'Funkstille' - Thema Kontaktabbruch

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 15.08.2012, 11:43

... es IST ohne Frage schmerzlich. Am allerschmerzlichsten finde ich jedoch, wenn die Bereitschaft zu reden, sich damit auseinanderzusetzen (ICH damit - was dazu beigetragen hatte, dass SIE abbrach) dann AUCH unbeantwortet bleibt. In den Fällen von zwei Freundinnen bei mir im letzten Jahr bin ich immer noch sehr sehr traurig, aber ich sehe insbesondere bei der langjährigsten, die bereits schon mal für 3 Jahre abbrach (okay, Psychotische Krisen, worauf sie dann aber eben nicht mehr angesprochen werden wollte, was ich glaube, das ganze sehr verkomplizierte) keine Chance mehr. Bei der anderen - nun, wenn sie auch nicht antwortet ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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blackwhite
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Beitrag Mi., 15.08.2012, 12:26

mir werden hier gerade zum thema narzissmus (ich nehme an, dass hier der negative gemeint, so dass bereits von einer persönlichkeitsstörung zu reden ist) ein bisschen zu viel die tatsachen vermischt. In meinem fall (und exakt die gleiche situation habe ich von vielen anderen gelesen) war es eine extrem mühsame kindheit im zusammenhang mit meinem vater, der offensichtich an einem stark ausgeprägten negativen narzissmus "leidet", bzw. seine umgebung. In seinem/meinem Fall war/ist das Problem seine komplette Kritikunfähigkeit. Mein aufwachsen ging leider automatisch damit einher, "ja" zu sagen und sich keiner diskussion auszusetzen, denn die war unmöglich, auf grund des übermächten autoritären vaters. Meinen Kontaktabbruch mit meiner unfähigkeit mit kränkung und verantwortlichkeit umzugehen, zu erklären, ist ein schwachsinn. (Ein Kind sollte im bezug zu seinen eltern im besten fall überhaupt keine verantwortung spühren). Wenn ich eine störung hatte/habe, dann war das meine unfähigkeit, mit wut umzugehen bzw. meinem vater zu zeigen, denn das ging ja tatsächlich nicht. Denn: Um als Kind Wut zeigen zu können, erfordert ein gewisses, minimales maß an offenheit des gegenübers. Wenn man im laufe des lebens lernt, das meine (gerechtfertigte, und sogar das sollte als kind egal sein ob gerechtgertigt oder ungerrechtfertigt) aufgebrachte wut 10 mal so stark wie ein boumerang wieder zurück schlägt, da das narzisstische gegenüber tatsächlich unfähig ist, mit kränkung und kritik umzugehen, sehe ich keinen anderen ausweg, als den kontakt abzubrechen. Das ist für mich selbstschutz, und ich wüsste nicht, was daran nicht mehr als natürlich ist.
Das gefährliche bei solch einer persönlichkeitsstörung ist jedoch die "veerbung", die anscheinend relativ hoch ist. Als Kind war ich Opfer, genau so wie mein vater als kind opfer meines großvaters war. Nur ist es keinesfalls gerechtfertigt, dass er sich ein leben lang auf seine kaputte kindheit ausrede, und keine verantwortung für sein handeln in der gegenwart übernimmt. Das gleiche gilt nun auch für mich zu lernen.

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 15.08.2012, 12:46

Mir stellt sich immer auch die Frage - wenn ich mit jemandem, zu dem ich Kontakt abgebrochen habe mich zu einer Aussprache "zwingen" würde - was würde ich ihm sagen?
Ich könnte ihm alle Gründe meinerseits aufzählen, was im besten Fall Kritik wäre, im schlimmsten ein Äusserung meiner Wut, aber insgesamt die klare Aussage: Ich habe genug von Dir! Ich halte Dich nicht mehr aus!
Jetzt frage ich wirklich - wem ist mit so einer Situation geholfen? Dem anderen mit Sicherheit nicht, er wäre mit einer geradezu traumatischen Abwertung seiner Person konfrontiert, die ja im übrigen auch nicht allgemein und für immer gelten muss - sondern nur MEIN augenblickliches Empfinden wiedergibt. Das möchte ich einfach niemandem antun - Wer bin denn?
Und ich selbst würde mich auch echt scheisse fühlen, einen anderen Menschen (auch wenn ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will) so verletzt zu haben.
Da ist Distanz schaffen und Schweigen die besserer Methode um auf allen Seiten seine Würde zu bewahren und trotzdem eine Botschaft zu vermitteln.
Ich meinerseits habe einmal den Fehler gemacht, eine kontaktabbrechende Person um eine Aussprache zu bitten. An dem Trauma kiefle ich noch heute - obwohl es fast 20 Jahre her ist, habe ich Mordgedanken, wenn ich nur an sie denke und will sie daher niemals wiedersehen.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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mitsuko
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Beitrag So., 26.08.2012, 09:36

Magst du erzählen was damals passiert ist?

Ich denke eigentlich, dass man schon formulieren können sollte, weswegen man den Kontakt nicht mehr will. Ich würde dann versuchen es so zu beschreiben, dass ich bei mir bleibe. In meinen Fällen wurde die Frage jedoch nicht gestellt.

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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 27.08.2012, 10:52

Ich beziehe mich hier mal gerade auf den Artikel hier:

David Schnarch: Schlechter Sex ist ein Segen.
http://www.zeit.de/lebensart/partnersch ... exualitaet

Sein Buch kann ich auch jedem empfehlen, der nicht gerade in einer langjährigen Partnerschaft lebt.

Die einzige Antwort, die ich ein wenig lapidar finde ist die auf die Frage "Und was, wenn der Partner nicht reden WILL?" - denn genau da liegt doch eben oft das Problem.

Und das gilt meiner Ansicht nach auch für Freundschaften. Nicht-Reden. Kein Kontakt. Keine Antwort ist auch eine Antwort. usw. All das sind sehr machtvolle Instrumente seine offenbar irgendwie verursachte/gefühlte Ohnmacht (gegenüber dem Gegenüber, der Beziehung, den Ereignissen ...) zurückzuerobern. Und ich würde denjenigen, die nicht reden wollen Mut zusprechen wollen, es zu wagen. Und denjenigen, die von dem großen Schweigen betroffen sind Mut passende Konsequenzen zu ziehen.

Ich, ich schwanke gerade ob ich nicht gleich mehrere Kontakt beende, statt beim dahinsiechen zuzugucken, weil keiner reden will. Einer derjenigen hat es bereits selbst in die Hand genommen. Meinen Wunsch nach Reden nicht statt gegeben - und mich dann auch in facebook nicht nur entfriendet, sondern gesperrt. DAS tut weh. Eine 4-jährige (noch auch seinerseits in der vorletzten Streit-Mail so bezeichnete) 'Freundschaft' einfach cutten. Es fällt mir extrem schwer das so zu lassen.

Bei den beiden anderen beginne ich mich jetzt zu fragen: ab wann ist ein Nichtkontakt ein Kontaktabbruch? Ist es 'lediglich' mein Verlassenheitsgefühl? Oder - realistisch betrachtet - wenn ich von jeweils deren Seite nie (er) eine Frage nach Treffen oder Kontakt erhalte und mein Nachfragen einfach mal einstelle und dann nichts kommt einfach ein saublödes Nachrennen meinerseits was ich eh längst hätte einstellen sollen? Und von der anderen Seite (sie) auch nur so alle 2 Monate was käme, wenn ich mich nicht um Kontakt bemühte und unsere sonstige Frequenz eher 2-3 Mal die Woche war (einmal treffen, fundierter telefonieren und kürzere updatende Chats) und meine letzte Nachricht lautete: "Machen wir es doch so, wenn du Lust hast, mich zu sehen, melde du dich." Und es tut weh, weil ich ahne (ohne es zu wissen), dass in deren Nichtmelden weitaus mehr dahintersteckt.

Wie man es nimmt, ich habe den Eindruck das Thema 'im Raum stehender' oder auch bereits vollzogener Abbruch ist so oder so das heikelste was es gibt, das Tabu schlechthin. Mal davon abgesehen, dass es ja dann keiner mehr wäre. 'Kontakt im Kontaktabbruch'? Es geht dann wohl eher um 'sich trennen' zu vollziehen, oder? Oder nicht?

Aber wer will sich schon so intensiv dann damit auseinandersetzen? Das Kipplige auszuhalten.

Im ersteren Zusammenhang bekam ich in einer Mail zu lesen - als Begründung der Abwehr reden zu wollen (am Telefon), was ich mir statt der hochmissverständlichen Emailerei erbeten hatte: "Aber wir sind doch nur Freunde und nicht verbandelt! Und ich sagte ja schon, mein Telefon ist kaputt und ich habe keine Zeit!"

Bitte entschuldigt die möglicherweise verwirrend klingenden Zeilen, ich habe ein wenig Bammel meine Anonymität zu verlieren, schilderte ich alle Zusammenhänge detailliert.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mo., 27.08.2012, 12:43

Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass das Unterbewusstsein und diese abstrakte Formen einer Trennung (Auflösen eines wie-auch-immer-geartetem Bezug zu einander) über Email, Chat, Facebook etc.pp (kurz: neue Medien) emotional schlichtweg schwer zugänglich sind.

Finde allerdings, dass dies auch für den wässrigen Begriff "Freundschaft" gilt, und davon hängt durchaus ab, wie viel Stellenwert, Mühe und unliebsame/unangenehme Gespräche man seinem Gegenüber zugesteht.

Generell: Niemand rechtfertig sich gerne für seine Gefühle, schon gar nicht, wenn es sich um negative Gefühle handelt, die eine andere Person in einem auslöst, und man seine Entscheidung zum Kontaktabbruch bereits getroffen hat. Man kann diese Entscheidung eventuell aus Höflichkeit und Respekt erklären, sofern man einen Sinn darin sieht. Aber das ist eben die entscheidende Gradwanderung zwischen einer Rechtfertigung und Erklärung. Wenn jemand eine Erklärung erwartet oder fordert, dann wird es p.d. zu einer Rechtfertigung. Wenn man darum bittet, es also wirklich eine BITTE ist, keine indirekte, getarnte Forderung, dann muss man auch wertfrei damit umgehen können, wenn der andere von seinem Recht gebraucht macht eine Bitte abzulehnen.

Ich gebe zu, ich habe mir früher geschworen, niemals ohne Erklärung einen Kontakt abzubrechen, weil ich selbst zu oft darunter gelitten habe und weiß, wie schmerzhaft es ist. Trotzdem habe ich es, ganz im Gegenteil zu diesem Schwur, die letzten 2 Jahre mehrmals getan. Sehe es heute anders. Denn die Rechnung sich selbst davor schützen zu wollen, indem man sich entsprechend vorbildlich verhält, geht leider nicht auf. "Ich behandelt andere so und so, und erwarte vom Leben/Gegenüber, dass ich auch so behandelt werde!" Das geht leider nicht auf. Auch ist es nur bedingt richtig, dass es einen MIT Erklärungen besser geht. Entweder man fordert die Wut des anderen heraus, oder irgendwelche schalen Ausreden. Überprüfen kann man es eh nicht. Am Ende zählt nur das Ergebnis, nicht das Warum. Es sei denn...

(...wie formuliere ich das jetzt so, dass es nicht missverstanden wird... wohlgemerkt, ich spreche gerade von mir...)

Es sei denn, man hat direkt/indirekt ein Weltbild, in dem die Menschen, denen man begegnet, als "Lektionen" oder "Sparringspartner" verstanden werden, dazu angedacht, einem zu einem wie auch immer gearteten philosophischen, psychologischen oder spirituellenLernerfolg zu helfen. Ein wie ich mittlerweile gelernt habe versteckt egozentrisches Weltbild: der Gegenüber unbewusst nicht als Mensch (mit irrationalen Gefühlen und Bedürfnissen) wahrgenommen, sondern als Mittel zum Zweck um weiterzukommen. Unbewusst prägen sich dann so Vorstellungen, dass der anderen einem verpflichtet wäre, zu sagen, was Sache ist, damit man auf dem eigenem Entwicklungsweg weiter käme... Ging zumindest mir so, wenn ich ehrlich bin und zurückblicke. Ich dachte, eine Erklärung wäre mein gottverdammtes, karmatisches Recht, die Pflicht des Gegenübers, wer mir dies verweigert, verweigere mir die Chance darauf, weiter zu kommen und abzuschließen. Und nur deshalb tat es wohl so weh.

Tatsache ist, dass unsere Gegenüber NICHT dafür da sind, uns auf unseren
persönlichen Weg voranzutreiben oder gar uns die Lösung eines zwischenmenschliches Problems brühwarm in leicht verdaulichen Häppchen vorgekaut zu severieren. "Ich breche den Kontakt ab, weil DU...[dies und jenes]". Am besten sich damit auch noch der Pojektionsfläche preisgeben, auf der der Andere inneren Widerstände ausfechten kann.

Mein Fazit:
Man hat kein Recht darauf. Niemand ist dazu verpflichtet. Jeder ist für das eigene Weiterkommen selbst verantwortlich. Wenn man sich das eingesteht, ist es meiner Meinung nur noch halb so schmerzhaft, und man kann dazu übergehen, - falls noch Bedarf - eine ehrliche Bitte auszusprechen statt einer indirekten Forderung. Wenn ich das nächste Mal verlassen werde, möchte ich KEINE Erklärung mehr.

Überhaupt, nimmt man von der Erklärung eh nur für sich an, was man (unbewusst) auch annehmen will, egal was der Gegenüber wirklich sagt und meint. Falls der sich überhaupt über die wahren Gründe bewusst ist. Gefällt es einem nicht, dann wird eh dran rumgedeutelt, wieso man dies und jenes nicht persönlich nehmen müsse, wieso man dem gegenüber dies und jenes Argument nicht abkauft, oder es hinterher zu hinterfragen, ob das weitere Handeln der Person auch wirklich kongruent ist. Im Endeffekt kann man also gleich mit Vermutungen arbeiten oder es ganz sein lassen, es spielt nicht wirklich eine Rolle...man kann über den Ex-Kontakt denken, wie es einem beliebt, wie es einem dient, wie es einem in den Kram passt, macht keinen Unterschied.

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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 27.08.2012, 20:33

Ein wenig lächele ich (nicht be- sondern annehmend) darüber liebe Gothika, dass wir uns 'hier' . also quasi im Kontaktabbruch miteinander unterhalten. Zumindest über das gleiche Thema.
Gothika hat geschrieben:Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass das Unterbewusstsein und diese abstrakte Formen einer Trennung (Auflösen eines wie-auch-immer-geartetem Bezug zu einander) über Email, Chat, Facebook etc.pp (kurz: neue Medien) emotional schlichtweg schwer zugänglich sind.
Genau - ich glaube DAS ist einer das Kasus Knacksus. Nämlich, diese Formen über Email, Chat und facebook sind dann zusätzlich eben auch noch sehr viel einfacher zu 'schliessen' bzw. zu 'beginnen' - aber die Trennung ist schwerer zugänglich. Obwegen der aktiven nötigen Symbolkraft der 'Scheidung' (*lach - ich übertreibe ein wenig)
Gothika hat geschrieben:Generell: Niemand rechtfertig sich gerne für seine Gefühle, schon gar nicht, wenn es sich um negative Gefühle handelt, die eine andere Person in einem auslöst, und man seine Entscheidung zum Kontaktabbruch bereits getroffen hat. Man kann diese Entscheidung eventuell aus Höflichkeit und Respekt erklären, sofern man einen Sinn darin sieht. Aber das ist eben die entscheidende Gradwanderung zwischen einer Rechtfertigung und Erklärung. Wenn jemand eine Erklärung erwartet oder fordert, dann wird es p.d. zu einer Rechtfertigung. Wenn man darum bittet, es also wirklich eine BITTE ist, keine indirekte, getarnte Forderung, dann muss man auch wertfrei damit umgehen können, wenn der andere von seinem Recht gebraucht macht eine Bitte abzulehnen.
Dieser Versuch der Unterscheidung klingt sehr bedenkenswert und plausibel. Fatalerweise ist so eine Interaktion ja immer von beidseitigen inneren Prozesssen und Wahrnehmungsfiltern begleitet. So dass man dann dahin kommen könnte zu sagen: "Hm, ja, du /fühlst/ dich jetzt so, dass du dich rechtfertigen müsstest. Woher stammt dieses Gefühl denn? Was daran ist mein Anteil, was deiner?"
Gothika hat geschrieben:Ich gebe zu, ich habe mir früher geschworen, niemals ohne Erklärung einen Kontakt abzubrechen, weil ich selbst zu oft darunter gelitten habe und weiß, wie schmerzhaft es ist.
Mir persönlich geht es noch immer so. Ich kann es mittel/langfristig gut/besser annehmen, wenn es mit einer Erklärung daherkommt. Was ich davon annehme/glaube/nutze ist mir auch freigestellt. Und das muss und soll ja auch so sein. Genau dazu unten noch mehr.
Gothika hat geschrieben:Trotzdem habe ich es, ganz im Gegenteil zu diesem Schwur, die letzten 2 Jahre mehrmals getan. Sehe es heute anders. Denn die Rechnung sich selbst davor schützen zu wollen, indem man sich entsprechend vorbildlich verhält, geht leider nicht auf. "Ich behandelt andere so und so, und erwarte vom Leben/Gegenüber, dass ich auch so behandelt werde!" Das geht leider nicht auf.
Mir fällt ein Beispiel ein. Nachdem mein Exex sich einfach aus einer einjährigen Fernbeziehung herausgezogen hatte, ohne Worte, ja, da 'bestand' ich auf einer Erklärung. Und diese, diese zwei drei Hauptargumente, die er dann mitteilte - tat MIR dann so weh - vor allem die Tatsache, dass er damit dann erst nach einem Jahr rausrückte und das eine etwas war was ICH nun mal nicht ändern konnte aber mich dann wirklich fragen liess weswegen er dann überhaupt eine Beziehung mit mir eingegangen ist, kostete sehr viel Arbeit an mir selbst nicht in der Kränkung - die es zweifelsohne gefühlt (aber nicht gemeint, ich hatte sie ja selber erfragt, nun ja) war - zu verharren. Letztendlich habe ich es 'überlebt' und es hat mich in vielen Feldern etwas gelehrt. Dadurch dass es so kam und ich so damit umgegangen bin (eben durch alle Phasen durch) hat mich das gelehrt. Ohne dass ich das mir jetzt umgekehrt so vorgenommen und geplant hätte - das was du unten beschreibst - das wäre in der Tat ein 'Instrumentalisieren' von Menschen gewesen *grusel ...
Gothika hat geschrieben:Auch ist es nur bedingt richtig, dass es einen MIT Erklärungen besser geht. Entweder man fordert die Wut des anderen heraus, oder irgendwelche schalen Ausreden. Überprüfen kann man es eh nicht. Am Ende zählt nur das Ergebnis, nicht das Warum. Es sei denn...
Ja, sicher darf auch jeder jederzeit das Recht dazu haben diese erhaltenen Erklärungen für sich zu deuten. Und das nützlichste für sich daraus rauszuziehen. Genau das nenne ich eben Prozessarbeit. Mein Ziel ist es nicht, dass es mir damit kurzfristig bessergeht - das geht es nämlich manchmal eben nicht. Sondern ich langfristig daraus etwas mitnehmen kann. Auch wenn es kurzfristig schmerzt (und mir das zuweilen zu ange dauert.) Mir hilft das mehr als AUS dem Kontakt gehen. Letztendlich.

ff
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mo., 27.08.2012, 20:36

Gothika hat geschrieben:Es sei denn, man hat direkt/indirekt ein Weltbild, in dem die Menschen, denen man begegnet, als "Lektionen" oder "Sparringspartner" verstanden werden, dazu angedacht, einem zu einem wie auch immer gearteten philosophischen, psychologischen oder spirituellenLernerfolg zu helfen. Ein wie ich mittlerweile gelernt habe versteckt egozentrisches Weltbild: der Gegenüber unbewusst nicht als Mensch (mit irrationalen Gefühlen und Bedürfnissen) wahrgenommen, sondern als Mittel zum Zweck um weiterzukommen. Unbewusst prägen sich dann so Vorstellungen, dass der anderen einem verpflichtet wäre, zu sagen, was Sache ist, damit man auf dem eigenem Entwicklungsweg weiter käme... Ging zumindest mir so, wenn ich ehrlich bin und zurückblicke. Ich dachte, eine Erklärung wäre mein gottverdammtes, karmatisches Recht, die Pflicht des Gegenübers, wer mir dies verweigert, verweigere mir die Chance darauf, weiter zu kommen und abzuschließen. Und nur deshalb tat es wohl so weh.
Das ist ein interessanter Aspekt. Ich finde es schon hilfreich, sich sagen zu können, dass mein Gegenüber als Spiegel dient (Byron Katies Basis) Aber auch sie sagt NICHT, dass es immer so sein MUSS. Und erst recht nicht, dass ich mein Gegenüber REIN als Weiterentwicklungsinstrument be-nutze. (Okay, wenn ich jemanden überhaupt nicht leiden kann, der mir auf den keks geht muss er/sie das ja auch so gar nicht erfahren und wenn er/sie das dann irgendwie doch spürt, weil man irgendwie miteinander zu tun haben muss - bei Geschäften, Im Job usw. - dann ist das ja nicht von Gewichtung.) Das Gefühl ein 'gottverdammtes karmatisches RECHT' darauf zu haben ist mir fremd, dennoch versuche ich mir die Frage zu stellen, was ich nun damit lernen kann. Wenn der Schmerz nicht gerade alles überwiegt. DAS ist gar nicht immer so einfach.
Gothika hat geschrieben:Tatsache ist, dass unsere Gegenüber NICHT dafür da sind, uns auf unseren persönlichen Weg voranzutreiben oder gar uns die Lösung eines zwischenmenschliches Problems brühwarm in leicht verdaulichen Häppchen vorgekaut zu severieren. "Ich breche den Kontakt ab, weil DU...[dies und jenes]".
- nun, das wäre in der Tat sehr einseitig tendentiell schuldzuweisend. Es ist in so einem fall verdammt schwer und sicherlich weitaus nützlicher eben von SICH zu reden. Und seinem Gefühl.
Gothika hat geschrieben: Mein Fazit: (...) Wenn ich das nächste Mal verlassen werde, möchte ich KEINE Erklärung mehr.
An so einem Punkt des verlassen werdens sind ja - so hoffe ich wenn es mir passieren sollte - doch schon immer andere Vorfälle vorausgegangen - DIE möchte ich aber nicht verpasst wissen. Da muss ich zugeben, bin ich manchmal auch nach wie vor unsicher. (Das auszudifferenzieren würde jetzt hier zu weit führen.)
Gothika hat geschrieben: Im Endeffekt kann man also gleich mit Vermutungen arbeiten oder es ganz sein lassen, es spielt nicht wirklich eine Rolle...man kann über den Ex-Kontakt denken, wie es einem beliebt, wie es einem dient, wie es einem in den Kram passt, macht keinen Unterschied.
Und diesen Aspekt erlebe ich für mich wie bereits beschrieben anders. Ich möchte das Risiko des Im-Kontakt-seins offenen Herzens weiter annehmen und geben können. Auch wenn ich manchmal kurz vorm misanthropischen Resignieren war - ich wehre mich noch dagegen. Auch wenn ich letztendlich zu dem gleichen Endpunkt kommen würde - dahin zu kommen möchte ich eher im praktischen Erleben als im theoretischen Denken.

Herzlichen Dank für die wertvollen Gedankenanstösse im Nicht-Kontakt.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mo., 27.08.2012, 20:52

... und dann gibt es diesen Fall eines näheren Bekannten, auch gerade aktuell - mit dem ich mich etwa drei mal sehr intensiv und schön und nahe unterhalten hatte - das erste Mal lag über ein Jahr zurück - dann verschwanden er und ich in Liebesgeschichten - die letzten beiden Male vor nicht all zu langem, dann eine gemeinsam anberaumt zu besuchende Veranstaltung, die allerdings insgesamt äusserst distanziert seinerseits verlief und er verliess diese ohne sich zu verabschieden - nicht dass er mir Rechenschaft schuldig gewesen wäre, wir sind ja schon groß - aber wir fuhren gemeinsam da hin, hatten ausgemacht an gleichem Gastort zu übernachten (der Gastgeber wunderte sich auch, wo er verblieben war) und am Tag zuvor auch, dass ich mit zurück fahre, immerhin 250 km gemeinsame Fahrt. Morgens als er sehr wortkarg bei mir ankam, smste er mir vorher, dass er mich nicht mit zurück nehmen könne. Was mich organisatorisch schon etwas geärgert hat, wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mir eine günstigere Mitfahrgelegenheit raussuchen könne, so dachte ich zunächst, müsste ich den teureren Zug zurück nehmen und mich auch noch von jemand zum Bahnhof bringen lassen. Es ging zufällig gut aus, auf der Veranstaltung war jemand aus meiner Stadt und fuhr des Nachts noch zurück, womit aber nicht zu rechnen war. Das sind dann so Situationen wo ich insgesamt immer ins Grübeln komme: DARF ich mir sowas überhaupt erlauben zu TUN - mich eben dann von anderen - die jederzeit frei sein wollen - das aber icht kommunizieren ('Ja klaaaar, ich nehme dich gerne mit!') - abhängig machen? Bin ich zu leichtgläubig? Oder sollte mir dann mein Gegenüber lieber von vorneherein sagen: "Du, ich will mich jederzeit frei entscheiden, wann ich wohin fahre, ich will dich nicht mitnehmen?" und es ist sein Ding, wenn er das nicht tut?

Jedenfalls ist dies nunmehr das dritte ähnliche Verhalten seinerseits in Folge und so sehr ich ihn mochte und wir uns sehr gut unterhalten hatten, es tut mir nicht gut rätselraten zu müssen, was er nun meint wenn nun A sagt und B tut - oder ob er das nur sagt, weil er mir nicht wehtun will mit einer Absage oder was auch immer.

Ich erwäge ihn auf facebook (und da wären wir wieder bei DEM Thema) zu 'entfrienden'. Schwanke jetzt aber zwischen 1. wortlosem Entfrienden. 2. einer kurzen Erklärung, dass ich seine Diskrepanz zwischen immer wieder geäussertem Kontaktwunsch und verhaltener Distanz nicht verstehe und mir das dauerhaft nicht gut tut. Oder 3. einer Mail à la: "Ich habe die Verbindung auf fb soeben gelöst. Wenn du meine Gründe wissen möchtest, es steht dir offen zu fragen."
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 28.08.2012, 07:08

Nach einiger Zeit wieder hier herein... interessant.
Ich muss eines Zugeben: Kontaktabbrüche beschäftigen einen. Lange, vielleicht ewig. Also mich jedenfalls sehr. Wobei das Verhältnis bei mir etwa 1:5 ist - 5 Mal habe ich abgebrochen, 1 Mal wurde zu mir abgebrochen.
Die Fälle wo ich abgebrochen habe sind irgendwie "erledigt". Ich denke natürlich noch daran, aber immer mit dem Unterton: es war die richtige Entscheidung. Dann stelle ich mir die Frage: wenn diese Person heute ein Kontaktangebot machen würde, wie würde ich reagieren? Und in allen Fällen würde ich überzeugt ablehnen.
Die eine Person, die zu mir den Kontakt abgebrochen hat, beschäftigt mich eigentlich viel mehr. Und ich will auch erklären warum. Diese ehemals sehr enge Freundin hat inzwischen eine große Karriere gemacht und steht in der Öffentlichkeit. Sie brach den Kontakt zu mir ein paar Jahre vor ihrem Karrieredurchbruch ab - völlig ohne mir ersichtlichen Grund. Eines Tages erreichte ich sie telefonisch nicht mehr sondern geriet immer nur an den AB. Nachdem ich ca. 5 Mal Nachrichten mit Bitte um Rückruf hinterlassen hatte, gab ich auf. Der Rückruf kam bis heute nicht (es sind inzwischen 15 Jahre vergangen). Dafür geschahen folgende Dinge: Etwa 5 Jahre nach dem Kontaktabbruch kam eine Ansichtkarte von ihr, mit der Frage: Treffen wir uns? Ich antwortete per mail an ihren Arbeitsplatz - die Person war inzwischen umgezogen, ich hatte keine Privatadresse oder -nummer mehr. Ich antwortete, ich würde mich freuen, und schickte ihr alle meine Koordinaten zur Kontaktaufnahme. Keine Reaktion. Nochmal 5 Jahre später erfuhr ich aus den Medien, dass sie jetzt "berühmt" war. Um mich herum wussten alle, dass ich mal mit ihr gut befreundet gewesen war. Ich wurde ständig auf sie angesprochen. Und da begann mein Ärger/meine Wut: Was sollte ich sagen? Wir haben keinen Kontakt mehr? Ja, das stimmte, sagte ich auch. Auf die Frage, warum das so sei - naja, ich hätte sagen können, sie hat mich fallenlassen (was ja stimmt). Und wie steh ich jetzt da? Eine soooo tolle Person hat mich (!) fallengelassen - was muss ich für ein schrecklicher Mensch sein! Ich überlegte lange, ob ich ihr gegenüber irgendwie reagieren sollte, und wenn ja, wie. Schließlich schickte ich ihr eine relativ neutral-unpersönliche Karte mit Glückwunsch. Zurück kam eine offizielle Dankeskarte mit einer handschriftlichen Anmerkung: Treffen wir uns mal? Wieder fiel ich drauf rein, schickte ihr nochmal meine Koordinaten. Inzwischen hatte ich ganz schön Angst, dass es so aussehen könnte, als würde ich Kontakt zu ihr suchen, weil ich etwas von ihr wolle. ANBIEDERUNG, versteht ihr? Aber es kam natürlich keine Reaktion. Und dann traf ich sie zufällig auf einer Veranstaltung. Und sie verhielt sich absolut normal, als wäre NICHTS geschehen. Ich sprach sie auf den Kontaktabbruch an (ganz vorsichtig) und sie reagierte, als würde sie das alles gar nicht kapieren. Auf meine Aussage, sie hätte damals nie zurückgerufen, starrte sie mich an, als wäre ich ein UFO und tat, als würde sie das alles überhaupt nicht verstehen. Ich resignierte, innerlich grinste ich schon zynisch. Ich ging und dachte das Götzzitat.
Inzwischen habe ich mir eine merkwürdige Erklärung für ihr Verhalten zusammengebastelt. Sie ist nicht sehr schön, aber ich habe keine andere. Solange wir beide Niemande waren, war ich ihr recht. Als sie begann Karriere zu machen, wurde ich zum Ballast. Also hat sie mich abgeworfen. Spricht nicht gerade für uns beide.
Inzwischen verdränge ich - auch vor mir selbst - dass ich sie jemals gekannt habe. Was traurig ist, denn sie war in einer sehr schönen Phase meines Lebens eine enge Freundin. Also verdränge ich die ganze Lebensphase. Und was würde ich machen, wenn diese Person jetzt mit einem Kontaktangebot käme? Ich fürchte, ich würde mit das Götzzitat nicht mehr nur denken, und dann habe ich eine Prominente beleidigt. Vermutlich weil ich eifersüchtig auf sie bin und vor Neid platze - würden wohl die meisten Menschen schlußfolgern. Dabei ist das ganze wesentlich komplizierter.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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leserin
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Beitrag Di., 28.08.2012, 08:03

Jedenfalls ist dies nunmehr das dritte ähnliche Verhalten seinerseits in Folge
Hi Miss Understood,

kann es sein, dass du in deinen Kontakte generell viel zu viel reininterpretierst? Ein Bekannter der sich mehrmals als unzuverlässig herausstellt, ist unzuverlässiger Bekannter und aus. Dass du jetzt hier überlegst was du mit dem jetzt konkret anstellen sollst, kommt mir übertrieben vor.
Sowohl 2. als auch 3. ist meiner Meinung nach völlig fehl am Platz. Er wird vermutlich einmal mit den Augen rollen, wenn er das liest, aber das war's dann wohl auch schon wieder. Du gibst ihm wohl eine Bedeutung, die du umgekehrt für ihn nicht hast. Und wenn er dich schon mehrmals mehr oder weniger hängen ließ ist doch klar, dass ihn nicht sonderlich interessiert was du darüber denkst. Also gib ihm dem Platz der Bedeutungslosigkeit und aus. Wen ich mit irgendjemanden zu ner Veranstaltung fahre und der dann dort auf deutsch gesagt auf mich scheisst, dann ist der doch die Mühe deines Beitrages schon nichtmal mehr wert.

Nachdem das Thema "Kontaktabbruch" bei dir so präsent ist, vermute ich schon, dass du deine Kontakte vielleicht grundsätzlich überbewertest und das Interesse des Gegenübers nicht richtig einschätzen kannst und daher dann auch immer wieder ganz verwundert bist, dass sie sich so oder so verhalten. Und wenn du das dann noch so thematisierst, wundert sich vermutlich dein Gegenüber darüber, was du jetzt da für ein Fass aufmachst und sind ihrerseits irritiert. Es klingt so, als treffen da ganz unterschiedliche Erwartungen aufeinander und auch unterschiedliche Bewertungen "der Freundschaft". Und es klingt so, dass deine Erwartungen jeweils höher sind, somit auch deine Enttäuschung.

Zum aktuellen Bekannten - ich würde weder 1. noch 2. noch 3. tun. Wozu muß da jetzt irgendwas entschieden werden? Du weißt wie du ihn einzuschätzen hast, nachdem er 3x solche Verhaltensweisen gezeigt hat und fertig. Sollte er sich wieder melden, kannst du ihm immer noch sagen, warum du keine Lust mehr hast, mit ihm was zu machen. Sollte er sich nicht mehr melden, auch gut. Wozu also sonen Akt jetzt draus machen?

Lg
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Beitrag Di., 28.08.2012, 08:29

Nachtrag: die Frage stelle ich mir bei dir gleichfalls @ Ratlosigkeit. Der Ufo-Blick deiner Freundin bestätigt ja irgendwie auch meine oben genannte Theorie.
Und nachdem sie erst lange nach eurem Kontaktabbruch "Karriere" machte, ist deine Erklärung auch irgendwie an den Haaren herbeigezogen.
Warum kannst du es nicht einfach so sehen, dass ihr euch auseinanderentwickelt habt, eure Wege sich getrennt haben, an einer Gabelung, ohne einander böse sein zu müssen?

Allein schon, dass man exakt aufzählen kann, wieviel "Kontaktabbrüche" man hatte und von wem die jeweils ausgingen, erscheint mir komisch. Ich kannte in meinem Leben schon sooo viele Leute. Aus der Schule, aus Jobs, aus unterschiedlichen Cliquen die man mal so hatte und mit denen man unterwegs war, Stammkneipen in denen man früher abhing, aus Kursen die man mal machte etc. etc. Mit vielen - den meisten - hab ich auch keinen Kontakt mehr, wie es nun mal im Leben so ist. Das kennt wohl jeder, sonst hätte man mit 60 ja hundete von super Freunden angesammelt. Das Gegenteil ist jedoch die Regel.

Ich würde aber dennoch nicht behaupten, dass das Kontaktabbrüche waren, obwohl ja der Kontakt zwangsläufig irgendwie abgebrochen sein muß. Ich kann auch bei vielen nicht sagen, was dazu geführt hat. Man entwickelt sich oft einfach unterschiedlich, hat ganz andere Lebensentwürfe, die Gemeinsamkeiten einer gewissen Lebensphase verlieren sich und so verebbt der Kontakt ohne dass man je "böse" aufeinander sein mußte und auch nicht Buch darüber führte wer sich wann zuletzt gemeldet oder nicht mehr gemeldet hat. Und so kann man sich auch ehrlich freuen, wenn man einen davon mal wieder trifft. Hey wie gehts, was hast getrieben seither ... ??? Oder man trifft auch mal auf jemanden, wo man sich denkt: puh, mit dem hab ich gar nichts mehr am Hut.

All das ist meiner Meinung nach völlig normal. Wenn man jedoch jeden Kontakt den man irgendwann mal hatte aus irgendwelchen Gründen wütend, verletzt oder maßlos enttäuscht abbrechen MUSS, dann hat's da für mich was, bei demjenigen. Ich vermute echt, es ist eine unterschiedliche Bewertung über die Tiefe des Kontakts, oder ein Mangel an zwischenmenschlichen Beziehungen generell und darum wird dann aus einem lockeren Kontakt wie z.b. Miss Understood ihn beschrieb, plötzlich ein Riesending gemacht. Meiner Meinung nach zeichnet sich so ein Auseinanderdriften immer schon "im Kontakt" ab. Und wenn ich dann merke dass die Chemie nicht mehr so stimmt, dann hab ich entweder selbst keine Motivation mehr mich zu melden, oder ich bewerte sozusagen neu und stufe die Qualität herab. Meist passiert sowas ja irgendwie parallel. So kann aus einer ehemals A-Freundschaft auch irgendwann eine C-Bekannte werden. Dafür können C-Bekannte sich plötzlich als 1A-Freunde herausstellen. All das ist doch Teil des Lebens? Nicht?

Lg
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Beitrag Di., 28.08.2012, 09:42

leserin hat geschrieben: Und nachdem sie erst lange nach eurem Kontaktabbruch "Karriere" machte, ist deine Erklärung auch irgendwie an den Haaren herbeigezogen.
Warum kannst du es nicht einfach so sehen, dass ihr euch auseinanderentwickelt habt, eure Wege sich getrennt haben, an einer Gabelung, ohne einander böse sein zu müssen?
Kennst du das nicht, leserin, dass du für manches Verhalten eine Erklärung suchst?
Und: möglicherweise ist nicht alles ein 'Abbruch', aber deine letzte Frage impliziert ja, dass auf beiden Seiten das gleiche Gefühl zu dem Menschen zum Zeitpunkt des Nichtmehr/wenigerkontaktanfangs vorhanden ist - das ist ja nun mal oft eben nicht so gleich. Wenngleich in manchen Fällen bei mir auch, nicht in allen, es gab auch irgendwelche Voneinanderwegentwicklungen, Einschlafen usw. - das war für mich schon auch schmerzlich bzw. schade, aber eben auch aussen sichtbar (sie hat geheiratet, betonte auch wie wichtig ihre Beziehung sei und trat nie mehr ohne 'ihn' auf, ging nie wieder aus - dann mehrere Kinder bekommen bzw. Haus gebaut und Mann schwer erkrankt usw.) und so bin ich dann da auch im Kontakt quasi rausgewachsen, weil wir dann kaum noch gemeinsame Themen hatten. Sowas bezeichne ich dann auch nicht als 'Abbruch'. Gezählt habe ich diejenigen auch nicht wirklich. Wenn ich JETZT drüber nachdenke, es sind sicher mehr, die zu MIR abgebrochen haben als ich zu anderen (nämlich zwei Mal klar und deutlich und - wie ich das zu meiner Schwester nenne - schwer zu sagen - ein Abbruch ist es nicht, aber es war eine sehr deutliche und klare Reduzierung und Abstufung und das ist gut so.) Aber bis es bei mir mal soweit kommt, das ist für mich etwas sehr sehr schwerwiegendes - ich breche nie leichtfertig den Kontakt zu jemand ab, der/die mir viel bedeutet, so dass ich mir durchaus sehr viele Gedanken (und negative Gefühle mache), wie schrecklich ich eigentlich sein müsse, dass andere mir sowas antun. Ja, da bin ich auch noch dran.
leserin hat geschrieben:Ich vermute echt, es ist eine unterschiedliche Bewertung über die Tiefe des Kontakts, oder ein Mangel an zwischenmenschlichen Beziehungen generell und darum wird dann aus einem lockeren Kontakt wie z.b. Miss Understood ihn beschrieb, plötzlich ein Riesending gemacht.
Ja, es ist richtig, dass es mir an tiefen Freundschaften mangelt. Nur - irgendwo muss man ja auch dann mal wieder (neu) anfangen, nicht wahr? Wenn man nicht nur neue Bekanntschaften pflegen möchte, sondern drauf schaut inwieweit da auch Freundschaften sich entwickeln können und was man dazu tun kann und was nicht. Und dass ich in der Vergangenheit mich auf Menschen verlies und 'Freunde' nannte, die nicht sonderlich respektvoll mit mir umgingen. Einder der wenigen von mir initiierten Abbrüche steckt mir schon noch in den Knochen. (Sie - nach einem kleinen geschäftlichen Auftrag an mich: "Du bist es nicht wert von mir bezahlt zu werden!") - da machte ich MIR neben dem Schmerz über das Ganze in der Tat Vorwürfe, dass ich das nicht früher erkannt habe, denn wenn ich ganz ganz ehrlich zu mir gewesen wäre, sie war schon von Anfang an so - so - respektlos und egoistisch. Erkennbar auch daran, was sie mir über ihre Erlebnisse und Auseinandersetzungen mit anderen erzählte.

Allerdings in der Suche nach neuen guten Freundschaften braucht es auch ein gewisses Maß an Vorschußvertrauen. Da die Balance zu finden, finde ich nicht ganz einfach. Ich mag auch nicht so agieren, dass ich bei der ersten 'Irritation' weswegen sich jemand 'unschön' verhält das ganze abhake und den Kontakt sein lasse. (Weil: so viele Menschen, zu denen ich gerne guten Kontakt HÄTTE finde ich gar nicht.) Ich bin dann eher jemand - sofern ich jemand interessant finde - versuche herauszufinden was genau da passiert ist und wie mein neuer Bekannter tickt. Vielleicht 'entschuldige' ich zu oft solcherlei 'komisches' Verhalten durch 'zu viel Verständnis', ich weiss es nicht. Vielleicht ticke ICH da auch falsch und bei allen anderen ist dann das freundschaftliche Gefühl zu der Person mit einem Schlag reduziert. (Was es bei mir bei der 'ich bezahl dich nicht' Frau war - SO klar und schriftlich hatte mir selten jemand aufgezeigt wie wenig ich sprichwörtlich ihr wert war. Das tat zwar weh, aber es war ein sehr klarer Cut. Wer mir sowas schriftlich gibt, da ist nichts mehr zu retten.)
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Di., 28.08.2012, 09:50

Und - Ratlosigkeit - ich bin mir nicht sicher ob man das 'prominent' werden als alleinigen Grund hernehmen kann. Wenn ich zurückdenke gab es bei mir auch ein paar dieser Fälle. Eine damalige Freundin war prominent - und es hatte - außer dass sie nunmehr weniger Zeit hatte und sie sich ungerne in der Öffentlichkeit treffen wollte - an der Qualität der Freundschaft nichts geändert. Sie hatte sich erst grundlegend distanziert als es einen Partner gab, da war ihre Prominenz schon wieder so gut wie vorbei - und sie dann sehr weit weg gezogen ist. Inzwischen haben wir über facebook wieder losen Kontakt und das ist okay so - wir trafen uns auch einmal, das war nett. Ich weiss nicht ob es wieder näher wird, in dem Fall kann ich das so lassen und mal schauen.

Eine andere frühere Freundin - mit der ich 5 Jahre befreundet war - hatte durch eine Erbschaft die Möglichkeit ihr Traumprojekt zu verwirklichen - was sie auch tat und womit sie eine ziemliche Bekanntheit errang. Sie verkehrte dann nur noch in schicken Kreisen, ich bekam die ein oder andere 'Einladung' - das waren Galaveranstaltungen, deren Eintritt ich mir nicht leisten konnte. Nun ja. So driftete es auseinander. Ihr Eintritt ins Gala-relevante Umfeld, der Reichtum, ging tatsächlich mit einer Veränderung ihrer selbst zusammen, die auch andere bestätigten. Auch mit ihr hatte ich vor über einem Jahr über fb wieder Kontakt bzw. sie sendete mir eine friend-Anfrage als ich recht neu bei fb war - was mich erst sehr freute und ich schrieb ihr eine Mail, fragte wie es ihr ergangen sei, wie es ihr geht, gratulierte zum Kind usw. Antwort: null. Auch eine weitere Nachfrage meinerseits ein halbes Jahr später bleib ohne Antwort. Dann habe ich sie wieder entfriendet. Als Fansammlerin und um ihre 'Friendanzahl' zu erhöhen aufgelesen zu werden, dazu möchte ich weder fb nutzen noch herhalten.

Was ich in diesem Kontext immer wieder feststellen muss ist: ich weiss nicht so recht wie ich meine Erwartungen und Wünsche reduziere - und die EINE Erwartung, die ich habe, möchte ich an sich auch nicht loslassen, erlebe aber, dass selbst die nicht so arg viele Menschen erfüllen: dass ihre Worte kongruent zu ihren Taten sind. dass ich fatalerweise dazu tendiere und mich dabei immer wieder ertappe Worten zu glauben - eben weil ich gerne an sich normalerweise den Menschen vertrauen würde - in ihren Worten. 'Jaaaa - lass uns unbedingt wieder öfter treffen!!!' 'Jaaaa, du bist so eine tolle Frau!' und 'Jaaaa, du bist mir total wichtig!' oder 'Ja klar helfe ich dir beim renovieren/Umziehen/Computer' usw. wenn ich sowas nicht HÖREN würde, wortwörtlich zum Teil, dann könnte ich ja manchen Kontakt leichter abhaken. Aber das Verhalten - wenn ich dann mal wirklich drauf zurückkomme ... 'Jetzt keine Zeit, hier keine Zeit, da keine Zeit' (was ich bei Menschen mit Kindern noch verstehe, bei halbtags beschäftigten Singles ... hm ...) oder für andere wird sich ein Bein ausgerissen, aber für mich?

ja, da sind wir auch wieder bei der Frage "Muss ich nehmen, was ich kriegen kann?" ... Es sind sehr komplexe Themen. Und die Fortschritte, die es fraglos gibt - sind ungewohnt und langsam und klein ...
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Beitrag Di., 28.08.2012, 12:38

Aufgrund der Fülle greife ich mir (erstmal) nur einen Aspekt heraus:
Ich kann es … besser annehmen, wenn es mit einer Erklärung daherkommt. Was ich davon annehme/glaube/nutze ist mir auch freigestellt. Und das muss und soll ja auch so sein.
[…]
Ja, sicher darf auch jeder jederzeit das Recht dazu haben diese erhaltenen Erklärungen für sich zu deuten. Und das nützlichste für sich daraus rauszuziehen. Genau das nenne ich eben Prozessarbeit. Mein Ziel ist es nicht, dass … Sondern ich langfristig daraus etwas mitnehmen kann. Auch wenn es kurzfristig schmerzt. Mir hilft das mehr als AUS dem Kontakt gehen. Letztendlich.
Fällt dir auf, wie oft in diesem Zitat von dir, deinen Wünschen, deinen Zielen usw. die Rede ist? – Mein Ansinnen war es, von dieser (wertfrei gemeint!) egozentrische Sicht auf das beteiligte Gegenüber hinzuleiten. Was hat ER davon? Was bringt es ihm? Nicht selten sogar Nachteile. Vielleicht hat er keine Lust oder ein Problem damit derjenige zu sein, der Schmerzen zufügt? Damit alleine ist es ja eh selten getan, meist dient man dann auch noch zusätzlich als Projektionsfläche für die Selbstzweifel, Wut, Schmerzen des Betroffenen, eben solange bis derjenige seine Lektion hoffentlich gelernt hat.

Der Gegenüber ist eben nicht verpflichtet, uns diese Wünsche zu erfüllen, ganz egal ob und wenn ja, wie sehr wir darauf bestehen. Manchmal kann es auch eine Lektion sein, ALLEINE drauf kommen zu müssen, was man verpasst/übersehen hat.
Gothika hat geschrieben: Im Endeffekt kann man also gleich mit Vermutungen arbeiten oder es ganz sein lassen, es spielt nicht wirklich eine Rolle...man kann über den Ex-Kontakt denken, wie es einem beliebt, … macht keinen Unterschied.
Und diesen Aspekt erlebe ich für mich wie bereits beschrieben anders. Ich möchte das Risiko des Im-Kontakt-seins offenen Herzens weiter annehmen und geben können.
Ich finde, das widerspricht sich. In den obigen Zitaten hast du betont, dass es gut und richtig sei, frei zu interpretieren und zu entscheiden, was man annimmt und was nicht. Und in genau diesem Kontext meinte ich meine Aussage, dass es folglich keine Rolle spiele, ob man nur spekuliert oder um-interpretiert. Es kommt dasselbe dabei raus, in beiden Fällen handelt es sich nur um Projektionen, nur in dem einem Fall ist man „nur“ sich selbst ausgesetzt, im anderen Fall hat man einen (unfreiwilligen) gedanklichen Sparringspartner.

Ich weiß nicht genau, was du mit „Im-Kontakt-seins offenen Herzens“ genau meinst, doch an der Stelle kommt es mir so vor, dass wir entweder aneinander vorbeireden oder genau hier der Knackpunkt liegt. Ich drücke es mal drastisch aus, ohne es provokant zu meinen, wertfrei:
Sich das Bild von jemanden im Deckmantel des „Prozessarbeit“ zurecht zu zimmern, ist meiner Meinung nach so ziemlich das Gegenteil von „mit offenen Herzen im Kontakt“ sein. Höchstens mit sich selbst und den eigene Projektionen, aber nicht mit dem Gegenüber.

Denn obwohl ich die guten Absichten hinter folgendem Ansicht verstehe, …
Gothika hat geschrieben: "Ich breche den Kontakt ab, weil DU...[dies und jenes]".
… sehr einseitig tendentiell schuldzuweisend. Es ist in so einem fall verdammt schwer und sicherlich weitaus nützlicher eben von SICH zu reden. Und seinem Gefühl.
… sollte man vielleicht auch mal in Betracht ziehen, dass ZU VIEL von sich reden - also das andere Extrem – ebenso ungesund ist. Ein offenes In-KONTAKT sein setzt ein gesundes Gleichgewicht voraus. Und wenn’s halt mehr oder weniger NUR um die eigene Prozessarbeit geht, man nicht darauf eingeht, was der Gegenüber tatsächlich preis gibt, sondern sich davon nur das raussucht, was man bewusst/unbewusst annehmen möchte oder wunde Punkte trifft… also, für mich ist das kein IN-KONTAKT-sein.

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