Gibt es chronische Depressionen?

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Ich hoffe, dass ich nicht zu einem Doppelthread beitrage und keinen Beitrag übersehen habe. Ansonsten, sorry.

Mich würde mal interessieren, ob ihr denkt, dass es möglich ist, dass sich Depressionen quasi einnisten, chronisch werden. Depression als Lebensgefühl.
Ist das möglich?
Ich weiß nicht, ob ich Depressionen habe, bisher hat sich noch niemand über eine Diagnose geäußert.
In den letzten Jahren fehlt es mir sehr an Antrieb, ich fühle mich traurig, habe keine Lust aufzustehen, aus dem Haus zu gehen, Freunde zu treffen, einfachste Gespräche sind eine Qual. Dazu kommt eine starke Unzufriedenheit mit mir.
Manchmal glaube ich, keine Gefühle zu haben. Meine Stimmung ist immer gleich. Es gibt nichts was mich traurig macht und nichts, was mich fröhlich macht.
Manchmal ist es stärker, dann geht es mir schlechter, denke über Selbstmord nach.
Dann geht es wieder etwas besser, es wird wie davor. Selbstmordgedanken verschwinden, aber die Lebensfreude lässt trotzdem auf sich warten. Und alles geht weiter wie davor. Der tägliche Kampf halt.
Aufstehen, arbeiten gehen...so als würde ich funktionieren, wie eine Maschiene.
Dann denke ich mir oft, ich bilde mir das ein. Vielleicht geht es ja jedem so.
Bitte! Ich möchte keine Diagnose hören, ich weiß, dass man die auf die Ferne nicht geben kann, sondern eure Ideen dazu hören.

Viele Grüße, Leo.

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Leo wrote:

Bitte! Ich möchte keine Diagnose hören, ich weiß, dass man die auf die Ferne nicht geben kann, sondern eure Ideen dazu hören.

Deine Vermutung stimmt. Ich würde sogar von depressiven Persönlichkeiten sprechen, wo ich mich auch dazu zähle. Das heißt, ich habe zuerst über Medikamente und dann über Psychotherapie sehr gut unter Kontrolle gebracht, weil ich viele Ursachen bereinigen konnte und heute regelmäßig durch einfache Mittel der "Selbstliebe" dafür sorge, dass es möglichst nicht mehr passiert. Aber die Tendenz in manchen Situationen das alte Muster der Depression zu wählen ist nach wie vor da. Was die Therapie jedoch gebracht hat ist die rasche Erkenntnis: es ist wieder so weit! und das "Notfallprogramm" läuft an, sodass ich selbst relativ leicht wieder raus komme.
Das heißt, auch mit dieser Diagnose ist eine sehr gute Lebensqualität möglich, und wie ich schon mal gemeint habe, vielleicht sogar höhere als bei nicht Depressiven, weil wir wissen wie es ist, wenn es absolut schei.. ist und es sehr genießen, wenn es uns dann endlich gut geht. Dieses Gefühl der Erleichterung kennen nicht Depressive eben nicht.

Forums-InsiderIn 354 Deutschland W, 33

Hallo,

meine Diagnose ist Dysthymia, das ist so eine chronische Depression, wie Du sie beschreibst. Eigentlich ist es eine neurotische Depression. Die Tendenz, bei allen möglichen Alltagsschwierigkeiten, wieder depressiv zu reagieren, wird bei mir wohl auch nicht mehr weggehen. Muß mich wohl damit abfinden.

Karola

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo!

Ja, das ist möglich. Stellt sich die Frage wie man das dann nennt.
Das "depressive Persönlichkeit" von Helene T. passt wohl gut.

Was mich selbst betrifft sehe ich und mein Therapeut es vereinfacht so (das mag fachlich nun nicht ganz stimmig sein, es ist mehr mein persönliches Bild): Ich habe tiefliegende Probleme die schon recht früh in meiner Kindheit entstanden sind. Um mich über Wasser zu halten habe ich Lösungsstrategien erlernt. Depressionen sind eine davon. Das Problem ist halt, das diese Strategie nicht sehr gut funktioniert. Leider habe ich oft keine andere zur Verfügung. Ich muss andere lernen. Das ist mein Ziel in der Therapie.

So gesehen wäre eine chronifizierte Depression nichts sonderlich überraschendes.

Sind nur Gedanken,
lg,
v.

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Ich danke euch für eure Antworten. Das tut gut zu hören.
Aber verstehen tue ich es noch nicht. Hat denn eine chronische Depression mit der Depression die irgendwann wieder verschwindet und vielleicht auch wiederkommt was zu tun?
Oder ist es eine Form von Depression?
Eine chronische Depression stelle ich mir dann gar nicht behandelbar vor.
Naja, kann wohl eh nichts dran ändern, was auch immer es ist.
Wahrscheinlich sagt mir gleich jemand, dass ich das ansprechen soll. Aber ganz ehrlich, ich kann doch meiner Thera nicht sagen, ich vermute ich leide an chronischen depressionen. Das kommt mir so vor, als würde ich die Fachfrau sein wollen. Oder als würde ich mich wichtig machen wollen.
Ich denke, sie wird schon merken, wo der Schuh drückt.
Mal sehen.

Viele Grüße, Leo.

Moderatorin 1117 Wien W, 24

Leo wrote:

Hat denn eine chronische Depression mit der Depression die irgendwann wieder verschwindet und vielleicht auch wiederkommt was zu tun?

naja was bedeutet denn chronisch?.. das es immer wieder kommt.. also ist es ja noch immer eine depression

Quote:

Oder ist es eine Form von Depression?

also rein nach den diagnostischen richtlinien: ja

Quote:

Eine chronische Depression stelle ich mir dann gar nicht behandelbar vor.

naja das würde ich nicht behaupten.. ich leide selbst unter einer rezidievierende depression ("chronisch").. ja manchmal denke ich mir.. ich werde sowieso nicht gesund.. aber klar.. das muss ich auch nicht.. ich kann lernen damit umzugehen.. ich kann lernen mein leben trotz krankheit zu meistern und ein ganz "normales" leben zu führen

Quote:

Ich denke, sie wird schon merken, wo der Schuh drückt.

das glaub ich nicht, hellseherin ist sie sicher nicht.. egal was, du musst alles ansprechen, worüber du reden willst.. keine bange, sie wird sich schon nicht auf den schlips getreten fühlen..

grüße fallen angel

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Ansprechen werde ich da erst mal nichts. Wenn man für sich selbst überlegt, kann es auf einmal sein, dass ganz viele "Krankheiten" auf einen zutreffen.
Ich will mir da nix einreden, da wird man ja verrückt.
Aber ich fand es gut, mal darüber nachzudenken und die anderen zu hören.
Selbst abschätzen kann ich es ja eh nicht.

Viele Grüße, Leo.

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Liebe Leo,

kann es sein, daß Du Dich ein wenig im Kreis drehst Wink

Du mußt Dir nichts "einreden" und Du brauchst auch nichts selbst einschätzen ... dazu hast Du ja Deine Therapeutin.

Nur, wie Fallen.Angel schon sagte, hellsehen kann sie ja leider wirklich nicht kopf

Was meinst Du, kann passieren, wenn Du sie fragst? ... Bis auf das, daß Du nicht mehr rätseln mußt, sondern weißt, was Du wissen möchtest ...

Alles Liebe,
Annemarie

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Leo wrote:

Eine chronische Depression stelle ich mir dann gar nicht behandelbar vor.

Habe ich schon beschrieben. Es funktioniert sogar sehr gut. Alles was dazu erforderlich ist, dass du eine Änderung herbeiführen WILLST. Wenn du sowieso der Meinung bist, dass das nicht möglich ist, wird es das auch nicht sein. Der einzige Mensch der entscheidet wie es weiter geht bist du, sonst niemand. Ein Therapeut kann dir nur helfen, aber Akteur bist du.
Wenn du nicht willst, dann verschwendest du die Zeit des Therapeuten und schmeißt dein Geld beim Fenster raus.

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Doch, ich denke, wollen tu ich schon. Nur wohl nicht alles auf einmal.
Ich brauche eben erst mal eine Anlaufphase. Kann nicht heute über Dinge nachdenken, mir erst einmal bewußt werden und es morgen schon ansprechen. (Überspitzt ausgedrückt.)

Aber eine gute Sache hat es doch, Depressionen sinds wahrscheinlich, egal welche. Confused

Vielen Dank euch, Leo.

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Hallo Leo!

oky, damit kann ich was anfangen. Ich habe da auch eine enorme Anlaufzeit gebraucht.
Hast du dich schon mal schlau gemacht, welche Therapiearten es gibt, was für dich in Frage kommt? Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das macht neugierig und damit hat man dann noch einen kleinen Schubs endlich was zu tun.... Nur so als Idee....

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Ich mache bereits eine Verhaltenstherapie.

Viele Grüße, Leo.

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Hallo Leo!

Blöde Frage, warum klärst du das dann nicht mit dem/der TherapeutIn ab?

Helferlein 41 Deutschland W, 26

Hallo!

Weil es mich gerade beschäftigt hat und ich Thera Pause habe, mal abgesehen von den obigen Gründen.
Ich mußte darüber nachdenken (bin auch froh darüber, denn dann krieche ich wenigstens aus meinem Loch heraus) und habe daher hier geschrieben.
Ist für mich eine gedankliche Vorarbeit, mache mich damit vertraut.
Versteht das denn keiner?

Zumal ich denke, dass man es selber gar nicht beurteilen kann.
Nehmen wir mal an, ich hätte Depressionen chronisch, so wie man über Dysthymia liest, dann frage ich mich, warum ich immer wieder das Gefühl habe, in ein tiefes Loch zu fallen und gar nicht mehr reden und aufstehen mag.
Das wären ja dann zwei verschiedene Formen von Depressionen. Rolling Eyes

Wie kann denn sowas überhaupt ein Thera beurteilen?
Wie kann man sich denn da sicher sein, dass er/sie die richtige Diagnose stellt, gerade wenn es darum geht Medikamente zu verabreichen?
Das macht mir schon Bedenken.

Viele Grüße, Leo.

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Leo wrote:

Versteht das denn keiner?

Wenn du es klar ansprichst, so wie jetzt, dann ist es auch verständlich! Wir können nur raten, wenn wir dein Motiv nicht kennen.

Leo wrote:

Zumal ich denke, dass man es selber gar nicht beurteilen kann.

Äh... wer außer dir kann beurteilen wie es dir geht?

Leo wrote:

Nehmen wir mal an, ich hätte Depressionen chronisch, so wie man über Dysthymia liest, dann frage ich mich, warum ich immer wieder das Gefühl habe, in ein tiefes Loch zu fallen und gar nicht mehr reden und aufstehen mag.
Das wären ja dann zwei verschiedene Formen von Depressionen. Rolling Eyes

.

Warum nicht zwei verschiedene? Es ist DEINE Form der Depressionen und natürlich können und werden die mehr als eine Ursache haben. So wie du einzigartig bist, ist auch die Form deiner Depressionen einzigartig. Mein sind nicht mit deinen zu vergleichen, nicht mit denen von irgend jemand anders. Ich habe vermutlich seit meiner Kindheit Depressionen aber ich hatte z.B. nie Selbstmordgedanken. Deshalb sind meine Depressionen nicht mehr oder weniger welche als die von irgend jemand anderen.
Wäre es nicht so, dann könnte man ein Standardwerk für die Behandlung von Depressionen schreiben, dem Depressiven in die Hand drücke mit: "Da mach mal, behandle dich selbst!" Aber so läuft es einfach nicht.

Leo wrote:

Wie kann denn sowas überhaupt ein Thera beurteilen?

Auf Grund ihrer jahrelangen Ausbildung und bereits gemachten Erfahrung.

Leo wrote:

Wie kann man sich denn da sicher sein, dass er/sie die richtige Diagnose stellt, gerade wenn es darum geht Medikamente zu verabreichen?

Siehe darüber. Und manchmal klappt es auch nicht gleich mit den Medikamenten, manchmal muss man eben auch umstellen, kann passieren.

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Gibt es chronische Depressionen?