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fallingforever
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Post Sun, 06.Jun.04, 18:34      "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Hallo,
ich hoffe, dass ich hier richtig gelandet bin und bin schonmal im Vorraus dankbar, wenn sich jemand meinen Beitrag zumindest mal durchliest.
Seit Jahren verfalle ich immer wieder in melancholische Stimmungen. sie kommen und sie gehen. Es gibt eigentlich kein bestimmtes Raster, kein Muster das dahinter stecken könnte. Zeitweise war es auch so extrem, dass ich mir selbst Verletzungen zugefügt habe - was sich darin geäußert hat, dass ich meine Zigarillos zwei mal auf dem Oberarm ausgedrückt habe. Zwischendrin konnte ich es unterdrücken in dem ich mich ziemlich lange in der Sauna eingesperrt habe bis die Hitze meine Gedanken gelähmt hat und ich mir somit Klarheit im Hirn verschaffen konnte.
Die melancholischen Gedanken äußern sich in Grübeleien über den Sinn des Lebens, über die Menschen um mich herum, über all das was mich eben beschäftigen kann - es waren und sind "philosophische" Gedanken. Der Philosophie gilt im Übrigen mein Interesse, ich lese viel über das Thema, am Liebsten von den französischen Existenzialisten und den Stoikern.
Seit 10 Monaten bin ich mit meiner Freundin zusammen. Ich hatte ziemlich lange den Verdacht, dass sie mich nur ausnutzen würde und dieser Verdacht hat sich auch bestätigt. Ich wollte deswegen im Januar mit ihr Schluss machen, habe uns dann noch eine zweite Chance gegeben. Sie war in der Zwischenzeit auch im Ausland, was mir und ihr ganz gut getan hätte, wenn sie dann nicht überstürzt wieder zurück gekommen wäre. Jedenfalls hat sich dann just in dem Moment, als sich die zweite Chance, die ich uns gegeben habe, als vergeben herausgestellt hat, ergeben dass sie schwanger ist. Dies stürzt mich in ein extremes Problem: Ich möchte endlich für Klarheit sorgen, was unsere Beziehung angeht, d.h. sie am liebsten beenden, aber gleichzeitig stoße ich auf Gewissensprobleme, da das Kind noch immer auch mein Kind sein wird. Meine Gefühlswelt ist ohnehin chaotisch - es gibt Tage, an denen kann ich meine Freundin ohne weiteres in den Arm nehmen, Zärtlichkeiten austauschen, mit ihr schlafen usw., an anderen Tagen, oftmals auch schon eine Stunde später, hasse ich sie wie die Pest und will nur noch alleine sein.
Unabhängig von diesen Gefühlsschwankungen ihr gegenüber ändern sich meine Gefühle der Welt gegenüber - ich komme heim, will mich nur noch auf die Couch setzen und weinen und gar nichts mehr tun, nur noch da sitzen und warten. Oftmals weine ich einfach nur noch. Meine Freundin ruft mich in die Küche - wenn ich mich dann aufraffen kann, wenn ich die Kraft aufbringe aufzustehen, reicht es dann nur noch für den halben Weg - unterwegs "klappe" ich zusammen, sitzen auf den Fliesen und lasse den Tränen freien Lauf. Es gab dazwischen schon mindestens 3 Momente, in denen ich das Teppichmesser an die Schlagader ansetzte es aber nicht schaffte, mich auch nur anzuritzen. Dann kam meine Freundin und nahm mir das Messer aus der Hand, machte mir manchmal Vorwürfe bzw. nahm mich in den Arm und tröstete mich. Wenn ich tagsüber im Büro bin und mir die Energie fehlt, meine Arbeit zu erledigen, surfe ich im Internet diverse Suizidforen an oder informiere mich über Giftpflanzen. Es geht soweit, dass ich bei Spaziergängen mit dem Hund Ausschau nach Schierling oder Belladonna halte.
Meine Freundin will mit mir darüber reden, aber es fällt mir unheimlich schwer. Ich kann ihr einfach nicht ins Gesicht sagen, dass ich sie hasse und dass mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit sie der Grund ist. Nun hat sie mir auch die Adresse für dieses Forum hier gegeben.
Ich weiß nicht, ob es spezielle Gründe für meine Zustände gibt. Was evtl. Auslöser sein könnten, wären meine momentane Geldnot und meine Schwierigkeiten mit meiner Freundin. Vielleicht bin ich nicht geschaffen um glücklich zu sein.
Schonmal danke für die Geduld.
Gruß,
Markus
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lilaselina
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Post Mon, 07.Jun.04, 4:00      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Hallo Markus,

du scheinst wirklich sehr durcheinander zu sein.
Es muss sehr hart sein jetzt auch noch die Verantwortung für ein Kind tragen zu müssen.
Ich denke nicht nur, dass deine Freundin der Grund für deine Gefühlsausbrüche ist.
Ich glaube, dass dir das Leben total über den Kopf gewachsen ist, und du in den Momenten wenn du zusammenbrichst einfach nicht mehr kannst.
Schwanger oder nicht, nur wegen dem Kind kannst du natürlich nicht mit deiner Freundin zusammensein.
Du solltest dir auf jeden Fall Hilfe suchen, eine Beratungsstelle, eine aussenstehende Person!!!
Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück, mir hat meine Therapie sehr viel geholfen!!!
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fallingforever
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Post Mon, 07.Jun.04, 11:36      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Hallo,
danke für Deine lieben Worte.
Ja, dass mir alles ziemlich über den Kopf wächst trifft den Nagel wohl schon ziemlich auf den Kopf. Wie ich die Zukunft meistern soll, ich weiß es nicht. Und trotzdem scheue ich den Schritt zu einer Beratungsstelle. Es kostet mich sehr viel Überwindung, zu einem Arzt, Therapeuten o.Ä. zu gehen und zu sagen "Hallo, ich bin depressiv. Wann haben Sie einen Termin frei?"
Ich bin nicht religiös, aber ich durfte mich bei dem Gedanken erwischen, in eine Kirche zu gehen und zu beten. Und das zerbricht mich innerlich weiter, da ich vorher immer der festen Überzeugung war, dass ich auch in Augenblicken der Not nicht in eine Kirche kriechen wollte... dass ich mich niemals einer Religion ergeben wollte...
Und mit meiner Freundin einfach so schluss zu machen ist etwas schwierig. Sie wohnt bei mir und ich kann keine schwangere Frau aus meiner Wohnung werfen! Ich selbst will auch nicht ausziehen - in meiner jetzigen Situation wäre das wohl zu viel Stress für mich.

Ich muss jetzt wieder weiter arbeiten. Ich bin Dir aber dankbar für die schnelle Antwort!
Gruß,
Markus
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tic tac
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Post Mon, 07.Jun.04, 11:51      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

ich kann dir auch nur in gewissem maße, wenn überhaupt helfen.

und zwar: du sagst du wolltest dich nie einer religion ergeben, dass ist jedoch in meinen augen eine fatale aussage. eine kirche/religion/beten symbolisiert NIE etwas verweichlichtes. es ist sehr wichtig zu beten, an gott zu glauben oder eine religion zu LEBEN Exclamation
beten hilft doch, wozu sich dagegen wehren? lass deinen gefühlen freien lauf -> therapeut/religion/beten, wie auch immer. ein therapeut ist in meinen augen auch zum teil nur ein moderner glaube/pfarrer/bezugsperson.
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fallingforever
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Post Mon, 07.Jun.04, 14:25      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Hi,
ich weiß nicht, ob das Beten mir helfen kann. Ich befürchte, dass es mich innerlich noch mehr zerreißen würde, wenn ich jetzt auch noch "religiös", in welchem Sinne auch immer, werden würde. Ich befürchte schlichtweg, dass ich dadurch, dass ich meine persönlichen Überzeugungen aufopfern würde, meinen Zustand verschlimmern könnte. Es ist nicht unbedingt der Zusammenhang zwischen "weich sein" und Hilfe suchen, es ist eher die Ahnung, dass mein Selbstwertgefühl nur noch mehr darunter leiden wird.
Am Anfang, während des Betens und der Zeit danach, könnte ich eine gewisse Erleichterung spüren, aber es würde sich spätestens am nächsten Tag in Selbsthass wandeln.
Gruß
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lilaselina
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Post Mon, 07.Jun.04, 23:31      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Du bist wahnsinnig hart zu dir selber, man merkt, dass dein ganzes sein zur Zeit auf wackeligen Beinen steht.
Ich gehe schon sehr lange in eine Therapie, ich habe den Vorteil, dass ich nicht selber den Weg dorthin gehen musste, da sich damals meine Mutter drum kümmerte.
Ich kann dennoch nur sagen, dass es wirklich hilft, allein sich einfach mal "auskot*en" zu können.
Vielleicht fühlst du dich im ersten Moment noch schwächer, wenn du dir Hilfe suchst, ich denke aber dass sich dies sehr schnell wandeln wird.
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Stöpsel2
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Post Tue, 08.Jun.04, 0:36      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Hallo Markus,

ich denke auch, daß Du überfordert bist. Und ich könnte mir auch vorstellen, daß Du mit Deiner Freundin auch wieder eine gute Beziehung führen könntest, wenn Du erstmal wieder ein bißchen Abstand zu ihr, zu dem Problem mit ihr und den Anforderungen von ihr/dem Kind an Dich bekommen könntest. Manchmal muß man erstmal aus einer belasteten Situation herausgehen, um wieder Kraft zu tanken, zu sich selbst zu kommen und kann dann wieder in die Situation gehen und sie ist nicht mehr so belastend.

Mit Abstand kannst Du eher und objektiver sehen, was zwischen Euch schief gelaufen ist, vielleicht brauchst Du da auch Unterstützung von einem Therapeuten. Ich fände das in Deiner Situation jedenfalls eine gute Idee. Und wenn Du weißt, was schiefgelaufen ist, könnt ihr Euch gemeinsam dran machen, etwas zu ändern.
Natürlich ist es dafür notwendig, daß zwischen Euch noch eine ausreichende Grundlage ist, was ich aufgrund Deiner Zeilen nicht beurteilen kann. Aber das kannst Du entweder selbst beurteilen, wenn Du eben etwas Abstand hast oder eben ein Therapeut kann Dich dabei unterstützen, das rauszufinden. Ohne eine solche gemeinsame Grundlage macht es meiner Meinung nach keinen Sinn, nur dem Kind zuliebe zusammen zu bleiben. Aber ich kann mir eben gut vorstellen, daß in Eurer Beziehung der Wurm drin ist, weil Du Dich so verpflichtet fühlst, etwas aufrechtzuerhalten (nämlich Eure Beziehung), obwohl Du damit im Moment überfordert bist. Sowas wird dann schnell zum Selbstläufer.

Mit Abstand meine ich schon ausziehen (Du oder sie). Da würd ich mir keine Gedanken machne über die Realisierung. Wenn Du einsiehst, daß dieser Weg prinzipiell gut ist, wird sich auch eine Lösung dafür finden.

> Es kostet mich sehr viel Überwindung, zu einem Arzt, Therapeuten o.Ä. zu gehen und zu sagen "Hallo, ich bin depressiv. Wann haben Sie einen Termin frei?"

Dann denke immer wieder darüber nach. Irgendwann wird die Vorstellung, daß Dir jemand helfen kann, sicher größer sein als die Überwindung, es tatsächlich zu tun. Und schau Dich hier im Forum an, was andere schreiben, wie ihnen die Therapie hilft. Vielleicht ist das ja Motivation für Dich...

Viele Grüße
Stöpsel
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fallingforever
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Post Tue, 08.Jun.04, 7:07      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

Danke für Eure Hilfe.
Ich denke, ohne Unterstützung von außen werde ich aus dieser Lage nicht mehr herausfinden. Also werde ich diese auch suchen, nur der Weg ist mir noch unklar - aber das wird sich noch ergeben.
Gestern hatte ich ein langes Gespräch mit meiner Freundin, nachdem sie gemerkt hat, dass ich mir schon wieder eine Zigarette auf dem Unterarm ausgedrückt habe, es ging um meine Vergangenheit, was ich früher gefühlt und getan habe und wie ich dann im Hier und Jetzt angelangt bin. Sie sagt, dass sie mich liebt, und ich schweige. Es wird die Zeit zeigen, was daraus noch werden soll. Möglicherweise wird es helfen, für eine gewisse Dauer alleine zu sein.
Meinen Wunsch, mein Sein abzuschließen, habe ich aufgegeben. Ich hoffe, es wird dabei bleiben. So seltsam und doch aufgebläht es auch klingen mag - ich glaube, dass das Leben hier mir noch einiges zu bieten hat.
Ansonsten versuche ich die nächsten Tage und Wochen, alles was mir durch den Kopf geht aufzuschreiben. Ich denke, dass ich es dann aus einem anderen, einem objektiveren Blickwinkel betrachten kann.
Gruß
Markus
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Incah
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Post Tue, 08.Jun.04, 9:27      Re: "verfahrene" Situation Reply with quoteBack to top

wie ich bereits grade in einem anderen Thread geschrieben habe: oft hilft es über alles zu reden.
Du brauchst nicht zum Therapeuten gehen und sagen "hallo, ich hab eine Depression" - überlass die Diagnose ihm (dafür wird er schliesslich bezahlt).
Er wird schon fragen, warum du einen Therapeuten aufsuchst, aber er wird auch mit der Antwort "mein Leben ist so schwierig/kompliziert..." zufrieden. Was genau deine Probleme sind, findet ihr dann gemeinsam heraus.

Es bringt viel, jemandem (der was damit anfangen kann) mal diesen ganzen Knoten im Kopf zu geben und zu sehen was der draus macht. Irgendwann kommt Struktur in das Ganze hinein, die man auch selber sehen kann, irgendwann ergibt es einen Sinn. Jetzt im Moment ergibt es noch keinen, und deshalb weisst du auch nicht, wo du ansetzen kannst, damit es dir besser geht.

Ich hoffe wirklich dass du den Schritt in die Therapie wagst und durchziehst. Alles Gute!
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