Bin ich jetzt auch noch geisteskrank?

neu an Bord! 2 Österreich W

Liebe Leute,

Ich bin ganz neu hier und schreibe, weil ich eine Frage an euch habe, und hoffe, dass mir vielleicht jemand helfen/antworten kann.

Hier kurz meine Geschichte:

Ich habe seit ein paar Monaten eine Essstörung, die im Laufe der Zeit immer schlimmer wurde.
Von der Diät zur Magersucht, und schliesslich mit Untergewicht in der Bulimie (Abwechselns Fasten-extremSport jeden Tag-Fress Anfälle-Depression).

Alleine die Essstörung ist natürlich schon ein ungeheurer Wahn (ich denke fast jede Minute (UND DAS IST NICHT ÜBERTRIEBEN) ans Essen, habe kein Sättigungsgefühl mehr, und falle nach jedem Fress Anfall (wo ich bis zu 10.000 Kalorien auf einmal in mich reinschlinge) in eine Verzweiflung, wie ich sie zuvor noch niemals erlebt habe.
Doch damit nicht genug, ich habe ausser dieser Essstörung überhaupt keine Gefühle nichts und niemandem mehr gegenüber, und fange scheinbar ohne Grund plötzlich zu weinen an, und kann es nicht unterdrücken.
Stehe komplett teilnahmslos in der Welt und bringe es nicht fertig, irgendeine Arbeit anzugehen, oder an irgendeiner "an sich" lustigen, spannenden Unternehmung auch nur die geringste Freude zu empfinden.
Und noch vor einem halben Jahr war ich eine glückliche, talentierte, erfolgreiche, beliebte junge Frau.

So weit - so schlimm.

Vorgestern passierte jedoch etwas für mich wirklich erschütterndes:

Ich sass in einem Zug und hörte seltsame Geräusche von dem Sitz hinter mir. Und plötzlich bekam ich pansiche Angst, dass ich nun geisteskrank werde, und ich mir dass alles nur einbilde.
Obwohl mir Leute gegenübersassen, hatte ich so furchtbare Angst, und begann zu zittern und zu weinen.
Ich dachte, dass mein Leben nun vorbei ist und ich ab jetzt wahnsinnig bin. Alles erschien mir so verdammt irreal, noch viel mehr als sonst in den letzten Monaten, einfach so richtig!

Ich stürzt auf die Zugtoilette, und als ich mein Weinen endlich unterdrücken konnte, ging ich zurück auf meinen Platz, und beim Gehen durch den Zug sah ich plötzlich einen Mann mit dem aufgemalten Gesicht einer KATZE!
Ich bemühte mich in der kurzen Zeit des Vorbeigehens genau hinzusehen, und sah deutlich das Make Up, jedoch wusste ich in dem Moment trotzdem nicht, ob das jetzt alles eingebildet oder normal war!!!!
Meine Verzweiflung stieg noch mehr, und mein Herz begann zu rasen.

Nach der Zugfahrt wurde ich bald neuen Leuten vorgestellt und musste mich deshalb zusammenreissen (was mir jedoch unglaublich schwer fiel).
Ich fragte nach dem Aussteigen meinen Kollegen unauffällig, ob er auch den Mann mit dem Katzengesicht gesehen hatte.
Gottseidank sagte er ja, und meinte, dass das ein Geisteskranker war (ich glaube, er hatte ihn länger beobachten können.)

Nach einigen Stunden beruhigte ich mich wieder, habe jedoch immer noch die Angst in den Knochen, dass dies wirklich der Anfang einer Schizophrenie oder sonst was war.
Und dass die ganze schreckliche Essstörung vielleicht einfach nur ein Schutzmechanismus vor einer völligen Geisteskrankheit ist oder sonstwas.

Kann mir dazu irgendjemand etwas sagen?
Was bedeutet das alles?
Was war das für ein komischer Anfall?
Was ist bloss mit mir los?

Ich habe heute auf anraten meines Arztes mit der ersten Tablette FLUOXETIN begonnen.

Kennt sich da jemand damit aus?

Bitte bitte um antworten,
viele Grüsse,
Magdalena

sporadischer Gast 5 Osnabrück W, 17

Hey Magdalena,

vorweg würde ich dich gerne etwas fragen. Bist du wegen der Essstörung in Therapie oder hast du schon mal mit jemanden, dem du vertraust darüber gesprochen ???
Ich leide jetzt schon seit ein paar Jahren an einer Essstörung und kann dir nur raten früh genug bzw. jetzt etwas dagegen zu tun, zu kämpfen !!!

Ich glaube nicht, dass du "verrückt" wirst, bist oder ähnliches.
Der Mann mit dem Gesicht hat ja wirklich existiert und war keine Einbildung von dir.
Ich denke, dass dir die Essstörung sehr zu schaffen macht und dann noch diese Situation dazukam. Das war einfach zu viel.
Kein Wunder !!
Würd mich freun mehr über dich zu erfahren

Liebe Grüße,
Jumpinsky

Forums-InsiderIn 164 W, 29

Liebe Magdalena,

als ich meine Essstörung hatte, war ich auch sehr schreckhaft und anfällig dafür, meine Wahrnehmung in Frage zu stellen. Ich müsste da jetzt ziemlich weit ausholen, um dir alles zu beschreiben...

Also zuerst einmal denke ich nicht, dass das der Beginn einer Schizophrenie ist. Ich kenne mich zwar nicht mit Schizophrenie aus, dafür hab ich - leider - die eine oder andere Erfahrung mit Essstörungen. Was es ist, muss jemand beurteilen, der sich damit auskennt !!! Deshalb ist es äußerst wichtig, dass du, falls nicht sowieso schon, zu so jemandem gehst! Ich finde es auch nicht so toll, dass dir dein Arzt gleich ein Medikament verschrieben hat. Was ist das denn überhaupt für eines/was soll es bewirken?

Ich denke, es ist die Essstörung, die dich an deiner Wahrnehmung zweifeln lässt, bzw. die dich unsicher macht. Die Geräusche im Zug waren ja vielleicht wirklich da, nur hast du sie möglicherweise etwas stärker/sensibler wahrgenommen als andere. Du wirst nicht verrückt, aber man kann u.U. das Gefühl haben, dass es so ist. Okay?
Aber bitte geh zu einem Therapeuten, denn Essstörungen sind sehr ernst zu nehmen und die abwechselnden Formen deines Essverhaltens sind bestimmt sehr belastend für dich, oder? Da bist du doch bestimmt ständig in innerer Unruhe, könnte ich mir vorstellen. ???

Wenn du möchtest, schreib doch mal, ob du eigentlich in Behandlung bist.

Alles Liebe! hug

lili

neu an Bord! 2 Österreich W

Liebe Jumpinsky und liebe Lilian,

vielen Dank für eure voll lieben Antworten.

Habe heute wieder lange mit meinem Arzt gesprochen, und er hat mir dringendst zu den Atidepressiva geraten.

Ich muss sagen, im Moment sind für mich auch alle Nebenwirkungen und alles sonstige was so passieren könnte bei der Einnahme eines solchen Medikamentes egal.
Ich will nur wieder HALBWEGS normal werden.

Ich habe ja auch erst seit kurzer Zeit realisiert, wie wahnsinnig die ganze Essstörung überhaupt ist. Sogar bei 46 Kilo (bei 172cm) dachte ich noch "Ja, ein Kilo mehr schaffst du schon noch", und fühlte mich wahnsinnig toll dabei.
Bis dann die Fress Anfälle so richtig begannen, und die Depression immer tragischer wurde.
Irgendwann habe ich mich angeschaut, und bemerkt, dass ich nicht eine tolle schlanke Frau bin, sondern ein gefühlsloses, dem Zusammenbruch nahes, zwangsneurotisches Gerippe.
Und ich habe heimlich alle anderen bendeidet, die eigentlich "normale" Dinge (wie Ausgehen, etc...) taten, wozu ich einfach nicht mehr fähig war!

Ich möchte ja auch dann mal in Therapie gehen. Im Moment mache ich jedoch ein Auslandssemester, und es ist einfach nicht die Zeit und die Möglichkeit hier sowas anzugehen.

Ich probiere jetzt, Fluoxetin (Antidepressivum/Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) und eine ganz kleine Dosis Tritticon.
Anders sehe ich mich einfach nicht mehr raus.

Ich hoffe, euch gehts gut, und wünsch euch alles Liebe.

Magdalena

Forums-InsiderIn 164 W, 29

Liebe Magdalena!

Heute hörst du dich für mich schon etwas ruhiger an. Very Happy

Ich wünsch dir noch einen schönen Aufenthalt im Ausland! Toll, dass du das machst!!

Quote:

Ich möchte ja auch dann mal in Therapie gehen. Im Moment mache ich jedoch ein Auslandssemester, und es ist einfach nicht die Zeit und die Möglichkeit hier sowas anzugehen.

Klar, das geht jetzt natürlich nicht. Finde ich aber sehr gut, dass du dich danach drum kümmern willst.

Alles Liebe!

lili

sporadischer Gast 16 Schwechat W, 22

Hallo!!
Meine meinung zu Fluctine ist Sch..... Ich habe sie ein Monat genommen und mir war dann alles nur noch egal. Ich leide an Freßanfällen und habe in dem einen Monat acht Kilo zugenommen, weil es mir so egal war, ob ich esse. Ich hatte danach kein schlechtes Gewissen mehr!! Ich habe mit diesem Medikament aufgehört!!!
Halte überhaupt nix davon!! Ich möchte dich keinesfalls verunsichern, vielleicht hilft es dir ja!!! Ich wünsch es dir auf jeden Fall

Also dann liebe Grüße bipi1 spinning

neu an Bord! 2 Wien W, 20

Hallo

Kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich begann letzten September eine Therapie wegen essstörung (ibingeeatingdisorder - keine Kontrolle, Kotzen, fasten,...etc). Aber es kommt ziemlich schnell ans Licht, dass diese Essstörung wirklich nur ein letztes Symtom sind von etwas tieferen, verdrängtem. Ich muss echt sagen, dass es mir jetzt eigentlich nach der Therapie schlechter geht, weil ich einfach durch die Sachen, die ich erfahren habe, in depressive und selbstverletzende Phasen geraten bin (von meinem Alkoholkonsum und Zigarettenvrebrauch will ich ich gar nicht anfangen). Aber trotzdem würde ich jedesmal wieder eine Therapie machen, auch wenn es mir Scheiße geht, mein Essensproblem ist mir jetz eigentlich vollkommen egal, weil ich merke, dass ich alle anderen Dinge mal lösen muss.
Mit der Gefühlstaubhaut ist es so eine Sache. Ich finde, dass ist das Schlimmste überhaupt, ich kann nicht mehr weinen, meine ganzen Gefühle kommen nur duch den Körper zum Vorschein (Zittern, Zucken,...etc), aber nicht in meinem Inneren. Aber ich wünsche dir viel Glück, und mach auf jeden Fall eine Therapie weiter, allein funktioniert es nicht (glaub mir, ich bin sonst eine sehr starke Person) und hoffentlich kannst du einmal lieben

neu an Bord! 2 Wien W, 20

PS: Tritticon hab ich jetzt abgesetzt, haben mir auch nicht geholfen, auch Mutan nicht... nehm im Moment Xanor, die helfen aber nur, den Tag halbwegs zu überstehen....

Psychotherapeut 1589 Wien M

@puck & bipi1:

bipi1 wrote:

Meine meinung zu Fluctine ist sch.....

Puck wrote:

PS: Tritticon hab ich jetzt abgesetzt, haben mir auch nicht geholfen, auch Mutan nicht... nehm im Moment Xanor, die helfen aber nur, den Tag halbwegs zu überstehen....

obiges hat für Magdalena1 absolut keine Relevanz. Wenn bei Ihnen XY nicht wie gewünscht wirkt, heißt das nicht, daß dies bei jemandem anderen nicht möglich ist... in diesem Sinne ersuche ich Sie, solche indirekt gemeinten Ratschläge in Bezug auf Medikamente in diesem Forum zu unterlassen (siehe auch Netiquette) - auch wenn sie sicherlich gut gemeint sind. Wink

@Magdalena1:
ein praktischer Arzt ist kein Fachmann für Psychopharmaka. In Ihrem eigenen Interesse empfehle ich Ihnen (wenn die nun verschriebenen Medikamente nicht gut weiterhelfen), einen Facharzt aufzusuchen.
Soweit sich dies beurteilen läßt, hat Ihre Symptomatik eine klar psychische Komponente. Somit behandeln Sie ein psychisches Problem derzeit ausschließlich durch Chemie... daß dies keine wirkliche "Lösung" sein kann und sein wird, ist Ihnen als Hauptveranwortliche für Ihren Körper und Ihre Psyche hoffentlich klar.

Alles Gute
Richard L. Fellner

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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