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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Mon, 07.Jun.04, 15:19 Selbstmordversuch - was nun..? |
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Hallo,
ich stecke momentan in einer für mich fürchterlichen Zeit und brauche einfach mal Rat von völlig unabhängigen Leuten. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll.
Also was ist los?
Vor einem knappen Jahr hat meine Mutter (54 Jahre) einen Selbstmordversuch begangen. Sie ist Diabetikerin und musste gelegentlich Insulin spritzen. Eigentlich war der Blutzucker diätetisch gut unter Kontrolle. Doch hat Sie dann einen ganzen Tag nichts gegessen, dazu Insulin gespritzt und außerdem eine Packung Schlaftabletten genommen. Nach Aussagen meines Vaters ist sie den ganzen Tag wohl sehr schwach gewesen - er hat ihr dauernd Traubenzucker eingeflöst - und ist auch zweimal weggedämmert. Abends haben beide Fernsehen geschaut, wobei mein Vater eingeschlafen ist. Als er aufwachte fand er meine Mutter im Sofa gegenüber bewusstlos mit schwacher Atmung und schon eiskalter Haut. Sie hat daraufhin vier Tage im Koma gelegen. Die Ärzte haben ihr keine Chance gegeben. Aber zäh wie sie ist, hat sie es geschafft. Es war aber der absolute Horror! Nach einer Rehabehandlung ist sie nun körperlich wieder vollkommen hergestellt - bis auf den Diabetes den sie schon vorher hatte, der aber auch gut eingestellt ist. Allerdings ist ihre Konzentrationsfähigkeit massiv herabgesetzt - ihr Kurzzeitgedächtnis ist sehr eingeschränkt. Sie ist in ergotherapeutischer Behandlung und hat allgemeinmedizinische und neurologische ärztliche Betreuung.
Daran das es ein Selbstmordversuch war, hat zunächst keiner gedacht. Ich habe aber eine leere Packung Schlaftabletten im Müll gefunden. Außerdem habe ich sie Ende letzten Jahres in einem Moment als sie sehr zugänglich war direkt gefragt was los war. Da hat sie klar und deutlich gesagt, dass sie keinen anderen Weg gesehen hätte. Und es sind auch viele Dinge zusammen gekommen: sie war lange sehr krank, konnte ihr kleines Geschäft nicht weiterführen. Das Geschäft war und ist in argen finanziellen Nöten. Sie war/ist in ihrer zweiten Ehe sehr unglücklich.
Wir sind alle mit den Nerven am Ende. Meine Schwester kann oft nicht schlafen vor Sorge um den Laden, den sie jetzt führt und den Reibereien mit Mama. Sie glaubt, wir wollen ihr alles wegnehmen. Der Mann meiner Schwester unterstützt uns wo es nur geht. Mein Vater schließt sich öfter in seiner Werkstatt ein und betrinkt sich und ist nicht ansprechbar. Und ich sitze hier 250 km weit weg und weiß auch nicht wie ich damit zurecht kommen soll. Mir fällt es sehr schwer, dorthin zu fahren. Aber mir fällt es auch schwer, weg zu bleiben. Doch bin ich in der besten Position von uns allen. Ich kann mich abseilen, Abstand gewinnen. Die hausen da alle unter einen Dach.
Mich frisst die Sache auf. Ich sehe kein Land. Bei vielen Dingen im Leben kann man sagen: es ist irgendwann vorbei. Aber hierbei? Ich fühle mich wie gelähmt - das tun wir wohl alle. Ich schaffe das alles nicht. Ich habe einen sehr aufreibenden Job für den ich auch viel unterwegs bin, der ebenfalls sehr an mir zehrt. Ich möchte eine schöne Partnerschaft mit meinem Freund, Zeit für Freunde haben...
Ich bin so dankbar, dass wir Mama noch haben. Aber ich bin auch wütend, traurig. Ich möchte ihr gerne eine links und rechts klatschen. Warum sie das gemacht hat und warum sie uns jetzt tyrannisiert. Wir wollen ihr nichts. Wir wollen nur ihre Existenz sichern und wir möchten, dass sie ganz die Alte wird. Obwohl wir da vielleicht nur noch hoffen können... Ich muss oft heulen wie ein Kind und will schreiben: "Ich will meine Mama wiederhaben".
Was tun? Das kann doch nicht so weitergehen?
Pitty
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HerrRossisuchtdasGlück
Forums-Gruftie
660
Funkhaus Europa M, 35
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Fri, 11.Jun.04, 19:22 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Hallo
"what a"
Pitty,
Zu den Problemen von Eltern:
Du kannst ihr Leben nicht leben
Nicht ihre Sorgen beheben.
Du kannst einfach nur da sein
und Tacheles reden.
Dann, wenn Du meinst, es könnte helfen.
In vielen Familien
wird bestimmtes totgeschwiegen:
z.B.Krankheit
z.B.Alkoholismus
z.B.Lebenskrisen
z.B."Ehebruch"
z.B.Streitpunkte
z.B.Stiefkinder
In meiner Familie ist/war das z.B.
Krankheit der Mutter ( x mal Brustkrebs)
und Stiefvaterschaft versus Existenz eines Bio-Vaters.
Mir hat es geholfen
viele Jahre später
zu versuchen Klärung in die
Angelegeneheiten zu bringen.
Auch wenn die Resonanz nicht immer zu meiner Zufriedenheit ausfiel.
Immerhin kann ich sagen,
und werde es mir später auch sagen können,
es blieb nicht völlig unangesprochen, nicht völlig unversucht.
Und bei nächster Gelegenheit versuche ich möglicherweise
mit noch mehr Abstand
an frühere Gespräche anzuknüpfen.
Dir rate ich nicht ohne weiteres zu diesen Weg !!!
Du schreibst ja, es geht Dir sehr nahe.
Das Nicht-Ansprechen kann auch alle oder einige Beteiligte schützen.
Ich wiederhole nochmal meinen Eingangssatz:
Du kannst nicht ihr Leben leben und
ihre Sorgen beheben.
Oder hast Du andere Erkenntnisse in diesen Punkt ?
Liebe Grüsse,
Herr Rossi
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Fri, 11.Jun.04, 22:49 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Hallo Pitty,
du hast es wahrlich nicht leicht. Im Freundeskreis ist soetwas schon immer sehr schmerzlich für alle Beteiligten, von den Betroffenen abgesehen, in der eigenen Familie natürlich umso mehr. Beim Lesen des Textes gewinnt man tatsächlich den Eindruck, dass vieles totgeschwiegen wird. Im wahrsten Sinne des Wortes in vielen Fällen, so tragisch es auch ist . Du kannst keine emotionale Distanz halten, denn es ist deine Mutter. Daher sollte dein Partner dich auffangen und dich stützen, dir die Kraft geben, trotzdem so objektiv zu bleiben, dass du eben nicht schweigst. Sondern ansprichst, was angesprochen werden muss, nämlich dass niemand grundlos Schlaftabletten schluckt, sich niemand grundlos in der Werkstatt bestrinkt etc.; und gerade weil du dich zurückziehen kannst, ist es vermutlich auch an dir, zu sagen, dass es dagegen Maßnahmen gibt, ich möchte noch nicht von Therapie oder Ähnlichem sprechen, aber man sollte es in Betracht ziehen, denke ich. Lange Rede, kurzer Sinn: Reden ist wichtig. Aber bei aller Liebe und bei aller familiären Verbundenheit - du selbst darfst dabei nicht auf der Strecke bleiben. Hier kann ein verständnisvoller und unterstützender Partner wirklich Gold wert sein.
Gut, dass du nach Hilfe suchst und nicht Teil des Teufelskreises der Passivität bleibst!
Respekt und alles Gute
Viele Grüße
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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Mon, 14.Jun.04, 7:42 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Lieber Pragmatik.
Lieber Herr Rossi,
vielen Dank für Eure Antworten.
Mein Kopf sagt mir wie Ihr, dass ich mich selbst schützen muss und in allererster Linie dafür sorgen muss, dass es mir gut geht. Aber mein Herz sagt was anderes.
Am Wochenende war ich daheim und ich bin emotional total zusammengebrochen. Meine Schwester, die ja den Laden meiner Mutter jetzt aufrecht hält, nur am heulen (sie ist im Übrigen schwanger). Meine Mutter ungepflegt und wenig "lebendig" im Sinne von: erzählt mal was, freut sich über was,... Mein Vater wie "same procedure as everyday", ausgesprochen gefasst, aber unter der Oberfläche hats gekocht. Samstag habe ich dann den Laden gemacht, damit meine Schwester sich mal zurückziehen konnte. Es gibt bei ihr mittlerweile Eheprobleme: sie ist nur fertig, schläft kaum noch, weint nur noch und ihr Ehemann macht sich um sie und um das Baby natürlich Sorgen. Gestern dann - Schwester saß in der Werkstatt, Mutter auch - brach es aus uns allen heraus. Meine Schwester sagt, sie würde das nicht mehr aushalten. Die ewigen Reibereien mit ihr, meiner Mutter. Muttern meint ja, wir würden ihr alles wegnehmen wollen und ist entsprechend "empfindlich". Tatsache ist, dass sie alles, auch jegliche Konfrontation, Gespräche, Diskussionen, nach 10 Minuten wieder vergessen hat. Egal wie sehr es sie emotional mitnimmt. Nun ja, jedenfalls ist aus meiner Schwester alles herausgebrochen. Sie am heulen, ich am heulen. Wir möchten ihr so gern helfen, aber sie sollte sich auch helfen lassen und nicht alles leugnen (wie vorm Neurologen: "es klappt alles bestens" was überhaupt nicht wahr ist). Wir wollen ihr nichts, aber sie glaubt uns nicht und sagt gleichfalls: "mir hilft ja keiner". Oh Mann, ich bin so wütend, so hilflos. Ich halte das nicht mehr aus. Dieses "ich kann da nichts machen" macht mich fertig. Sorry, wenn das wie ein Kind klingt, aber es ist nunmal meine Mama. Ich brauche sie und ich will, dass sie glücklich ist. Trotzdem. Ich rufe heute bei einer Beratungsstelle der Wohlfahrt an bzw. wenn da nichts klappt, geh ich mal zum Arzt. Damit ich mal jemanden hab, dem ich alles erzählen kann. Dann lässt der Druck in mir sicher nach. Mein Freund steht zwar 200 %ig hinter mir, aber er ist eben auch emotional stark belastet.
Leute, ich habe keine Lust auf diese Scheiße. Ich wär jetzt gern wer anderes. Pitty
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Mon, 14.Jun.04, 12:50 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Quote: | Ich rufe heute bei einer Beratungsstelle der Wohlfahrt an bzw. wenn da nichts klappt, geh ich mal zum Arzt. Damit ich mal jemanden hab, dem ich alles erzählen kann |
Ja das ist sicher nicht verkehrt.
Quote: | Sorry, wenn das wie ein Kind klingt, aber es ist nunmal meine Mama. |
Ja und deshalb kannst du auch nicht "mehr" tun, als du bereits getan hast (und das war viel!), weil einem bei Liebespartnern oder verwandtschaftlicher Beziehung die emotionale Distanz fehlt. Das macht dich wütend und hilflos ... und da kann dir eine Beratung oder ein Arzt sicher helfen ... ein Stück weit.
Ich glaube deine Pläne in Bezug auf Beratung und Hilfestellung sind sehr richtig, sonst wirst du früher oder später selber unter diesem enormen emotionalen Druck zusammenbrechen, in krasserer Form als dies bisher der Fall war. Da heißt es wirklich nur Selbstschutz und mit Hilfe ist das alles zu bewerkstelligen. Gut, dass du dir helfen lassen willst.
Ich wünsche dir alles Gute!
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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Mon, 14.Jun.04, 13:48 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Lieber Pragmatik,
so, Termin ist ausgemacht. Donnerstag nächster Woche guck ich mal, was die örtliche Familienberatungsstelle sagt. Dank Dir, für Dein Ohr, oder wie sagt man eigentlich im Netz? Jedenfalls schöne Grüße nach Bayern.
Pitty
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Mon, 14.Jun.04, 15:52 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Solange man es versteht, ist es doch egal, wie man dazu sagt. Jedenfalls bitte, habe ich gerne gemacht und tue ich auch jederzeit gerne wieder.
Ich hoffe, dass sich alles nach deinen Wünschen entwickelt und bin bei einer so tatkräftigen Frau wie dir ganz sicher, dass das so kommen wird ...
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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Tue, 15.Jun.04, 8:59 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Hallo,
jetzt hat es endlich zwischen meiner Schwester und mir geknallt. Ich sollte am Wochenende kommen, um den Laden zu übernehmen. Sie wollte mit ihrem Mann wegfahren. Ich habe mit meinem Freund mittlerweile schon herbe Diskussionen, weil ich zu nichts mehr zu gebrauchen bin, oft traurig und in mich gekehrt bin. In den letzten Wochen habe ich am Wochenende oft für meinen Job arbeiten müssen und bin in den letzten drei Monaten dreimal zu meiner Mutter und Schwester gefahren, um Samstags dort den Laden zu machen. Meine Schwester ist dann immer mit ihrem Mann für drei Tage unterwegs. Jetzt am kommenden Wochenende will sie wieder weg und ich habe gesagt, dass ich keine Zeit habe. Im Juli muss ich wieder zwei Wochenenden arbeiten und am kommenden Samstag wollen mein Freund und ich uns mal um uns kümmern und wir fahren außerdem zu seinen Eltern, die auch 150 km weit weg sind. Jedenfalls habe ich meiner Schwester gerade am Telefon gesagt, dass ich nicht kommen kann. Sie am zetern: sie könne nie raus, müsste immer für den Laden da sein. Ich: ich war in den letzten Monaten oft da und habe den Laden für Dich geführt. Ich muss viel am Wochenende arbeiten und habe ohnehin eine 50 Stunden Woche. Mein Freund steigt mir mittlerweile auch aufs Dach, ich brauche die Zeit einfach mal. Sie: na dann wüsste sie ja Bescheid und hat aufgelegt. Ich bin total sauer und total traurig. Ich möchte ja für sie da sein und sie unterstützen. Sie gibt dort ihr ganzes Leben. Aber ich muss auch auf mich aufpassen. Wie oft ist es in den letzten Monaten passiert, dass ich gar nichts mehr gefühlt habe? Ich mich nur gelähmt gefühlt hab. Der Stress im Job, die hohen Anforderungen dort, dann die Sache da bei meinen Eltern und die 250 km dazwischen. Ich kann das nicht mehr. Und andererseits sie da, die dort alles organisiert. Wenn ich den Laden mache, ist das echt anstrengend. Ich bin im Gesundheitswesen tätig und habe dann einen Handwerksbetrieb. Ich bin nach dem Wochenende noch ausgepumpter als sonst. Sie ist in diesem Handwerk ausgebildet. Mir macht es echt Stress. Oh Mann, wie löse ich das nur? Ich will nicht, dass sie böse auf mich ist. Ich möchte sie unterstützen, Sie hat einen Orden dafür verdient, was sie da leistet. Aber ich kann auch nicht mehr. Ich mache in meinem Job seit einigen Monaten echt miese Fehler, habe kaum Konzentration. Fühl mich wie ein Hamster im Rad - oder fühle mich überhaupt nicht mehr. ...
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sam1972
Helferlein
36
nrw W, 32
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Tue, 15.Jun.04, 12:57 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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liebe pitty,
das hört sich ja alles wirklich sehr ausweglos an. in der situation, in der ihr euch befindet, müssen alle ein hohes maß an verständnis für die situation des jeweils anderen aufbringen, ansonsten zermürbt ihr euch gegenseitig. was ja jetzt der fall zu sein scheint. deine schwester ist näher am geschehen dran und trägt sicher auch einen großteil der last, die eigentlich auf allen (und damit nicht nur auf ihren und deinen... was macht dein vater? was für eine rolle spielt dein schwager wirklich?) schultern am bestern gleichmäßig verteilt wäre. nichtsdestotrotz mußt du dir deinen lebensunterhalt verdienen und sie sich (mit ihrem mann zusammen?) ihren.
objektiv betrachtet würde es sicher allen besser gehen, wenn es den laden nicht mehr gebe. wie stehen denn die chancen, daß deine mutter den laden selber irgendwann wieder führen wird? und was macht deine schwester dann? ich denke, deiner schwester würde eher eine mittelfristig absehbare lösung helfen, als nur alle paar wochen von dir samstags vertreten zu werden. was macht sie denn z.b., wenn das kind dann kommt? dafür müßte sie doch auch schon eine lösung haben? sprich: wie sieht die ganze situation denn praktisch aus? um was für ein laden handelt es sich? usw. usw. ...
liebe grüße von sam :o)
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pragmatik
Forums-InsiderIn
246
München, Deutschland M, 18
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Tue, 15.Jun.04, 13:03 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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Hallo,
das Bild vom Hamster im Rad ist gut - es hört nicht mehr auf, wenn der Hamster nicht aufhört, geht endlos ... gäbe es im Hamster nicht einen Selbstschutzmechanismus oder einen guten Menschen, der ihn dazu zwingt, und er würde ewig weiterlaufen, würde er irgendwann tot umfallen. Vielleicht bekomme ich jetzt zu hören, dass das überzogen ist, was ja sein mag, aber ein psychischer Zusammenbruch ist es gewiss nicht. Und bei aller Fürsorge für deine Schwester, du brauchst genauso wie sie Zeit für dich und Abstand. Du hast deinen Job, der Laden ist ihrer. Wenn sie also am Wochenende wegfahren will, dann muss sie oder ihr euch gemeinsam eben um eine Vertretung sorgen oder in Erwägung ziehen, auch einmal zu schließen (wenn möglich, was ich ja für nicht so wahrscheinlich halte bei der momentanen Wirtschaftssituation). Aber sie kann nicht von dir verlangen, dass du immer springst, wenn es ihr schlecht geht und muss verstehen, dass dein Mann springt, und sich Sorgen macht (ich bin mir fast sicher, dass das auch hinter seinem "Aufs Dach steigen" steckt). Lass von deinen Hilferufen nicht ab und auch nicht von deinem Selbstschutz, zu dem auch eine Beratung (wie oben besprochen) gehören könnte. Und wenn du beschließen würdest, 3 Monate Ruhe zu brauchen, oder dies fühlen würdest, müsstest deine Schwester das auch akzeptieren, ob sie nun einen Orden für das, was sie tut, verdient hat oder nicht. Ich verstehe natürlich diese Gefühle gegenüber ihr, dass du sie einfach nicht "im Stich lassen" möchtest, aber in diesem Fall gehe ich wieder zu einem ähnlichen Bild, wie ich es in einem anderen Beitrag schon geschrieben habe ... ein Ertrinkender wird nach jedem noch so schlechten Schwimmer greifen ... aber auch ein sehr guter Schwimmer und Rettungsschwimmer raten ab, sich direkt daran zu wagen, sondern eine Stange oder ähnliches zu nehmen, da sonst einfach beide untergehen. Du kannst ihr ein Hilfsmittel zuwerfen, in dem du ihr geeignete Vertretungen nennst oder andere Vorschläge machst, wenn du welche hast. Aber auch wenn nicht, ist deine persönliche Gesundheit das Wichtigste.
Lass dich nicht beirren. Du bist ein guter Mensch und du lässt niemandem im Stich, du achtest nur darauf, nicht irgendwann komplett auszufallen, woraufhin deine Schwester und Familie dann vollständig ohne dich auskommen müsste. Und das ist doch mindestens auch einen Orden wert.
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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Tue, 15.Jun.04, 14:43 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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@ Sam: Du hast Recht, was die Schließung des Ladens angeht. Das hatten wir letztes Jahr auch vor. Kurz nach dem Selbstmordversuch als meine Schwester wieder in den Laden eingestiegen ist, wurde die ganze finanzielle Katastrophe sichtbar. Mein Schwager, selbst selbstständiger Handwerker, hat damals geraten, den Laden dicht zu machen und zu gucken, was übrigbleibt. Fand ich gut. Tabula rasa und dann einen Neuanfang. Meine Schwester hat das aber dann doch aus verschiedenen Gründen nicht gemacht. Die Schulden waren weitaus höher als gedacht (250.000 Euro). Das Geschäft stand schon vor zwei Jahren auf relativ wackeligen finanziellen Beinen. Der Mietvertrag der Geschäftsräume wurde aus fadenscheinigen Gründen gekündigt und sie ist in ihre alten Geschäftsräume in unserem Wohnhaus zurückgezogen. Diese mussten aber renoviert und auf die neuen Bedürfnisse des Geschäftes baulich angepasst werden, mit entsprechend hohen finanziellen Investitionen. Dazu hat sie wohl auch ziemlich missgewirtschaftet. Also das finanzielle Genick des Geschäftes war wohl so gut wie gebrochen. Unter anderem hat Mama, deren Laden ihr ein und alles war, das wohl nicht weggessteckt. Na ja, wenn der Laden dicht gemacht worden wäre, dann wäre auch das Haus meiner Eltern mitgegangen und wohl noch mehr übriggeblieben. Meine Schwester hat außerdem den Laden wohl weitergemacht, weil sie Mamas "Herzstück" nicht aufgeben wollte. Immerhin haben wir alle noch die Hoffnung, dass sie irgendwann wieder geschäftsfähig ist. Aber Du hast recht: Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende. Ich weiß auch nicht wie meine Schwester sich das bis Oktober gedacht hatte: dann kriegt sie nämlich wahrscheinlich ihr langersehntes Baby. Mit ihrem Mann hat sie jedenfalls arg Krach. Der macht das ganze natürlich nicht mehr mit. Aus Angst um sie und das Kind.
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Pitty
sporadischer Gast
10
Südniedersachsen W, 29
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Tue, 15.Jun.04, 14:59 Re: Selbstmordversuch der Mutter |
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@pragmatic: Ich schwanke nicht in meiner Entscheidung, am Wochenende nicht hinzufahren. Zumindest nicht Samstag... Ich muss leider wohl doch hin. Ich habe heute Morgen, dass war der Grund meines Anrufes bei meiner Schwester, die Schlüssel meiner Mutter vom Laden in meiner Tasche gefunden. Mama hat sie offensichtlich einfach in irgendeine Tasche getan. Sowas passiert übrigens dauernd. Na ja, jedenfalls muss ein Ersatzschlüssel da sein, falls mal was dringendes ist. Die Wochenenden nach dem kommenden werde ich arbeiten und meinem Freund ´ne Freude machen: er will so gerne wieder nach Frankreich zu einem Geländewagen-Treffen. Na ja, jedenfalls möchte ich gerne mit ihm Ende Juni für ein Wochenende hinfahren. Und das mache ich auch! Also, die Schlüssel müssen wohl kommendes Wochenende wieder an die Burg kommen. Toll. Fahren wir erst 150 km zu den Eltern meines Freundes, dann 200 km zu meinen und dann 250 km wieder zurück. Fröhliches Wochenende! Ich hätte sagen sollen, dass mein Schwager mit seinem 250 PS-Auto mal eben rüberfliegen soll. Der ist weitaus schneller als ich mit meiner kleinen Knutschkugel. Dann würden sie wenigstens mal sehen, wie ich hier so hause. Ach Mensch, jetzt wärme ich Dinge auf, die gar nichts damit zu tun haben. Aber ich bin schon knisselig in dieser Beziehung: was Familie oder Freunde angeht...immer reiße ich die Kilometer und wer guckt mal, wie ich so lebe? hey, ich bin echt sauer wegen meiner Schwester. Knallt die einfach so den Hörer auf heute Morgen.
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marieann65
neu an Bord!
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Berlin W, 66
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Sun, 06.May.07, 0:08 Selbstmordversuch meines Partners |
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Mein Lebensgefährte hat versucht sich das Leben zu nehmen. Nun frage ich mich hätte ich es verhindern können.
Hat jemand Erfahrung mit dem Umgang von einem Selbstmörder.
Wäre dankbar für eine Antwort
marieann65
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_________________ Das Leben ist zu schön um es weg zuwerfen |
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Katl
Helferlein
140
W, 42
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Sun, 06.May.07, 16:41 Re: Selbstmordversuch - was nun..? |
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Hallo Mariann65, es ist sehr schwierig, was du da gerade durchmachst!
Der Schock, dass dein Partner das versucht hat, vielleicht noch daraus resultierende Verletzungen, deine Angst, ein Stückweit "Schuld" zu sein, es nicht verhindert zu haben....
Ich hoffe, die Sache ist ohne schwerwiegende bleibende Schäden ausgegangen?! Magst du darüber schreiben?
Ich habe eine ähnliche Situation vor 3 Jahren erlebt, als meine Tochter sich das Leben nehmen wollte. Es war die Hölle! Sie überlebte schwer verletzt. Inzwischen geht es ihr recht gut, aber was bleibt ist die schmerzhafte Erinnerung an diesen Tag, ich habe oft Alpträume, mache mir Vorwürfe, dieses oder jenes (im Allgemeinen -in der Erziehung-, aber auch konkret in der Akutphase) nicht getan zu haben...
In der Therapie konnte ich Einiges aufarbeiten, aber nicht ist mehr so wie früher. Ich kann irgendwie nur schwer Leichtigkeit und Unbeschwertheit erleben. Ich habe auch starke Angst, dass es wieder passieren kann.
Wann immer ich meine Tochter sehe/erlebe, kann ich nicht anders, als daran denken, als schauen, wie geht es ihr, ist sie auch nicht depressiv, was braucht sie, was kann ich tun....und und und. Und ein bißchen gehe ich mit ihr wie mit einem rohen Ei um...
Das alles wird dir nicht helfen können. Ich wollte dir nur sagen, ja, es gibt auch andere mit dieser schmerzlichen Erfahrung.
Liebe Grüße. Katl
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calypso532
Helferlein
34
NÖ W, 24
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Wed, 16.May.07, 11:50 Re: Selbstmordversuch - was nun..? |
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Hallo Pitty (und alle, die in einer ähnlichen Situation sind)!
Mein Vater hat vor genau einem Jahr einen Selbstmordversuch gemacht. Er ist mittlerweile trockener Alkoholiker, depressiv, hat eine Sozialphobie und hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Es war ziemlich knapp und er musste lang im KH bleiben.
Es war furchtbar für mich und ich hab mich brav in Thera begeben, es geht mir auch besser, aber so ganz verkraften kann ich es nicht. Wenn dich jemand "verlassen" will, der dir so nahe steht, ist es schwer wieder Vertrauen zu fassen.
Ich wünsche dir sehr, dass du einen Weg findest, damit zurecht zu kommen und einen normalen Umgang mit deiner Mutter zu haben, was mit bisher mit meinem Vater nicht gelungen ist. Wenn ich ihn ansehe, seh ich nicht mehr "Papa" sondern einen unglücklichen Menschen, dem man mit allem Feingefühl begegnen muss.
Alles Liebe!
C.
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