Geschenke für die Therapeuten

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Latina
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Geschenke für die Therapeuten

Beitrag Mo., 07.09.2009, 10:09

Hallo liebe Mitreisenden

Ich bin neu hier und mich würde mal interessieren, wie ihr es mit Geschenken oder sonstigen netten Aufmerksamkeiten euren Therapeuten gegenüber handhabt. Ich habe zu dem Thema "Weihnachtsgeschenk für Thera" gesehen, aber mich würde das insgesamt interessieren, also quasi unabhängig von Weihnachten...

Habt ihr euren Therapeuten schon mal was geschenkt? Was habt ihr geschenkt? Zu welchem Anlass war das?

Wie war die Reaktion eures Therapeuten? (Ich muss nämlich dazu sagen, dass ich seit einem Jahr eine Analyse mache und mein Therapeut mir gesagt hat, dass man als Analytiker eigentlich keine Geschenke annehmen darf, weil man in dem Fall alles dürfe, nur nicht Handeln... Aber letztendlich hat er sich doch sehr gefreut, als ich Ihm einmal einfach so als Dankeschön von seinem Lieblingsbäcker ein Stück frischen Pflaumenkuchen mitgebracht habe Da konnte auch er nicht widerstehen...

Also, wie ist das bei Euch, findet ihr es generell unangebracht, etwas zu schenken?

Viele Grüsse, eure Tina

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metropolis
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Beitrag Mo., 07.09.2009, 11:13

Hallo Latina,

du hast Recht, eigentlich dürfen Analytiker keine Geschenke annehmen, weil in dem Moment agiert wird anstatt es auf verbaler Ebene auszudrücken. Ich vermute auch, dass sich die Analytiker davor schützen wollen, manipuliert zu werden durch Geschenke, denn so ein Geschenk kann viele Funktionen haben, eben vielleicht auch eine besänftigende.

Prinzipiell kann ich schon verstehen, warum das in der Analyse so gehandhabt wird. Ich habe mich trotzdem darüber hinweggesetzt und habe meinem Analytiker etwas geschenkt, als ich die Therapie für vier Monate unterbrechen musste. Es war so ein Abschied auf Zeit und deshalb fand ich es passend, weil ich nicht wollte dass er mich in der Zeiit meiner Abwesenheit vergisst.
Es war ein Buch, das ich ihm am Ende der letzten Sitzung überrreicht habe, ohne große Vorrede. Dadurch hatte er gar keine Chance mir zu erklären, dass er sowas nicht annehmen dürfe. Ich gab es ihm und verschwand. Er lächelte nur und sagte nichts dazu. Ich habe ihn nicht mal auspacken lassen, das wäre mir viel zu peinlich gewesen.
Seitdem haben wir nicht mehr darüber gesprochen, so als wäre es nie passiert.
Er hatte mir übrigens auch etwas "geschenkt", damit ich die Therapie nicht vergesse, also war es dann doch irgendwie stimmig.

Aber ich denke ich werde ihm nochmals was schenken, wenn nämlich wirklich die letzte Sitzung gekommen ist.

So mitten in der Therapie würde ich keine Geschenke machen ohne einen ersiichtlichen Grund, da ich es als eine Art Grenzüberschreitung ansehe, die eine Ausnahme bleiben sollte. Außerdem wäre es unpassend, wenn das Geschenk relativ teuer wäre, es sollte keinen materiellen Wert haben.

Was würdest du denn schenken wollen und aus welchem Grund?


LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Latina
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Beitrag Mo., 07.09.2009, 12:22

Liebe metropolis,
vielen Dank für die schnelle und schöne Antwort. Es freut mich zu hören, dass auch andere das Bedürfnis haben, Geschenke zu machen.
Das, was du über dein zeitweiliges Abschiedsgeschenk geschrieben hast, finde ich besonders passend und gut überlegt. Darf ich fragen, was du für ein Buch gewählt hast, also einen Roman, den du selbst gerne liest oder ein anderes Buch? Ich kann mir vorstellen, dass du auch ganz schön aufgeregt warst, als du ihm das Buch gegeben hast, oder?
Ich kann gut nachvollziehen, dass Du nicht mehr abgewartet hast, bis er es ausgepackt hatte. Aber eigentlich ist es doch fast ein bisschen schade, nicht zu wissen, was er darüber gedacht hat oder wie es es fand oder ob er es jemals gelesen hat, oder wie geht es dir damit?
In meinem Fall überlege ich auch, meinem Analytiker etwas zu schenken, da ich bald für 6 Monate ins Ausland gehe zum Studium und das ist ja eine riesige Unterbrechung und ein großer Schritt für mich...Manchmal weiss ich auch gar nicht, ob das gut war, mich während der Analyse dafür zu entscheiden, aber jetzt gibt es nicht wirklich ein Zurück...
Naja und da mein Analytiker für mich die wichtigste Person ist derzeit, würde ich ihm gerne etwas schenken, was ihn an mich und unsere Stunden erinnert. Ich habe lange hin und her überlegt, da ich auch das mit dem Geldwert weiss, dass man nichts Teures kaufen darf...und jetzt hbe ich letzte Woche ein Gedicht geschrieben , was ich ihm dann zum Abschied geben will, aber plötzlich ist es mir doch zu peinlich...versteht ihr das? Das Gedicht ist sehr persönlich und berührend finde ich und ich würde ihm das gerne schenken, zumal ich auch nicht weiss, was ich ihm kaufen sollte... Aber was, wenn er das kitschig findet?! Auch habe ich überlegt, dass ich ihm eine Karte schreibe, wenn ich weg bin...was meint ihr?
Bin gespannt auf mehr "schenkende" Menschen

Eure Tina

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Latina
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Beitrag Mo., 07.09.2009, 12:26

PS: Liebe metropolis, ich habe vergessen zu fragen, was er dir "geschenkt" hat? Da bin ich doch sehr neugierig... magst du das erzählen?
Danke, deine Tina

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metropolis
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Beitrag Mo., 07.09.2009, 13:25

Darf ich fragen, was du für ein Buch gewählt hast, also einen Roman, den du selbst gerne liest oder ein anderes Buch? Ich kann mir vorstellen, dass du auch ganz schön aufgeregt warst, als du ihm das Buch gegeben hast, oder?
Eigentlich wollte ich ihm einen Roman schenken. Ich hatte ein starkes Bedürfnis ihm "Und Nietzsche weinte" zu schenken, aber dann dachte ich mir, entweder er hat es schon gelesen oder er findet es zu abgedroschen, also habe ich es wieder verworfen. Da mir lange kein passendes Buch einfiel, wollte iich es schon ganz lassen. Doch dann entschied ich mich spontan für ein Sprichwort-Lexikon. Seine Muttersprache ist nämlich nicht deutsch, deshalb fragt er häufig nach, wenn ich irgendwelche Redewendungen raushaue die er noch nicht kennt. Weiß nicht ob er jemals reingeschaut hat, aber gebrauchen könnte er es. War eher eine witzig gemeinte Geste, die auf unsere Gespräche anspielte. Im Nachhinein war es mir dann aber so peinlich, da ich befürchtete er könne es als Kritik oder Anmaßung werten.
Ich kann gut nachvollziehen, dass Du nicht mehr abgewartet hast, bis er es ausgepackt hatte. Aber eigentlich ist es doch fast ein bisschen schade, nicht zu wissen, was er darüber gedacht hat oder wie es es fand oder ob er es jemals gelesen hat, oder wie geht es dir damit?
Irgendwann werde ich es nochmal ansprechen, aber im Moment wehrt es siich noch ein bisschen in mir. Er wird mir aber sowieso nicht beantworten, was er darüber denkt und wie er es fand. Er wird lediglich wissen wollen, was ich vermute. Er hält sich grundsätzlich sehr bedeckt mit seiner eigenen Meinung.
In meinem Fall überlege ich auch, meinem Analytiker etwas zu schenken, da ich bald für 6 Monate ins Ausland gehe zum Studium und das ist ja eine riesige Unterbrechung und ein großer Schritt für mich...
Ist ja lustig. bei mir war es auch ein Abschiedsgeschenk wegen meines Auslandssemesters
Manchmal weiss ich auch gar nicht, ob das gut war, mich während der Analyse dafür zu entscheiden, aber jetzt gibt es nicht wirklich ein Zurück...

Mir hat es gutgetan, weil ich dann genug Zeit alles was davor in der Analyse passiert ist sacken zu lassen und zu verarbeiten. Für mich die Therapiepause durchweg positiv.

und jetzt hbe ich letzte Woche ein Gedicht geschrieben , was ich ihm dann zum Abschied geben will, aber plötzlich ist es mir doch zu peinlich...versteht ihr das?
oh ja, irre peinlich, aber ich glaube iich würds trotzdem machen, solange ich seine Reaktion nicht miterleben müsste. Und dann liegen ja 6 Monate dazwischen. Danach ist die Peinlichkeit etwas verflogen und die Welt sieht ganz anders aus. (Ist es etwa ein Liebesgedicht? Dann vielleicht doch nicht. ist etwas abgedroschen.)
PS: Liebe metropolis, ich habe vergessen zu fragen, was er dir "geschenkt" hat? Da bin ich doch sehr neugierig... magst du das erzählen?
In der vorletzten Stunde vor meiner Abreise hatte ich erwähnt, dass ich gern ein Erinnerungsstück hätte, das mich an die Therapie erinnert. Was konkretes habe ich nicht erwähnt, weil ich mir sicher war dass er mir da auch nicht weiterhelfen kann. Innerlich dachte ich aber, ich hätte so gern das Kissen, auf das ich immer meinen Kopf lege (jeder Patient hat sein eigenes).
In der letzten Stunde, als er sagte die Stunde sei vorbei, erlaubte er mir das Kissen mitzunehmen, obwohl ich das explizit nicht erwähnt hatte. Das war schon großes Kino für mich.

LG

metropolis
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Theodor Storm

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Carry
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Beitrag Di., 08.09.2009, 12:38

Hallo Latina,

ich habe meiner Therapeutin auch schon mal etwas geschenkt.
Es war ein Buch,das ich selbst geschrieben habe. ( stolz bin )
und zwischendurch bringe ich ihr hin und wieder mal ein paar Blümchen mit ,um ihr den Tag zu verschönern und weil ich ihr gern eine Freude machen möchte.

Carry
Zuletzt geändert von Carry am Di., 08.09.2009, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
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candle
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Beitrag Di., 08.09.2009, 13:19

Hallo Latina!

Ich habe meinen Therapeuten zum Abschied einen kleinen Glücksbringer geschenkt. Ich bin allerdings danach weit weg gezogen.
Latina hat geschrieben: Ich bin neu hier und mich würde mal interessieren, wie ihr es mit Geschenken oder sonstigen netten Aufmerksamkeiten euren Therapeuten gegenüber handhabt.
Was ist denn Deine Motivation dem Therapeuten etwas zu schenken?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Canonia
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:14

Ich würde meiner auch gerne was schenken, wenn meine Therapie vorbei ist. Weiß allerdings nicht was

Ich hätte mir gewünscht zur Erinnerung ein Foto von ihr aber ich werde mich wohl nie trauen, danach zu fragen
Liebe Grüße
Canonia

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Stöpsel
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:15

du hast Recht, eigentlich dürfen Analytiker keine Geschenke annehmen, weil in dem Moment agiert wird anstatt es auf verbaler Ebene auszudrücken.
Na ja, ob man lernen muß, ALLES verbal auszudrücken?! Übertragen aufs reale Leben: ICh finde, man kann nicht alles mit Worten ausdrücken.
Aber gut, daß das in Analysen anders gehandhabt wird, kann ich ja verstehen.

Ich habe meiner jetzigen Therapeutin was geschenkt. ICh wollte das schon lange, weil sie so für mich da war, als es mir nicht gut ging. Und da ich nicht viele Gelegenheiten habe, ihr was zu geben, weil ich sie nur selten sehe (wir telefonieren i.d.R., da ich woanders wohne), hab ich es dann genutzt, als ich mal wieder bei ihr war. HAtte mir vorher noch so schön ausgemalt, was ich kaufe, aber hab es dann hier zeitlich nicht mehr geschafft und vor Ort hatte ich auch kaum ZEit, weil mein Terminplan mit Leute besuchen usw. so voll war. Bin dann kurz vor der Stunde noch in den Laden und habs gekauft, für einpacken war keine Zeit mehr, hab es ihr in der Papiertasche von dem Laden überreicht.
Sie hat sich aber gefreut und bedankt und fragte noch, warum ich ihr das schenke.
Hinterher hab ich mich über mich selbst geärgert, daß ich diese Gelegenheit (ich finde schenken etwas schönes, auch für mich schön, weil es in dem Fall ja von Herzen kommt) so versaut habe und dieses von Herzen kommen nicht hinreichend ausgedrückt habe, so war es irgendwie profan (meiner MEinung nach gehört da eben auch eine schöne Verpackung und etwas Widmung dazu (hab als Kind schon schöne Verpackungen gemacht), sonst hätte sie es sich ja auch selber kaufen können. Und so bald werde ich ihr ja nun nichts mehr schenken.).
Ich hab ihr das hinterher geschrieben und sie meinte, sie hätte auch so verstanden, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte.
Aber ansonsten war es eine selbstverständliche und schöne Situation.
NA ja, beim nächsten Mal sollte ich wohl schon wesentlich eher damit anfangen, etwsa zu organisieren, damit es später klappt. Hab bei einem auch schon eine Idee.

Viele Grüße

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Elena
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:39

Hallo Latina,

das ist ein interessantes, aber auch heikles Thema, was Du da eröffnet hast.
Latina hat geschrieben:Ich muss nämlich dazu sagen, dass ich seit einem Jahr eine Analyse mache und mein Therapeut mir gesagt hat, dass man als Analytiker eigentlich keine Geschenke annehmen darf,
Ich glaube, es ist ganz wichtig, vor sich selber so ehrlich sein zu müssen und zu hinterfragen, warum will ich meinem Therapeuten etwas schenken?
Das was Du beschrieben hast, mit dem Stück Kuchen, oder wie Carry, mal ein paar Blümchen mitzubringen, kommt für mich einfach nur von Herzen rüber, ohne grosse Hintergedanken.
Auch finde ich ein kleines Geschenk zu Weihnachten, oder wie hier beschreiben wurde, bei einem längeren Auslandsaufenthalt, eine nette Geste.
Bedenklich würde ich es finden, wenn man zu häufig den Drang verspürt, Geschenke machen zu wollen, und diesem dann auch nachgeht. Ich würde sagen, da steckt dann ein unbewusster Wunsch nach mehr Nähe und Freundschaft dahinter.
Dies würde dann auch sicher in der Therapie zum Thema werden.
Latina hat geschrieben:und jetzt hbe ich letzte Woche ein Gedicht geschrieben , was ich ihm dann zum Abschied geben will, aber plötzlich ist es mir doch zu peinlich...versteht ihr das? Das Gedicht ist sehr persönlich und berührend finde ich und ich würde ihm das gerne schenken, zumal ich auch nicht weiss, was ich ihm kaufen sollte... Aber was, wenn er das kitschig findet?!
Ich kann Deine Bedenken dabei gut verstehen, ich wäre auch etwas verunsichert, ob ich dies machen sollte oder nicht. An und für sich finde ich die Idee richtig klasse, andererseits hätte ich Zweifel, ob meine Therapeutin (so wie Psychoanalytiker halt sind )versuchen würde, herauszufinden, was ich ihr mit dem Gedicht verdeckt sagen wollte. Daher würde ich es, glaube ich, nicht machen, sondern eher etwas Neutraleres schenken, was ja nicht unpersönlich erscheinen muss.
Was ich ein sehr schönes Geschenk finde, sind selbstgebastelte Windlichter, die kannst Du je nach Geschmack selber dekorieren und haben einen Wahnsinnseffekt, wenn im dunklen Raum nur die Kerze in dem Glas brennt. Bspw. würde ich meiner Therapeutin ein Motiv mit einem Engel aus Papier darauf machen, da sie einen Engelkalender in ihrer Praxis hängen hat, daran sehe ich, dass sie dies mag.
Ich persönlich habe meiner Therapeutin noch nie was geschenkt, gut, ich bin erst seit einem halben Jahr dabei, denke aber, dass ich zu Weihnachten dies tue, eben nur eine Kleinigkeit. Zum Abscheid finde ich es ganz wichtig, da dabei die Wertschätzung deutlich wird.
Latina hat geschrieben:Auch habe ich überlegt, dass ich ihm eine Karte schreibe, wenn ich weg bin...was meint ihr?
Würde ich nicht machen, lieber ein kleines Geschenk und gut ist .

LG Elena
Zuletzt geändert von Elena am Di., 08.09.2009, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Notizzettelchen
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:41

Geht es vielleicht noch jemandem eher so wie mir, dass es einem peinlich wäre, mit einem Geschenk anzurücken?

Ja, ich verstehe das Argument, dass man einem Menschen eine Freude bereiten möchte... aber andererseits würde ich es immer als Grenzübertritt wahrnehmen und wenn ich mich in die Position eines Therapeuten versetze, würde es mir schon unangenehm sein, so persönlich von einem Menschen berührt zu werden, dem gegenüber ich eigentlich immer eine gewisse Distanz einzunehmen versuche.

Ich wüsste sicherlich schon, was meinem Thera gefallen würde. Welche Bücher er liest oder was ich ihm schenken könnte, um ihm zu zeigen, dass ich ihn mag und dass mich etwas mit ihm verbindet. Andererseits empfinde ich es als ganz miese Nummer, einen Menschen durch solch eine Nettigkeit an mich zu binden oder eine gewisse Bindung auszudrücken, wo doch genau das Gegenteil Ziel der Therapie ist.

Ich habe es einmal gewagt, meinem Therapeuten einen Auszug aus meinen persönlichen, selbstgeschriebenen Kurzgeschichten zu schenken. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass es ein Schritt war, um ihn mir ein Stückchen näher in meine geistige Welt, in meine intime Phantasie einzubinden. Natürlich geschieht das vordergründig als freundliche, liebevolle Geste und Zeichen des Vertrauens und der Sympathie, doch beinhaltet sie meines Erachtens auch viel an Egozentrik und Sehnsucht.

Meine Ansicht. Natürlich kann ich mir auch vorstellen, dass es andere Thera-Patient-Beziehungen gibt, in denen ein Blumenstrauß oder Schokolade nichts zur Sache tun. Bei meiner Neurologin laufen auch viele ältere Omas rum, die als Dankeschön zu jedem Behandlungstermin einen Kuchen mitbringen. Das tun die sicherlich nicht, um ihre Neurologin emotional an sich zu fesseln. Aber mir persönlich wäre das einfach ein bisschen zu viel Dankbarkeit für eine "Dienstleistung". Wie das Klatschen im Flugzeug. Auch wenn diese Dienstleistung ein wenig mehr an Tiefe und Existentialität enthält. Also die Therapie, nicht das Fliegen im Flugzeug.
Konflikte ausleben. Widersprüche testen. Brüche vollziehen. Mensch werden.
Das ist das Leben und es schreitet fort. Entweder du lebst es oder du lässt es,
aber wozu den Pudding aufbewahren, wenn du ihn nicht auch essen magst?

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Elena
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Beitrag Di., 08.09.2009, 21:57

Hallo Notizzettelchen,
Notizzettelchen hat geschrieben:aber andererseits würde ich es immer als Grenzübertritt wahrnehmen und wenn ich mich in die Position eines Therapeuten versetze, würde es mir schon unangenehm sein, so persönlich von einem Menschen berührt zu werden, dem gegenüber ich eigentlich immer eine gewisse Distanz einzunehmen versuche.
Ganz wichtiger Punkt, den es bei diesem Thema zu beachten gilt.
Daher sollte man sich wirklich genau überlegen, was und zu welchem Anlass man was schenkt.
Ich würde sagen, im therapeutischen Setting zählt das Motto "lieber weniger als mehr"
Notizzettelchen hat geschrieben:Ich habe es einmal gewagt, meinem Therapeuten einen Auszug aus meinen persönlichen, selbstgeschriebenen Kurzgeschichten zu schenken. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass es ein Schritt war, um ihn mir ein Stückchen näher in meine geistige Welt, in meine intime Phantasie einzubinden. Natürlich geschieht das vordergründig als freundliche, liebevolle Geste und Zeichen des Vertrauens und der Sympathie, doch beinhaltet sie meines Erachtens auch viel an Egozentrik und Sehnsucht.

Finde ich toll, wie ehrlich Du vor Dir selber bist!

LG ELena

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metropolis
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Beitrag Di., 08.09.2009, 22:04

@Stöpsel
Na ja, ob man lernen muß, ALLES verbal auszudrücken?! Übertragen aufs reale Leben: ICh finde, man kann nicht alles mit Worten ausdrücken.
Aber gut, daß das in Analysen anders gehandhabt wird, kann ich ja verstehen.
Nein, das muss man m.E. nicht lernen. Aus diesem Grund gerate ich ja mit meinem Therapeuten immer wieder aneinander. Analytiker meiden das Agieren wie der Teufel das Weihwasser, was nicht immer gelingt. Aber es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Nee, nee, ich sehe das mit den Geschenken ja auch nicht so eng, solange es keine manipulative Funktion hat.
Zuletzt geändert von metropolis am Di., 08.09.2009, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Di., 08.09.2009, 22:10

metropolis hat geschrieben:Aus diesem Grund gerate ich ja mit meinem Therapeuten immer wieder aneinander. Analytiker meiden das Agieren wie der Teufel das Weihwasser, was nicht immer gelingt.
Was wird denn genau unter Agieren verstanden?

LG Elena

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candle
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Beitrag Di., 08.09.2009, 22:17

Hy!
Notizzettelchen hat geschrieben:Geht es vielleicht noch jemandem eher so wie mir, dass es einem peinlich wäre, mit einem Geschenk anzurücken?
Peinlich nicht, aber würde ich nicht auf diese Idee kommen. Hmmm... deshalb meine Frage. Es klingt teilweise so als wollte "man" sich etwas erkaufen.

Es ist individuell für jeden zu ergründen, was er mit Geschenken erreichen will.

Ein wenig hängt es auch davon ab, was man schenken will.

Weihnachten... oha, ich kenne das aus der Praxis- Magenverstimmung wegen Schokobergen. 35 Kerzen... und die 60 Tüten Kaffee halten zum Glück länger! Das ist jetzt nur aus dem Nähkästchen, aber ich würde schon den Einzelnen mal auffordern nachzudenken, was ein Geschenk ihm persönlich bringen soll.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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