Wo finde ich Gleichgesinnte für psych.kranke Schwester?

sporadischer Gast 5 W, 27

Hallo!!

Bisher habe ich mich immer gedrückt davor hier was reinzuschreiben über meine Schwester aber jetzt ist die Situation eskaliert und ich muss was tun, bevor alle in meiner Familie daran zugrunde gehen. Ich versuche mich kurz zu halten, wenns Fragen gibt, kann ich jederzeit gerne antworten.

Also ich brauche :34 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Meine Schwester (24) ist psychisch krank, das Krankheitsbild sehr schwer zu definieren. Einmal heißt es "Borderline", dann heißt es wieder "Passiv-Agressive Persönlichkeitsstörung" dann wieder beides. Es ist wahnsinnig schwer das bei ihr zu sagen. Leicht bis mittel depressiv ist sie auch, nimmt auch Tabletten. Das Hauptproblem ist dass sie wie ein Kind ist, wie eine 12-jährige. Spricht, handelt und agiert so, redet nur über Serien, ist kindisch usw. auf der anderen Seite total aggressiv (auch sich selbst gegenüber).

Und sie hat und hatte NIE Freunde!!!!!!!!! :23

Zwischen uns gibts auch vergangenheits bedingt Schwierigkeiten, weil sie mir und uns natürlich das ganze Leben zur Hölle gemacht hat mit ihrer agressiven Art (und damit hatte sie alle in der Hand) und allem, also ich tu mir sehr schwer mit ihr. Aber sie hängt an mir, weil sie sonst niemanden hat, und zwar wirklich niemanden. Sie ist komplett einsam und zerbricht daran.
Sie reagiert eifersüchtig auf mich weil ich Freunde habe und ein geregeltes leben führe. Und macht mir unentwegt unterschwellig schlechtes Gewissen.

Und möchte ich mich nur 10 Minuten mal mit meinen Eltern unterhalten über Dinge die mich betreffen (und das max. alle 2 Wochen einmal wenn ich sie besuche) zuckt sie aus und brüllt: "Immer gehts nur um dich, immer redet ihr nur mit IHR!!" Ihr seht das ist ein Wahnsinn. Shocked

Sie macht seit 4 Jahren ein Therapie, was meines Erachtens aber kaum was bringt, bzw. das für ihr Krankheitsbild viel zu wenig ist.
Sie hat Angst vor allem, vorm Dunkeln, vorm Alleinsein, vor Schmutz (absolute Waschzwang!!!) und traut sich nix.

Meine Eltern tun mir so leid, weil sie sie rund um die Uhr haben und keine Sekunde abschalten können.

Meine Frage nun wäre:

WO???????? BITTE finde ich vielleicht Unterstützung (wir wohnen in Wien) oder Gleichgesinnte damit meine Schwester auch Kontakte bekommt. Sie braucht Freunde und zwar wird sie nie "normale" (ihr wisst was ich mein) Freunde finden, weil keiner sie aushält. Sprich sie braucht Leute, die halt ähnlich nicht ganz "normal" sind. Oder Gruppen? Oder vielleicht betreute Wohngruppen oder was weiß ich, IRGENDWAS! Nur dass sie nicht mehr allein ist und vielleicht endlich ein bißchen Seelenfrieden findet.

Ich hoffe ihr versteht was ich meine und vielleicht hat wer eine Idee, oder sogar vielleicht Herr Fellner???

Danke und lg Milli

Forums-InsiderIn 387 Wien M, 33

Hallo milli27!

Leider kann ich kaum antworten geben. trotzdem möchte ich antworten.
ich selbst leide an persönlichkeitsstörungen. Borderline wurde diagnostiziert, auch "schizotoypisch". Passiv aggressiv nicht obwohl es tw. auch stimmen würde...

Vorweg: Das die Diagnosen schwanken ist "normal". Diese Diagnosen sind nicht als Fixpunkte zu sehen sondern eher als Koordinatensystem. Wo genau man liegt kann sich ändern. Und die Einschätzung kann sich ändern.

Zuerst mal: Besserung ist möglich. Vor zwei Jahren hätte ich niemals so ein (ich hoffe rel. normales) Posting schreiben können obwohl ich schreiben und lesen kann und sogar eine sehr gute Ausbildung habe. Ich wäre einfach nicht normal genug gewesen. Therapie bei schweren Persönlichkeitststörungen ist immer "zu" wenig. Aber immer besser als nichts. Also weitermachen und das Optimum rausholen.

Freunde habe/hatte ich auch nie. Auch ich bin auf der Suche. Leider weiss ich nichts, frage selbst (http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=10285).

Ich antworte also und schliesse mich gleichzeitig der Frage an: Gibts Gruppen.

ciao,
v.

sporadischer Gast 26 Göttingen W, 20

Hallo Milli27!

Puuhhh....du sprichst mir aus vollem Herzen. Ich habe eine "Halbschwester", das heißt wir leben in einer zusammengewürfelten Familie. Ich kenne sie seit 8 Jahren und sie zeigt die gleichen Merkmale wie deine Schwester.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas noch einmal gibt Rolling Eyes

Leider erkennt meine Schwester ihre Probleme nicht Exclamation

(Kontaktschwierigkeiten, sie hatte weder wirkliche Freunde, noch - mit 24 - einen Partner, Waschzwang, sie ist eine absolute Pünktlichkeitsfanatikerin, alles muss bei ihr einen geregelten Ablauf haben - also null spontan -, sie ist eifersüchtig auf mein Leben, oft aggressiv, benimmt sich wie eine 12 jährige, kann nichts alleine........du kennst es ja traurig

)
Das hilft dir jetzt alles wahrscheinlich gar nicht, aber ich weiß auch nicht mehr was ich machen soll. Diese ganze Situation belastet unsere Familie total.

Psychotherapeut 1589 Wien M

Liebe Milli27,

ich kann mir gut vorstellen, daß die aktuelle Situation für Sie (und die Familie insgesamt) sehr belastend sein muß. Und das ist sie sicherlich auch für Ihre Schwester...

Da also die gesamte Familie von den Problemen Ihrer Schwester betroffen zu sein und die Situation insgesamt recht "verfahren" zu sein scheint, hielte ich eine Familientherapie für äußerst ratsam.
2-3 Stunden könnten u.U. bereits genügen, daß dort Ansätze erkennbar werden, wie das Familiensystem ein wenig entlastet werden kann - natürlich ist danach aber auch ein regelmäßiger begleitender Prozeß möglich, wenn Sie das möchten. Im Zuge einer Familientherapie können Impulse gesetzt und Ideen entwickelt werden, welche Schritte (auf Dauer sowie in der unmittelbar nächsten Zeit) getan werden könnten, damit nicht nur Ihre Schwester, sondern letztlich Sie alle mit den aktuellen Herausforderungen besser fertig werden können. Wichtig wäre aus meiner Sicht allerdings, daß möglichst alle involvierten Familienmitglieder bei den betreffenden Terminen dabei sind.

Freundliche Grüße
Richard L. Fellner

sporadischer Gast 5 W, 27

Danke für die Antworten, aber das löst meines Erachtens das Problem nicht, sie braucht Leute um sich mit denen sie sich auf "ihrer Ebene" unterhalten kann. Sicher ist Familientherapie eine Idee, aber sie zerbricht hauptsächlich daran, dass sie niemanden hat.

Deswegen muss ich die Frage (auch wenn sie unbeantwortet bleibt) trotzdem im Raum stehen lassen, gibts keine Möglichkeit Kontakte für sie zu finden???? nixweiss

Sie sitzt nur in ihrem Zimmer, schaut fern, spielt Computer und hängt sich an MICH!! Der Versuch sie mit mir und meinen Freunden mitzunehmen ist in einer Katastrophe ausgeartet!! Sie ist danach total durchgedreht, hat nur mehr geweint und es ist ihr noch bewußter geworden, wie allein sie ist. Das war offenbar ein Fehler von mir, und wird nie mehr vorkommen, weil sie das eifnach nicht verkraftet.

Ob da nur die Familientherapie hilft wag ich zu bezweifeln... Sad

Lg Milli

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Hallo Milli,

Milli27 wrote:

Sie sitzt nur in ihrem Zimmer, schaut fern, spielt Computer und hängt sich an MICH!! Der Versuch sie mit mir und meinen Freunden mitzunehmen ist in einer Katastrophe ausgeartet!! Sie ist danach total durchgedreht, hat nur mehr geweint und es ist ihr noch bewußter geworden, wie allein sie ist.

Vielleicht wäre der "Club 21", ein betreuter Freizeitclub der Stadt Wien für Menschen mit verschiedensten Arten von Behinderungen. Vielleicht gefällt´s ihr dort. Denn Menschen wie sie brauchen nicht nur Integration, sie müssen eigentlich auch unter Ihresgleichen sein können.

Ihr könntet auch bei HPE (Hilfe für Angehörige und Freunde psychisch kranker Menschen) oder pro mente fragen, ob die Freizeitangebote kennen.

Wegen einer betreuten Wohngruppe kannst du dich z.B. an den psychosozialen Dienst, Verein LOK, pro mente u.a. wenden. Vielleicht kann ihr(e) Psychotherapeut(in) sagen, was für sie geeignet sein könnte.

Eine Familientherapie wäre vielleicht insofern gut, als ja auch ihr Angehörige Unterstützung braucht und bei allen Schwierigkeiten auf eure Bedürfnisse schauen müsst.

lg Naomi

Psychotherapeut 1589 Wien M

Milli27 wrote:

Ob da nur die Familientherapie hilft wag ich zu bezweifeln...

ich kann mir auf Basis meiner bisherigen Erfahrung mit ähnlichen Situationen sogar sehr gut vorstellen, daß die hilft! Wink

Sie beschreiben ja sogar sehr genau, wie erheblich das gesamte Familiensystem (insbesondere Sie selbst) bereits vom Problem Ihrer Schwester beeinträchtigt ist. Wenn alle Betroffenen "dabei" sind, können nicht nur dafür Erleichterungen erarbeitet werden, sondern nebenbei wohl auch Lösungen für Ihre Schwester gefunden werden. Dieses "an-einem-Strang-ziehen" aller Beteiligten ist für die Stabilisierung Ihrer Schwester von nicht zu unterschätzender Bedeutung!
Wohlgemerkt: es geht bei meiner Empfehlung nicht um Ersatz für die Einzeltherapie Ihrer Schwester oder ein Negieren der Notwendigkeit (die erkennen Sie völlig richtig) sozialer Kontakte.

Daß Sie hier, in einem Online-Forum, Hilfe suchen, es Ihre Familie aus sich selbst heraus aber im Moment offenbar nicht schafft, gangbare Lösungen zu erarbeiten, ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß nicht nur Ihre Schwester, sondern auch die gesamte Familie Unterstützung bzw. ein paar Impulse von außen benötigt. Auch, wenn das vielleicht nicht das ist, was Sie hier hören wollten... Wink

Herzlichen Gruß und alles Gute für die erforderlichen Schritte
Richard L. Fellner

sporadischer Gast 26 Göttingen W, 20

Und was macht man, wenn sich nicht alle und insbesondere die Betroffene nicht, auf eine Therapie einlassen? nixweiss

Ich habe ja fast das selbe Problem wie Milli27, nur dass meine Schwester sich gar nicht auf den Gedanken einlässt, dass sie krank ist. Sie merkt zwar, dass sie sich in ihrem Leben selbst im Weg steht, aber ändern möchte oder kann sie nichts!

[nicht mehr wegzudenken] 2093 Wien W, 42

Liebe penelopeia,

penelopeia wrote:

Und was macht man, wenn sich nicht alle und insbesondere die Betroffene nicht, auf eine Therapie einlassen? nixweiss

Ich habe ja fast das selbe Problem wie Milli27, nur dass meine Schwester sich gar nicht auf den Gedanken einlässt, dass sie krank ist. Sie merkt zwar, dass sie sich in ihrem Leben selbst im Weg steht, aber ändern möchte oder kann sie nichts!

Ich verstehe deine Frage sehr gut. Nur allzu oft will der/die Betroffenen oder andere Familienmitglieder gar nichts unternehmen. Und leider kannst du da gar nichts machen, solange der/die Betroffene dazu nicht bereit ist. Du kannst nur lernen, es irgendwie auszuhalten.

Das Einzige, das du machen kannst, wenn du darunter leidest, ist für dich selbst und mit denen, die das auch wollen, etwas zu verändern, vielleicht selbst eine Therapie zu machen.

lg Naomi

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