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Fantaghiro
Guest
W
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Tue, 01.Jun.04, 14:17 Depressionen aus Einsamkeit |
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ich hab ja schon einiges im forum gepostet. aber eigentlich nie über meine persönlichen probleme geschrieben. hoffe, das schmälert nicht den wert meiner beiträge zu anderen themen, denn ich mein schon alles ernst, was ich schreibe.
ich bin im grunde sehr unglücklich. war ewig lange in der rolle einer alleinerziehenden mutter eines anstrengendes sohnes und musste sehr hart darum kämpfen, damit klar zu kommen. es war nicht leicht, denn der vater meines kindes und damaliger lebensgefährte verließ mich, nachdem wir 8 jahre zusammen gelebt hatten (er hat studiert, ich gearbeitet - und wir hatten immer vor, die rollen danach diesbezüglich zu tauschen). aber als er mit seinem studium fertig war, ging er. und ich stand mit einem 3jährigen kind ohne job alleine da. es war bitter.
ich habe mit eiserner selbstdiziplin durch gehalten. ein teilstudium, zusatzausbildungen gemacht, immer nur teilzeit gearbeitet, um meinen sohn nie zu vernachlässigen, ständig bedroht von exitenziellen sorgen, viel einsamkeit, sozialer ächtung (lebte damals am land).
irgendwie hab ich es geschafft, aus meinem sohn einen selbstbewussten, äußerst fähigen menschen zu machen. er machte vorigen sommer seine matura mit auszeichnung und kommt auch sonst im leben erstaunlich gut zurecht. aber ich sitze nun hier und fühle mich einfach alleine. und ohne aufgabe.
bitte keine ratschläge, ich solle therapie machen - das tue ich seit fast 2 jahren. ich fühl mich nur so extrem einsam, ausgelaugt und traurig. vorigen herbst ging es mir ganz schlecht und ich bekam ein burnout diagnostiiziert, das 7 monate krankenstand nach sich zog. mittlerweile arbeite ich wieder, aber obwohl ich froh bin, das zu schaffen, bin ich weiterhin sehr unglücklich und sehe momentan keine perspektiven für die zukunft.
lg
f.
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Tue, 01.Jun.04, 14:22 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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Hallo Fantaghiro!
Was tust du dir denn selber täglich gutes? Was tust du für dich? Wie weit schaffst du es dich wenigstens einmal die Woche von deinem Sohn freizuspielen und für dich zu sein, auszugehen?
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Fantaghiro
Guest
W
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Tue, 01.Jun.04, 14:48 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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hallo helene!
ich muss mich von meinem sohn längst nicht mehr frei spielen. er ist total selbständig und wohnt auch nicht mehr bei mir. aber ich habe doch im alter von 30 die aufgabe übernommen, für ihn alleine zuständig zu sein. nun ist diese aufgabe erfüllt und ich weiß nicht, wohin mit mir. ich bin immer mit freundinnen weg gegangen, auch als er noch klein war. das gehört für mich zum leben. aber ich hatte keinen partner mehr seither, mit dem ich mich wohl gefühlt habe. die meisten waren kinderlos und verstanden mein engagement nicht. oder sie dachten, sie wären die super-ersatzväer (was mein sohn gar nicht brauchte, da er mit seinem vater ohnehin regemäßig kontkat hatte). ich bin eine sehr sensible frau mit noch mehr tiefgang. und beziehungsmensch. auch wenn das heute fast schon als schimpfwort gilt. ich fühle mich einfach in tiefer verbindung zu anderen meschen lebendig. alles, was man alleine so machen kann, hab ich schon durch - ohne echte freude. ich bin ein mensch, der in einer tiefen beziehung zu jemand aufblüht und sein potential entfaltet. fühle mich dadurch weder eingeschränkt noch herab gesetzt. lebe auch nicht durch den anderen, sondern bin einfach glücklich.
aber im grunde lebe ich seit 17 jahren alleine und finde daran keinen geschmack.
lg
f.
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aura
Helferlein
54
wien W, 25
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Tue, 01.Jun.04, 15:02 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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hi fantaghiro,
das hoert sich echt schlimm an. was machst du gerne bzw. was wuerde dich interessieren, aber hattest bisher noch nicht die moeglichkeit, es auszuprobieren? ueber solche dinge koennten sich auch beziehungen und freundschaften entwickeln, besonders da einem bei sowas auch menschen ueber den weg laufen, die einem aehnlich sind.
das kann auch ruhig eine 'aussergewoehnliche' taetigkeit sein, die einem nur bisher nicht 'angebracht' vorkam.
liebe gruesse,
aura
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Fantaghiro
Guest
W
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Tue, 01.Jun.04, 15:09 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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und ich fühle mich oft so fehl am platz hier. das ist das schlimmste. es gab mal aufgaben, die ich zu erfüllen hatte, wichtige sogar - denn was ist wichtiger als einem menschen den weg zu bereiten? aber nun fühle ich mich überfüssig. doch das tägliche einerlei der einsamkeit, wo man nur die stunden zählt, die es auszuhalten gilt, ist nicht schön. mein job ist ganz nett, ich mache ihn leider mittlerweile mit links. da sitzt also keine herausforderung. und die scheine ich ständig zu brauchen.
ich habe derzeit eine ganz große sinn-krise mit meinem leben. suizid-gedanken sind keine seltenheit bei mir. noch dazu, wo mein sohn damit finanziell sehr gut gestellt wäre, weil er alles erben würde. manchmal denke ich ganz ernsthaft darüber nach.
lohnt sich jedes leben denn wirklcih?
f.
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Fantaghiro
Guest
W
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Tue, 01.Jun.04, 15:29 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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aura wrote: | ...das kann auch ruhig eine 'aussergewoehnliche' taetigkeit sein, die einem nur bisher nicht 'angebracht' vorkam.
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ach, was meinst du, wie viel ich darüber schon nach gedacht habe! und manches auch in betracht gezogen habe. aber dann doch wieder verworfen. weil es am grundproblem vorbei geht.
ich fühle mich derzeit sehr hilflos, so ist das einfach.
lg
f.
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Giordano
sporadischer Gast
29
M, 30
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Tue, 01.Jun.04, 15:53 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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hallo Fantaghiro,
ich sehe eine Möglichkeit auch nur darin, dass du versuchst die Einsamkeit in die du dich manövriert hast, dadurch zu verlassen, dass du wieder versuchst aktiv am dich umgebenden Leben teilzunehmen. Das hört sich sehr abstrakt an. Aber wenn es Dir in deiner Kleinstadt unmöglich erscheint, weil du dort schon so auf eine Rolle fixiert bist aus der du dich nicht mehr befreien kannst, dann versuche Dir trotzdem Anreize zu schaffen für die es sich lohnt weiter zu machen...
Mache zum Beispiel eine kleine Reise, eine Exkursion... Das hat mir meistens geholfen, etwas zu haben worauf ich mich freuen kann... (und sei diese Freude auch nur imaginiert, es ist zumindest eine Freude und die Phantasie wird angeregt)... oder schreibe dich für einen Volkshochschulkurs ein, wenn die nächste Stadt nicht zu weit entfernt ist... ein Hobby zu haben, eine Leidenschaft ist so unheimlich wichtig, gerade dann wenn uns nur ein dünner Vorhang davon abhält dem Schmerz des Alleinseins dadurch zu begegnen, indem wir dem Leben ein Ende setzen...
Ich habe auch immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass die Isolation nicht von alleine überwunden wird... Immer hat es Energie bedarft, immer braucht es Anstrengung, bevor dann auch wieder etwas auf uns selbst zurückkommt...
Die Tatsache, dass du deinen Sohn großgezogen hast, und er sich offenbar zufrieden und erfolgreich entwickelt, muss Dir doch ein Gefühl der Befriedigung geben... Das ist viel, viel mehr als andere ihr ganzes Leben lang schaffen... ich wäre dazu nicht imstande... Ich glaube jetzt ist in der Tat die Zeit gekommen, dass du in dich hineinhorchst und dich frägst, was in all' den Jahren auf der Strecke geblieben ist... Wir können vor der Leere Angst haben, weil sie uns erschrickt, sie kann aber auch eine Chance sein, weil du Freiheit besitzt sie anzufüllen mit was du möchtest...
alles Gute,
Giordano
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_________________ Immer ist es Welt und niemals Nirgends ohne Nicht |
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aura
Helferlein
54
wien W, 25
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Tue, 01.Jun.04, 15:58 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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hi,
gib dir selbst ein bisschen zeit. vielleicht ist deine entwicklung noch nicht so weit, dass du hinausgehen kannst. ich hab aehnliche probleme und mache auch eine therapie.
die herausforderung an dich ist nun, dass du herausfindest, wer du selbst bist und was du wirklich willst. bis jetzt hast du dich fuer deinen sohn und fuer andere eingesetzt, aber dich vielleicht nicht in der intensitaet mit dir selbst auseinandergesetzt, wie du es gebraucht haettest. nach allem, was in deinem leben passiert ist, ist es kein wunder, dass du dich jetzt so fuehlst. ich versteh das und kann das nachvollziehen.
moechtest du wirklich, dass dein sohn durch deinen tod finanziell bessergestellt ist? gib ihm die chance, selbst etwas auf die beine zu stellen.
ich weiss, ich red da bloed, obwohl ich selbst noch ab und zu suizid-gedanken habe, aber dadurch weiss ich auch, dass du schon auf dem richtigen weg bist, weil du hilfe gesucht hast, und auch hier schreibst.
liebe gruesse,
aura
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Fantaghiro
Guest
W
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Tue, 01.Jun.04, 18:28 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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tja - alles ist ein wenig lächerlich gewordens: jetzt bin ich für niemand mehr wichtiig. normal - war es ohnehin nie für jemand.
lg
f.
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Tue, 01.Jun.04, 19:07 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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Fantaghiro wrote: | tja - alles ist ein wenig lächerlich gewordens: jetzt bin ich für niemand mehr wichtiig. normal - war es ohnehin nie für jemand. |
Bist du nicht wichtig für dich selbst? *erstaunt schau*
Welche Möglichkeiten hast du Männern gegeben dich kennen zu lernen? Freundinnen sind was feines, aber wann warst du das letzte mal an einem Ort, in einer Umgebung wo, sagen wir mal: Männeralarm gegeben ist? Ich würde mal sagen, eine einzige Kontaktanzeige und du hast die nächsten 4 Wochen verdammt viel zu tun!
Mensch! Frau! Du bist so alt wie ich! Das Leben fängt gerade erst mal an! *haarerauf*
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Tue, 01.Jun.04, 21:48 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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Hallo Fantaghiro!
Ich hab da noch eine Frage an dich.... ich habe mich heute mit ausreichend Literatur zum Thema Wechseljahre eingedeckt weil es einfach bei mir jetzt los geht. Das macht das Leben nicht gerade leichter. Kann es sein, dass du damit auch schon Probleme hast und dir da mal Hilfe gönnen solltest?
Ich mit meiner Web-Seiten- und Stammtischgründungsmanie bin ja schon wieder am überlegen zu dem Thema was auf die Beine zu stellen
Solltest du "betroffen" sein, machst mit?
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Fantaghiro
Guest
W
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Wed, 02.Jun.04, 15:17 Re: Depressionen aus Einsamkeit |
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hallo helene!
meine probleme rühren weniger von den wechseljahren her (habe bislang noch nichts davon bemerkt) sondern vom umfassenden wechsel meiner lebensumstände.
ich lebe nicht nur zum ersten mal ganz alleine - also auch ohne meinen sohn - sondern bin vom land nach wien gezogen und obwohl ich wien gut kenne, hatte ich zeit meines lebens draußen ein haus. nun nicht mehr. es ist mir komplett fremd, nur mehr eine zweizimmerwohnung zu haben und die mitten in der stadt. meine eltern leben beide nicht mehr, zu meinen geschwistern habe ich keinen kontakt und meine scheidung (meiner nur 5 jahre dauernden ehe) war vorigen herbst.
männer sind für mich ein eigenes kapitel, wenn ich einen schalter in mir hätte, mit dem man das interesse an ihnen völlig ausknipsen könnte, würde ich es sofort tun. meine erfahrungen waren teilweise sehr verletzend und ich habe das satt.
ich tu mich einfach sehr schwer, mit diesem neuen lebensabschnitt zurecht zu kommen, weil ich mich in einer partnerschaft (die gut lief) immer wesentlich freier fühlte als alleine. aber seit vielen jahren lief keine mehr gut und somit bin ich drauf und dran, das kapitel abzuhaken. ob's mir gelingt? ich weiß es nicht.
lg
f.
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