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sonnewasser
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Post Tue, 09.Jan.07, 11:28      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo,

danke für eure Antworten.
@Alex,
ich wünsche dir alles Gute für deine Therapie. Schon komisch, dass oft die eigenen Eltern eine Therapie als etwas so unpassendes sehen. Aber wenigstens musst du dir jetzt keine Sprüche mehr anhören deswegen.

@spätzündi,
leider gibt es noch ein Problem bei mir. Durch meine Angstzustände und soziale Phobie habe ich wahnsinnige Angst vor Arbeit (siehe anderer Thread) und leider hab ich niemanden zu dem ich vorübergehend ziehen könnte, der mir da Zeit geben würde, bis ich mit meiner Angst klar komme. Aber ich werde mich demnächst nochmal nach Unterstützung kümmern. Leider gibt es dieses Hartz4 seit ner Zeit nur noch ab 25 Jahren, echt blödes Gesetz. Außerdem will ich eh nicht so gerne von Sozialgeldern leben Embarassed

lg
sonnewasser

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Sophia3
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Post Tue, 09.Jan.07, 11:55      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Liebe Sonnewasser, Liebe anderen,


Sie/ Wir haben doch nichts "schlimmes" gemacht

Diesen Satz, mit dem sich wahrscheinlich jeder in irgendeiner Form beschäftigen muss, halte ich für ganz zentral in dieser Problematik und Diskussion. Er macht mich traurig und richtig wütend, weil er auch mir immer wieder begegnet ist und begegnet und weil er in den meisten Fällen einfach nicht wahr ist.

Meine Eltern haben auch nichts "schlimmes" gemacht, zumindest denken sie das, sie haben sich auch immer sehr um ihre Kinder bemüht, um alle gleichermaßen gut und alles zu ihrem Besten gewollt.
Leider fühlt sich die gleiche Geschichte für mich ganz anders an. Physische Gewalt, die gab es natürlich nicht in unserem bürgerlichen Haushalt, aber psychische und verbale Gewalt, die waren seit meiner Kindheit an der Tagesordnung. Schon als Kind war ich total verschüchtert, traumatisiert, gefühlsmäßig total verunsichert, sagte in der Schule viele Jahre lang kein einziges Wort. Zu Hause weinte ich oft und schrie meine Mutter an- vor lauter Verzweiflung. Meine Eltern ließen zu, dass mein älterrer Bruder mit seinen Agressionen die ganze Familie terrorisierte. Nicht so schlimm? Mit vierzehn wurde ich dann auffällig, indem ich von heute auf morgen aufhörte zu essen. Alle waren ganz erschrocken- huch, was ist denn da passiert, alle Leute schauten auf uns. Echte Betroffenheit und Einsicht, dass bei uns was schief läuft, trat nicht auf, obwohl ich es fast nicht geschafft hätte. Die uns von vielen Seiten aufgetragene Familientherapie fand kein Interesse, ausser mir selbst nahm keiner teil! Nicht so schlimm?
Das essen wurde wieder in Ordnung, nur die Probleme blieben die gleichen, die ganzen Jahre lang. In diesen ganzen Jahren mit meiner Familie ist mein eigenes Leben völlig auf der Strecke geblieben. Nur, das interessiert keinen.
Ich hab meinen Eltern so unzählige Male gesagt, worunter ich leide, es bringt überhaupt nichts. Nicht in ruhigem Ton und Vorwürfe bringen gar nichts, sie wollen es gar nicht wissen! Wenn ich mich bemerkbar machte hiess es: sie ist wieder schwierig! Da passt es auch prima ins Konzept, dass ich zum Psychologen gehe. Ja, klar, mit mir stimmt ja auch was nicht und bei ihnen ist alles in Ordnung, klare Rollenverteilung.
Was heisst denn da nichts "schlimmes" gemacht? Ist das nicht schlimm, so ignoriert und so überhaupt nicht ernst genommen zu werden?

Mit dem Geld: Würd ich auch sagen, geh doch erst mal zu einer Freundin und such Dir dann einen kleinen Job, dass mit dem Zimmer ist wirklich ein kleines Problem! ganz ehrlich.
Aber, bist Du schon so weit, dass Du sagst, ich möchte hier weg? Loslassen ist ja immer schwierig, auch oder gerade die belastenden Dinge.
Hast Du nicht gesagt, in den finanziellen Dingen ist Dein Vater korrekt? Bestimmt gibt er Dir was dazu. Wenn Du noch in der Ausbildung oder Studium bist, muss er das sogar, das kannst Du also mit ruhigem Gewissen tun.

@Alex: Dein Bericht hat mich total geschockt, magst Du sagen, um was für eine Symptomatik es sich handelt?

Grüße
Sophia
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sonnewasser
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Post Tue, 09.Jan.07, 12:11      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo Sophia,

deine Geschichte ist echt erschreckend. Ich hoffe, du hast das nicht falsch verstanden, als ich fragte, ob sie nichts wirklich "schlimmes" gemacht haben, aber ich denke du weiß wie ich das meine.
Ja, es müssen nicht immer Schläge oder Missbrauch sein, die etwas kaputt machen. Es kann genauso einfach das "Nicht kümmern", nicht interessieren, sein. Dass einem das Gefühl gegeben wird, man ist nichts wert, wenn man z b eine Prüfung nicht schafft.
Tja, und als du nichts mehr gegessen hast, haben sie sich gewundert? Das ist bei mir auch so gewesen. Nicht mit essen, aber mit meinen Weinkrämpfen und Zusammenbrüchen. Aufeinmal waren meine Eltern total verwundert was jetzt plötzlich mit mir los ist. Mit 14 ging es los, mit 16 schmiss ich meine erste Lehrstelle wegen meinen Ängsten, mit 20 Selbstmordversuch wegen Ängsten, da waren sie dann verwundert. "Wie konnte das denn passieren? Das war nun echt nicht abzusehen".

Es tut mir leid, was du erleben musstest.
Ja, ich bin auf jeden Fall so weit, dass ich ausziehen möchte. Ich hab ja schon 2 Jahre woanders gewohnt, in einer therapeutischen Einrichtung um meine schulische Ausbildung zu machen. Aber als ich mich danach nicht traute, zu arbeiten, musste ich zu meinen Eltern zurück und bin jetzt 5 Monate lang hier.

Geld fürs Ausziehen wird mein Vater mir nicht geben, wenn ich keinen gscheiten Job habe. Er meint dann, ich würde mich nur noch gehen lassen und gar nix mehr versuchen. Wobei ich denke, dass ich dann motivierter wäre....

lg

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Nachtvogel
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Post Tue, 09.Jan.07, 12:45      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

sonnewasser wrote:
Geld fürs Ausziehen wird mein Vater mir nicht geben, wenn ich keinen gscheiten Job habe. Er meint dann, ich würde mich nur noch gehen lassen und gar nix mehr versuchen. Wobei ich denke, dass ich dann motivierter wäre....


Tja, und damit hast du noch mehr Druck bei/wegen der Arbeit, was deinen Ängsten sicherlich sehr gut tut (zynisch) ... .
Ich denke, diese Einstellung ("sie lässt sich gehen") erklärt auch sein Verhalten bei deinem Magenkrampfanfall. Er kann (und will?) deine psychischen und psychosomatischen Probleme einfach nicht verstehen.
Das bedeutet nicht, dass du ihm egal bist, aber er versteht dich einfach nicht. Was die Sache jedoch leider nicht einfacher macht ...

LG, Nachtvogel
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Sophia3
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Post Tue, 09.Jan.07, 12:53      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Liebe Sonnewasser,


keine Angst, ich hab das nicht falsch verstanden.
Mit meiner Geschichte wollte ich Dir und auch mir selbst nochmal zeigen, was alles passieren kann, wonach sie trotzdem angeblich nicht verstehen können, was mit einem los ist.

Ich glaube schon, dass es irgendwas gibt, womit Du Geld verdienen kannst, irgendwas? was passiert denn, wenn Du arbeitest? es gibt auch arbeiten, bei denen man kaum Kontakte hat, z.B. in der Küche, Briefeschreiben in einem Büro. Ich drück Dir die Daumen, dass Du bald was findest.

Liebe Grüße
Sophia
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iffy
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Post Tue, 09.Jan.07, 14:52      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo Sophia,
das was Du mit deinen Eltern erlebt hast, deckt sich sehr mit meiner Geschichte. Auch als ich "auffällig" wurde durch meine Essstörung konnte sich dies keiner erklären. Als ich dann mehr Distanz wollte hieß es auch: "wir haben alles für dich getan, und das ist nun der Dank." Und schon war mein schlechtes Gewissen wieder da und ich bin brav zurückgeschnurrt. Meinem Bruder wurde wg. anderer "Auffälligkeiten" schon vor Jahren eine Psychotherapie empfohlen, wogegen sich meine Mutter mit allen Mitteln wehrte. Nach dem Motto:" Die schieben eh alles auf die Kindheit" - aha - sie hatte wohl Angst, dass zu viel von unserer heilen Familie nach außen getragen wird, dass ihr Umgang mit uns Kindern in Frage gestellt wird.
Das könnte doch auch der Grund bei dir sein, warum du als einzigste an der Familientherapie teilgenommen hast. Sie haben Angst, dass jemand hinter die Kulissen schaut. Es ist schon erschreckend, wielange ich gebraucht habe, um dieses Spiel zu durchschauen. Ich meine diese gegenseitige Abhängigkeiten. Auch von mir - ich war/bin Sad so abhängig von ihrer Meinung. Von ihrer Reaktion über mein Verhalten, Äußeres, Vorhaben etc. Einfach alles. Das macht mich so wütend und es ist so wahnsinnig schwer davon los zu lassen. Auch wenn mir mein Verstand natürlich was ganz anderes sagt.
Liebe Grüße an alle Leidensgenossinnen
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sonnewasser
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Post Tue, 09.Jan.07, 16:30      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo iffy,

Quote:
Das könnte doch auch der Grund bei dir sein, warum du als einzigste an der Familientherapie teilgenommen hast. Sie haben Angst, dass jemand hinter die Kulissen schaut. Es ist schon erschreckend, wielange ich gebraucht habe, um dieses Spiel zu durchschauen.


Ich glaube, damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Eltern haben Angst, dass das "Spiel" der ganzen Verdrängungen ein Ende haben könnte und alles auffliegt. Dass sie sich verantwortlich zeigen müssen an der Erziehung und sich Fehler eingestehen müssen. Dass sie sozusagen "versagt" haben als Eltern und das tut weh diese Erkenntnis. Wenn man also schön so weitermacht, von Generation zu Generation, dann braucht sich niemand selbst Vorwürfe machen... außer die Kinder, solange sie selbst noch nicht Eltern sind.
Deshalb: Kreisläufe durchbrechen und es selbst anders machen!

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Post Tue, 09.Jan.07, 17:41      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo Zusammen Smile


Da scheinen ja wirklich einige Dinge ganz ähnlich abzulaufen, ich find das total gut, dass wir uns austauschen.

Meine Eltern haben glaub eine Art Spezialtechnik entwickelt. Also ganz grundsätzlich kommen "meine Probleme" daher, dass ich eben "schwierig" bin. Wenn ich konkret wurde und etwas von Ihnen forderte oder sagte, was sie falsch machen, dann antworten sie: "jaja, wir haben alles falsch gemacht, bei uns ist alles missraten. Ja, ich hab versagt." oder so ähnlich. Damit würgen sie alles konkrete ab. Dieses generelle Schuldeingeständnis ist natürlich überhaupt nicht ernst gemeint, damit blocken sie nur ab, sich ernsthaft mit mir zu unterhalten.
Es wird also nichts ernstgemeintes gesprochen, dann muss auch nicht gehandelt werden, denn das machen sie sowieso nicht.
Sobald ich etwas Konkretes forderte können sie es wunderlicherweise nicht verstehen, oder aber meiner Mutter wird es plötzlich "viel zu viel mit Dir".

Sie wissen ganz genau, was bei uns los war, dass passt aber nicht in ihre Vorstellung. Die Welt meiner Mutter sieht einfach ganz anders aus als die Realität. Die Tochter ist nicht in dieser kranken Familie kaputtgegangen, sondern eben immer schon "schwierig", das erzählen sie auch herum.
Es muss einem egal werden, was irgendwelche Leute denken, WIR sind entscheidend und nur wir können sagen, was los ist und was nicht.

Hallo Iffy: ich hab mich auch so lang ködern lassen, mit Vorwürfen, dass ist ganz arg schlimm. weiss gar nicht mehr wie viele Jahre ich damit zugebracht habe, allen Vorwürfen zuvorzukommen und zu tun, was sie verlangten. Bei dem kleinsten Nein kamen gleich die übelsten Erpressungen, Drohungen und immer soo viele Vorwürfe.
Mittlerweile nehme ich alles hin, das ändert aber nichts an den Geschichten von früher.


Alles Gute,
Sophia
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Post Tue, 09.Jan.07, 17:43      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Hallo Zusammen Smile


Da scheinen ja wirklich einige Dinge ganz ähnlich abzulaufen, ich find das total gut, dass wir uns austauschen.

Meine Eltern haben glaub eine Art Spezialtechnik entwickelt. Also ganz grundsätzlich kommen "meine Probleme" daher, dass ich eben "schwierig" bin. Wenn ich konkret wurde und etwas von Ihnen forderte oder sagte, was sie falsch machen, dann antworten sie: "jaja, wir haben alles falsch gemacht, bei uns ist alles missraten. Ja, ich hab versagt." oder so ähnlich. Damit würgen sie alles konkrete ab. Dieses generelle Schuldeingeständnis ist natürlich überhaupt nicht ernst gemeint, damit blocken sie nur ab, sich ernsthaft mit mir zu unterhalten.
Es wird also nichts ernstgemeintes gesprochen, dann muss auch nicht gehandelt werden, denn das machen sie sowieso nicht.
Sobald ich etwas Konkretes forderte können sie es wunderlicherweise nicht verstehen, oder aber meiner Mutter wird es plötzlich "viel zu viel mit Dir".

Sie wissen ganz genau, was bei uns los war, dass passt aber nicht in ihre Vorstellung. Die Welt meiner Mutter sieht einfach ganz anders aus als die Realität. Die Tochter ist nicht in dieser kranken Familie kaputtgegangen, sondern eben immer schon "schwierig", das erzählen sie auch herum.
Es muss einem egal werden, was irgendwelche Leute denken, WIR sind entscheidend und nur wir können sagen, was los ist und was nicht.

Hallo Iffy: ich hab mich auch so lang ködern lassen, mit Vorwürfen, dass ist ganz arg schlimm. weiss gar nicht mehr wie viele Jahre ich damit zugebracht habe, allen Vorwürfen zuvorzukommen und zu tun, was sie verlangten. Bei dem kleinsten Nein kamen gleich die übelsten Erpressungen, Drohungen und immer soo viele Vorwürfe.
Mittlerweile nehme ich alles hin, das ändert aber nichts an den Geschichten von früher.


Alles Gute,
Sophia
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spätzündi
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Post Tue, 09.Jan.07, 20:57      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend se Reply with quoteBack to top

Hallo, Sophia, Sonnenwasser und die andern...

wenn ich eure Geschichten so lese, bin ich froh, dass ich das alles erstmal hinter mir und jetzt auch den Kontakt ganz abgebrochen hab seit über einem Jahr! Meine Familie, das hat mich immer so viel Energie gekostet! Nicht ein Ort der Kraftquelle, sondern einer der immer neuen Demütigungen und Depressionen...
Um die Eingangsfrage nochmal zu beantworten: wir dürfen nicht nur die Eltern hassen - wir müssen es geradezu, um endlich von ihrem unseligen Einfluß loszukommen. Dazu sollte euch (fast) jedes Mittel recht sein!

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Alles wird gut!
Rainer
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Beavis
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Post Tue, 09.Jan.07, 21:25      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend se Reply with quoteBack to top

Darf ich auf meine Eltern sauer sein?

Kann ich dir ehrlich gesagt nichtmal beantworten. Meine Eltern haben meine drei Suizidversuche auch einfach ignoriert. Nicht gemerkt, das Tabletten verschwanden oder Wunden auf meinem Arm aufgetaucht sind. Oder ich erst um 17Uhr wach wurde.
Das ist schon ziemlich frustrierend, ich fühlte mich ignoriert und ungeliebt. Mich haben sie nicht in den Arm genommen, sogar die Schuld für die Krankheit meiner Mutter zugewiesen (weil ich so anstregend war).
Ich war eine ganze Zeit lang sehr sauer. Meine Mutter habe ich damals gehasst. Erst vor kurzem wurde mir der Zorn auf meine Familie wieder bewusst.
Ehrlich gesagt, ist es mir egal, ob ich ihnen die Schul zuweisen darf, oder nicht. Eltern (Lehrer und sicher auch noch andere Faktoren) sind die Hauptbezugspersonen in der Kindheit und sie haben die Aufgabe, auf ihre Kinder aufzupassen und zu lieben.
Meiner Ansicht ist es da nicht ganz ungerechtfertigt ihnen die Schuld, oder eine Teilschuld zuzuweisen.

Man muss aber ganz klar auch sehen, wo dieser Zorn aufhört. Ich kann meine Eltern nicht ändern, ich kann mich selbst ändern. Und was bringt mich Jahrelang mit mir rumgetragener Zorn auf meine Mutter, ausser, dass er mich noch unglücklicher macht?
Ich habe meiner Mutter verziehen, so gut es geht, versuche bestimmte Dinge einfach zu vergessen oder nicht zu erwähnen. Ich kann mit ihr normal reden und bin sehr, sehr froh, dass ich nicht JEDEN Tag mit ihr reden muss. Ende.


Ich habe mich viel mit meiner "Krankheit" und Geschichte auseinander gesetzt. Ich musste einsehen, das meine Eltern es einfach nicht besser wussten. Da fehlt irgendein wichtiges Verständnis zu, vielleicht kannten sie es nicht anders. Vielleicht hat meine Mutter auch einfach kein Einfühlungsvermögen. Aber das macht ihr handeln einfach verständlicher. Angst spielt sicher auch eine Rolle. Und viele andere Faktoren.
Keine Ahnung, welche genau, aber meine Mutter denkt immernoch, ich hätte Eisenmangel, weil ich erschöpft bin und Medikamente bekomme. Sie sieht nicht ein, das es eine Depression ist, geschweige denn, sich damit auseinander zu setzen.
Sie weiss es halt nicht besser... Rolling Eyes
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Post Fri, 12.Jan.07, 18:18      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Als Kind ist man doch immer den Erwachsenen/Bezugspersonen AUSGELIEFERT! Wenn die einen nun aber, sagen wir mal, nicht gerade vorteilshaft behandeln, wird man doch zwangsläufig zum Opfer - Schuldgefühle inklusive. Gibt es da nicht die Opfertheorien aus der Psychologie? Also, dass das Opfer sich selbst noch die Schuld dafür gibt, dass es zum Opfer wurde. Gleichzeitig schiebt der "Aggressor" auch die Schuld auf das Opfer, weil er/sie behauptet provoziert worden zu sein...

So lesen sich für mich ein paar der letzten postings und ich erkenne auch meine Situation wieder. Eltern, die ihre eigenen Kinder als "schwierig" bezeichnen, versuchen doch nur ihre eigenen Fehler abzugeben.... Ich hab oft gehört: "Wo mit haben wir das nur verdient?" (also mich und mein schwieriges Verhalten...). Mittlerweile sehe ich mein Verhalten als natürliche Reaktion auf ihres (versuch ich nun auch meine Fehler abzugeben?? Rolling Eyes - Schuldgefühle - Teufelskreis )

Mir wurde außerdem versucht einzureden, dass ich doch Verantwortung gegenüber meinen Eltern hätte.... also ab einem bestimmtem Alter: "so jetzt musst du dich um uns kümmern" Shocked Worauf ich aber sehr bald geantwortet habe, dass ich das nie gelernt hätte, da mir nie vorgezeigt wurde, wie man sich um jemanden kümmert......

Es ist schwierig. Für mich auch nicht nachvollziebar, wie manche Eltern mit ihren Kindern "herumfuhrwerken" und dann aber erwarten, dass später alles in Ordnung ist.
Meine Mutter gab mir oft das Gefühl, dass ich gescheiter etc. wäre als sie, also wenn sie Fehler macht, dass ich besser als sie damit umgehen könne. Zum Teil stimmt das wahrscheinlich - andererseits sehe ich, dass ich gegenüber anderen Menschen SEHR viel aufzuholen hab (im emotionalen/sozialen Bereich).
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iffy
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Post Fri, 12.Jan.07, 19:48      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

Sünde-Buße-Vergebung!!!
Das ist das Thema, worüber ich gerade nachdenke. Meine Eltern sind erzkatholisch u. ich mußte bis fast zur Pubertät beichten gehen. Ich hatte immer schreckliche Angst davor u. wahnsinnige Schuldgefühle, wenn ich auf meinem kleinen Notitzzettel meine Sünden so alle schwarz auf weiß sah. Nun ist es so, dass mein Sohn dieses Jahr zur 1. hl. Kommunion geht und heute eine Einladung zum Elterabend mitbrachte, indem das Thema "Was ist Sünde? Warum gehen wir beichten?" etc. erörtert wird. Und mir kam in überwältigender Form Erinnerungen aus meiner Kindheit wieder. Wie angstbesetzt und von Schuldgefühlen bestimmt diese Zeit für mich war. Ich denke, dass dies einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass ich mich immer so schuldig fühle; insbesondere für das Wohl meiner Eltern.
Wenn es nicht so wäre, dass mein Sohn (noch) gerne zur Kirche geht und die Gemeinschaft dort auch toll ist und ich mehr zivilcourage hätte, würde ich glatt überlegen ihn nicht zur Beichte gehen zu lassen (und damit auch nicht zur Kommunion). Das wäre für meine Eltern der Schock des Lebens - sie sehen ihren Enkel quasi schon im Meßdienergewand am Altar. Ich möchte die kath. Kirche nicht schlecht reden, es gibt bestimmt viele Leute, denen sie Halt gibt und Verzeihen und sich gegenseitig helfen ist was tolles. Nur leider war meine Kindheitserfahrung mit zu vielen Verboten, Strenge und Gehorsam verbunden, als dass ich die Liebe und Wärme erfahren durfte.
Naja, ich arbeite mich Stück für Stück durch meine Vergangenheit und es kommen immer mehr Mosaiksteine zusammen, die meine heutige Problematik erklären.
Ich lese übrigens gerade das Buch von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg! Meine Reise auf dem Jakobsweg. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass mich eine Pilgerreise auch ansprechen würde........
Liebe Grüße Wink
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Luna
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Post Mon, 22.Jan.07, 19:55      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein? Reply with quoteBack to top

also soweit wie etwas sagen kann und soweit meine einstellung meiner eltern gegenübern ist
sag ich eindeutig: KEIN plan
oo
denn wenn man ehrlich ist, ist das ja nur zu menschlich, das sie ihre heile welt haben und diese aufrecht erhalten wollen, denn viele merken nie wirklich was wirklich um ihnen herum abläuft
oder irre ich mich da?
zumindest was ich in meinem umfelld mitbekommen hab, kann man noch so gut mit der person vertraut sein, sie werden dennoch nie kapieren was in deinem leben abläuft.
selbst wenn du ihnen hinweise gibt und es nur stume schreie sind, zb ritzen, selbstmord oder derartiges
tatsache ist, sie merken erst etwas, wenns zu spät meistens ist und dann kann dir niemand mehr helfen, außer dir selbst, wenn man die kraft dazu hat

andernfalls, kann man nur mehr hören und selbst sagen...pech gehabt
so ist das leben
oo so einfach ist das, zumindest für die, die es nicht kennen und somit normal damit abschließen können
*schultern zuck*

ich weis das is nicht gerade ne hilfe, aber vielleicht ne kleine erleichtung, für dich, ob du sauer sein kannst oder nicht?
denn am ende kann man es ja nur selbst entscheiden, wie man über die urteilen will...sie sind und bleiben nämlich die menschen die meistens e einem am meisten am herzen hängen, trotz der vielen schmerzen die man von ihnen eigentlich abbekommen hat

LG Luna
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Post Mon, 22.Jan.07, 20:45      Re: Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend se Reply with quoteBack to top

Bez. der extrem hemmenden Schuldgefühle, die Kindern seit Generationen gemacht werden, wenn sie ihre Eltern kritisch sehen wollen, kann ich nur auf die sehr erhellenden Einsichten von Alice Miller verweisen, wenn sie noch einer von Euch nicht kennen sollte: www.alice-miller.com

Das Grundproblem ist immer das gleiche: Eltern hätten die Aufgabe, ihre Kinder bedingungslos zu lieben, sie sich auf ihre ganz eigene Weise frei entwickeln zu lassen und sie dabei zu schützen und zu ermutigen. Statt dessen aber beginnen viele Eltern sehr früh, sich an ihren Kindern schadlos zu halten für die Versäumnisse, die ihre Eltern einst an ihnen begangen. Sie haben die Erwartungshaltung, dass nun wenigstens ihre Kinder ihnen Liebe geben. Schon die kleinen Kinder müssen ständig Verständnis für die Schwächen der Eltern aufbringen, obwohl es umgekehrt sein müsste, wenn die Eltern tatsächlich so reif und weise sind, wie sie sich manchmal gern darstellen. Aber in Wirklichkeit werden da ganz normale Bedürfnisse und Reaktionen der Kinder als "böse" und "schwierig" bezeichnet, das Kind also dämonisiert. Dies verinnerlichen wir extrem, und daher rühren unsere Schuldgefühle, wenn wir wieder einmal gesagt oder gezeigt bekommen, dass wir "schwierig" seien.
Das wäre nicht sooo schlimm, wenn wir dieses Uns-Klein-Machen nicht auch im weiteren Leben dann Partnern und andern Menschen gegenüber an den Tag legen würden, was das Leben sehr erschwert!

Um diesen Mechanismen zu entkommen, ist die selbsterteilte Erlaubnis zur Wut m.E. die erste Vorbedingung zur Befreiung!
Ich selber merkte, dass es eine Zeit dauerte, bis ich mir wegen meiner Wut keine Schuldgefühle mehr einreden ließ. Auch zu Anfang der Therapie musste ich meine Wut gegen Versuche der Thera verteidigen, gewisse Taten meiner Eltern zu relativieren. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, als solle mir meine Wut einmal mehr ausgeredet werden. Aber ich ließ das nicht zu und kann jetzt allmählich auch andere Gefühle in mir entdecken und zulassen, die von der blockierten Wut mit blockiert wurden.

Noch einmal die Ermutigung also an alle PosterInnen, die unschlüssig sind, ob ihre Wut berechtigt und förderlich ist: ich finde auf jeden Fall JA! Lasst Euch nicht einreden, ihr würdet dann darin steckenbleiben, und das könne ja nicht gesund sein! Ungesund ist es vielmehr, eigene reale Gefühle immer und immer wieder zu unterdrücken!

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Rainer
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