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Sa., 20.02.2010, 09:19
Liiiiebe Medusa,
deine Posts haben für mich immer eine ganz große Wärme und strahlen viel innerliche emotionale Ausgeglichenheit aus. Das tut gut, deine Zeilen zu lesen! Danke.
Also zu viel wird mir das eigentlich nicht, wie mein Thera zu mir spricht. Und nachdem ich deine Zeilen gelesen habe, denke ich, dass er natürlich auch anders als deiner ist. Er würde mir - glaub ich - NIE Urlaubskarten schicken oder CDs schenken. Er hält sich mit Gesten abolut und 100% zurück und heraus. Allein in seinen Worten schießt er hier und da über das, was ich als Abstinenz empfinden würde, hinaus. Aber ich brauche das auch sehr. Ich will ihn als Mensch in meiner Analyse spüren. Seine Worte empfinde ich manchmal als ungeheuerlich. Wieso verwendet er den Ausdruck "... dass ich Sie liebe, Frau X". Er könnte ja auch sagen "wertschätze" oder "mag" oder etwas in der Art. Aber er sagt es so und nicht anders.
Irgendwann als es um meine Ängste vor dem Ende der kassenfinanzierten Stunden ging, sagte er mal: "Unsere Analyse muss nicht mit den von der Kasse genehmigten Stunden enden. Sie brauchen vielleicht einfach noch viel mehr Liebe, Frau X."
Gleichzeitig weiß ich, dass er dieses Gefühl absolut "im Griff hat". Für ihn heißt das nicht im Geringsten, dass er mehr als mein Analytiker sien wollte. Da bin ich mir sicher, und da bin ich sicher. Aber ich spüre doch auch, dass er wirklich fühlt, was dieses Wort "Liebe" für ihn bedeutet.
Ja, vielleicht wird es das auch sein in meiner Therapie, was mir am Ende am meisten Heilung gebracht haben wird: seine Liebe. Und nicht seine Deutungen, mein Verstehen, meine Einsichten, meine Verhaltensänderungen. Ich brauche seine Liebe, um heilen zu können.
Wie gingst du damit um, dass ihr diese Liebe zwar echt empfunden habt, aber sie ja "gekauft" blieb?
Ich selbst habe mit der Bezahlung eigentlich kein Problem. Sie gibt mir auch wieder Sicherheit vor einem "Zuviel". Die Liebe kann mich nicht erdrücken, ich fühle mich nicht eingeschnürt, da das Verhältnis durch die Bezahlung ja auch klar umrissen bleibt. Auch hier bin ich sicher vor Grenzverletzungen.....
Andererseits - es ist und bleibt trotzdem eine ECHTE Beziehung. Zu diesem Punkt gab es hier ja schon in anderen Threads interessante Meinungen...
Ich glaube, in der kommenden Woche werde ich ihm mal endlich mehr von meinen Gefühlen erzählen. Das Problem ist gar nicht so sehr, dass ich mich das nicht traue. Sondern eher, dass ich all das heftigst zuhause spüre und empfinde. Aber sobald ich die Praxis betrete, spüre ich nichts mehr, spalte meine Gefühle ab, bin kopfgesteuert, schiebe die "verliebte und liebesbedürftige freistil" in den Hintergrund und mache die Tür hinter ihr zu.
Ich glaube, er sieht das (wir haben da auch schon drüber gesprochen) und versucht, indem er seine Gefühle ausspricht, "diese andere freistil" hervorzulocken. Er geht ihr nach, sucht sie. Er weiß, dass es sie gibt. Und ich WILL, dass er sie bald findet......
LG und alles Liebe auch dir,
freistil
(Was hat wohl nach deiner langen Therapie-bestimmten Zeit den zentralen Platz in dir eingenommen, der dann frei wurde?)
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)