Psychotherapie: soziale Auslese bei der Vergabe?
Psychotherapie: soziale Auslese bei der Vergabe?
hallo!
Wir hatten dieses Thema hier ja auch schon. Die Frage danach, ob Psychotherapeuten ihre Plätze nach notwendigen Bedarfen vergeben oder oft tendenziell leichtere Fälle und bestimmte soziale Stati vorab bevorzugen.
Dass dies ein relevantes Thema ist, kann hier eingesehen werden:
http://www.taz.de/Suche-nach-Psychotherapeuten/!117159/
http://www.taz.de/Psychotherapien-in-De ... d/!115910/
Wir hatten dieses Thema hier ja auch schon. Die Frage danach, ob Psychotherapeuten ihre Plätze nach notwendigen Bedarfen vergeben oder oft tendenziell leichtere Fälle und bestimmte soziale Stati vorab bevorzugen.
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"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard
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"So fand Tschuschke in einer Verlaufsstudie mit 300 Patienten heraus, dass Therapeuten, die flexibel Elemente aus verschiedenen Verfahren auswählten und auf den jeweiligen Patienten abstimmten, die besten Ergebnisse erzielten.
Insofern ist zu hoffen, dass das neue Psychotherapeutengesetz auch eine Öffnung hinsichtlich der zugelassenen Verfahren bringt. "
Oh ja, un-be-dingt!
Insofern ist zu hoffen, dass das neue Psychotherapeutengesetz auch eine Öffnung hinsichtlich der zugelassenen Verfahren bringt. "
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Das mit der Gruppe finde ich ja gruselig - einfach nur aus Kostengründen. Und dann wird einem das als wahnsinnig effektiv verkauft!
Dasselbe hab ich neulich mit der Krankengymnastik erlebt, dass der Arzt eine Gruppenbehandlung verordnen soll und man dann beim Therapeuten seinen Alibispruch sagen soll: "Haben Sie eine Gruppe? Nein? Dann bitte Einzeltherapie".
Nichts gegen Gruppen, aber wer bitte entschiedet, was für den einzelnen Patienten sinnvoll ist, wenn nicht die beiden Beteiligten?
Dasselbe hab ich neulich mit der Krankengymnastik erlebt, dass der Arzt eine Gruppenbehandlung verordnen soll und man dann beim Therapeuten seinen Alibispruch sagen soll: "Haben Sie eine Gruppe? Nein? Dann bitte Einzeltherapie".
Nichts gegen Gruppen, aber wer bitte entschiedet, was für den einzelnen Patienten sinnvoll ist, wenn nicht die beiden Beteiligten?
@ leberblümchen
Bei Krankengymnastik gibt es Gruppen? Ach?
Ich hatte ja einmal 12 x Krankengymnastik verordnet bekommen; das war aber gleich Einzeln. Und war sehr auf meine individuelle Problematik abgestimmt.
Aber: Ist ja nicht die Kernessenz des Artikels ... es geht darum, wie Therapeuten insgesamt ihre Plätze vergeben und dass dabei Patienten mit schwereren Problematiken mitunter leer ausgehen.
Bei Krankengymnastik gibt es Gruppen? Ach?
Ich hatte ja einmal 12 x Krankengymnastik verordnet bekommen; das war aber gleich Einzeln. Und war sehr auf meine individuelle Problematik abgestimmt.
Aber: Ist ja nicht die Kernessenz des Artikels ... es geht darum, wie Therapeuten insgesamt ihre Plätze vergeben und dass dabei Patienten mit schwereren Problematiken mitunter leer ausgehen.
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Ach, ich weiß nicht: Bzw. ich weiß nicht, wie es anders funktionieren könnte. Theoretisch kann man natürlich sagen, dass es ungerecht ist, dass nur die Informierten bei dem Therapeuten landen, den sie brauchen (es sei denn, der Zufall spielt mit). Aber das betrifft dann wieder die gesamte Gesellschaft: Es ist EIN Problem, das sich überall zeigt, also auch im Rahmen einer Psychotherapie: Es ist ein Verteilungsproblem. Nur - wie soll die Lösung aussehen?
@ leberblümchen
Ne, es geht hier nicht um ein Verteilungsproblem.
Es geht in dem Artikel darum, dass sich der Verdacht erhärtet hat, dass die zugelassenen Psychotherapeuten leichtere Fälle bevorzugen und so schwerere Fälle ohne Platz bleiben. Dass habe ich neulich so auch gehört, von einer anderen Fachfrau, für deren Klientel teils eine ambulante Psychotherapie sinnreich wäre, diese aber einfach keinen Platz bekommen, informiert und auf der Suche sind sie natürlich - sie sagte, die Vermutung, dass leicht depressive Ehefrauen aus der Mittelschicht (zeitlich auch gut flexibel) zum Lieblingsklientel gehören (überspitzt und leicht ironisch formuliert), gehe schon seit längerem in Fachkreisen um.
Es steht ja auch im Artikel, dass es im bestehenden System den Therapeuten leicht gemacht wird, diese Fälle etwas aufzubauschen im Bericht und so die Genehmigung zu bekommen. Deswegen wird überlegt, wie das Genehmigungsverfahren an sich verändert werden kann.
Ne, es geht hier nicht um ein Verteilungsproblem.
Es geht in dem Artikel darum, dass sich der Verdacht erhärtet hat, dass die zugelassenen Psychotherapeuten leichtere Fälle bevorzugen und so schwerere Fälle ohne Platz bleiben. Dass habe ich neulich so auch gehört, von einer anderen Fachfrau, für deren Klientel teils eine ambulante Psychotherapie sinnreich wäre, diese aber einfach keinen Platz bekommen, informiert und auf der Suche sind sie natürlich - sie sagte, die Vermutung, dass leicht depressive Ehefrauen aus der Mittelschicht (zeitlich auch gut flexibel) zum Lieblingsklientel gehören (überspitzt und leicht ironisch formuliert), gehe schon seit längerem in Fachkreisen um.
Es steht ja auch im Artikel, dass es im bestehenden System den Therapeuten leicht gemacht wird, diese Fälle etwas aufzubauschen im Bericht und so die Genehmigung zu bekommen. Deswegen wird überlegt, wie das Genehmigungsverfahren an sich verändert werden kann.
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Das hat doch aber mit der Verteilung zu tun: Es gibt begrenzte Plätze; somit kann der Therapeut sich die Patienten aussuchen.
Stell dir mal vor, es wäre anders und die Patienten hätten die Wahl...
Stell dir mal vor, es wäre anders und die Patienten hätten die Wahl...
Pandas, hier gibt es keinen Danke-Button und deshalb kurz: Danke für die Links und das nochmalige Herausstreichen der wesentlichen Aussagen der Artikel. Das spiegelt auch meinen Eindruck wider.
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oh ja, davon können viele frauen, mit denen ich zusammen in der klappse war ein lied singen. die hatten die kombi schwer gestört und niedrige formale bildungsabschlüsse. ein paar von denen mussten richtig kämpfen, um bei den ausbildungsinstituten, die einem plätze vermitteln, einen termin zu kriegen. einmal habe ich mich eingeklinkt, angerufen, krasse sprüche gehört und dann erst einmal mit veröffentlichung drohen müssen bevor das dann auf einmal doch ganz fix ging. und die selben leute plappern dann selbstgefällig darüber, dass es "so" leuten an reflektiertheit fehlt. bääääääääääh
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Haben die in dem Ausbildungsinstitut denn gleich beim ersten Telefonat nach der Schulbildung bzw. Berufstätigkeit gefragt? Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich Namen und Telefonnummer nennen und dann ca. 6 Wochen auf einen Termin warten musste.
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das entscheidende war die krankenkasse. aok klingt nicht nach abi und studium. da kamen dann doch wirklich sprüche, wie für sie wäre eine vt vielleicht doch besser. eine analyse wäre doch vielleicht zu schwer für sie.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Kann ich mir gut vorstellen, dass manche Therapeuten lieber mit Patienten arbeiten, die nicht so schwere Störungen haben. Das ist bestimmt angenehmer und weniger aufreibend. Vielleicht ist dann ja der Therapieerfolg sogar besser. Das wirkt sich dann evtl. auch wieder auf den Ruf des Therapeuten aus etc. Provokativ gesagt, warum soll ich mein Geld schwer verdienen, wenn ich es doch auch leichter verdienen kann.
Ich persönlich finde das sehr schade, aber wie kann man solche Bevorzugungen eindämmen?
Jetzt braucht man ja nicht einmal mehr einen Überweisungsschein, sondern kann auch so einen Termin vereinbaren. Ich finde es besser, wenn man überwiesen wird. Dadurch könnte zum Beispiel der überweisende Arzt auf die Dringlichkeit hinweisen. Oder auch mal einen Anruf tätigen, dass dieser Patient jetzt dringend und kurzfristig therapeutische Unterstützung braucht. Wer traut sich denn schon alleine einen Therapieplatz zu erkämpfen.
Ich persönlich finde das sehr schade, aber wie kann man solche Bevorzugungen eindämmen?
Jetzt braucht man ja nicht einmal mehr einen Überweisungsschein, sondern kann auch so einen Termin vereinbaren. Ich finde es besser, wenn man überwiesen wird. Dadurch könnte zum Beispiel der überweisende Arzt auf die Dringlichkeit hinweisen. Oder auch mal einen Anruf tätigen, dass dieser Patient jetzt dringend und kurzfristig therapeutische Unterstützung braucht. Wer traut sich denn schon alleine einen Therapieplatz zu erkämpfen.
Aus den Leserbriefen geht übrigens hervor, dass die These des Artikels, leichte Störungen würden vorzugsweise behandelt, nicht stimmt (siehe z.B. Studie der Techniker-Krankenkasse, die dies widerlegt).
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Auch da stellt sich ja wieder die Frage danach, was eine 'leichte Störung' ist und ob es z.B. mehr Freude bereitet, jemanden mit einer vergleichsweise banalen Befindlichkeitsstörung zu behandeln als einen Borderline-Patienten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Rechnung so einfach ist; ich halte die Zusammenhänge für komplexer.
Natürlich hat die Tatsache, dass ein Therapeut sich den Patienten aussuchen kann, auch eine Konsequenz für die, die er nicht aussucht.
Wüsste auch nicht, wie es anders gehen sollte: Die Chemie muss ja stimmen, und so was kann nicht per Verordnung erzwungen werden. Das ist nicht nur eine Frage der Sympathie, sondern auch eine Frage der Störung, was sich sicher nicht leugnen lässt. Aber was hat der Patient davon, wenn er mit seiner schweren Depression oder mit seiner Suizidalität an jemanden gerät, der sich damit eigentlich überfordert fühlt?
Natürlich hat die Tatsache, dass ein Therapeut sich den Patienten aussuchen kann, auch eine Konsequenz für die, die er nicht aussucht.
Wüsste auch nicht, wie es anders gehen sollte: Die Chemie muss ja stimmen, und so was kann nicht per Verordnung erzwungen werden. Das ist nicht nur eine Frage der Sympathie, sondern auch eine Frage der Störung, was sich sicher nicht leugnen lässt. Aber was hat der Patient davon, wenn er mit seiner schweren Depression oder mit seiner Suizidalität an jemanden gerät, der sich damit eigentlich überfordert fühlt?
Was verstehst Du unter einer "vergleichsweise banalen Befindlichkeitsstörung" und zu was setzt Du es in Vergleich ?
After all this time ? Always.
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