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hase
sporadischer Gast
19
W
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Fri, 07.May.04, 16:51 Schizophrenie und Arbeit |
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Hallo,
vor 2 Jahren hatte ich meine erste Psychose. Habe mich bis heute aber nicht richtig davon erholt und leide noch vor allem an Unwohlgefühl, Konzentrationsstörungen und Antriebslosigkeit.
Jetzt gerade versuche ich den Wiedereinstieg in den Job, der als Redakteurin natürlich sehr aufreibend ist.
Wem ist der Wiedereinstieg gut gelungen, wo gab´s Rückfälle, wie verhält man sich gegenüber den Kollegen und Vorgesetzten?
gruesse, Hase
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gestört
Helferlein
106
hier und da W, 21
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Sat, 08.May.04, 9:48 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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hallo
hast du denn eine therapie oder ähnliches gemacht? oder einfach nur ne job-pause? weil du jetzt wieder einsteigen willst...
mfg pSy
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_________________ "wenn man schon tot gewesen ist, war es kein Selbstmord" |
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hase
sporadischer Gast
19
W
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Sat, 08.May.04, 15:44 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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Hallo,
hatte eine Therapie erst Anfang des Jahres begonnen, aber wieder abgebrochen, da auch der Thera gesagt hatte, dass er gegen die Minussymptomatik wenig ausrichten kann und mir nur Hilfestellung zur Akzeptanz der Erkrankung geben kann. Ich denke auch, dass sich mein Zustand nicht mehr weiter verbessern wird. Schon in der Klinik bin ich auffällig langsam genesen, wobei der akute Schub sehr schnell vorüber war.
Jetzt habe ich Angst, dass ich die Arbeit nicht packe und wieder arbeitslos bin. Halbtagsjobs gibts zu wenig und ich bin nicht entsprechend qualifiziert. Was soll ich tun? Berentung? Die letzten 2 Jahre war ich überhaupt nicht in der Lage, mein Leben gut zu gestalten. Das erste Jahr lag ich fast nur im Bett, konnte mich zu nix aufraffen und war völlig depressiv. Seit ich Cipramil einnehme, hat sich das ein wenig gebessert. Ich bin einfach nicht mehr die Frau, die ich früher einmal war. Mein ganzes Denken hat sich verändert, ich erfahre mich sehr begrenzt und schwach. Der Alltag ist oft sehr anstrengend, die Perspektiven mit der Krankheit, auch privat und ind er Partnerschaft machen mich sehr unglücklich. Wer will schon mit einem Schizo zusammenleben?
gruesse, hase
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Kupfer
Forums-InsiderIn
164
Wien W, 26
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Tue, 11.May.04, 13:42 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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Ich lebe mit einem "Schizo" zusammen. Und es geht toll mit uns. Nur nicht die Hoffnung verlieren. Ich bin mir auch sicher, dass sich jobmäßig etwas ergibt, wenn man nicht zu früh aufgibt.
Daumen drück,
Kupfer
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blizz
neu an Bord!
4
Schweiz W, 26
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Sat, 22.May.04, 2:15 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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Lieber Hase!
Ich möchte dir ganz, ganz viel Mut machen. Aber erst einige Fragen: Wie kommt der Therapeut darauf zu sagen, dass er gegen die Minussymptomatik wenig ausrichten kann? Warum denkst auch du, dass sich dein Zustand nicht mehr weiter verbessern wird - wegen dem Verlauf in der Klinik oder weil der Arzt das glaubt? Wer hat dir denn Cipramil verschrieben? Wieviele Medikamente hast du in deiner gesamten "Karriere" ausprobiert?
Ich bin nun seit 2,5 Jahren krank (gewesen), d.h. damals hat's sehr, sehr langsam angefangen. Erst nach einem halben Jahr wurde die ganze Sache unerträglich. Dann ging's noch ganze drei Monate, bis ich in eine Klinik durfte. Soweit ich informiert bin, ist jemand, bei dem der akute Schub schnell kam (nehm ich bei dir an, weil er auch schnell vorüber ging..?), besser zu therapieren, als bei schleichendem Beginn. Meiner Meinung nach ist eine sorgfältige medikamentöse Abklärung - will heissen: ausprobieren - sicher nicht das angenehmste, insbesondere, was die Gefühle und Ansichten, aber auch die Nebenwirkungen dazu anbelangen, doch es entscheidet wesentlich über deine Symptome. Ich werde jetzt keine Medikamenten-Aufzählung machen, möchte nur sagen, dass ich nach einem halben Jahr schlechter Medikation mit verschiedenen Medikamenten (lag an der Klinik) so froh war, endlich eine gute Ärztin gefunden zu haben, die mich "dazu verknurrte" eine "richtige" Dosis zu nehmen. (Verweigerte schon früher, als ich einige Zeit mal depressiv war, ein ganzes Jahr erfolgreich die Medikamente... Aus heutiger Sicht reine Zeit- und Lebensverschwendung!) Dieses Neuroleptikum damals half mir sehr gut. Hatte zwar auch sehr mühsame Nebenwirkungen, aber half - laaaaaangsam, laaaaangsam ging's immer ein bisschen besser. Langezeit! Vor kurzer Zeit sind wir - eben hauptsächlich weil ich immer sehr viel schlafen musste, aber auch aus anderen Gründen - auf ein anderes umgestiegen. Kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe! Es war, als würde ich aus meiner Wolke blicken dürfen! Obwohl ich daneben auch immer schon ein Antidepressivum genommen habe!
Zum Job: Ich studierte noch und jetzt wieder. Seit einem Jahr. Noch ein Vierteljahr vorher konnte ich mir nicht vorstellen, einmal wieder zu studieren. Meine Ängste waren auch zu Anfang noch ähnlich wie deine: Ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffen würde. Ausserdem die anderen Studierenden, die alle schon weiter sind und sich fragen, was die denn so lange macht usw. Das erste Semester war dann auch echt hart! Kein Zuckerschlecken. Zusätzlich musste ich noch damit klarkommen, jedem eine Antwort über meinen Studien(und Lebens-)stil zu liefern. Sagen was ich hab, einfach nur, dass ich eine Krankheit hab? Oder besser gar nichts sagen und dann aber auch nicht auf Verständnis hoffen?
Bis jetzt hat sich alles gelohnt. Ob ich das ohne kritische Betrachtung meiner Therapeutin, ihrem Zuspruch und den Medis geschafft hätte, bin ich mir aber gar nicht sicher! Ich würde sogar sagen, du hast eine Therapeutin (oder einen Therapeuten) "verdient". Würde die Krankenkasse nicht mehr bezahlen? Stell dir vor, es gibt Leute, die "zum Spass", um einfach etwas über sich zu lernen, zum Therapeuten gehen (soll niemanden beleidigen!), und hast ja niemals beabsichtig, krank zu werden. Also lass dich doch von einer Therapeutin unterstützen! (Es ist also nicht so, dass ich nur auf Medikamente schwöre!!)
Mach weiter, Schrittchen für Schrittchen, probier' eine Arbeit zu finden, ohne dass du dir zum Voraus mit negativen Gedanken alles verbaust! Eigentlich habe ich jetzt das gleiche gesagt wie Kupfer - nur ein bisschen ausführlicher...
Ich wünsche dir viel Kraft und Mut und gute Gedanken!!!!
blizz
Was das "Wer will schon mit einem Schizo zusammen leben?" anbelagt... ein andermal vielleicht was dazu.
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karin78
neu an Bord!
2
wien W, 25
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Fri, 28.May.04, 21:30 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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hallo,
meine schwester leidet lt. ärzten an einer katatonen schizophrenie. bei ihr ist die minussymptomatik vorherrschend.
was mich überrascht hat, ist, dass sich durch ausdauersport (täglich 1-2 stunden walken in der natur und radfahren) ihre symptomatik deutlich gebessert hat.
lg,
karin
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Fri, 28.May.04, 21:43 Re: Schizophrenie und Arbeit |
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Liebe hase,
ich möchte Ihnen nachdrücklich ans Herz legen, keinesfalls die Arbeitstätigkeit aufzugeben. Vielleicht mag der aktuelle Job nicht der richtige für Sie sein (dann heißt's: etwas Besseres suchen!), prinzipiell aber gilt: gerade nach Psychosen steht meist ein weiterer "Abstieg" bevor, wenn die Betroffenen sich nur mehr zurückziehen und nicht mal mehr reguläre Anforderungen zu erfüllen haben, während andererseits passende Herausforderung geradezu großartige Auswirkungen, bis hin zur völligen Symptomlosigkeit haben können!
Zusätzlich sehe ich mich da leider auch genötigt, die Worte Ihres früheren Psychotherapeuten zu relativieren: Psychotherapie kann sehr wohl unterstützen, die Minussymptomatik besser in den Griff zu bekommen und natürlich auch, das "Leben danach" wieder möglichst positiv zu gestalten. Ich möchte Ihnen anraten, sich einfach jemanden zu suchen, der Erfahrung in der therapeutischen Unterstützung bei Psychosen hat, zu suchen - jemanden, der Sie da besser begleiten kann.
Diese Devise, "keinesfalls aufgeben!" kann ich auch nur in Bezug auf Ihre anderen Sorgen nochmals wiederholen. Mit den richtigen Unterstützer(inne)n an Ihrer Seite kann es gut sein, daß Sie in ein paar Jahren Ihren Beitrag im Forum verwundert lesen und sich darin gar nicht mehr wiedererkennen, weil's Ihnen so gut geht...
Gehen Sie dagegen 'in Rente' und machen auch keinerlei unterstützende Therapie, läßt sich dagegen mit einiger Sicherheit prognostizieren, daß Sie dann sagen müßten, daß es Ihnen heute noch vergleichsweise gut ging (!).
Herzlichen Gruß und alles Gute für eine möglichst rasche Verbesserung,
Richard L. Fellner
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