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Author:
Lucky
Date:
May 14, 2002
Subject:
Einzel- oder Gruppentherapie?
Message:
Hallo! Ich mache jetzt eine Einzeltherapie - nach einer Einzelberatung (wie auch schon in anderen Beiträgen geschrieben), habe aber ab September vielleicht auch die Möglichkeit, in einer Gruppe mit gleichgesinnten mitzumachen. Was ist denn nun besser, wenn man von Zuhause her ständig das gefühl hat, nicht beachtet, nicht geliebt zu sein und darum (in meinem Fall) sich selbst (besonders vom Aussehen her) nicht leiden kann? Einzelgespräche oder Gruppe? Also, was würde wahrscheinlich mehr Erfolg bringen? Und warum sieht man selbst seine Erfolge nicht? Mein Umfeld sagt mir teilweise schon, dass ich mich schon gebessert hab vom "Charakter", von meinen Problemen her, aber ich stelle an mir selber keine großartige Veränderung fest, trotz der einjährigen Beratung... (die war übrigens so alle 1-2 wochen, je 1 stunde) Tschüß, Lucky (18, w)

Author:
tenrachefke
Date:
May 16, 2002
Message:
Hallo Lucky, Ich habe sowohl Einzel- als auch Gruppentherapie gemacht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Therapiegruppen sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Meine Gruppen-Erfahrungen stellen sich aus heutiger Sicht so dar: Als angenehm empfand ich das persönliche Verhältnis zu den anderen Gruppenmitgliedern. Wir pflegten ein sehr offenes und ehrliches Verhältnis zueinander. Wir hatten auch privat Kontakt zueinander. Alleine das Bewusstsein, dass ich im Falle akuter Krisen jemanden hatte, den ich anrufen konnte, war für mich damals eine Hilfe. Obwohl die Umgangsformen in der Gruppe manchmal ziemlich rau waren, war die Bereitschaft für einender da zu sein sehr groß. Eher als mühsam empfand ich den häufig ziemlich hart geführten Verteilungskampf um die Sitzungszeit. Wer an seinen Themen arbeiten wollte, musste manchmal (nicht immer) viel Durchsetzungskraft aufwenden. Die Qualität von Gruppentherapie hängt meiner Meinung nach auch von einer ausgewogenen konstellation der TeilnehmerInnen ab. Mein letztes Jahr in einer Gruppe verbrachte ich (auf anraten des Therapeuten) als einziger Mann in einer sonst reinen Frauengruppe. Dies war für mich nicht einfach, da ich häufig stellvertretend für die Sauereien anderer Männer herhalten musste. Ich lernte zwar, mich zu schützen, jedoch war das manchmal ziemlich nervend. Ich kann meinem Therapeuten leider den Vorwurf nicht ersparen, dass er mich überredete unter dieser Konstellation in der Gruppe zu bleiben um seine wirtschaftlichen Interessen zu verteidigen. Rückblickend war die Zeit in der Therapiegruppe jedoch eine durchaus sehr erfüllende, die mir sehr viel gebracht hat. Jedoch hätte ich nicht auf den Rat meines Therapeuten hören sollen und den Zeitpunkt meines Austritts aus der Gruppe nach meiner Intuition bestimmen sollen (=früher). Noch ein paar Tipps: Unterschreibe keinen Jahresvertrag, wie ihn manche Therapeuten anbieten. Wenn Du einen Jahresvertrag unterschreibst, dann vergewissere Dich, dass er eine akzeptable Rücktrittsregelung enthält. Bestehe darauf, Deine Entscheidung davon abhängig zu machen, die Gruppe vorher kennen zu lernen. Verlasse Dich nicht auf den Rat des Therapeuten, wenn es darum geht, wann du die Gruppe wieder verlassen willst. Ich hoffe, dass ich die bei deiner Entscheidung ein bischen helfen konnte. Wenn Du mehr wissen willst, dann schreibe mir eine Nachricht. Liebe Grüße Der raketenchef

Author:
Lucky
Date:
May 16, 2002
Subject:
danke für die antwort...
Message:
hallo raketenchef! ja, der titel sagt es auch schon. danke für die antwort und ich mache erstmal die einzeltherapie, gruppe beginnt eh frühestens im sptember, und dann werde ich das mit der gruppe wohl wirklich mal machen... bis bald, lucky

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