Weiblichkeit

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Hallo nicht nur an die Damen hier!

Wenn ich das richtig sehe, wurde dieses Thema hier zwar öfter angesprochen, aber noch nicht direkt andiskutiert.

Heute Vormittag ist es mir wieder sauer aufgestoßen, das Bild von Weiblichkeit. Ich habe irgendwas gemacht mit einem halben Auge auf den Fernseher. Da läuft so eine der neuen Sendungen, wo z.B. eine Frau modisch, typgerecht beraten wird. Sie ist groß und sucht flache Schuhe. Und dann kommt der Rat, dann doch auch an die High Heels zu denken, weil die ja sooo weiblich sind und die Variante mit dem kurzen Bleistiftabsatz, weil "das ja gleich doch viel weiblicher aussieht".

Vorab, ich habe bis zu meinem Unfall auch High Heels getragen, heute geht das nicht mehr. Mir gefallen solche Schuhe immer noch, ich bin gerade dabei meinen Schuhfetisch zweckmäßigerweise auf einen Hutfetisch umzupolen Wink

...aber ich sehe auch darin, und in dem Beitrag ist es sehr drastisch klar geworden, dass das Bild von "Weiblichkeit" in mir sehr häufig noch ziemliche Aggressionen produziert. In dem beschriebenen Fall bedeutet es, einer Frau den sicheren Stand zu nehmen, sie zu verunsichern um einem Klischee von Weiblichkeit zu entsprechen.

Was macht Weiblichkeit aus?
Ist es wirklich nötig dieses fragile Persönchen zu sein, von dem mittlerweile hoffentlich schon jede Frau meilenweit entfernt ist?
Ist es nötig ein Trugbild aufzubauen um dann zu enttäuschen?
Ist Weiblichkeit die Fähigkeit Kinder zu bekommen? - Für mich definitiv nicht. Ich kenne genug Frauen die in einem Männerkörper auf die Welt gekommen sind die ich ausschließlich als Frau wahrnehme.

Was ist es für euch?

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Hallo Helene,

Helene T. wrote:

Was macht Weiblichkeit aus?
Ist es wirklich nötig dieses fragile Persönchen zu sein, von dem mittlerweile hoffentlich schon jede Frau meilenweit entfernt ist?
(...)
Ist Weiblichkeit die Fähigkeit Kinder zu bekommen? - Für mich definitiv nicht.
(...)
Was ist es für euch?

Nein, sicher nicht, ich meine mit fragilem Persönchen meinst du ja hoffentlich nicht einen zarten Körperbau oder so, den hat frau einfach, wenn sie ihn hat. Ich selbst bevorzuge guten Bodenkontakt und Stand, wenn ich mich in Schuhen nicht wohlfühle, mag ich sie nicht tragen, d.h. sie sollen bequem sein, aber trotzdem schön. Wenn aber eine Frau gerne High-Heels trägt, wird sie sich wahrscheinlich darin auch wohl fühlen. Aber es ist Quatsch, wenn sie sich darin unwohl fühlt, und sie sie nur trägt, weil das angeblich weiblich ist.

Weiblichkeit ist meistens die Fähigkeit, Kinder bekommen zu können, aber Kinder zu haben, ist nicht die einzige Daseinsberechtigung für Frauen. Da gibt´s noch viele andere Möglichkeiten.

Für mich ist es wichtig, eine persönliche Meinung zu haben von den Dingen, die um mich herum vorgehen, einen Standpunkt zu vertreten, der mir entspricht, auch wenn´s nicht unbedingt die gängige Linie sein sollte.

Und ganz wichtig: Frau-Sein ist für mich in erster Linie Mensch-Sein und deswegen mag ich Püppchen-Klischees natürlich nicht.

lg Naomi

Guest W

jaja, aber gehört es nicht zum frausein dazu, männer aufzureizen, sich von ihnen umwerben zu lassen... wieviel stolzieren denn auch nicht mir ihren push up bhs herum...

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

wanderduene wrote:

jaja, aber gehört es nicht zum frausein dazu, männer aufzureizen, sich von ihnen umwerben zu lassen... wieviel stolzieren denn auch nicht mir ihren push up bhs herum...

Da sind wir wieder bei Ursache und Reaktion...
Ist es nicht eher so, dass jetzt eine Generation von Männern sexuell aktiv ist, die vor dem Fernseher aufgewachsen ist und Baywatch mit dem Fläschchen serviert bekommen hat?
Ich sehe Frauen, die sich Göttin sei Dank wenigstens nicht mehr Silikon implantieren lassen um aus sich selbst Sondermüll zu produzieren, sondern der männlichen Erwartungshaltung mit PushUps nachkommen...

Aus persönlichem Erleben weiß ich, dass große Brüste etwas sehr lästiges sind, zu erheblichen Rückenschmerzen führen und eine junge Frau dazu bringen können extrem dick zu werden um den großen Busen zu verstecken, weil es sie vor Männern ekelt, die sie auf ihre Oberweite reduzieren *aufzeig*

Forums-InsiderIn 152 Dortmund M, 35

Was für mich Weiblichkeit ausmacht...

Eine Frau, die ihre Weiblichkeit (so wie ich nach jahrelangem Ringen) annehmen kann, damit umgehen kann und auch ausstrahlt, dass sie eben weiblich ist und sich damit wohlfühlt.
Ob die Betreffende dann in DocMartens (so wie ich) oder in High Heels, als Karrrierefrau oder als Hausfrau/Mutter, als Sexbombe oder züchtig Smile

, wie auch immer daher kommen, spielt für mich dann keine Rolle mehr.

Weiblichkeit beinhaltet für mich wirklich das Wohlsein in seinem Körper und mit dem Geschlecht, das man in dem Moment nach aussen lebt.
Weiblichkeit beinhaltet für mich aber auch Sinnlichkeit und Erotik, nicht als Frage des Busens oder whatever, sondern der Ausstrahlung.

Ich merke gerade, dass es nicht einfach ist, zu formulieren, was Weiblichkeit für einen bedeutet...
...drum brech ich hier mal ab...

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Alien wrote:

Ich merke gerade, dass es nicht einfach ist, zu formulieren, was Weiblichkeit für einen bedeutet...
...drum brech ich hier mal ab...

Genau darum geht es! Bitte nicht abbrechen! Es ist einfach unheimlich schwierig.

Nur ein Beispiel. Früher habe ich nie Schmuck getragen. Erstens hatte ich immer die Panik ihn zu verlieren und zweitens war da bei mir so dieses Gegenfrauenbild da: ich will nicht so "aufgemascherlt und aufgeputzt wie ein Weihnachtsbaum herumlaufen".
Heute sehe ich Schmuck als einfach und schöne Möglichkeit Weiblichkeit zu zeigen ohne sexuelle Signale auszusenden.

So. Das heißt für mich jetzt in der Übersetzung, es ist für mich bedeutend als "Frau" wahrgenommen zu werden aber ohne zum Sexuellen Objekt zu werden. Klingt das irgendwie...?
Rolling Eyes

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hallo,

tja, mit diesem Begriff hab ich schon immer Schwierigkeiten gehabt. Ist mir aufgefallen, als eine Heilpraktikerin mir mal sagte, ich hätte ein Problem mit meiner Weiblichkeit (weil ich eine chronische Frauenkrankheit bekommen habe). Hab mich auch gefragt, was heißt das jetzt, konnte damit nichts anfangen.

Vom Äußeren betrachtet: Ich bin nie ein Fan von Röcken, Kleidern usw. gewesen, schon als Kind nicht, fand ich unpraktisch. Und rausputzen, schminken usw. ist auch nicht meins. Bei mir muß alles in erster Linie praktisch sein... Mittlerweile find ich aber auch Kleider, Röcke usw. praktisch und seit ein paar Jahren hab ich auch ein Kleid, das ich liebe...

Von den inneren Werten her: Ich kann mich nicht damit identifizieren, daß ich bestimmte Dinge angeblich nicht können soll (z.B. technisches Verständnis), nur weil ich zufällig ne Frau bin. Frauen können schließlich mehr als lieb gucken und schön aussehen!

Je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet, hatte die Heilpraktikerin recht: Ich wollte als Mensch respektiert werden, ganz egal, ob ich in irgendwelche weiblichen Klischees passe oder nicht. Ich wollte nie auf etwas reduziert werden, was nicht mir entsprach. Deshalb hab ich mich gewehrt, wollte oftmals gerade NICHT so sein, wie man es von mir erwartet. Na ja, dabei ist mir vielleicht das ein oder andere Mal verlorengegangen, was ICH eigentlich will. Insofern stimmt das natürlich mit dem Problem mit der Weiblichkeit (ist mir so rum aber immer noch lieber als sich diesem blöden Klischee anzupassen). Andererseits bin ich eben ich und zufällig bin ich Frau. Würde es nicht diese blöden Klischees geben, hätte ich also kein Problem damit.

Tja, ich denke ja auch noch oft in den Männer- und Frauenkategorien (z.B. daß Frauen mehr Zugang zu ihren Gefühlen haben, Männer mehr nüchtern denken). Statistisch gesehen wird das wohl meist stimmen, aber ich frage mich auch, ob durch diese Wahrnehmung diese kategorien nicht stärker aufrecht erhalten werden (bei einem selbst, in der Gesellschaft) als nötig. Natürlich werden auch biologische Gründe dazu führen, daß es Unterschiede in der Psyche von Männern und Frauen gibt, aber ob die tatsächlich so schwerwiegend sind?!

Also, ich frag mich, ob dieser Begriff nicht einfach schon falsch ist bzw. unwichtig. Ich finde es viel wichtiger, man selbst zu sein.

Zu den Postings von Wanderdüne fällt mir auch nix mehr ein...

Viele Grüße
Stöpsel

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe Stöpsel,

Stöpsel2 wrote:

Also, ich frag mich, ob dieser Begriff nicht einfach schon falsch ist bzw. unwichtig. Ich finde es viel wichtiger, man selbst zu sein.

Ja, genau zu dieser Ansicht tendiere ich auch. Ich fühle mich in meinem Frauenkörper sehr wohl, aber es sind halt immer noch vorhandene (oder sich gerade jetzt wieder vermehrende) Ungerechtigkeiten, die Frauen das Leben schwer machen können. Deswegen sollte man Frau als Mensch definieren und nicht über ein klischeehaftes Weiblichkeitsbild.

Es wäre für mich auch nicht unbedingt ein Problem, wenn man sagt, Frauen sind gefühlvoller oder empathischer oder sozialer oder was auch immer. Aber wenn dann Frauen in den Berufen, in denen derlei Eigenschaften gefragt sind, schlechter entlohnt werden (einfach weil diese Berufe schlechter entlohnt werden und dort hauptsächlich Frauen zu finden sind), dann seh ich ein Problem, weil derlei Eigenschaften und Tätigkeiten in Wahrheit scheinbar gar nicht so hoch geschätzt werden.

lg Naomi

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Stöpsel2 wrote:

Von den inneren Werten her: Ich kann mich nicht damit identifizieren, daß ich bestimmte Dinge angeblich nicht können soll (z.B. technisches Verständnis), nur weil ich zufällig ne Frau bin.

Das sehe ich nicht unbedingt als "innere Werte" sondern als Fähigkeiten die angeblich geschlechtsspezifisch unterschiedlich gewichtet sind.
Ich habe HTL Elektrotechnik gemacht und konnte nicht bemerken, dass meine Schulkollegen was anderes als ihre Hände und Verstand benützt haben um zu drehen, hämmern, schweißen, Berechnungen anstellen usw. Und die Möglichkeiten haben Frauen auch. In dem Punkt sehe ich es eher so, das Frauen die als Kind nicht and ihrem technischen Interesse gehindert werden das genau so gut können wie Jungs.

Forums-Gruftie 897 Wien W, 47

Stöpsel2 wrote:

Zu den Postings von Wanderdüne fällt mir auch nix mehr ein...

Ist auch nicht nötig. Ignorieren sollte reichen. Ich habe schon vor einiger Zeit akzeptiert, dass einigen Menschen einfach nicht zu helfen ist, weil sie das gar nicht wollen.
So... ich hatte da mal eine englische Audiokassette die humorvoll mit psychischen Problemen umgegangen ist, da war der regelmäßige Ausspruch zu solchen Situationen:
It's only inconvenient Wink

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Hallo Helene,

Helene T. wrote:

So... ich hatte da mal eine englische Audiokassette die humorvoll mit psychischen Problemen umgegangen ist, da war der regelmäßige Ausspruch zu solchen Situationen:
It's only inconvenient Wink

Ich glaub, ich werd´versuchen, mir das auch noch ein bisschen mehr zu verinnerlichen. Laughing

lg Naomi

Guest W

Hallo Ihr Netten...

Ihr schreibt ja ständig nur, was ihr "eigentlich auch alles könnt" ... aber das ist ja eigentlich nix Neues mehr.

Worin besteht denn nun eigentlich der eigentliche Unterschied ??? Wink

Was macht Weiblichkeit aus??
Ist ja, glaube ich, auch Thema des Threads.. Cool

Pepe

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Liebe Naomi,

Quote:

(oder sich gerade jetzt wieder vermehrende) Ungerechtigkeiten

Was meinst Du damit? (bin im Moment tagespolitisch nicht so up to date)

Quote:

Aber wenn dann Frauen in den Berufen, in denen derlei Eigenschaften gefragt sind, schlechter entlohnt werden (einfach weil diese Berufe schlechter entlohnt werden und dort hauptsächlich Frauen zu finden sind), dann seh ich ein Problem, weil derlei Eigenschaften und Tätigkeiten in Wahrheit scheinbar gar nicht so hoch geschätzt werden.

Ja! ISt das gleiche mit dem Kinderkriegen. Da wird gejammert, daß nur noch so wenig Kinder in die Welt gesetzt werden (in D), aber eine entsprechende finanzielle Absicherung (sofort oder bei der Rente) gibt es nicht. Und Möglichkeiten/Unterstützung, nach Babypause wieder im Beruf einzusteigen sind je nach Beruf und Länge der Pause auch nur sehr eingeschränkt.
Und wenn Du versuchst, es anders zu machen, hast Du genauso Pech: Trotz entsprechender technischer Ausbildung haben Frauen immer noch mehr Probleme, werden nicht ernst genommen, haben weniger Karrierechancen, bekommen für den gleichen Job weniger Geld (gibt die nächsten Tage sogar eine Konferenz zu diesem Thema). Wir leben halt leider immer noch in einer Welt, in der die Spielregeln von Männern aufgestellt wurden/werden.

Viele Grüße
Stöpsel

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe Stöpsel,

Stöpsel2 wrote:

Was meinst Du damit? (bin im Moment tagespolitisch nicht so up to date)

Naja, in Ö ist´s derzeit z.B. das Kindergeld, die Pensionsreform (Erklärung: in Ö nennt man auch die Rente Pension) und dass wir nun eine Frauenministerin haben, die sich gar nicht für Frauenanliegen einsetzt, sondern das alles völlig okay findet. Angesichts dieser Ministerin hätte man dieses Ministerium genausogut einsparen können, hätte wahrscheinlich denselben Effekt gehabt und noch dazu ein Ministerinnengehalt eingespart. Außerdem wär´s ehrlicher gewesen.

@Pepe: ich glaub, wir sind grad dabei, ein Bild von Weiblichkeit gründlich in Frage zu stellen. Wie ist denn deine Meinung dazu?

lg Naomi

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hallo Pepe,

Quote:

... aber das ist ja eigentlich nix Neues mehr.

Schön wär's zwinkernd..

Für die meisten wird das wohl in 100 Jahren noch neu sein...

Quote:

Worin besteht denn nun eigentlich der eigentliche Unterschied ???

Das ist ja grade die Frage, besteht denn tatsächlich einer? Wieviel ist Kultur, anerzogen, Klischee? Ich für mich kann es nicht beantworten, da ich sozusagen erstmal rausfinden muß, wer ICH bin, die Einflüsse von außen etwas mehr abschütteln muß. Diesen Einflüssen wird man sich zwar nie entziehen können, so wie Männer das ja auch nicht können, aber ich möchte es schon gerne besser einschätzen können, was von mir heraus ist und was durch Einfluß von außen.

Viele Grüße
Stöpsel

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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