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andie
neu an Bord!
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Wed, 19.Feb.03, 22:01 Verarbeitung meiner Kindheit... |
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Hallo zusammen
Ich bin neu hier und eigendlich nur per Zufall auf dieser Seite gelandet. Beim durchlesen ist mir einmal mehr meine "Kindheit" hochgekommen, was mir in letzter Zeit immer häufiger passiert. Vielleicht kann mir ja jemand hilfreiche Tipps geben oder einfach mit Erfahrungen weiterhelfen. Ich erzähle jetzt einfachmal, was da so lief. Es ist sehr gut möglich, dass es ein wenig chaotisch ist, aber ich hoffe, ihr könnt es verstehen...
Ich und meine Geschwister wurden wegen jeder Kleinikeit geschlagen. Mir wurde erst jetzt (bin jetzt 1 bewusst, dass das nicht normal war. Mit Kollegen oder in der Schule habe ich nie darüber geredet. Ich wusste bis vor kurzer Zeit nicht, dass man eine Kindheit haben kann, ohne geschlagen zu werden. Ich weiss, mein Vater würde mich auch heute noch schlagen, wenn er nicht Angst vor mir oder den Konsequenzen hätte. Aber diesen "Respekt" musste ich mir sehr hart erkämpfen. Geschlagen wurde ich wie gesagt wegen kleinsten Dingen. Folgte ich (das schliesst jetzt auch meine Geschwister ein) nicht oder nicht sofort gab es Ohrfeigen oder sonst Schläge; hatte ich in der Schule eine schlechte Note, wurde ich verbal fertig gemacht; hatte ich eine andere Meinung als mein Vater...; und das schlimmste finde ich dabei, immer wenn wir es lustig hatte, ein bisschen gequatscht und gelacht hatten, kam dieses Arschloch und verteilte Ohrfeigen. Und das macht mir vorallem heute noch zu schaffen. Denn aus diesem Grunde kann ich meine Gefühle nicht zeigen. Ich kann nicht zeigen, wenn ich föhlich bin. Bin ich nicht zu Hause, geht es schon besser mit dem Gefühle zeigen, aber auch da bin ich noch recht "vorsichtig". Ich traue einfach niemandem... Im Moment bin ich selber daran meine Kindheit aufzuarbeiten und wieder so werden, dass ich meine Gefühle zeigen kann. Aber diese Weg ist sehr lang und mühsam, denn niemand mit dem ich zu tun habe, weiss von meiner Kindheit und sie können nicht verstehen, weshalb ich damit so mühe habe. Ich habe aber keine Lust ihnen das zu erzählen, ich muss erst selber damit fertig werden.
Wenn ich daran zurückdenke, überkommen mich die Gefühle. Zum einen ist es Angst und zum anderern die Wut und die Machtlosigkeit. Denn was kann ich jetzt schon dagegen machen. Wer würde mir dabei helfen. Es hat mir ja auch früher niemand geholfen und ich glaube nicht, dass niemand etwas gemerkt hat. Die Nachbarn und andere müssten das doch mitbekommen haben, aber warum wird man da einfach so alleine gelassen??? Ich fühle mich so richtig alleine und hilflos vor.
Für mich bleibt also nur die eine Lösung überig, schauen, dass ich selber damit klar komme.
Ich weiss nicht, ob ihr in einer ähnlichen Situation sind oder mal wart. Aber was mich wunder nimmt ist, was habt ihr gemacht?
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Ische
Helferlein
103
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Hallo Andie,
ich kann Dir nur raten, eine Psychotherapie zu machen, wenn Du mit den Erinnerungen an Deine freudlose Kindheit nicht allein fertig wirst. Frage Deinen Hausarzt, der kann Dir wahrscheinlich mit Adressen von Therapeuten weiterhelfen. Ein Therapeut kann Dir auch helfen, wenn Du noch bei Deinen Eltern lebst. Warte nicht zu lange! Hole Dir Hilfe von außen!
Die Kindheit wirkt in uns allen nach - positiv oder negativ. Eine schöne Kindheit mit Eltern, die sich und das Kind wirklich liebten, ist eine der Voraussetzungen für ein glückliches Leben als Erwachsener. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, daß Menschen mit glücklicher Kindheit diejenigen mit schlechten Kindheitserfahrungen nicht richtig verstehen. Die wissen gar nicht, wovon man redet. Diese Menschen sind behütet und geliebt aufgewachsen und können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, eine Kindheit in Angst und Schrecken verbracht zu haben. Bei Dir kommt ja noch hinzu, daß Dein Vater gewalttätig war. Mit so einer Erfahrung wird man selten allein fertig. Du brauchst Verständnis und jemanden der Dir hilft, das Erlebte zu verarbeiten.
Alles Gute für Dich!
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_________________ Ische grüßt aus Hamburg! |
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Leomic
Helferlein
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Linz M, 24
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Sun, 02.Mar.03, 18:43 etwas dagegen machen |
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Hallo!
Deine Kindheit ist leider so verlaufen wie du es geschildert hast. Das Gefühl kenn ich auch. Zwar bin ich nicht wegen jeder Kleinigkeit geschlagen worden, allerdings ist mein Vater ein ziemlicher "Problemfall". Sein Vater wiederrum war so wie du deinen geschildert hast. Ich kannte ihn nicht so gut, ist schon früh gestorben. Naja, das war am Land in den 50er Jahren, dennoch ist es diesselbe Situation für meinen Vater gewesen. Er war von den vielen Geschwistern das "ärmste Schwein". Die Wirkungen, welche auf ihn eingegangen sind, sind auch für uns (Geschwister) und vor allem für meine Mutter spürbar. Mein Vater kann seine Gefühle nicht richtig zeigen, spinnt grundlos (meist mit meiner Mutter) herum usw. Und ich selber merk es auch noch. Meine beiden älteren Schwestern sind "gut weggekommen". Die stehen mitten im Leben und führen (zum Glück) ein frohes Leben. Nachdem ich allerdings der einzige Sohn bin, und auch nicht gerade der Draufgänger schlechthin, habe ich immer dass Gefühl, dass ich vor allem meinen Vater enttäusche. Weil ich eben bin so wie ich bin. Er zeigt eben keine positiven Reaktionen auf meine "Leistungen" bzw. Interessen. Und ich selbst bin dadurch auch ziemlich unsicher. In allen möglichen Dingen. Das ganze zieht sich also wie ein roter Faden seit meinem Großvater (frühere Leute kenn ich nicht) durch mein, unser Leben. Mein Vater hat und tut auch nichts dagegen. Und ich fürchte, dass ich es genauso falsch machen werde!
Deswegen sag ich dir: Wenn du dich dazu "überreden" kannst, red mit Bekannten deines Vertrauens darüber oder besuch eine Selbsthilfegruppe. Von alleine wird es nicht besser. Man verdrängt es höchstens.
PS: Ich hatte diesen Mut bisher leider noch nicht, mit jemanden "Face to Face" über meine Probleme zu reden...
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_________________ There are no limits except the one you create by yourself. |
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juergen
Guest
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Hallo Andie schön das du uns gefunden hast , hab auch keine leichte kindheit hinter mir Ich kann nur Ische recht geben , frage war dein Vater auch Alk ?
Gruß Jürgen
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Fanny
Forums-InsiderIn
151
oberoesterreich ,
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Thu, 27.Mar.03, 6:45 Sadistischer Vater |
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Deine Geschichte hat mich sehr berührt.
Wie Jemand auf so etwas reagiert, hängt von seinem Temperament ab: mit Depression, mit Gewalt , mit Resignation und Verdrängen. ...
Lassen sie sich alle in der Familie so etwas gefallen? Was macht die Mutter? Jedenfalls wird so etwas gerne vertuscht.
Meine Mann hatte so eine Kindheit wie Du. Er hat alles verdrängt , sein Bruder hat es mir aber erzählt. Jedenfalls sind in der Familie alle ziemlich fertig.
Eine Schwester hat einen Putzzwang und kaum Sozialkontakte, mein Mann hat Depressionen, der Bruder kann sich ohne Alkohol nicht ausdrücken, eine Schwester und die Mutter sind an Krebs gestorben.
Deine Resignation kann ich verstehen, wenn Du noch von Deinem Vater abhängig bist. Wenn nicht, würde ich Dir nur raten: alles ist besser als verdrängen.
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andie
neu an Bord!
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Hallo zusammen
Vielen Dank für die Antworten. In der Zwischenzeit ist wieder ziemlich viel gelaufen und ich komme sehr gut mit der Situation zurecht. Ich schaue einfach, damit ich nicht allzuviel zu Hause bin und wenn, dass ich dann meine Ruhe habe. Was ich nicht kann, ist mich mit dem Vater im gleichen Raum aufzuhalten. Ich spüre einfach, dass ich dann kurz vor dem durchdrehen bin. Aber im Moment läuft alles bestens. Ich fange auch wieder an, meine Meinung öffentlich zu vertreten und es zu sagen, wenn mir etwas nicht passt! Ich machte das schon früher, hatte dann aber eine schlechte Erfahrung gemacht und dann war da auch noch der Wechsel vom Schülerleben ins Berufsleben. Das war auch nicht gerade einfach. Jetzt bin ich aber wieder auf dem Weg, so zu sein, wie ich bin. Ich kann mich zwar immer noch sehr gut verstellen, habe aber gelernt, offener zu sein. Ich habe jetzt einen Freund, der sehr lieb ist und bei dem ich mich sehr wohl fühle. Ich habe nicht das Gefühl, stark zu sein. Ich kann einfach so sein, wie ich bin. Vielleicht ist das, weil er auch aus einem kleinen Dorf kommt, wie ich und nicht so ist, wie die Leute aus der Stadt. Ich möchte da niemanden verletzten, aber es ist einen riesigen Unterschied, ob man auf dem Land oder in der Stadt aufgewachsen ist. In der Stadt ist alles viel harter und schneller, man muss sich immer behaupten. Tja, ist vielleicht eine komische Ansicht, aber so kommt es mir vor.
Bin jetzt halt ein bisschen vom Thema abgeschweisst, tut mir leid. Aber ich wollte euch nur sagen, dass es mir wieder besser geht und dass ich euch dankbar für eure Antworten bin.
Übrigens, mein Vater ist kein Alk und meine Mutter hat sich auch nie für uns Eingesetzt. Und ich bin überzeugt, dass die Leute in unserer Umgebung das alles mitbekommen haben, aber nichts gemacht haben!!! Ich finde das so krass, auch jetzt noch, es will sich nie jemand einmischen, es könnte ja Probleme entstehen...
so sind die Menschen, egoistisch und blöde!
Lieber Gruss
Andrea
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sisypohs
sporadischer Gast
17
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Thu, 26.Feb.04, 23:01 Kindheit aufarbeiten... |
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Hallo ihr da draußen...
Diesen Text habe ich schon wo anders gepostet, und nun hier her kopiert.....
Quote: | Wie geht ihr um mit eurer Kindheit?
Ich habe gelesen das einige von euch in Therapie sind. Ich habe auch
damit begonnen, vor einen halben Jahr. Anfangs musste ich es schaffen
mit bzw. ohne meinen Mann zurechtzukommen. (Schlussendlich habe ich
mich entschieden ohne Mann weiter zu leben
) Jetzt fangen wir an die Kindheit aufzuarbeiten. Das ist aber
schwerer als ich dachte?
Wie bitte schön kann man was aufarbeiten, wo man sich gar nicht mehr
richtig erinnern kann?
Meine Therapeutin meinte ich solle eine Geschichte schreiben, von mir
über meine Kindheit. Aber das geht gar nicht, weil ich nur noch
vereinzelte Sachen weiß.
Sie fragt mich „ wie hast du dich da und da gefühlt?" Ich habe keine
Ahnung mehr.
Wie macht ihr das?
Gefühle, damit habe ich sowieso ein Problem. In den letzten Monaten
höre ich oft. „du musst in dich reinhorchen" oder „du spürst dich
selber nicht"
Ja ok ich muss lernen mich selber zu spüren. Aber bitte schön was ist
das????????
Sich selber spüren. Mich macht man das?
Wie kann man in sich selber reinhorchen? So sehr ich mich auch
bemühe, aber höhren tu ich da nichts?
Wie geht es euch da dabei?
Lg Sy |
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