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Shadowqueen
sporadischer Gast
25
Bielefeld W, 19
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Fri, 11.Jun.04, 21:02 Kindheitstrauma überwunden?! |
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Ein Bekannter (27 J.) von mir hatte eine sehr schwierige und traumatische Kindheit. Seine Eltern haben ihn nahezu verwarlosen lassen, sein Vater hat ihn vergewaltigt und geschlagen und sein Bruder hat sich erhängt, als er 11 war. Er sagt von sich selber, dass er das ganze verarbeitet hat (ohne Therapie) und dass es ihn nicht mehr beschäftigt. Auch ich habe die Meinung, dass er damit "klar kommt" und für saich abgeschlossen hat.
Als er jedoch letzens mal sehr hohes Fieber hatte, hat er zu mir gesprochen und Dinge wie zum Beispiel "Sag bitte nichts meinem Vater.." gesagt. Ich bin mir sicher, dass es Dinge aus seinem Unterbewusstsein waren. Eine Psychotherapeutin sagte mir, dass er sofort in eine Therapie gehen sollte. Meine Frage ist nun, ob es sein kann, dass traumatische Ereignisse, die man glaubt verarbeitet zu haben eines Tages "ausbrechen" können? Was hatte das Sprechen bei dem hohen Fieber zu bedeuten? Hat er nicht verarbeitet?
Hoffe, ihr könnt mir helfen...
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Sat, 12.Jun.04, 13:48 Re: Kindheitstrauma überwunden?! |
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Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er diese traumatischen Erfahrungen "verarbeitet" hat, bzw. so verarbeitet hat, dass nicht ständig die Gefahr einer Krise droht. Denn mir scheint es mehr, dass er von Kindheit an darin geübt ist, zu verdrängen ... in Phasen der physischen, aber auch psychischen Schwäche treten Ängste etc. wieder zu Tage, auch wenn irgendwann der Alltag Druck auf ihm lagert, der die alten, verkrusteten Wunden wieder aubricht und es zu schweren Krisen wie Depressionen, Manien etc. kommen kann. Deshalb würde ich dir auch raten, ihm eine Therapie nahe zu legen, nachdem du ihm gegenüber deine Beobachtungen und Vermutungen geäußert hast. Leider ist das Wort Therapie, Psychotherapeut usw. bei vielen Menschen sehr negativ besetzt und deine Aufgabe ist es, ihn von dieser negativen Einstellung wegzubringen, wenn er sie hat, du kannst aber auch mit Beratung anfangen. Entsprechende Beratungsstelle gibt es überall und ich kann dir auch gerne welche heraussuchen, wenn du das möchtest.
Schön, dass du dir solche Gedanken um deinen Freund machst.
Ich wünsche dir alles Gute!
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Shadowqueen
sporadischer Gast
25
Bielefeld W, 19
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Sat, 12.Jun.04, 15:00 Re: Kindheitstrauma überwunden?! |
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Vielen Dank für deine Antwort. Ich weiß, dass er einer Therapie sehr negatig gegenübersteht. Er meinte, er hätte wohl mal für kurze Zeit einen Therapeuten aufgesucht aber er konnte ihm nicht vertrauen und es hat ihm nichts gebracht. Die Frage ist nur, ob man das ganze überhaupt aufwühlen sollte, wenn es ihm im Alltag doch keine Probleme mehr bereitet?... *denk*
Was meinst du/was meint ihr?
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Sat, 12.Jun.04, 15:41 Re: Kindheitstrauma überwunden?! |
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Wenn es im Alltag Probleme bereitet haben wir eine Krise, wie man so "schön" sagt, eine Depression, eine Manie, Essstörungen ... all das sind Krisen. Ich denke immer, man sollte vorher handeln. Wenn jemand zur Psychosomatik neigt, sollte er sich beraten lassen, bevor es ernsthafte Probleme bereitet. Und dein Freund sollte sich beraten lassen, bevor die Wunden aufbrechen und vernarben, besser von einem Fachmann aufbrechen lassen und professionell verarzten lassen. Aber man einem Menschen natürlich nur helfen wenn er um Hilfe bittet oder sie zumindest zulässt. Alles andere ist Zwangsbeglückung die nicht zielführend ist. Deswegen kannst du ihm nur die Risiken vor Augen führen, auch vielleicht mit Hilfe dieses Forums, wo man nicht von irgendwelchen promovierten "ganz gescheiten" Leuten aufgeklärt, sondern von Betroffenen ins Geschehen eingeführt wird.
Meinst du, da besteht irgendeine Hoffnung ?
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Stöpsel2
Forums-Gruftie
917
Deutschland W, 35
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Sat, 12.Jun.04, 16:25 Re: Kindheitstrauma überwunden?! |
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Hallo Shadowqueen,
> Er meinte, er hätte wohl mal für kurze Zeit einen Therapeuten aufgesucht aber er konnte ihm nicht vertrauen und es hat ihm nichts gebracht.
Genauso ging mir das früher auch mal. Hab in einer Stadt gewohnt, wo es nicht soviele Therapeuten gab, hatte nicht so viel Auswahl und wußte auch nicht, wie man bei der Suche vorgeht, dachte, das ist eh egal, wo man hingeht. Heute weiß ich es (Internet läßt grüßen und auch diese Seite/Forum hilft dabei) besser. Aber damals hab ich 12 Std. Gesprächstherapie gemacht, konnte dem Th. nicht vertrauen und hatte das Gefühl, es bringt nichts. Hab dann wieder aufgehört und dachte mir "Psychotherapie, was soll der Sch***, bringt doch eh nichts"
Inziwschen, 8 J. später, sehe ich es anders. Wo ich jetzt wohne, gibts genug Therapeuten, ich weiß, was mir wichtig ist und hätte auch mehrere Therapeuten, wo ich mir vorstellen kann, daß es was bringt. Ist halt ne Frage der Methode und der Chemie zwischen Therapeut und einem selbst.
Insofern kannst Du ja mal nachfragen, ob ihm der Therapeut am Anfang sympathisch war (ist ja wichtig fürs Vertrauen) und wenn nicht, wäre es eine Alternative, jemanden zu suchen, der ihm sympathisch ist. Da kann er ja ruhig wählerisch sein, ist schließlich wichtig.
Viele Grüße
Stöpsel
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