In meiner Praxis habe ich sehr häufig mit KlientInnen zu tun, die in irgendeiner Weise darunter leiden, nicht den geeigneten Partner oder die geeignete Partnerin zu finden. Dies hat natürlich fast immer psychische Gründe – auf die eine oder andere Weise sabotierten sie sich selbst, sie leiden an Formen sozialer Ängste oder (meiner Erfahrung nach der häufigste Grund) an zu geringem Selbstwertgefühl.
Die Probleme rund um Partnersuche, Attraktivität und sexuelle Anziehungskraft beflügeln Forscher und Künstler schon seit Menschengedenken. Unter diesem – eher ironisch gemeinten – Blogtitel möchte ich die Ergebnisse einschlägiger Studien und Forschungsergebnisse zusammenfassen – diese Sammlung wird laufend erweitert und aktualisiert.
Doch Achtung: Garantie für Plausibilität oder gar Erfolg übernehme ich keine! 😉
Attraktivität und Partnerwahl
- “Attraktive Körper und Gesichter sind symmetrisch” – bei der Partnerwahl springen wir auf ästhetische Eindrücke an, die indizieren, dass es um die Gesundheit und Fitness, also auch um Reproduktionsfähigkeit, gut bestellt ist (Quelle)
- “Menschen mit symmetrischem Körperbau kommen beim Tanzen besser an und haben bei der Partnerwahl die Nase vorn.” (Quelle)
- “Frauen ohne Idealmaße sind stärker, robuster und krisenresistenter” – im Westen gelten Frauen mit einer größeren Waist-Hip-Ratio (Taille-Hüft-Verhältnis) als 0,7 als weniger attraktiv als in anderen Weltregionen, sind für Krisenzeiten aber besser gerüstet (Quellen: [1],[2],[3])
- “Östrogen macht Frauengesichter attraktiver.” – während der fruchtbaren Tage wirken die Gesichter von Frauen offenbar attraktiver (Link)
- “Testosteron macht Männergesichter attraktiver.” – hohe Testosteronwerte in Kombination mit wenig Stresshormonen stärken die Abwehrkräfte und lassen das Gesicht eines Mannes in den Augen von Frauen attraktiv erscheinen (Link zu Markus J. Rantala et.al., “Evidence for the stress-linked immunocompetence handicap hypothesis in humans”)
- “Frauen werden eher gewählt, wenn sie schön sind, Männer eher, wenn sie dominant wirken“- dies bezieht sich auf politische Wahlen ..aber vielleicht nicht nur, wenn man die weiter unten angeführten Forschungsergebnisse liest (Quelle)
- “Schönheit verunsichert.” – dies, und daß es attraktive Frauen und Männer bei der Partnersuche schwerer haben als durchschnittlich attraktive Personen, wäre eine mögliche Schlußfolgerung aus dem sog. “Gehwegexperiment” von James Dubbs u. Neil Stokes (“Beauty is Power: The Use of Space on the Sidewalk”, 1975): auf einem Gehweg änderten Fußgänger ihre Gehrichtung, um mehr von Männern als Frauen auszuweichen, mehr von 2 als von 1 Person, und weiter von einer hübschen als von einer unattraktiven Frau. Ihre Theorie war, daß Attraktivität, Gruppengröße und Geschlecht Aspekte von Macht sind, die territorialen Anspruch und damit das genannte Ausweichverhalten begründeten (Quelle).
- “Von der Attraktivität der Kleidung wird auf andere Attraktivitäts-Attribute geschlossen.” – attraktiv gekleidete Testpersonen wurden kompetenter und sozialer eingeschätzt als nicht attraktiv gekleidete, und, wie die Forscher vermuteten, wohl auch als physisch attraktiver (Quelle).
- “Große Männer kommen sexuell und sozial besser weg.” – Männer haben mit starken, attraktiven und reichen Konkurrenten ihre größten Schwierigkeiten, mit zunehmender Körpergröße scheint die Beeindruckung von Konkurrenten abzunehmen. Kleine Männer sind tendenziell am eifersüchtigsten. Bei Frauen hingegen sind die kleinen und die großen eifersüchtiger als die durchschnittlich großen. Allerdings werden die durchschnittlich großen Frauen am ehesten von großen und sozial dominanten Konkurrentinnen beeindruckt (Link)
- “Frauen ziehen ältere Männer und diese jüngere Frauen vor.” – Eine Erklärungsmöglichkeit für die biologischen Ursachen dieses Phänomens lieferte eine Studie, die herausfand, daß Frauen mit einem vier Jahre älteren Partner und Männer mit einer sechs Jahre jüngeren Partnerin den größten Reproduktionserfolg haben (Quelle)
- “Der Mensch verlor vielleicht seine Körperbehaarung, da dies sexy auf das andere Geschlecht wirkte.” – eine Hoffnung für Glatzenträger? (Quelle)
- Ergebnisse einer ökonometrischen Analyse von Online-Dating-Verhalten: Männer, die angaben, sie seien auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung, schnitten sehr viel besser ab als jene, die lediglich auf eine Affäre aus waren. Für Männer ist das Aussehen der Frauen von herausragender Bedeutung, für Frauen das Einkommen eines Mannes von größter Wichtigkeit: je reicher der Mann ist, desto mehr Mails erhält er. Die Attraktivität einer Frau wächst für Männer zwar auch mit dem Einkommen, aber nur bis zu einer bestimmten Höhe. [..] Männer fühlen sich angezogen von Studentinnen, Künstlerinnen, Musikerinnen, Tierärztinnen, und Berühmtheiten, sie meiden Sekretärinnen, Rentnerinnen sowie Frauen, die beim Militär oder der Polizei arbeiten. Frauen bevorzugen Soldaten, Polizisten und Feuerwehrmänner, außerdem Rechtsanwälte und Finanzexperten in leitender Position. Frauen meiden Arbeiter, Schauspieler, Studenten [..]. Die Analyse der Daten von etwa 30.000 Nutzern ergab weiterhin, dass Männer vor allem erhebliche Nachteile haben, wenn sie klein sind. Für Frauen hingegen ist Übergewicht tödlich. Deswegen wird in diesen Bereichen offenbar häufig auch etwas nachgeholfen: der interessierte Online-Dater ist z.B. etwas größer als der Durchschnittsmann und die typische Online-Daterin 10 kg leichter als ihre reale Kollegin. Im Buch “Freakonomics“, in dem die Ergebnisse komplett nachzulesen sind, beschrieben die Autoren ihre durch mathematische Methoden gewonnenen Erkenntnisse so: “In der Welt des Online-Dating ist ein Kopf voller blonder Haare für eine Frau ungefähr so viel wert wie ein College-Abschluss.“
- In Partnerbörsen, speziell solchen in Dating-Apps, waren als Ersteindruck Fotos, die eine offene, gestreckte Körperposition zeigten, am erfolgreichsten – und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen (Quelle).
- “”Fiese” Männer bekommen die meisten und schönsten Frauen ab” – in den meisten einschlägigen Studien zu diesem Thema wiesen die betreffenden Männer eine (auch unterschiedlich ausgeprägte) Kombination aus Narzissmus, Psychopathie und Machiavellismus auf (Quellen: [1], [2], [3])
- Männer sollten nicht “hingerissen” wirken: Ungewissheit über die Gefühle des Gegenübers erhöht dessen Attraktivität (Quelle: E. Whitchurch et.al in: “Uncertainty Can Increase Romantic Attraction”, Psychological Science, 01/2011).
Sexualität
- “Schon die bloße Anwesenheit einer Frau erhöht den Testosteronspiegel” – unabhängig vom Aussehen einer im gleichen Raum befindlichen Frau steigt der Testosteronspiegel von Männern innerhalb von 300 Sekunden um 8% an ([1],[2])
- “Die Häufigkeit weiblicher Orgasmen steigt mit dem Einkommen ihrer Partner” – Sex mit wohlhabenden oder mächtigen Männern wird von Frauen womöglich als besser erlebt, weil sie sich damit einen Zugang zu Reichtum und Macht verschaffen und diesen erhalten wollen (Quellen: [1], [2], [3])
Nachtrag 04/2010: Hierzu existiert allerdings nun eine andere Ergebnisse zeigende Gegenstudie. - “Je attraktiver sich Frauen finden, desto höhere Ansprüche stellen sie an ihren Sexualpartner” – bei Männern gibt es diese Korrelation nicht, was heißen könnte, daß sie weniger wählerisch oder auch weniger geneigt sind, dauerhafte Beziehungen zur Reproduktion einzugehen (Quellen: [1], [2])
- (indirekter) “Zusammenhang zwischen Stimme und sexueller Aktivität” – Probanden mit als attraktiv empfundener Stimme hatten an ihren beiden Händen ungefähr gleich lange Finger (Hinweis auf Zusammenhang mit Attraktivität durch Symmetrie, siehe oben), eher in jüngerem Alter Geschlechtsverkehr, mehr Sexualpartner und mehr außerpartnerschaftliche Affären (Quellen: [1], [2])
- “Frauen reagieren unterschiedlich auf männlichen Schweißgeruch.” – ihr Hirn kann normalen von unter sexueller Erregung entstandenen Schweißgeruch von Männern unterscheiden (Quelle)
- Frauentränen wirken “abtörnend” auf Männer, sie reduzieren den Testosteronspiegel. Quelle: Shani Gelstein et.al, “Human tears contain a chemosignal” in: Science 01/2011, DOI: 10.1126/science.1198331)
- “Zählt “die Größe”? Ja.” – Befragungen, denen zufolge die Penisgröße für Frauen keine Rolle spiele, waren angeblich häufig “zu direkt”; beurteilen Frauen dagegen ohne Wissen um den eigentlichen Inhalt der Befragung Computer-generierte Gestalten, bei denen sich u.a. die Penisgrößen unterscheiden, werden jene mit größerem Penis als mehr attraktiv eingestuft (Quellen: [1], [2])
Familie / Kinder / Fertilität (Fruchtbarkeit)
- “Korrelation zwischen Wohlstand und Reproduktionserfolg“: bei reichen britischen Männern wurde in einer Studie höherer Reproduktionserfolg nachgewiesen, bei Frauen sinkt mit zunehmender Bildung und zunehmenden Einkommen die Zahl der Kinder (Quelle)
Dieser Artikel wird laufend erweitert und mit neuen Forschungsergebnissen ergänzt (Erstveröffentlichung: 01/2009; zuletzt aktualisiert: 04/2016)
Weiterer Artikel zum Thema “Partnersuche”:
Partnersuche – wie der Ausbruch aus dem Teufelskreis gelingen kann
Aufreiß-Tipps aus wissenschaftlichen psychologischen Studien | anti-PUA. Reply
[…] sich für die zugrundeliegenden Studien interessiert, kann dies bei der Quelle nachlesen. […]