Psychoanalyse und schwanger?

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ninith
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Psychoanalyse und schwanger?

Beitrag Di., 11.08.2009, 12:37

Hallo,

ich bin zwar erst 20, aber schon seit einigen Jahren habe ich einen stark ausgeprägten Kinderwunsch. Jetzt habe ich einen Partner, mit dem ich die Sache endlich angehen kann - aber meine Analytikerin ist nicht begeistert... Sie meinte, ich kann mich mit Kind nicht mehr so auf die Analyse konzentrieren, und ob ich nicht bis zum Ende der Behandlung warten kann. Das Problem ist: ich weiß ja nicht, wann die Behandlung endet! Analysen können ohne Weiteres 5 Jahre oder länger dauern. Ich habe jetzt ein Jahr hinter mir und die Vorstellung, noch ewig warten zu müssen, finde ich sehr frustrierend. Natürlich bin ich jung und habe noch Zeit, aber diesen rationalen Argumenten öffnet sich meine Gefühlswelt nicht: ich habe Angst, die Chance nicht zu nutzen. Ich habe kein Vetrauen in die Zukunft.

Die Gründe, warum ich so sehr ein Kind möchte, habe ich schon mit ihr diskutiert... Ja, wahrscheinlich erhoffe ich mir die Geborgenheit eines funktionierenden familiären Systems, das ich selber als Kind nicht hatte. Wahrscheinlich wünsche ich, dass ein Kind Ordnung in meinen Tagesablauf bringt. Wahrscheinlich möchte ich die Fehler meiner eigenen Eltern damit übermalen, indem ich mein Kind besser erziehe. Wahrscheinlich will ich die bedingungslose Liebe genießen, die nur ein Kind schenken kann. Ja, wahrscheinlich will ich mich durch eine Babypause um die aktuellen Probleme im Studium oder Stolpersteine in der Analyse drücken. Ist das verwerflich? Schon oft habe ich gehört, man soll doch kein Kind in die Welt setzen in der Hoffnung, damit seine Probleme zu lösen. Was ist denn die richtige Motivation für ein Kind? Soll man hoffen, die Probleme damit zu verschlimmern?

Ich weiß, dass ein Kind viel Liebe, Einsatz und Energie abverlangt. Ich habe jetzt einen Partner, bei dem ich meine Reserven auftanken kann, der mich unterstützen wird. Ich habe eine gute Therapeutin. Mir ist auch wichtig, dass, falls ausgelöst durch Schwangerschaft und Geburt bei mir eigene traumatische Kindheitserfahrungen hochkommen, ich diese Sachen mit ihr besprechen kann. Ich weiß, wohin ich mich wenden muss, falls ich postnatal depressiv werde. Ich war in der Babysprechstunde für psychisch Kranke Eltern. Ich bin auf alles vorbereitet.

Gestern meinte mein Freund, dass es vielleicht doch besser sei, bis zum Ende der Behandlung zu warten, und das hat mich total aus der Bahn geworfen. Im Nachhinein meinte er dann, es ging ihm nur darum, über die Risiken zu reden (z.B. im Bezug auf Antidepressiva während der Schwangerschaft), um sich dann nicht Vorwürfe machen zu müssen, man hätte nicht genug nachgedacht.

Ich bin so hin- und hergerissen :( Dieser starke Wunsch lässt mich nicht mehr los. Gibt es hier jemanden, der während einer Therapie schwanger geworden ist? Was meint ihr generell zu meiner Situation?

Gruß, roxolana

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Eremit
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Beitrag Di., 11.08.2009, 12:39

roxolana hat geschrieben:Ich habe kein Vetrauen in die Zukunft.
Allein dieser Satz reicht völlig aus. Wenn man Kinder in die Welt setzt, sollte man schon Vertrauen in die Zukunft haben.

LG
Der Eremit

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ninith
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Beitrag Di., 11.08.2009, 12:43

Sorry, aber ich bin der Meinung, dass Menschen, die uneingeschränktes Vertrauen in die Zunkunft haben, bestenfalls naiv und schlimmstenfalls dumm sein müssen.


Eremit
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Beitrag Di., 11.08.2009, 12:48

Ich habe nicht gemeint, daß Du UNEINGESCHRÄNKTES Vertrauen haben sollst. Das wäre natürlich dumm/naiv/unwissend.

Aber Du hast geschrieben, Du hättest KEIN Vertrauen. Nicht WENIG oder TEILWEISE. KEIN Vertrauen. Lass Dir das mal auf der Zunge zergehen.

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es ja auch noch eine Grauzone. Eine gesunde Grauzone.

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Flugente
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Beitrag Di., 11.08.2009, 12:50

Naja, ich würde dir raten, deine Probleme mit der Analyse in den Griff zu bekommen, denn es wäre ein verdammt schlechter Start für dein Baby, mit einer pessimistischen Mutter die sich durch das Baby etwas erhofft, dass sie aber selber finden und klären muss. Und sowas hat kein Kind verdient.
Eisberg voraus!

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ninith
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Beitrag Di., 11.08.2009, 12:54

Flugente hat geschrieben:Schade, jetzt wollt ich grad was nettes schreiben und dann kommt der Rundumbeleidigungsschlag.
Ja, wenn ich angegriffen werde (oder mich angegriffen fühle), reagiere ich oft recht heftig.
Naja, ich würde dir raten, deine Probleme mit der Analyse in den Griff zu bekommen, denn es wäre ein verdammt schlechter Start für dein Baby, mit einer pessimistischen Mutter die sich durch das Baby etwas erhofft, dass sie aber selber finden und klären muss. Und sowas hat kein Kind verdient.
Danke, das ist wenigstens eine begründete Meinung, solche Antworten bringen mich weiter.


Eremit
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:00

Also wird mein Beitrag nicht als begründet bewertet bzw. wird als Angriff gewertet?

Das macht mir schon Sorgen.

Was ist, wenn Dich Dein eigenes Kind mal in dieser Hinsicht "angreift" und Kritik äußert? Gehst Du dann auch gleich in "Gegenangriff" über?

Und glaub mir, Kinder können sehr, sehr harte Kritiker sein...

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ninith
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:03

Darüber habe ich mir natürlich auch Gedanken gemacht. Ich habe, um zu testen, wie ich mit Kindern klar komme, einen Job im Hort angenommen. Und ich habe nie (!) die Fassung verloren, ein Kind angeschrien oder sonstwie aggressiv reagiert.

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Minerva
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:19

hallo,

als ich denke das deinen Beweggründe ein kind in die welt zusetzten nicht richtig sind!
ich bin der zeit selbst schwanger und bin auch 20.
Fakt ist aber definitiv das ein kind so eine dermaßen große verantwortung mit sich bring das mensch die so jund sind wir wie beide viele problem dadruch bekommen.

Sei es die Wohnungssuche, da man sich ja oft vergrößern muss.
Sei es die kosten die ein Kind mit sich bringt.
Sei es die zeit die ein Kind braucht.
Sei es eine Betreuung fürs kind zubekommen. und du kannst mir glaube gerade in berlin sind kitaplätze mangelware!

ich könnt diese liste jetzt endlos fortführen.
Du bist im Studium. Wie stellst dir den vor dein Studium fortzuführen und gleich zeit voll für dein kind dazu sein. Gerade auch die finanzelle grundlage sehe ich gerade nciht bei dir. ich vermute du wirst bestensfall BAfög bekommen und event. joben gehn.
Was macht dein freund beruflich?

Desweitern kann ich mcih Eremit aussgae nur an schließen...du siehst keine Zukunft für dich. da stellt sich mir die frage wie du dann einem kind diese bieten kannst.
Ich kann dir noch raten dich zu festigen und dann nochmal über ein kind nach zudenken!

lg
sofa
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren


Eremit
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:28

Natürlich ist es ein Unterschied, ob man ein Kind wieder "abgeben" kann (wie in Deinem Job) oder eben nicht (wie bei einem eigenen Kind). Das Bewußtsein ist ein völlig anderes.

Ich könnte mir vorstellen, daß da schon eine harte Zeit auf Dich zukommen könnte. Keine Einnahme von Antidepressiva, vor allem ein wahnsinniger Hormon-Kick, der auch "gesunde" Frauen in den Wahnsinn treiben kann. Solche Dinge sind schon ein Hammer.

Was mir ein bisschen Sorgen bereitet, ist ein gewisses Hin- und Herspringen in Deinem ersten Beitrag. Du bist einerseits auf alles vorbereitet, hast einen tollen Partner usw. - und dennoch hast Du kein Vertrauen in die Zukunft?

Über solche Dinge mache ich mir Sorgen.

Und wer weiß, warum solltest Du in z.B. fünf Jahren nicht mehr die Chance für ein Kind haben? Ich meine, Du bist doch noch sehr jung. Und in fünf Jahren wärst Du immer noch im besten Alter (vom körperlichen Standpunkt her). Warum JETZT?

Und wenn sich die Beziehung zu Deinem Partner über die nächsten Jahre verfestigt, bringt das auch etwas mehr Vertrauen.

Nur ein paar Gedanken zum Thema.

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Flugente
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:32

Ein Baby ist eine ungeheure Belastung, die unglaublich an deinen Energien und deinen Kräften zerrt. Und das nicht nur ein paar Tage!

Das ist natürlich persönliche Gefühlssache aber mit 20 brauchst du meines Erachtens nach absolut keine Panik haben, dass du zu alt sein könntest als Mutter, also wenn du noch ein paar Jahre wartest.

Und die Bedenken von deinem Mann find ich nicht so weit hergeholt. Antidepressiva in der Schwangerschaft kannst eigentlich vergessen.

Im Grunde kannst du nur selbst fühlen und wissen, ob du die Verantwortung sowohl für die Schwangerschaft als auch für das Baby übernehmen kannst. Deine Therapeutin kennt dich natürlich besser und ich würde auch ein bisschen auf ihren Rat hören, denn gerade eine Analytikerin weiß, was aus Babys/Kindern wird, die unter einer psychischen angeschlagenen Mutter leben müssen.

Was den Hort anbelangt, es ist ein ungeheurer Unterschied, ob man Kinder stundenweise betreut oder ein eigenes Baby hat.
Eisberg voraus!

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wing
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:33

Hallo Roxolana
roxolana hat geschrieben:Schon oft habe ich gehört, man soll doch kein Kind in die Welt setzen in der Hoffnung, damit seine Probleme zu lösen. Was ist denn die richtige Motivation für ein Kind? Soll man hoffen, die Probleme damit zu verschlimmern?
Ich finde ein Paar soll möglichst wenig Probleme haben bevor sie ein Kind bekommen. Also keine grösseren Probleme in der Beziehung und keine grösseren Probleme mit dem Leben. Also möglichst wenige psychischen Probleme, am besten keine, find ich. Du hast noch soviel Zeit um einem Kind viel bessere Startbedingungen wie jetzt zu geben!

lG Wing
Nicht ausserhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen.
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carö
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:34

Wahrscheinlich will ich die bedingungslose Liebe genießen, die nur ein Kind schenken kann.
in erster linie wirst du deinem kind diese liebe schenken müssen.
Ja, wahrscheinlich will ich mich durch eine Babypause um die aktuellen Probleme im Studium oder Stolpersteine in der Analyse drücken. Ist das verwerflich?
ich weiss nicht, ob verwerflich das richtige wort ist. wenn du dein baby willst, um dich vor den o.g. dingen zu drücken, dass soll es also ein mittel zum zweck sein ?

alles was du schreibst, drückt aus, dass du das baby für etwas brauchst, du willst es für dich benutzen... du willst deine eigene leere, einsamkeit, angst, hoffnungslosigkeit etc. durch ein baby beiseite schieben. und du wärst nicht die erste. leider. aber ein baby ist ein mensch, kein ding.

sorg doch erst mal für dich. guck zu, dass du auch alleine mit dir klarkommst und zufrieden sein kannst.

alles gute!
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:38

@ roxolana,

Mein Eindruck, deiner Schilderung nach! Deine Analyterin hat wirklich kein einziges gutes Haar an deinem Kinderwunsch gelassen. Alles demontiert. Das finde ich bedenklich - für sie.

Gruß
Anastasius

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Flugente
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Beitrag Di., 11.08.2009, 13:44

Anastasius hat geschrieben:@ roxolana, Mein Eindruck, deiner Schilderung nach! Deine Analyterin hat wirklich kein einziges gutes Haar an deinem Kinderwunsch gelassen. Alles demontiert. Das finde ich bedenklich - für sie.
...denn gerade eine Analytikerin weiß, was aus Babys/Kindern wird, die unter einer psychischen angeschlagenen Mutter leben müssen.
Eisberg voraus!

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