames Zurückgreifen auf Darwinsche Theorien, und das natürlich auch verstärkt durch öffentliche Meinungsmache. Der Größere, der Stärkere setzt sich durch, die Ellbogen zählen, sonst nichts, Menschlichkeit und Solidarität sind nicht mehr wirklich gefragt. Und: Wer´s nicht schafft, ist selber Schuld, hat halt die falsche Methode angewandt.
Es gibt natürlich auch eine Menge Leute, die nicht auf diesen Zug aufspringen, aber der Trend ist irgendwie unübersehbar, leider.

In Bezug auf die Therapeuten sehe ich es aber eher so, dass Menschen früher auch viele psychische Probleme hatten, die aber leider oft unbehandelt geblieben sind. Sehe den heutigen Trend, dass Menschen eher bereit sind, eine Psychotherapie zu machen, eigentlich positiv. Wir haben ja gar keine Ahnung, wieviele Menschen beispielsweise nach dem 1. und 2. Weltkrieg psychische Schäden davon getragen haben, Männer und natürlich auch die Frauen, die den Krieg durchstehen mussten. Die Frauen der Männer, die überlebt haben, mussten dann die durch den Krieg verursachte Gewalt der Männer auch noch aushalten. Und das wurde dann natürlich auch noch an die nächste Generation weiter gegeben.

So Verhaltenstipps gibt es nicht nur für Männer sondern zuhauf auch für Frauen, und dann kommen noch die unzähligen Schmink- und Anziehtipps dazu. Ich würde sagen, dass es sensible, intelligente Frauen auch schwer haben.

Hallo Vilareal, weil du das Stichwort Altenpflege gebracht hast, wärest du bereit die Pflege deiner Eltern zu übernehmen? Erst wenn du ja sagst, und zwar du selbst, und nicht deine Frau oder deine Freundin, bist du glaubwürdig, sonst nicht in meinen Augen. Ja, und da sollte man den Leuten, die ihre Eltern zuhause pflegen, und das sind meist die Frauen, das wirklich auch anerkennen und diese sowohl psychisch als auch finanziell ausreichend unterstützen, denn das ist keine leichte Arbeit, die zehrt nämlich sehr an der Substanz.

Ich denke, es ist halt schon auch so, dass gerade jetzt, wo die Menschen durchscnittlich immer älter werden, der Bedarf an professionellen Pflegern sehr wohl auch gegeben ist, und diese Berufe sollten auch ausreichend entlohnt werden, glaube nicht, dass Private da alles leisten können.

lg Naomi

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vilareal
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Post Tue, 15.Jun.04, 12:22      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Naomi!

Quote:

Hallo Vilareal, weil du das Stichwort Altenpflege gebracht hast, wärest du bereit die Pflege deiner Eltern zu übernehmen? Erst wenn du ja sagst, und zwar du selbst, und nicht deine Frau oder deine Freundin, bist du glaubwürdig


Tja. Frau und Freundin hab ich nicht. Und wenns nur diese eine Möglichkeit gibt glaubwürdig zu sein dann bin ich es nicht. Ich würde meine Eltern nicht mal eine Sekunde lang pflegen so sehr hasse ich sie.
Jemand anderen aber gerne. Hoffe das gilt auch.[/quote]
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Naomi
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Post Tue, 15.Jun.04, 15:22      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo vilareal,

vilareal wrote:

Jemand anderen aber gerne. Hoffe das gilt auch.


Natürlich gilt das auch. Wink Aber jedenfalls wird dann jemand gebraucht, der, falls notwendig, deine Eltern mal pflegt. Und das werden dann vielleicht professionelle PflegerInnen sein. Die sind also doch nicht ganz so unnötig.

Meist ist es halt so, wenn Leute davon reden, dass alte Menschen doch zuhause gepflegt werden sollten, in Wirklichkeit gemeint ist, dass die Frauen sie doch pflegen sollen. Einem Mann würde sowas jedenfalls selten in den Sinn kommen. Das ist ganz stark in den meisten Köpfen drin, ohne dass es ausgesprochen wird, muss aber natürlich auf dich nicht zutreffen.

lg Naomi

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Last edited by Naomi on Tue, 15.Jun.04, 16:30; edited 1 time in total
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TauCeti
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Post Tue, 15.Jun.04, 16:13      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Quote:
warum können nicht die sensiblen zu ihren werten stehen und damit die anderen aufrütteln?

Das Problem der Leute die in "Selbstsicherheit und Kontaktschwierigkeiten" posten, ist nicht die große Sensibilität für andere Menschen. Das Problem ist die fehlende Sensibilität für ihre eigenen Bedürfnissen. Und wenn man ihnen sagt, mehr zu ihren eigenen Werten zu stehen, dann glauben sie dadurch an Sensibilität zu verlieren.

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Fantaghiro
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Post Tue, 15.Jun.04, 17:20      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

TauCeti wrote:
Quote:
warum können nicht die sensiblen zu ihren werten stehen und damit die anderen aufrütteln?

Das Problem der Leute die in "Selbstsicherheit und Kontaktschwierigkeiten" posten, ist nicht die große Sensibilität für andere Menschen. Das Problem ist die fehlende Sensibilität für ihre eigenen Bedürfnissen. Und wenn man ihnen sagt, mehr zu ihren eigenen Werten zu stehen, dann glauben sie dadurch an Sensibilität zu verlieren.

weil die optionen und vorschläge weniger dahin gehen, dass sie IHRE wahrheit vertreten, sondern eher dahin, sich so zu verhalten wie die härteren mit mehr egoismus. und damit sind sie nicht mehr authentisch.

"mehr zu ihren werten stehen" heißt ja für wirklich feinfühlige menschen (und nicht nur verschreckte und eingeschüchterte - die müssen nicht zwingend feinfühlig sein - da gibt's einen unterschied) dazu zu stehen, dass es eine feinfühligere sichtweise aufs menschsein gibt, die viele wertvorstellungen nach sich zieht.

aber die sind so wenig "in", dass die allermeisten davon abstand nehmen. doch die, die bestimmen, was "in" ist, sind nicht gerade die feinfühligen.

und das find ich schade.

lg
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Post Tue, 15.Jun.04, 18:42      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Quote:

das werden dann vielleicht professionelle PflegerInnen sein. Die sind also doch nicht ganz so unnötig.

Absolut nicht unnötig. Nein. Das wollte ich nicht sagen.

Quote:

wenn Leute davon reden, ... , in Wirklichkeit gemeint ist, dass die Frauen ... Einem Mann würde sowas jedenfalls selten in den Sinn kommen.

Ja, leider hast du recht!

Um was es mir vielmehr ging ist: Was früher menschlich soziale, nachbarschaftliche und freundschaftliche Kontakte erfüllt haben wird zusehends an professionelle Instanzen delegiert. Ich glaube, dass das nur beschränkt geht. Ich habe dabei ganz konkrete Beispiele im Kopf. Etwa der Vergleich wie mit Alkoholikern in meinem Umfeld als Kind umgegangen wurde. Verglichen mit dem Umgang den ich heute sehe. Einmal menschlich unterstützende Anteilnahme, das andere mal der Versuch die Leistungsfähigkeit möglichst schnell wiederherzustellen. Ist sicher vereinfacht und verzerrt. Mir kommt aber vor als ob diese Beobachtung einen wahren Kern hätte.

lg,
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Post Tue, 15.Jun.04, 19:18      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo vilareal,

vilareal wrote:

Um was es mir vielmehr ging ist: Was früher menschlich soziale, nachbarschaftliche und freundschaftliche Kontakte erfüllt haben wird zusehends an professionelle Instanzen delegiert.


Ach, ich glaube du siehst die frühere Zeit zu romantisch. Da hat´s genauso ungeheure Härten gegeben. Also, ich denke nicht, dass nachbarschaftliche und freundschaftliche Kontakte durch Professionisten ersetzt werden sollten. Die Professionisten sind aber für wirkliche Probleme hilfreicher als ein Laie.

vilareal wrote:
Ich glaube, dass das nur beschränkt geht. Ich habe dabei ganz konkrete Beispiele im Kopf. Etwa der Vergleich wie mit Alkoholikern in meinem Umfeld als Kind umgegangen wurde. Verglichen mit dem Umgang den ich heute sehe. Einmal menschlich unterstützende Anteilnahme, das andere mal der Versuch die Leistungsfähigkeit möglichst schnell wiederherzustellen.


Einerseits ist der Druck in der Arbeitswelt viel größer geworden als es noch vor 20 Jahren war, das ist richtig. Aber grundsätzlich glaube ich mal nicht, dass man mit Alkoholikern früher besser umgegangen ist als heute. Man hat nur vielleicht noch öfter weggeschaut. Ich find´s ein gutes Beispiel, denn gerade ein Alkoholiker braucht professionelle Therapie, selbstverständlich zusätzlich zu seinen sozialen Kontakten.

lg Naomi

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Fantaghiro
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Post Tue, 15.Jun.04, 19:31      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Quote:
denn gerade ein Alkoholiker braucht professionelle Therapie, selbstverständlich zusätzlich zu seinen sozialen Kontakten.


ich finde auch, dass professionelle hilfe sehr gut sein kann. aber das "zusätzlich zu seinen sozialen kontakten" ist oft das problem - leider.

denn die haben etliche nicht genügend.
sie sind nicht alle selbst daran schuld! als jahrelange alleinerzieherin kann ich ein lied davon singen, wer wie in der gesellschaft akzeptert wird. es war einfach hart.
lg
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Post Tue, 15.Jun.04, 19:43      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

@naomi

Quote:

Ach, ich glaube du siehst die frühere Zeit zu romantisch. Da hat´s genauso ungeheure Härten gegeben.

ja. Aber die einen ungeheuren Härten müssen nicht zwangsläufig durch ander ungeheure Härten ersetzt werden.

Quote:

denn gerade ein Alkoholiker braucht professionelle Therapie

Ja, schon. Nur kenne ich viele Leute die monatelang clean waren und nach der Entlassung es nicht mal vorbei am Bahnhofswirten geschafft haben! Oder die ich am Karlsplatz getroffen habe 3 Wochen nach der Entlassung. Diese Menschen klagen nicht über fehlende professionelle Therapie. Sondern über ein fehlendes Netz. Über das Fehlen von Menschn die ihnen trotzdem eine Chance geben.

lg,
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Post Tue, 15.Jun.04, 19:48      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Fantaghiro,

Fantaghiro wrote:
ich finde auch, dass professionelle hilfe sehr gut sein kann. aber das "zusätzlich zu seinen sozialen kontakten" ist oft das problem - leider.
denn die haben etliche nicht genügend.


Das ist richtig. Dass es Menschen gibt, die Probleme mit Sozialkontakten haben, aus welchen Gründen auch immer, hat´s aber früher auch gegeben. Auch in Großfamilien, drastisch gesagt, haben sich viele einsam gefühlt oder wurden ausgeschlossen. Es ist aus meiner einfach zu romantisierend zu sagen, früher war das alles besser. Die "gute alte Zeit" ist nämlich sooo gut gar nicht gewesen. Das glauben die Menschen nur immer im Rückblick, angesichts der Probleme der Gegenwart. Aber es stimmt schon, dass es heute mehr einsame Menschen, darunter viele alte Menschen, gibt als früher. Aber es gibt andererseits auch mehr Hilfsangebote. Und das wiederum sehe ich positiv.

Fantaghiro wrote:
sie sind nicht alle selbst daran schuld! als jahrelange alleinerzieherin kann ich ein lied davon singen, wer wie in der gesellschaft akzeptert wird. es war einfach hart.


Das glaube ich dir sofort, dass es sehr schwer ist, Alleinerzieherin zu sein. Und dass nicht alle selbst Schuld sind, wenn die sozialen Kontakte fehlen, ist für mich auch klar. Ich wollte ja nur darauf hinweisen, dass soziale Kontakte zusätzlich zur therapeutischen Hilfe wichtig sind oder halt wichtig wären.


Hallo vilareal,

selbstverständlich hast auch du Recht, dass es da oft Probleme gibt. Aber ich denke, Menschen können in einer Therapie lernen, nicht mehr zum Bahnhofswirten zu gehen und sich mehr soziale Kontakte zu suchen. Dieses Lernen kann man den Menschen nicht abnehmen. Dass sie es schwer haben, dass ihnen viele keine Chance geben, keine Frage. Aber ganz so hoffnungslos würde ich es trotzdem nicht sehen. Es gibt auch Wiedereingliederungsprogramme in den Arbeitsmarkt und so. Manchmal gibt es schon auch Menschen, die helfen wollen. Und es gibt Menschen, die es trotz widriger Umstände schaffen, das darfst du nicht vergessen.

lg Naomi

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Last edited by Naomi on Tue, 15.Jun.04, 20:07; edited 3 times in total
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Fantaghiro
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Post Tue, 15.Jun.04, 20:00      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

hallo naomi,

ich bin die allerletzte, die behaupten würde, in der vergangenheit war es besser! so sollte mein beitrag nicht aufgefasst werden.
ich wollte eher damit fragen, wie wir es in zukunft besser machen können. es gibt nämlich nicht nur die option "so wie früher" oder "so wie heute", sondern das heute gilt es, zu verbessern. gar nicht in die richtung vergangenheit, sondern in neue. jede zeit hat seine probleme - aber gerade das angehen dagegen führt uns doch weiter - oder?
lg
f.
vilareal
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Post Tue, 15.Jun.04, 20:04      Re: Menschlichkeit in unserer Gesellschaft Reply with quoteBack to top

@Fantaghiro

Quote:

es gibt nämlich nicht nur die option "so wie früher" oder "so wie heute


So seh ich das auch. Zum Beispiel muss ich mich oft furchtbar ärgern wenn manche Leute so tun, als würde aus dem Zusammenbruch des Kommunismus automatisch folgen, dass genau unserere Marktwirtschaft das alleinig seligmachende ist. So als hätte der liebe Gott für alles exakt zwei Möglichkeiten geschaffen....
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