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hannah
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Post Sun, 30.May.04, 21:20      Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Ich leide seit meinem 13. Lebensjahr an schizo-affektiven Psychosen. Bekam damals Haldol und war danach fünf Jahre ohne Rückfall. Nach einem Umzug und enorm viel Stress wurde ich wieder rückfällig. War für ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt. Nahm Zyprexa und nahm dabei innerhalb eines Monats 20 Kilo zu. Habe das Medikament dann deswegen abgesetzt, weil ich mich so selbst nicht mehr leiden konnte.
Nach einem Jahr, wieder Rückfall. Kam dann zu einem Psychiater unter dem die Psychose noch schlimmer wurde (wurde von diesem unter anderem sexuell genötigt). Er verschrieb mir Seroquel, was ich gar nicht vertrug. Schwere Akathisie und Ohnmachtsanfälle.

Ich behandelte mich dann ein halbes Jahr selber. Habe während der Zeit viel über mich gelernt, viel ordnen können in meinem Leben und bin irgendwie gereift.

Seit zwei Jahren ging es mir dank Solian (sehr geringe Erhaltungsdosis) sehr gut. Mit meinem Studium bin ich schon fast fertig.

Jetzt kann ich zwar keine Menstruation mehr bekommen. Dachte mir, das sei eine Nebenwirkung und nicht so schlimm. Jetzt war ich bei der Frauenärztin und sie hat Zysten festgestellt. Sie meinte, eventuell sei der Prolaktinspiegel zu hoch und jetzt warte ich auf den Befund. Ich habe jetzt große Angst, dass ich durch das Solian ein Prolaktinom im Gehirn bekommen habe.

Jedenfalls werde ich ziemlich sicher das Solian absetzen müssen. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe so viele Medikamente versucht. Jedes hat auf die Dauer Nebenwirkungen gehabt. Ich bin es leid Medikamente zu nehmen. Doch nehme ich keine, werde ich rückfällig und kann nicht studieren und gar nichts mehr machen. Bin dann quasi geistig behindert.

Es ist ein ewiger Teufelskreis. Womöglich bringen mich die Medikamente noch um. Aber vielleicht ist ein kürzeres Psychose freies Leben schöner als ein langes in Delirium.

Anmerkung Kleine Fee: Habe den Thread aufgrund von PM-Austausch wieder geöffnet
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hannah
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Post Tue, 01.Jun.04, 10:16      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Danke an kleine Fee!

Ich wollte hier nicht über Medikamente schreiben, sondern einfach nur darlegen, dass es ein ewiger Teufelskreis für mich ist und ich langsam nicht mehr weiß ob mich die Tabletten oder meine Krankheit umbringen werden.

Wenn es jemanden so ähnlich geht, würde ich mich über Antworten freuen.
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Post Tue, 01.Jun.04, 14:27      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Hab jetzt den Befund und muss das Solian schnellstmöglichst absetzen. Ein Prolaktinom ist sehr wahrscheinlich, weitere Untersuchungen hab ich noch vor mir.

Ich bin im Moment sehr verzweifelt. Ich weiß nicht mehr weiter. Psychopharmaka darf ich keine mehr nehmen. Und die Tabletten, die ich gegen das hohe Prolaktion bekommen werde bewirken genau das Gegenteil wie die Psychopharmaka.

Ich hab jetzt solche Angst, dass ich wieder eine Psychose bekomme. Kennt ihr vielleicht irgendwelche Tipps, wie man sich ohne Medikamente davor schützen kann? Hat jemand ähnlich Erfahrungen gemacht?
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Post Wed, 02.Jun.04, 13:29      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Ich kann meine Psychiaterin nicht erreichen. Ins Spital möchte ich nicht, weil da würde ich mich noch schlechter fühlen. Ich merke wie es mir von Tag zu Tag schlechter geht. Auch hab ich wieder Lust mich zu schneiden. Mit dem Prolaktinom hab ich mich abgefunden, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass ich ohne Medis wahrscheinlich wieder psychotisch werde. Depressiv bin ich schon. Kann nicht schlafen und mich quälen Gedanken.

Ich hab es geschafft mich ein halbes Jahr selbst zu therapieren. Ich hoffe, dass das jetzt wieder klappt. Weiß nur nicht welche Medis ich mir verschreiben lassen soll. Hab gelesen, dass Zyprexa und Leponex das Prolaktin nicht erhöhen.

Egal, jedenfalls tut es gut hier die Sorgen niederzuschreiben.
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r.l.fellner
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Post Wed, 02.Jun.04, 14:21      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Liebe hannah,

de facto sind Sie im Moment ohne jegliche Therapie - weder Psychotherapie, noch eine gute medikamentöse Stabilisierung. So wird sich die Situation mit Sicherheit nicht verbessern, "Selbsttherapie" (was auch immer Sie damit meinen..) hin oder her...

Als langjährige Psychose-Patientin ist Ihnen sicherlich bekannt, daß ein langfristiger Erfolg in der Psychosetherapie mit einiger Sicherheit nur durch eine längerfristige, parallel laufende Psychotherapie in Kombination mit pharmakologischer Unterstützung (sofern ein gewisser Schweregrad überschritten wird) erreichbar ist.

Ich habe aus Ihren Zeilen leider den Eindruck, daß es in Ihrem Fall an einer professionell begleiteten Psychotherapie mangelt oder eine solche gar nicht stattfindet. Zusätzlich zu einer immer schlechteren medikamentösen Stützung.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

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hannah
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Post Wed, 02.Jun.04, 14:45      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Danke Herr Fellner für Ihre Hilfe.

Ich habe mich schon bemüht psychologische/psychotherapeutische Hilfe zu bekommen. Leider wurde ich bis jetzt immer enttäuscht, einmal von einem Psychiater dermaßen, dass sich die Psychose dadurch verschlimmert hat.

Habe mich bis jetzt immer auf die Medikamente verlassen. Jetzt wo sie mich krank machen ist es sehr schwierig für mich weiter darauf zu vertrauen.

Gibt es überhaupt in Österreich Psychotherapeuten, die auf Psychose Patienten spezialisiert sind? Ich habe einmal meine Psychiaterin gefragt und sie meinte, dass es zu wenig gibt und diese alle ausgebucht sind. Habe lange Zeit leider auch geglaubt als mir das mit dem Psychiater passiert ist, dass man mir eher schaden will und nicht helfen. Schön langsam weiß ich aber, dass das sicher nicht stimmt.

Hab jetzt meine Psychiaterin wenigstens erreicht und kann vorbei schauen.
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hannah
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Post Tue, 08.Jun.04, 19:35      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Ich wollte noch etwas hinzufügen wegen Psychotherapie.

Habe jetzt noch einmal mit meiner Psychiaterin gesprochen, die auch selbst Psychotherapeutin ist. Sie hat mir zur Psychotherapie nie geraten, da sie der Ansicht ist, dass ich an einer organisch bedingten Psychose leide. Sie würde mich auch als Patientin ablehnen.

Da ich denke, dass das oftmalige Auseinandersetzen mit Problemen in einer Therapie eher kontraproduktiv ist, werde ich wahrscheinlich auch keine machen. Und wenn ich gesund bin, dann kann ich froh in die Vergangenheit zurückblicken. Sicher gibt es ein paar Sachen die traurig waren, aber die immer wieder zu besprechen finde ich nicht gut.

Ich kenne sogar Leute, die durch die Therapie noch kränker wurden.
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bunny
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Post Wed, 09.Jun.04, 12:04      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

hannah wrote:
Sie hat mir zur Psychotherapie nie geraten, da sie der Ansicht ist, dass ich an einer organisch bedingten Psychose leide. Sie würde mich auch als Patientin ablehnen.

Ich kenne sogar Leute, die durch die Therapie noch kränker wurden.


hallo hannah

das ist jetzt vielleicht die meinung diese ärztin, dass thera nicht angezeigt ist. du könntest dich doch auch über ihre meinung hinwegsetzen. es gibt da sicher auch andere meinungen, es gibt sicher auch ärzte, die in einer solchen situation thera gut finden.

ich denke, es gibt ja noch alternativen zu thera, wo man trotzdem nicht ganz alleine dasteht. ich habe z.b. sehr gute erfahrungen mit meinem hausarzt gemacht, wo ich alle paar wochen hingehe, es gibt keine thera in dem sinne, wir sprechen einfach über alltägliche praktische sachen und über die medis. das gibt mir einen grossen halt. es gibt auch psychiater, die einem einfach "begleitung" ohne thera anbieten, wo man z.b. alle 2 monate vorbeigeht.

auch wenn man keine thera will, finde ich es doch wichtig, dass man für die krankheit einen guten ansprechpartner hat.

lg
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hannah
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Post Wed, 09.Jun.04, 12:40      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Danke Bunny für Deine Antwort. Hab schon gedacht der Thread bleibt ein Selbstgespräch für mich Wink

Ich war einmal bei einer Lebensberaterin. Sie hat mir sehr gut geholfen. Wie gesagt von Psychologen, Psychotherapeuten usw. halte ich nicht viel, weil ich wirklich sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. Der Lebensberaterin konnte ich gut vertrauen. Auch meiner Ärztin vertraue ich mittlerweile gut. Unterstützung bekomme ich auch aus der Familie. Meine Tante leidet selber unter Psychosen, auch organisch bedingt.

Mir hilft es eigentlich auch sehr gut, wenn ich mit anderen Betroffenen darüber rede/schreibe. Auch hilft es mir, wenn ich anderen Menschen mit meiner Erfahrung mit der Krankheit helfen kann.
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Post Wed, 09.Jun.04, 15:00      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Liebe hannah,

wenn Sie von Psychotherapie, Psychologie usw. so wenig halten - warum schreiben Sie dann eigentlich hier, in diesem Forum - in einer "Ecke" sozusagen, wo sich lauter Menschen tummeln, die entweder selbst mit Psychotherapie zu tun hatten oder, noch schlimmer hehe.., so wie ich selbst Therapeuten sind?

Möglicherweise wäre es vernünftig, sich mal Alternativmeinungen zu der Ihrer Psychiaterin einzuholen. Wenn Sie oder vielleicht sogar auch Ihre Psychiaterin tatsächlich ernsthaft meinen, eine 'Lebensberatung' sei bei einer Psychose per se angezeigter als eine Psychotherapie, wäre das sogar in jedem Fall anzuraten...

Natürlich sei es Ihnen aber unbenommen, vorzugehen wie Sie möchten (will sagen: ich habe da keinen 'Bekehrungsdrang') - es ist ja Ihr Leben. Verstehen Sie meine Zeilen ausschließlich als Stubs, sich nach Möglichkeit ein wenig kundiger zu machen.

Lieben Gruß
Fellner

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Incah
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Post Wed, 09.Jun.04, 15:21      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Quote:
Wie gesagt von Psychologen, Psychotherapeuten usw. halte ich nicht viel, weil ich wirklich sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe. Der Lebensberaterin konnte ich gut vertrauen. Auch meiner Ärztin vertraue ich mittlerweile gut.

es geht aber immer nur um Menschen. Es hat nichts mit dem Beruf zu tun. Wenn deine Lebensberaterin zufällig Psychotherapeutin wäre...?
Bei Therapeuten gilt: Suche bis du findest. Und zwar so lange, bis du dich bei jemandem gut aufgehoben fühlst und ihm/ihr vertrauen kannst und willst. Eine Therapie kann meiner Meinung nach nicht wirklich schaden, und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie jemand dadurch noch kränker wird. Mag sein dass ich deine Bekannten natürlich nicht kenne und daher nichts darüber sagen kann, aber immerhin hängt die therapie ja davon ab wie der Patient mitarbeitet und er leitet die Therapiestunden.
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Post Wed, 09.Jun.04, 18:22      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Ich habe ja geschrieben, dass es mir gut tut, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Deswegen schreibe ich auf dieser Seite. Sollte also naheliegend sein...

Meine Psychiaterin weiß nicht, dass ich bei einer Lebensberaterin war, sondern das war mein eigener Wunsch dorthin zu gehen. Wenn ich keine Psychose habe, dann geht es mir gut. Während einer akuten Psychose eine Therapie zu machen halte ich für falsch. Eventuell wenn sich eine ankündigt.

Auch wollte ich Sie, Herr Fellner, nicht persönlich angreifen indem ich schrieb, dass ich von Psychotherapie nicht viel halte. Aus Ihren Zeilen entnehme ich aber, dass Sie sich angegriffen fühlten.

Vielleicht sollte ich kurz schreiben, was ich von sogenannten "professionellen Helfern", zugefügt bekommen habe.

Als Kind war ich bei einer Psychologin, die mir eingeredet hat, dass meine Eltern schlecht sind, dass ich weglaufen soll von zu Hause oder freiwillig in ein Heim gehen soll. (Blöderweise war diese Psychologin die Tochter einer Exfreundin meines Vaters - meine Familie erklärt sich dadurch diesen stupiden Rat.)

Vor zwei Jahren war ich bei einem Psychiater in Behandlung. Er hat mit mir eine Gesprächstherapie gemacht. Dieser hat mich mehrmals sexuell genötigt und zwar auf eine ganz widerliche Art und Weise. Begrapscht hat er mich auch und war sichtlich erregt dabei. Ich hatte dann solche Angst vor ihm, dass sich meine Psychose verschlimmerte. Hab dann aber aus eigener Kraft eingesehen, dass er mir nicht gut tut und bin dann nicht mehr hingegangen. Jetzt wo es mir gut geht würde ich das Schwein anzeigen, aber damals hatte ich einfach die Kraft nicht dazu. Noch dazu wer glaubt schon einer Frau, die an Psychose leidet.

Dann war ich bei einer Ärztin die mir sagte, dass während einer Psychose schwere Vergiftungen im Gehirn stattfinden, die auf die Dauer geistig behindert machen. Das hat mir den Rest gegeben.

Tja - ich glaube jetzt sollte klar sein, warum ich den Psychoärzten nur schwer vertrauen kann...
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Post Wed, 09.Jun.04, 19:03      Re: Medikamentenhölle Reply with quoteBack to top

Liebe Hannah,

keine Sorge - so leicht fühl' ich mich nicht angegriffen. Wie gesagt, es ist Ihr Leben, um das es dabei geht. Daß Sie bereits negative Erfahrungen gemacht haben, davon bin ich ausgegangen. Es ändert aber nichts an den Realitäten, die zB. auch Incah - wie ich meine recht treffend - freundlicherweise nochmals für Sie auf den Punkt gebracht hat.

mfg
Fellner (der nun nicht mehr im Hamsterrad mitlaufen will, sich daher aus diesem Thread nun ausklinkt und Ihnen alles erdenklich Gute wünscht)

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