Auch ohne Geschlechtsverkehr vergewaltigt?

sporadischer Gast 6 Berlin W, 16

Hallo erst einmal!
Seid ein paar Tagen sind in mir Errinnerungen wieder hochgekommen, die ich längst vergessen hatte. Vor zwei Jahren, als ich 14 alt war, war ich auf einer Sprachreise.
Dort wurde ich von einem Mann gezwungen Dinge zu tun, die ich nicht wollte, er wollte auch Sex, aber dagegen hab ich mich so sehr gewehrt, dass er es dann doch gelassen hat. Schließlich (nachdem er mir auch immer wieder alkohol andrehen wollte) hatte er mich mit seinen Fingern "belästigt". Also es nimmt mich wirklich mit und dies war auch der Grund, weshalb ich niemanden an mich heranlasse. Ich weiß aber nicht, ob das normal ist, wie ich reagiere und meine Frage wäre, ob das auch eine Vergewaltigung ist?
Ich wollte es wirklich nicht und habe auch immer wieder nein gesagt!
Hat vielleicht jemand etwas ähnliches erlebt?
MFG
Rainbow

Forums-InsiderIn 235 österreich M, 38

servus rainbow

tut mir leid das dir das passiert ist-ob es eine vergewaltigung ist -ist deffinitionssache auf jeden fall wurde dir gewalt angetan-es ist gut das du dich jetzt öffnest und es raus lässt-was damals geschah-kopf hoch und alles gute dir

mfg jürgen

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

Rein juristisch gesehen ist das keine Vergewaltigung. Eine Vergewaltigung hat nach juristischer Definition nur stattgefunden, wenn auch Vaginalverkehr stattgefunden hat. Wie man das, was du erlebt hast, genau nennt, weiß ich auch nicht. Vielleicht sexuelle Nötigung oder so.

Aber das finde ich eigentlich relativ unwichtig, viel wichtiger finde ich, dass du dich damit zu Recht schlecht fühlst, ganz egal, wie es nun genannt wird. Ich denke mal, dass es vom Gefühl her relativ egal ist, wie man es jetzt tatsächlich nennt. Das macht es ja nicht mehr oder weniger schlimm. Und schlimm finde ich das auf jeden Fall!

Ich finde es auch völlig normal, wie du reagierst und dass du seitdem niemanden mehr an dich heranlässt. Allerdings kann ich dir dabei nicht weiter helfen. Ich denke, dass du dir da fachmännische Hilfe holen solltest, um damit zurecht zu kommen.

Forums-InsiderIn 150 Rhein/Main M, 38

@ Jelka

Quote:

dass du dich damit zu Recht schlecht fühlst

Moment mal! Die Aussage finde ich überdenkenswert. Wenn es wirklich so war, wie von Rainbow1 geschildert (und ich habe keinen Grund daran zu zweifeln), wer sollte sich dann schlecht fühlen? Wenn ich als Opfer "das Recht habe, mich schlecht zu fühlen", dann kann es schnell passieren, dass mir diese Rolle gefällt, weil sie ja gesellschaftlich anerkannt wird. Und wenn man sich an die Rolle erst mal gewöhnt hat, dann braucht man das Mitleid und das Opfersein womöglich in Zukunft regelmässig. Ich halte das für einen falschen Weg.

Besser ist m.E. zu sagen: ja, das ist mir passiert. Also akzeptieren, da die Vergangenheit ohnehin nicht mehr geändert werden kann. Warum ist es mir passiert - und wie will ich in Zukunft in einer solchen Situation reagieren können? Nur dann kann ich gezielt daran arbeiten, dass dies nicht noch einmal passiert - z.B. durch Aufbau von mehr gezeigtem Selbstbewusstsein oder durch einen Selbstverteidigungskurs.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich heisse das Geschehene in keiner Weise gut. Auch ich bin traurig darüber, dass es Menschen gibt, die andere Leute nicht respektieren. Aber der beste Weg damit positiv umzugehen ist m.E., daraus für die Zukunft zu lernen und den Schmerz über die Vergangenheit als Motivation für Gestaltung der eigenen Zukunft zu nutzen.

Helferlein 65 M, 20

Hallo.

Ich halte es sternklar für eine Vergewaltigung. Der Jargon der Juristen ist im Hinblick auf das seelische Empfinden völlig uninteressant und unwürdig.
Ich stimme mit Demut überein, desweiteren wünsche ich mir, dass du mal bei einem Psychologen vorbeischaust; so gehst du die Sache von 2 Winkeln an:
a) Demut's Vorschlag (Ein Beispiel: Selbstverteidigungskurs, zb WingTsun. WT wurde ursprünglich übrigens von einer Frau für Frauen konzipiert. Ich, als Mann, bin begeistert von WT!)
b) Unterstützung bei der Seelenheilung durch einen Seelenfachmann

So entsteht gewiss eine tolle seelische Aufwärtsspirale.

Ich glaube, das ist der Weg, den ich gehen würde!

-> Demuts Motto: Willst Du, was Du noch nie hattest, musst Du tun, was Du noch nie getan hast. Cool

Alles Gute dir,
Daniel.

sporadischer Gast 6 Berlin W, 16

Also ich glaube nicht, das ich mich "wohl fühle" in der "Opferrolle". Wenn es so wäre, hätte ich es doch schon längst allen Freunden erzählt, oder nicht? Ich muss aber dazu sagen, das ich bereits in Therapie bin, allerdings eigentlich wegen anderen Dingen, diese Geschichte ist nun dazu gekommen, weil ich mich wie gesagt erst seid ein paar Tagen daran erinnere.... ich konnte aber noch nicht mit meiner Therapeutin darüber reden, weil sie -natürlich- im Urlaub ist.
Allerdings weiß ich auch nicht, ob ich es ihr sagen KANN, denn es ist für mich, auch wenn es sich blöd anhört eine echt große Überwindung darüber zu sprechen. Da fällt schreiben schon leichter.
MFG
Rainbow

Helferlein 65 M, 20

Hallo Rainbow.

Du spürst, dass es dich Überwindung kosten würde, wenn du deiner Therapeutin davon erzählen würdest. Das ist ein Widerstand, den du zu überwinden hast. Ein Widerstand ist in der Regel ein Qualitätssiegel für die seelische Wichtigkeit eines Themenkomplexes. Wenn du also einen Widerstand spürst, dann setze alles daran diesen zu überwinden, um dem Kern näher zu kommen.

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

@DeMut

Du hast Recht, überdenkenswert ist das auf jeden Fall. Allerdings möchte man sich ja normalerweise irgendwann wieder besser fühlen und fängt von daher doch an, sich weiterzuentwickeln und eben nicht in der Rolle festzuhängen. Mir zumindest geht es so, dass ich mich nicht ewig deswegen schlecht fühlen möchte, sondern das irgendwann auch abhaken möchte. Für mich gehört es allerdings dazu, dass man sich erst mal schlechter fühlt, wenn man sich näher damit beschäftigt. Ich glaube, das muss so sein, damit man sich dann irgendwann auch wieder besser fühlen kann.

Du hast selbstverständlich Recht, dass es so nicht bleiben sollte. Dann kommt man nicht voran. Irgendwann muss man sich schon Gedanken machen, wie man damit umgehen möchte und wenn man sich sehr unsicher fühlt, ist ein Selbstverteidigungskurs bestimmt eine gute Alternative. Ich mache zur Zeit übrigens einen, der von der VHS angeboten wird und mir tut das sehr gut. Es gibt mir schon eine Menge und ich fühle mich auch etwas sicherer.

Forums-InsiderIn 312 NÖ W, 33

Hallo Rainbow!

Meines Wissens ist auch Eindringen mit Fingern oder Gegenständen rechtlich gesehen eine Vergewaltigung (eindeutig schreibst du ja nicht, ob es das war), unter sexuelle Nötigung fällt das, was dir passiert ist, sowieso und ist somit strafbar.
Ja, leider ist es normal, daß einem so ein Erlebnis schwer zu schaffen macht. Das Überschreiten der eigenen Grenzen durch andere ist keine Kleinigkeit, die man einfach so wegsteckt.
Wenn du es deiner Therapeutin nicht so einfach sagen kannst, könntest du es ihr aufschreiben? Oder schönn kleinweise anfangen zu erzählen?

@DeMut:
Es ist richtig, daß chronisches Opferverhalten nicht günstig ist. Aber darum geht´s hier doch gar nicht, und den Menschen, der nach einer Vergewaltigung/Nötigung sofort akzeptieren kann, was passiert ist, seine Konsequenzen zieht und einfach weitermacht, den mußt du mir erst mal zeigen. Das ist erst der zweite schritt. Den vor dem ersten zu machen halte ich für kontraproduktiv.

@diskutant:
Widerstand hat auch eine Schutzfunktion. Augen zu und durch ist bei heiklen Themen nicht unbedingt das beste, v.a. wenn es eh schon um Grenzverletzung geht. Auch ein Widerstand ist eine Grenze, mit der man respektvoll umgehen sollte.

LG
H.

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

@Rainbow1

Gut, dass du schon eine Therapeutin hast. Wenn du dich nicht traust, es ihr zu sagen, dann schreib ihr doch einen Brief. Du hast ja gesagt, dass dir das Schreiben leichter fällt. Das kannst du auch jetzt schon machen, während sie Urlaub hat. Du kannst den Brief dann auch sofort mit der Post losschicken, damit du es dir nicht noch anders überlegst. Ich denke, dass du das auf jeden Fall in der Therapie thematisieren solltest.

Ich wünsche dir viel Erfolg!

sporadischer Gast 6 Berlin W, 16

Ich glaube, das mit dem Brief ist eine gute Idee. Danke, für den Tipp. Wie ist es eigentlich möglich gewesen, dass ich mich bis vor kurzem nicht an alles erinnern konnte? Ich habe irgendwie total angst, dass mir noch mehr Erinnerungen in den Sinn kommen. Ich hab das Gefühl es ist noch eine Lücke in meinem Gedächtnis... Auf der einen Seite möchte ich ja schon gerne wissen ob da jetzt wirklich noch etwas passiert ist, aber was ist wenn es etwas ist, was ich vielleicht noch weniger verkrafte? Ohje, was soll ich bloß machen?

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Hallo Rainbow!

Rainbow1 wrote:

Auf der einen Seite möchte ich ja schon gerne wissen ob da jetzt wirklich noch etwas passiert ist, aber was ist wenn es etwas ist, was ich vielleicht noch weniger verkrafte? Ohje, was soll ich bloß machen?

Wenn du erst mal deiner Therapeutin zumindest aufgeschrieben hast was du ihr bisher nicht sagen konntest, dann weiß sie schon wie es weiter geht. Therapeutinnen können mit solchen Situationen im Allgemeinen recht gut umgehen. Sie wird auch nicht zulassen, dass du dich durch deine aufkommenden Wiedererinnerungen selbst zu stark belastest. Die hält dich schon zurück und fängt dich auf.

Wie lange gehst du denn schon in Therapie?
Ich habe Therapie zwar erst im "fortgeschrittenen Alter" gemacht, aber im laufe der Therapie sind mir immer mehr Erinnerungen aus meiner Kindheit gekommen, an die ich vorher nicht heran gekommen bin.
Für mich war Therapie wie "aufräumen". Und dadurch, dass ich alte Sachen weggeräumt habe sind Dinge zum Vorschein gekommen, die von dem "oberflächlichen Gerümpel" verdeckt waren. Möglicherweise ist dir das ja auch so passiert und so gesehen ist das ja schon ein riesiger Therapieerfolg!

Ich drück dir ganz fest die Daumen!

sporadischer Gast 6 Berlin W, 16

Hallo!
Ich war vor ca. einem Jahr schon einmal in Therapie, ein gutes halbes Jahr. Naja und jetzt wieder seid ca. einem Monat (mit der Pause halt, die gerade ist). Aber ich freu mich schon, denn am Mittwoch kann ich wieder hingehen. Naja, also ich wollte mich auch nochmal bei allen Bedanken, die mir soviele Tipps usw. gegeben haben!!!
MFG
Rainbow

sporadischer Gast 24 Berlin W, 26

bis 14 is es soweit ich weiss, sexueller mißbrauch von kindern.... wenn es dein gastvater war, is es vielleicht sogar sexueller mißbrauch von schutzbefohlenen. sexueller mißbrauch von kindern und jugenlichen unter 16 is auch, wenn brüste, po und genitalbereich begrapscht werden...

du kannst dir juristische infos bei beratungsdiensten für vergewaltigte frauen holen. in berlin z.b. bei LARA http://www.lara-berlin.de

~SanguineNiki~

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