Kein Durchsetzungsvermögen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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ciccone_youth
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Kein Durchsetzungsvermögen

Beitrag Sa., 16.05.2009, 16:09

Hallo liebes Forum,
mir fällt in letzter Zeit immer häufiger auf, dass es mir absolut an Durchsetzungsvermögen mangelt. Ich will damit nicht sagen, dass ich immer das Verlangen habe mich gegen alles und jeden durchzusetzen, sondern es geht mir um Situationen, in denen ich für meine Bedürfnisse einstehen sollte, mich aber nie traue, dies auszusprechen. Momentan habe ich vor allem in meiner Wohngemeinschaft Probleme damit. Mein Nachbar ist oftmals sehr laut, was mich wirklich extrem stört. Das ist nicht nur mein subjektives Empfinden, sondern andere Leute sind derselben Meinung.
Mein Problem ist, dass ich mich nur sehr selten traue, mich zu "beschweren". Ich habe ihn zwar schon das ein und andere Mal darauf angesprochen und ihn gebeten leiser zu machen, das kostet mich allerdings riesige Überwindung. Ich lasse erst alles lange über mich ergehen und sage erst dann was, wenn ich so wütend bin, dass ich gar nicht anders kann als ihm was zu sagen. Immer kurz bevor ich ihn darauf anspreche bin ich oftmals so aufgeregt, dass meine Hände ganz kalt sind und ich mein Herz klopfen spüre. Und wenn ich es dann mal geschafft habe, meinen Mund aufzumachen, habe ich ein ganz komisches Gefühl im Magen. Ich kann es nicht genau beschreiben, es ist glaube ich eine Art Schuldgefühl, es fühlt sich jedenfalls nicht sonderlich gut an.
Es geht mir jetzt gar nicht um das eigentlich Problem der Lautstärke meines Nachbarn, sondern darum, dass es mir so schwer fällt, für mich und meine Bedürfnisse einzustehen. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann

Kennt das jemand von euch auch?

MfG

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chicheringrün
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Beitrag Sa., 16.05.2009, 16:17

Hallo ciccone_youth,

ja, das kenne ich. Eine richtige Lösung dafür habe ich auch noch nicht gefunden. Bei meinem Mitbewohner gibt es auch Dinge, die mich stören. Ich weiß aber schon gar nicht so recht, wie ich das ansprechen soll. Und wann etc.
Was hilft ist in das kalte Wasser zu springen, einfach an der Türe zu klopfen und wenn er dann aufmacht, dann strömt es schon von selbst aus einem heraus, wegen was man bei ihm geklopft hat. Und dann sagt man ganz automatisch, was einem am anderen stört. Tritt dir selbst in deinen Allerwertesten!

Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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entgleist
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Beitrag Sa., 16.05.2009, 16:51

Bei mir hängt das damit zusammen, dass ich mich nicht traue. Ich werde rot. Und ich möchte auch immer mit allen "gut" sein, kein Streit, der soll mich doch mögen und nochdazu, wenn ich mit der Person zusammenlebe.

Die Schwierigkeit kommt auch hinzu, dass betreffendes Problem für mich zwar einsichtig ist und klar, aber für die andern wieder nicht und man dann blöd dasteht, wenn man nicht argumentieren kann, warum das denn stört, warum der andere das anders machen soll usw.

1. Selbstsicherheit
2. mangelnde Argumentationsfähigkeit
3. Schlagfertigkeit? (wenn der mit einem Argument daherkommt, wo ich baff bin und es mir erst 5 Stunden später einfällt, was das richtige Kontra gewesen wäre)

Gut, damit kannst du jetzt auch nichts anfangen, weil ich dir keine Lösung bieten kann. Ich hätte ja auch gerne eine parat.

Vielleicht muss man von der Schiene runterkommen, es sollen mich die anderen lieb haben. Da hakt es vermutlich.

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Bounce
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Beitrag Sa., 16.05.2009, 17:05

entgleist hat geschrieben:Vielleicht muss man von der Schiene runterkommen, es sollen mich die anderen lieb haben. Da hakt es vermutlich.
Ganz genau!
Außerdem werden einen die wichtigen Leute eh nicht verstoßen,
und die andern, pfff,egal!
Und es hilft nur üben üben üben.
Ich kann das auch voll schlecht,unbequeme Dinge ansprechen.
Ich muss mir jedesmal vorher einbläuen:
Es wird dich nicht der Blitz treffen.tu's einfach.

Oder: Augen zu und durch,selbst der größte Scheiß ist irgendwann vorbei!

LG B.

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Beitrag Sa., 16.05.2009, 21:24

BouncingOffClouds hat geschrieben:
Und es hilft nur üben üben üben.

LG B.
Ja, richtig, üben sollte man. Dann macht man (denk ich zumindest ) auch jene Erfahrungen, die ermutigen, die das Bild ein wenig ändern, dass (zugespitzt formuliert) die Welt zusammenbricht, wenn man mal was sagt.
Oder: Augen zu und durch,selbst der größte sch*** ist irgendwann vorbei!
Hilft mir auch manchmal, mir zu denken - in ein paar Jahren, da ist mir das so egal, was jetzt war. Ob ich mich blamiere etc.

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ciccone_youth
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Beitrag Sa., 16.05.2009, 22:20

entgleist hat geschrieben:
1. Selbstsicherheit
2. mangelnde Argumentationsfähigkeit
3. Schlagfertigkeit? (wenn der mit einem Argument daherkommt, wo ich baff bin und es mir erst 5 Stunden später einfällt, was das richtige Kontra gewesen wäre)


Vielleicht muss man von der Schiene runterkommen, es sollen mich die anderen lieb haben. Da hakt es vermutlich.
ich glaube punkte 2. und 3. treffen nicht auf mich zu. Aber es hat wohl wirklich etwas damit zu tun, dass ich nicht selbstsicher bin und mir deshalb solche sachen, die andere leute als eine selbstverständlichkeit ansehen, schwer fallen.

konfliktscheu bin ich wohl auch ziemlich. von daher hast du mit der schiene auch recht.

eigentlich hab ich hier bei mir und meinem geliebten nachbarn eine gute möglichkeit, meine sozialen kompetenzen zu verbessern, denn der typ ist sehr hartnäckig, da ist es mit einem mal beschweren nicht getan ....wenn man das ganze mal mit humor nimmt

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Beitrag So., 17.05.2009, 11:11

Angst ... was würden wir wohl alles im Leben machen (anpacken), wenn nicht diese sch. Angst wäre ...

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Bounce
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Beitrag Mo., 18.05.2009, 10:53

entgleist hat geschrieben:in ein paar Jahren, da ist mir das so egal, was jetzt war. Ob ich mich blamiere etc.
Das ist auch sehr gut,werd ich mal mit in mein Ermutigungs-Arschtritt-Repertoire mit aufnehmen!

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Poseidon
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Beitrag Di., 19.05.2009, 19:15

Hallo ciccone_youth

Ich war auch lange Zeit nicht Durchsetzungsfähig, zwar nicht so extrem wie du, aber bei mir war es einfach so, dass ich mich nicht einmal gefragt habe, was ich will, ich einfach immer alles akzeptiert habe. Und wenn ich etwas durchsetzen wollte, hatte ich nie die Power oder das Engagement dazu. Habe dazu entsprechend auch immer somatisiert, auch jetzt teilweise noch, aber nicht mehr so schlimm und häufig.

Vielleicht hilft dir folgendes: Jeder Mensch hat das Recht, für seine Bedürfnisse einzutreten, es gibt keinen Grund, weshalb er sich dafür schämen sollte ect. Du hast ein Recht darauf, dich durchzusetzen und dieses Grundrecht darf und kann dir keiner nehmen.
Auch hilft es nichts, dominant auf Aggressivling zu machen, sich aufzuspielen und den anderen dazu bringen zu wollen, dass zu tun, was man will. Die Leute spüren das, wenn das Verhalten aufgesetzt ist und es macht dich nur unglaubwürdig und bringt sogar noch viel mehr Frustration in deine Beziehungen, weil sich die Situation aufschaukelt und du glaubst, an diesem Verhalten festhalten zu müssen.
Es ist ein langer Weg, das geht nicht von einem Tag auf den anderen, aber du musst dir Schritt für Schritt darüber im Klaren werden, dass du ein Recht auf die Durchsetzung deiner eigenen Bedürfnisse hast, jedoch solltest du nicht skrupellos und permanentaggressiv werden, sondern immer noch auf einer Ebene bleiben, die keinen der beteiligten Partein verletzt oder herabsetzt. Und falls du Angst hast, die Zuneigung deiner Umwelt zu verlieren, kann ich dir nur sagen, dass die Beziehungen am besten funktionieren, wo auch beide für ihre Bedürfnisse einstehen. Solche Beziehungen oder Freundschaften entwickeln dadurch eine lebendige Dynamik.

Hilft dir das weiter?

LG Poseidon

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ciccone_youth
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Beitrag Mi., 20.05.2009, 11:26

Poseidon hat geschrieben:...
Auch hilft es nichts, dominant auf Aggressivling zu machen, sich aufzuspielen und den anderen dazu bringen zu wollen, dass zu tun, was man will. Die Leute spüren das, wenn das Verhalten aufgesetzt ist und es macht dich nur unglaubwürdig und bringt sogar noch viel mehr Frustration in deine Beziehungen, weil sich die Situation aufschaukelt und du glaubst, an diesem Verhalten festhalten zu müssen.
....Und falls du Angst hast, die Zuneigung deiner Umwelt zu verlieren, kann ich dir nur sagen, dass die Beziehungen am besten funktionieren, wo auch beide für ihre Bedürfnisse einstehen. Solche Beziehungen oder Freundschaften entwickeln dadurch eine lebendige Dynamik.

Hilft dir das weiter?
ja, danke für deinen beitrag. er bestärkt mich auch nochmal in dem, was ich mir zu dem thema gedacht habe.

ich muss wohl einfach akzeptieren, dass zwischenmenschliche beziehungen manchmal einfach kompliziert sind und dass es manchmal eben einfach notwendig und eigentlich normal ist, für sich selbst einzustehen. mir ist es immer am liebsten, den weg des geringsten widerstandes zu gehen, das ist aber nicht immer gut...

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littlebuddha
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Beitrag Sa., 23.05.2009, 23:04

Mir fallen zu deiner Angst (die ich oft teile) zwei Gründe ein:
1. Du denkst, dein Bedürfnis sei nicht so wichtig.
2. Du hast Angst vor der Konfrontation, also vor den Konsequenzen (der andere mag dich nicht mehr, er wird aggressiv, er tut nicht was du willst, du kannst dich nicht durchsetzen und er hört trotzdem weiter laut Musik, etc.)


Zu eins: Ich denke das wurde bereits diskutiert.

Zu zwei: Das ist schwieriger, finde ich. Das hat natürlich mit Selbstbewusstsein zu tun und das kann man angeblich trainieren. Das ist aber ein Prozess. Ich würde liebend gerne mal so Konfrontationsrollenspiele machen, weiß aber nicht, wo (meine Freunde wollen nicht mitspielen). Ich denke zum Durchsetzen von berechtigten Bedürfnissen gehört immer eine Portion Autorität.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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funcky
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Beitrag So., 24.05.2009, 09:46

1. Selbstsicherheit
2. mangelnde Argumentationsfähigkeit
3. Schlagfertigkeit? (wenn der mit einem Argument daherkommt, wo ich baff bin und es mir erst 5 Stunden später einfällt, was das richtige Kontra gewesen wäre)
wenn dies dein problem ist dann schreibe deinem nachbarn einen brief,klingt doof,ich weiss aber ich habe so angefangen als ich in ähnlicher situation war,eine gaststätte eröffnete bei mir im haus und ich sprach die leute mehrfach an aber es änderte sich nix,erst nach einem brief von mir wurde es ruhiger. lg funcky
DAS GLÜCK IST MIT DEN MUTIGEN

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