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Jetlag
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Post Fri, 20.Jan.06, 23:00      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Guten Abend Toughy,

mir ist schon klar, dass es Unterschiede zwischen Ratio und Emotion gibt. Aber wie es nun mal bei zwei Paar Schuhen so ist: sie haben große Ähnlichkeit oder zumidest Verbindungen zueinander. Für mich stellen sie ein Team dar. Ein Team mit einer gemeinsamen Aufgabe. Emotion signalisiert, Verstand begründet. Beide beeinflussen sich gegenseitig und es ist wunderschön, wenn sie an einem Strang ziehen.

Für jedes gegebene Phänomen (= Wirkung) ist die dafür gegebene Ursache (= Grund) stets ausreichend, denn sonst gäbe es das Phänomen nicht. Das lässt sich auch nicht wegbewerten oder wegdiskutieren, da hilft alles Hadern nicht. Es bleibt so.

Ich las mal, dass jemand so lange leidet, wie er mit der Realität hadert. So lange also, wie er Dinge des real Gegebenen weg haben will, ungeschehen sehen will, sie nicht akzeptieren will. So lange jemand das real Gegebene nicht akzeptieren will oder kann, so lange leidet er. Und wenn Du meinst, dass "keine Ursache Grund genug ist", dann willst Du gewisse Dinge nach wie vor ungeschehen machen. Dinge, die nicht mehr ungeschehen gemacht werden können. Sie waren real gegebene Dinge. Daran wird nichts und niemand etwas ändern können.

Aber am anhaltenden Leid, daran kann man was ändern. Das resultiert aus dem Hadern mit dem (dereinst) Gegebenen. Und das verhindert das Leben in der Gegenwart. Und auch für die Zukunft.

Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, wie man ungerechte Dinge der Vergangenheit verarbeitet.

Das Reale kann letztlich nur der annehmen wie es ist bzw. wie es war, der versteht wie es war und wie es dazu kam. Der Ursache und Wirkung zusammen führen kann. Das mag schwer und schmerzlich sein, dieser Erkenntnisprozess. Aber was ist die Alternative? Die Alternative ist ein über Jahre oder Jahrzehnte anhaltendes Siechtum, in dem man Getriebener von übel mitspielenden Emotionen (Ängsten, Zweifeln...) ist.

Ich habe nie behauptet, dass es leicht ist, sich den Dingen zu stellen. Ich behaupte aber, dass es leichter ist, sich doch irgendwann den Dingen zu stellen, als die Summe an Leid über Jahre oder Jahrzehnte sich aufzubürden.

In Momenten, in denen Ängste regieren, regiert nichts sonst mehr. Der Verstand ist höchstens noch zum Ausführungsgehilfen der angsterfüllten Emotion degradiert. Allerhöchstens.

Gefühle sind gut und schön. Aber sie können mächtige Schnippchen schlagen. Und sie können sich wie ein außer Rand und Band geratenes Immunsystem gegen einen selbst wenden und ihrerseits Schaden anrichten. Sie können zum selbstkonditionierten Teufelskreis werden. Dann nämlich, wenn sich in den rein emotional angstgetriebenen Gedanken alles immer nur noch in sogartigem Kreise dreht.

Wir verfügen über mehr als das. Wir haben auch noch den Verstand. Von ihm wird (leider) zu wenig Gebrauch gemacht. Er wird von Ängsten und sonstigen ungünstigen Anwandlungen der Emotionalität untergebuttert. Das hat er nicht verdient. Gewährt man ihm Freiheit, so wird man erkennen, dass einzig und allein er es ist, der den bei jedem Menschen vorhandenen Antrieb nach Erkennen erfüllen kann: Ursache und Wirkung in einen Zusammenhang bringen. Das kann keine Emotion. Das kann nur der Verstand.

Emotion kann phantastisch signalisieren. Aber nur der Verstand kann erklären (oder auch widerlegen).

Und beide können irren. Die Emotion kann fehlgeleitet wandeln und der Verstand auch. Daher haben wir ja auch beide! Wenn auch nur einer von beiden fehlgeleitet agiert, dann ziehen sie garantiert nicht mehr beide an einem Strang. Sie befinden sich dann ihrerseits im Konflikt.

Von "Rationalisierung" sprach ich nicht. Die Findung der tatsächlichen Ursachen für ein gegebenes Phänomen stellt keineswegs eine "Rationalisierung" dar.

Rationalisierung beschreibt den emotional gesteuerten Prozess, einer irrationalen Sache eine (scheinbar) "vernünftige" Begründung zu geben.

Cheers

Jetlag
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Toughy
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Post Fri, 20.Jan.06, 23:13      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

N'Abend Jetlag,

ich wollte keine Diskussion über Verstand, Emotionen, Abwehr, Loslassen oder dergl. führen.
Hab mich hier nur mal kurz eingeschaltet, weil ich's fatal finde, jemandem zu sagen, er müsse nur verstehen, um sich besser zu fühlen. Wenn das nicht funktioniert (weil es so nicht funktionieren kann), wäre das mitunter wieder ein Anlass, sich minderwertig, schlecht, dumm o.ä. zu fühlen.

Wer misshandelt wurde/wird, braucht Zeit, um das aufzuarbeiten. Und wenn man wütend auf die Eltern ist, ist das schon mal gut. Denn dann richtet sich die Wut weniger auf die/den Misshandelte/n, und das bedeutet, auf dem Weg der inneren Heilung zu sein.

Schönes Wochenende,
Toughy

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Post Sat, 21.Jan.06, 2:10      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Normalerweise lese ich Deine Postings nicht mehr weiter als bis zum Ende des ersten Ansatzes, weil mich Deine scheinbar emotional unbeteiligte, unempathische Sicht der Dinge zurückschrecken lässt. Diesmal aber überkam es mich... Ich kann nicht auf jede Kleinigkeit eingehen, aber auf einiges:

Quote:
Ich las mal

Überhaupt scheint Dein Wissen mehr aus Büchern, denn aus eigenen Erfahrungen oder dem Austausch Betroffener und daraus resultierendem Interesse an den jeweiligen Personen zu kommen. Das wirkt (jedenfalls auf mich) sehr kalt, beinahe zynisch.
Hier hast Du zig Erfahrungsberichte, und jede/r der Betroffenen wird Dir sagen (müssen, zum eigenen Leidwesen), dass es sauschwer ist, so etwas zu verarbeiten - besonders emotional. Und das sagen auch die, die sich entschlossen haben, sich all dem zu stellen, an sich zu arbeiten - allen Ängsten und Schmerzen zum Trotz.

Quote:
Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, wie man ungerechte Dinge der Vergangenheit verarbeitet.

Ja, und das ist ein langer, schmerzhafter Prozess - kaum vorstellbar für jemanden, der ihn nicht durchlebt (hat). Wut gehört in diesen Prozess. Keine Wut zu empfinden, ist es, was die meisten in die Depression und/oder körperliche Symptome treibt.

Quote:
Das Reale kann letztlich nur der annehmen wie es ist bzw. wie es war, der versteht wie es war und wie es dazu kam.

Das ist Unsinn. Ich kann es auch annehmen, wenn ich für mich etwas Positives daraus mache. Was das ist Einzelfall ist, kann nur jede/r für sich selbst wissen.

Quote:
Der Ursache und Wirkung zusammen führen kann. Das mag schwer und schmerzlich sein, dieser Erkenntnisprozess. Aber was ist die Alternative? Die Alternative ist ein über Jahre oder Jahrzehnte anhaltendes Siechtum, in dem man Getriebener von übel mitspielenden Emotionen (Ängsten, Zweifeln...) ist.

Liest sich so, als meintest Du, es würde all jene, die sich dem stellen, nur wenige Wochen und Monate kosten, diesen Prozess zu durchschreiten - der übrigens nicht nur etwas mit Erkenntnis zu tun hat. Der aber gewiss nichts mit "Fremderkenntnis" (Meine Eltern waren so zu mir, weil...") zu tun hat/haben muss...

Quote:
Gefühle sind gut und schön. Aber sie können mächtige Schnippchen schlagen. Und sie können sich wie ein außer Rand und Band geratenes Immunsystem gegen einen selbst wenden und ihrerseits Schaden anrichten.

Na, da rationalisieren wir doch lieber, als uns den Gefühlen zu stellen, sie spüren zu müssen: Trauer, Schmerz, Enttäuschung, Wut. Lass mal, ich flüchte mich manchmal auch ins Denken - aber ich weiß es wenigstens.
Was für Bücher liest Du denn da bloß? Rolling Eyes

Und erkläre mir mal, wie Du von Wut zu Angst kommst in Deinen Ausführungen...

Quote:
Wir haben auch noch den Verstand. Von ihm wird (leider) zu wenig Gebrauch gemacht. Er wird von Ängsten und sonstigen ungünstigen Anwandlungen der Emotionalität untergebuttert.

Andersrum ist es, das sag ich aus eigener Erfahrung, auch nicht gut. Das hätten die Gefühle nicht verdient.
Was sind denn "sonstige ungünstige Anwandlungen der Emotionalität"?

Quote:
Wenn auch nur einer von beiden fehlgeleitet agiert, dann ziehen sie garantiert nicht mehr beide an einem Strang. Sie befinden sich dann ihrerseits im Konflikt.

Gut, und das erleben misshandelte Menschen: diesen Konflikt (wobei auch zwei Gedanken und zwei Gefühle jeweils konfligieren können!!). Was nun?

Quote:
Von "Rationalisierung" sprach ich nicht. Die Findung der tatsächlichen Ursachen für ein gegebenes Phänomen stellt keineswegs eine "Rationalisierung" dar.

Finde ich sehr wohl. Denn wenn man von einem Gefühl flüchten will, tut man das. Du schlägst vor, Gründe für ein Verhalten zu suchen, das Leid verursachte, damit man aufhören könne zu leiden. Blöderweise muss man es aber emotional noch einmal durchleben, durchleiden.
Ich kann die Gründe meiner Eltern im Tiefschlaf runterbeten - genutzt hat das nichts. Denn ich fand nach jeder Antwort ein weiteres "Warum". Ich hab immer weiter gegraben - das Warum blieb stehen. Also war das noch nicht der Grund. Erst, als ich mich davon verabschiedete, einen Grund finden zu wollen, konnte ich mich ums Wesentliche kümmern: um mich.

Quote:
Rationalisierung beschreibt den emotional gesteuerten Prozess, einer irrationalen Sache eine (scheinbar) "vernünftige" Begründung zu geben.

Aha. Und was ist es dann anderes, wenn man eine Kindesmisshandung zu begründen versucht? Oder ist Kindesmisshandlung etwas Rationales? Evil or Very Mad

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Post Sat, 21.Jan.06, 9:14      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Guten Morgen, Toughy,

danke für dein Post. Du hast mein Unbehagen, was Jetlags Post betrifft, so zusammengefasst, wie ich mich selbst leider nicht imstande dazu sehe.

Wahrscheinlich stimmt sogar einiges, was du, Jetlag, schreibst, möglicherweise sogar alles, wer kann das schon - wenn man noch mitten im Konflikt Ratio gegen Emotion steckt - aber nachvollziehen, oder für sich annehmen?

Glaub mir, Argumente wie "Ich / er / sie hatte es nicht einfach", "Sei froh, dass wir wenigstens nicht...", "Es hätte schlimmer sein können" und "Anderen Kindern ist es weitaus schlechter gegangen" hab ich wieder und wieder gehört, und darauf folgt einfach nur hilflose Wut - Fassungslosigkeit - irgendwann Grübeln, ob die Stimmen, die das sagen, nicht vielleicht doch recht haben.
Ich kann mich erinnern, dass es Zeiten in meinem Leben gab, da war ich unbändig wütend, dann folgte eine lange Phase, da ich alles bagatellisierte, und jetzt kommt wohl irgendwann der Punkt, wo ich anfangen kann, alles aufzuarbeiten. Im Sinne von....verstehen..? Verzeihen..? Annehmen...? Den Müll zurückgeben, um ihn nicht selbst rumschleppen zu müssen..? Keine Ahnung. Wird sich weisen.

Aber eben nur rationell an die Sache rangehen, und "unnötige Ängste" dabei außen vor lassen - glaub mir, das werd ich nicht können, und ich glaub, auch kein anderer....

Liebe Grüße,

DeLuxe
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Post Sat, 21.Jan.06, 9:56      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Guten Morgen Jetlag!

In einem Punkt hast du recht: Ich schätze mich selbst nicht sonderlich. SVV war und ist ein Thema für mich. Die Abwertungen aus der Kindheit sitzen tief drinnen. Aber das ist für mich nur ein Grund mehr, zu hassen. Ich habe in der letzten Zeit viel an mir gearbeitet und weiß nun genau um die wahren Ursachen, wenn meine Selbstverachtung wieder hochkommt. So hoffe ich, mich davon zu lösen.

Naja mit dem Hassen ist das so eine Sache: Ich weiß inzwischen, daß ich mich selbst nicht DESWEGEN verachte, weil ich IHN hasse, sondern weil die früh eingeprägten Muster leider noch funktionieren (Nur ein Mustermädchen hab ich lieb. Was, ein Zweier in der Schule?? Zahl mir zur Strafe 50 Schilling [für eine 8jährige viel Geld, vor allem, wenn sie soviel Taschengeld nicht mal in zwei Monaten bekommt]) - und dann wieder greifen. Aber, wie gesagt, daran kann ich arbeiten, seit ich die wahren Gründe für meine Denkweisen erkannt habe.


Dein Ansatz mit verstehen fruchtet bei mir leider gar nicht, sorry Wink Vielleicht, weil ich mir bei all den psychischen wie körperlichen wie - leider - auch sexuellen Übergriffen immer schon damals bewußt war, daß es mir NICHT recht geschieht. Schon damals wußte ich, daß mir großes Unrecht widerfährt. Und verstehen kann ich sowas nicht....Weder damals, als ich Opfer war, noch heute, wenn ich von solchen Fällen aus den Medien erfahre. Solche Kreaturen sind für mich keine Menschen, sorry. Ich habe für meinen Teil noch NIE einem anderen - geschweige denn einem Schwächeren - körperlich wehgetan (seelisch kann man es leider nicht immer verhindern, wenn man mit anderen Menschen in Kontakt ist ), egal, unter welchem Druck ich gestanden habe.
Verstehen, daß man, weil man auf seine Angetraute zornig ist, der eigenen Tochter das Schultergelenk ausrenkt und ihr ein paar Büschel Haare ausreißt???? Tut mir leid, dafür GIBT es kein Verständnis. Jedenfalls nicht von mir.

Anmerkung Kleine Fee: Fullquote (Gesamttextzitat) entfernt.
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Post Sun, 14.May.06, 14:02      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Hallo ihr!
Bin jetzt erst auf diesen thread aufmerksam geworden und hab die letzten 2 Seiten mal so überflogen.
@Jetlag: Mir gings - zumindest bis ich hier angefangen hab einen "Seelenstriptease" mit meinem eignen Thread hinzulegen - so: alles was ich über Emotion wusste, kannte ich gewissermaßen aus der Warte des Außenstehenden. Rationalität statt Emotionalität war meine Devise. Mittlerweile fang ich mit den ersten Babyschritten an, meine Emotionen wieder zu entdecken - die 3m dicke Betonmauer um mein Herz wird langsam bröckelig.
Kannst du dir vorstellen warum jemand so ne Mauer um seine Gefühle drumrum baut, und das freiwillig? Weil, ich hab den Eindruck dass du genau so 'ne Mauer drum hast, vielleicht auch bloß keinen Zugang zu deinen Gefühlen hast, genau wie ich, und deshalb so kaltherzig bei den andern rüberkommst.

Ich möcht mal meine Erfahrungen mit Prügelstrafe hier berichten, auch wenn ich sie schon mal in nem andern Thread angeschnitten hab.
Ich wurde als Kind oft geschlagen. Von meiner Mutter.
Nicht weil ich so viel angestellt hätte, sondern weil ich z.B. zu spät heimkam, oder weil ich überm Lesen das Helfen im Haushalt vergessen hatte, oder weil ich "meinen Willen durchsetzen" wollte, oder weil ich - als mein damals noch lebender, 4 Jahre jüngerer Bruder irgendwelche Dummheiten ausgefressen hatte - "die Schuld auf ihn geschoben", bzw. nicht auf ihn aufgepasst hatte, oder, oder, oder. Gründe gabs viele. Dazu muss man wissen, wir zwei Jungs waren "Schlüsselkinder", das heißt, meine Eltern arbeiteten beide Vollzeit, und wenn ich ab 3.Klasse aus dem Hort nach Hause kam war es meine Aufgabe, meinen Bruder aus der Kita abzuholen, weil ich "war ja schon groß", und es lag eh auf dem Weg...
In der Schule war ich (wegen ständig guten Noten, trotz Faulheit) der Streber bzw. Professor, und dementsprechend Punching-Ball wenn ich eher helfen als abschreiben lassen wollte. Hab ich mich zuhause ausgeweint, Klatsch, gabs eine Tracht, weil 1.) ein Junge nicht weint, und 2.) ich mich nicht gewehrt hatte. Mein Vater hat mir zwar verschiedene Selbstverteidigungskniffe versucht beizubringen - wenn er nicht grad wegen Meisterbereitschaft im Betrieb, oder für privat irgendwo mauern oder Fliesenlegen war, aber ständig durften wir uns anhören lassen: Müsst ihr das hier machen? Ihr fliegt noch in die Möbel/den Fernseher, und die waren teuer genug!!! Als ich in der Oberstufe war, hatte ich nen besten Freund, mit dem ich mich nach der Schule auch mal festgequatscht hab. Knall hab ich wieder den Latsch/den Ausklopfer abgekriegt weil ich statt gleich nach der Schule erst ne halbe Stunde später daheim war. Überhaupt, hat meine Mutter außer wo ich klein war, nie mit der Hand zugeshlagen: Schuh, Pantoffel, Teppichklopfer - was grad zur Hand war. Passanten die dazwischengehen wollten wenn ich z.B. als Kleinkind mich aus Trotz hingeworfen hatte wie's ja viele Kleinkinder machen und deshalb verprügelt wurde, denen wurde gleich auch ne Tracht Prügel angedroht. Das weiß ich, weil meine Mutter selbst erzählts des öfteren als Episode.
Ich selbst hab mir nach der Lehre vorgenommen, wenn ich mal Kinder hab, die schlage ich NIE. Seitdem hatte ich mehrere Beziehungen, darunter zwei (meine derzeitige Noch-Ehe eingeschlossen) wo Kinder mit im Spiel waren bzw. sind (Meine letzte hatte 2 Kinder als ich sie kennengelernt hatte, meine Frau gleich mal 5, und jetzt mittlerweile 2 dazu von mir), und niemals ist von meiner Seite auch nur eine Ohrfeige gekommen.
Als aufgrund des Eingreifens von mir und meiner Frau mein Cousin wegen Misshandlung seiner Kinder 'n Verfahren am Hals hatte, bekam ich auch von meiner Mutter zu hören: Bestrafung muss doch sein, sonst tanzen einem die Kinder auf der Nase rum, Genauso könnte man auch behaupten Hausarrest wär strafbar als Freiheitsberaubung, Wo kämen wir denn da hin, Kinder haben auf ihre Eltern zu hören... usw.


LG
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Post Sun, 14.May.06, 14:53      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Teil 2

Es heißt ja, dass Menschen oft schlagen weil ihre Eltern schon schlugen...
Nur kann ich das in meinem Familienkreis nirgends entdecken, es sei denn man zählt nicht nur Erlebtes sondern Ererbtes mit hinzu. Ich mein wenn mein jetzt 21jähriger Stiefsohn im Rausch aggressiv gegenüber Menschen wird bei denen er vorher den Frust in sich reingefressen hat, so ist das zwar auch nicht okay, aber verständlich, sein echter Vater war im angetrunkenen Zustand (also in 80% jeden Tags) ein Schläger, der auch schon mal seine Frau (meine jetztige) über die Couch drüber geprügelt hatte, oder seine Söhne mit (Stahlkappen-!)Stiefeln in die Kniekehlen trat, oder mit dem Gürtel malträtierte - und sie waren erst 5 und 7, als meine Frau endlich genug hatte, ihre Kinder und Sachen Schnappte und auszog.

Aber was meine Mutter betrifft... meine Großeltern mütterlicherseits sind beide sehr friedliche Menschen gewesen. Das gewalttätigste was meine Oma gemacht hatte war schimpfen, und mein Opa: wenn sich seine 2 Zicken (meine Mutter und meine Tante) um irgendwas stritten, flog z.B. dieser Gegenstand ins Feuer, oder er schickte sie in verschieden Ecken des Hauses dass sie sich ausbockten. Meine Tante, und auch meine Oma erzählten mir (Opa hielt das solange er lebte nicht für ein Thema zum drüber Reden), dass mein Opa nie irgendjemanden aus der Familie geschlagen hat. Naja vielleicht hat's ja im Fall meiner Mutter ein zwei Generationen übersprungen... gruebel von eigenem Erleben kann sie's nicht haben.

Tja werden vll einige fragen warum ist mein Vater nicht eingeschritten? Ganz einfach weil er sich seiner frau ggü. fast gar nicht durchsetzen konnte und kann. Selbst heutzutage gehts immer noch weit mehr nach ihrem Kopf als nach seinem, obwohl er Herzschrittmacher trägt und sich schonen müsste. Jetzt mal kein Witz: Er konnte es damals wirklich grad mal so durchsetzen dass überall wo die Adresse in offz. Papieren angegeben wird, wie überall üblich sein Name zuerst genannt wird (Familie D*. H*.) anstelle ihres Namens zuerst. Und auch nur mit dem Argument, keine neuen Moden einführen zu wollen...
Obwohl, einmal, ein einziges Mal ist ihm mir gegenüber auch die Hand ausgerutscht. Das schreibe ich jetzt bewusst so, weil es 1.) selbst von meiner Warte her berechtigt war, und 2.) er es auf der Stelle bereut hatte. Ich war pupertär, hatte dementsprechend die große Klappe, und dummerweise konnte ich mich eines Kommentars über meinem Vater nicht verkneifen, als sie sich mal am Esstisch stritten. Mein Bruder war sowieso grad mal nicht daheim (entweder Trainingslager oder Zelten mit Freunden, weiß nicht mehr, ist auch unwichtig); naja und ich haute dazwischen dass Vater sowieso nix bei Muttern zu melden hätte und unterm Pantoffel stünde. Klatsch hatte ich seine Hand in meinem Gesicht, meine Nase fing zu bluten an, und - mein Vater sprang sofort auf, kümmerte sich, bemutterte mich, entschuldigte sich 50.000 mal bei mir deswegen, dass ihm das grad als Mann nicht hätte passieren dürfen usw. Da hättet ihr meine Mutter mal erleben dürfen - "Du denkst wohl nach ner Bestrafung entschuldigt man sich noch? Ich hätte 'n Latsch genommen, und da wär's nicht nur bei einem Schlag geblieben, ein Kind hat zu spuren und den Eltern nicht dummzukommen..."
Na ja

Was soll ich halt sagen - seit Lehrlingstagen hab ich als prinzip keinem Schwächeren was anzutun, eben weil ich zu oft in dieser Position war; aber bei mir hat seit damals auch äußerst selten jemals einer eine Emotionsregung bei mir gesehen... das letzte Mal war vor 15 Jahren - naja, hier im (bzw. durchs) Forum fange ich grad wieder an damit selbst umzugehen.

LG
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Post Mon, 15.May.06, 2:06      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

zwerg8 wrote:
Als aufgrund des Eingreifens von mir und meiner Frau mein Cousin wegen Misshandlung seiner Kinder 'n Verfahren am Hals hatte, bekam ich auch von meiner Mutter zu hören: Bestrafung muss doch sein, sonst tanzen einem die Kinder auf der Nase rum, Genauso könnte man auch behaupten Hausarrest wär strafbar als Freiheitsberaubung, Wo kämen wir denn da hin, Kinder haben auf ihre Eltern zu hören... usw.
respekt für diesen mut! gerade bei familiären zusammenhängen sind die meisten doch zu feige, gehen den weg des geringsten widerstands und stellen die eigene überzeugung hinter die angst vor familienknatsch zurück.

was ich aber zu dem argument deiner mutter sagen muss: strafe sollte immer angemessen und in einem erkennbaren bezug zur ´tat´ sein. bei einem etwas älteren kind, das schon über längere zeiträume hinweg den zusammenhang zwischen handlungen erkennen kann könnte man doch beispielsweise einfach mal als mutter ne stunde später nach hause kommen. (bei nem termin, an dem man sonst halt immer pünktlich ist )wenn dann das kind sorgenvoll fragt, wo man denn gesteckt habe kann man dem kind auf diese art begreifbar machen wie es sich anfühlt, wenn ein familienmitglied nicht auftaucht und man sich sorgen macht.

überhaupt: bei erziehung sollte nicht das bestrafen von nicht-beachtung der regeln im vordergrund stehen sondern dass die kinder aus eigener kraft den sinn hinter bestimmten regeln erkennen. also nicht die methode einschüchterung durch eine noch viel schlimmere konsequenz. nach dem motto: "egal was ich anstelle, die folgen dafür wären so schrecklich für mich dass ich mich prinzipiell nicht traue etwas anderes zu tun als das was von mir erwartet wird". solch eine erziehungsmethode ist für kinder gift.

wie auch immer, von hausarrest wird man, solange seine dauer halbwegs angemessen ist und er nicht ständig als bestrafung verwendet wird, keine seelischen schäden davon tragen. vom ausgeliefert sein an körperliche züchtigung durch körperlich überlegene, ohne möglichkeit sich ihr zu entziehen hingegen trägt man immer in der seele wunden davon.

lg

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Post Mon, 15.May.06, 8:00      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Black XistenZ ™ wrote:
was ich aber zu dem argument deiner mutter sagen muss: strafe sollte immer angemessen und in einem erkennbaren bezug zur ´tat´ sein. bei einem etwas älteren kind, das schon über längere zeiträume hinweg den zusammenhang zwischen handlungen erkennen kann könnte man doch beispielsweise einfach mal als mutter ne stunde später nach hause kommen. (bei nem termin, an dem man sonst halt immer pünktlich ist )wenn dann das kind sorgenvoll fragt, wo man denn gesteckt habe kann man dem kind auf diese art begreifbar machen wie es sich anfühlt, wenn ein familienmitglied nicht auftaucht und man sich sorgen macht.
Das kenn ich auch: wenn die Eltern sagen: Morgen ist ne Feier in der Kneipe und wir sind "auf jeden Fall" bis zum Abendbrot wieder daheim, und wir Jungs sind dann um 10Uhr abends hingegangen um nachzuschauen wo die 2 nun endlich bleiben, und ich hab dann den Knatsch gekriegt, weil ich "meinen Bruder überredet" hätt, obwohl ich nur mitgegangen war um ihn nicht allein da hingehen zu lassen.

Quote:
überhaupt: bei erziehung sollte nicht das bestrafen von nicht-beachtung der regeln im vordergrund stehen sondern dass die kinder aus eigener kraft den sinn hinter bestimmten regeln erkennen. also nicht die methode einschüchterung durch eine noch viel schlimmere konsequenz. nach dem motto: "egal was ich anstelle, die folgen dafür wären so schrecklich für mich dass ich mich prinzipiell nicht traue etwas anderes zu tun als das was von mir erwartet wird". solch eine erziehungsmethode ist für kinder gift.
Eben. Meine ich auch. Es war ja sogar so damals zu DDR-Zeiten, dass nur die Parteizugehörigkeit meiner Mutter die entsprechenden Ämter davon abgehalten hat, ihr uns Jungs wegen Vernachlässigung und Misshandlung wegzunehmen und ins Heim zu stecken.

Quote:
wie auch immer, von hausarrest wird man, solange seine dauer halbwegs angemessen ist und er nicht ständig als bestrafung verwendet wird, keine seelischen schäden davon tragen. vom ausgeliefert sein an körperliche züchtigung durch körperlich überlegene, ohne möglichkeit sich ihr zu entziehen hingegen trägt man immer in der seele wunden davon. lg
Tja, das weiß ich jetzt wo's quasi zu spät ist. Und meine Emotionen erst wieder am Auftauen sind.

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Post Mon, 15.May.06, 23:45      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

hey, das wird schon wieder friend

es ist nie zu spät neue emotionen kennen und lieben zu lernen. und auch schlimme erfahrungen verarbeiten und danach ein besseres leben führen kann man in jedem alter noch. ausserdem hast du doch deinen kindern nicht das selbe angetan, ein teil des ´teufelskreises familiäre gewalt´ ist damit doch schon durchbrochen, jetzt kannst du durch gute erziehungsarbeit noch dafür sorgen, dass deine kinder es dir gleichtun und alles wird gut. mir ist shcon klar, dass das für dich selbst vielleicht ein tröstlicher ausblick auf die zukunft ist, aber kein trost für deine schlimmen erfahrungen.
aber entscheidend ist: jeder menscht trägt die kraft in sich, die wunden der eigenen seele zu versorgen und durch akzeptanz der eigenen verletztheit und guten umgang mit sich selbst eine art ´lindernden balsam auf die wunden zu geben´. wenn man das alleine nicht hinkriegt, aus welchen gründen auch immer, kann man sich ja auch unterstützung vom profi holen.

lg

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Post Mon, 15.May.06, 23:52      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Danke, Black XistenZ
Quote:
jetzt kannst du durch gute erziehungsarbeit noch dafür sorgen, dass deine kinder es dir gleichtun und alles wird gut. mir ist shcon klar, dass das für dich selbst vielleicht ein tröstlicher ausblick auf die zukunft ist, aber kein trost für deine schlimmen erfahrungen.
Ha, schön wärs... gruebel
Meiner Frau wars zuviel mit nem funktionierenden Roboter verheiratet zu sein, der noch dazu durch Arbeit selten daheim ist. Scheidung eingereicht per 1.2., und ich häng hier rum mit meinem Gefühls-chip... Ohne Einbauanleitung, ohne Manual... Aber am 24. hilft mir der Counsellor, da bin ich mir sicher zwinkernd..

Lieb grüßt
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Post Thu, 18.May.06, 22:47      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

meine ganze kindheit war durch gewallt gekennzeichnet.
meine mutter hatte selbst eine schwere kindheit (vater gestorben,mutter selbstmord begangen, von meiner mutter gefunden, großer bruder nicht um sie gekümmert, ab 16auf sich allein gestellt etc)..total manisch depressiv und wegen jeder kleinigkeit ausgerastet..mein vater auch kein leichtes schicksal mit stiefvater und keine anerkennung vom stiefbruder/vater etc..schläge gabs bei mir immer zu..ob mit dem kochlöffel auf den hintern oder mit der faust ins gesicht bis die lippe aufplatzte..einmal brachte ich ne 4 in mathe nachhause (5.klasse)..
meine mutter rastete aus, schlug mich und nachdem ich auf den boden fiel, stürzte sie sich auf mich und zerrte an meinen haaren und ohren und würgte mich sogar mehrere momente..den blick werd ich nie vergessen..
sie wollte mal meine schwester (ist 6jahre älter als ich) abstechen und jagte ihr mit dem messer hinterher, erwischte allerdings nur ihren hintern.
es ist paradox aber ich muß jetzt darüber schmunzeln..
meine eltern leben mittlerweile getrennt. meine schwester verließ die wohnung als sie 16war..
mittlerweile leidet meine mutter an einem gehirntumor und ist schwer krank. ich mußte mein studium abbrechen und anfangen zu arbeiten damits für den haushalt bei ihr reicht. ins pflegeheim will sie nicht und die zeit zuhause mit ihr ist echt unerträglich. wenn sie sich nicht um sich selbst sorgen kann und ich ihr erbrochenes wegwischen muß und solche scherze. manchmal wenn sie schläft dann schau ich sie an und denk über alles nach. aber ich komme zum schluss das sie auch nur ein mensch ist und ihre persönlichen probleme hat mit denen sie umgehen muß. natürlich gab es dinge in der kindheit und im weiteren verlauf meines lebens die ich nicht gutheißen kann..aber dennoch ist es meine mutter und wir sind eine familie. auch wenn unser familienleben anders verlief als bei andern. wenn mir freunde oder leute von ihrer tollen family erzählen und wie sie sich immer freuen auf familienfeste/essen und zusammenkünfte etc..wenn sich meine familie zusammenfinden würde, gäbe es eine katastrophe hehe..ach ja.. ich sehe mich trotzdem als normalen menschen. jeder muß seine lasten tragen. zog auch nicht alles spurlos an mir vorbei. was soll man machen. auf jedenfall hat mich die zeit sehr abgehärtet. was nicht heißen soll das ich andern menschen gegenüber gefühlkalt geworden bin. ganz im gegenteil. aber leute, die sonne scheint, die blüten duften udn wenn man glück hat, gibt es freunde und freundin die sich gedanken um einen machen. das leben ist mehr als schläge in der kindheit oder verkorkstes family-business. ich bin dadurch viel zu melancholisch geworden..das nervt mich am meißten.

bleibt stark und macht euch nicht selber kaputt. es gibt immer jemanden dem es noch schlechter geht. fenster auf und frische luft einatmen. wollte auch mal yoga testen, aber meine zugewiesene partnerin war einfach zu "unhandlich".

leute, stay strong!

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Post Fri, 19.May.06, 12:40      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

also was mir bei meinen Eltern aufstößt, ist dass sie im Selbstmitleid schmoren/schmorten (Vater ist schon gestorben) während sie mit anderen Leuten, auch mit dem eigenen Kind wenig bis gar kein Mitleid haben/hatten.
Es gab von seiten meiner Mutter viele körperliche Attacken, von seiten meines Vaters nur zwei, aber während ich ihn in meiner Kindheit und Jugend kaum sah, klammerte er sich in den letzten Jahren an mich und ich konnte mich kaum lösen, da ich mich mit aller Gewalt von meiner Mutter befreite, die mich mit 18 noch ohrfeigte. Wäre ich daheim geblieben, würde ich wahrscheinlich bis 50 geohrfeigt werden. Das brauchte meine ganze Kraft und als dann plötzlich mein Vater anfing dominant zu werden, hatte ich nicht mehr genügend Energie für Widerstand, mein Vater ließ auch seine Wut auf meine Mutter z.B über die Unordnung bei ihnen an mir aus, weil er sich ihr gegenüber nicht durchsetzen konnte. Wegen seiner schweren Erkrankung hatte ich Schuldgefühle und besuchte ihn trotzdem, obwohl er mich immer niedermachte.
Wenn ich ihn darauf ansprach, dass meine Mutter so aggressiv zu mir sei, sagte er ich sei ja nicht vergewaltigt worden sie sei selber verprügelt worden, sie würde glauben sie sei eine gute Mutter und und sie habe so eine schlechte Gesundheit und blablabla.
Meine Mutter war Hausfrau mit einem Kind und hatte eine Haushaltshilfe und vor meiner Geburt nur Hausfrau.
Sie meinte aber ich sei so anstrengend wie fünf Kinder obwohl ich total schüchtern war damals. Sie duldete keinen Widerspruch und hatte das Regiment im Haus und auch über mich. Wenn etwas nicht so geschah wie sie wollte bekam sie in aller Öffentlichkeit einen Tobsuchtsanfall. Dann schauten alle auf unsere Familie und mein Vater und ich taten wegen der peinlichen Situation sofort alles was sie wollte.

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Post Fri, 19.May.06, 13:28      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Tja, das letzte Mal wo mich meine Mutter ohrfeigen wollte, da war ich 24. Und weil ich dann meinen Arm hochhob - um den ankommenden Schlag aktiv aufzufangen oder abzublocken, das war sogar meinem Vater aufgefallen (ist ja auch ne ganz andere Bewegung als wie für einen Schlag) - da war sie auf einmal entsetzt eeek!! :"WAAAAS? Du erhebst die Hand gegen die eigene Mutter? Was bist du denn für ein Sohn, der seine Hand gegen die eigene Mutter hebt".
Als mein Vater einwerfen wollte dass das von mir ein Abblocken war, hieß es "Und du halt dich jetzt raus wenn ich deinen Sohn am Bestrafen bin Und ein Kind(!) hebt nicht die Hand gegen die Mutter egal ob Abblocken oder Schlagen. Ein Kind hat die Eltern zu respektieren"
Ich mein wenn das nicht dominant ist dann weiß ich auch nicht.

Mittlerweile hat sie's seitdem mit mir aufgegeben, weil sie gemerkt hat ich lass mich von ihr weder bemutteln noch runterputzen. Bin halt nicht mehr ihr KIND, sondern erwachsen. Aber was mich am meisten wurmt, ist, dass sie keine Beziehung aufbauen will zu ihren eigenen Enkeln, meinen leiblichen Kindern (jetzt 5 und 6 Jahre), nur weil ihr meine Frau und auch meine älteste Stieftochter mal gesagt haben, dass regelmäßiger Biergenuss (mittlerweile bei 5 Flaschen täglich jeder von meinen Eltern) auch schon Alkoholismus sei. Nagut, der Exmann meiner Frau war ein Trinker wie schon erwähnt, da kamen mit dem Blick aufs Bier am Abendbrottisch halt schlechte Erinnerungen hoch. Versteh ich. Projektion und so.

Aber meine Mutter versteh ich absolut nicht.

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Post Thu, 25.May.06, 11:07      Re: Prügelstrafe in der Kindheit Reply with quoteBack to top

Hallo,

auch ich wurde als Kind geschlagen. Nicht so häufig und so brutal wie einige andere hier (ich bin entsetzt, was einige Eltern ihren Kindern antun!), aber geschlagen wurde ich auch. Gelegentlich gab es Ohrfeigen oder „den Hintern voll“.

ICH KANN NUR ALLEN ELTERN VON DIESER ERZIEHUNGSMETHODE ABRATEN!

Bei mir hat es nichts genutzt. Ich hatte immer nur Angst vor den Bestrafungen, habe aber nie mein Verhalten (das zu den Bestrafungen geführt hat) hinterfragt ob es „richtig“ oder „falsch“ war. So kam es dann irgendwie, dass ich mich immer im Recht fühlte und meine Mutter mich immer zu unrecht bestraft hat. Aber das Ziel von Erziehung sollte ja sein, dass das Kind sich mit seinem Verhalten auseinandersetzt und dieses eventuell korrigiert weil es die Fehler einsieht und nicht weil es Angst vor Strafen hat.

Zudem wurde ich manchmal wegen Kleinigkeiten versohlt, z.B. als ich einmal Bücher in einem Schrank verschoben habe. Ein Kind wegen so was zu verprügeln finde ich einfach lächerlich!

Am schlimmsten aber finde ich (aus heutiger Sicht noch schlimmer als die körperlichen Schmerzen) den Hass, den ich bei jeder Bestrafung auf meine Mutter empfunden habe. Und Eltern sollten ja wohl nie so weit gehen dass sie solche Gefühle in ihrem Kind auslösen!

Vielleicht geht es nicht immer ohne Strafen, aber es sollte viel mehr geredet werden als bei mir. Da gab es einfach was hinten drauf und die Sache war für meine Mutter erledigt (es wurde auch nicht mehr danach darüber gesprochen). Und ich war danach ja auch immer wieder „lieb“ – aber nicht weil ich irgendein Fehlverhalten bei mir erkannt hätte, sondern nur aus Angst vor den nächsten Prügeln.

Gruß

Karsten
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