Sexualstörung aufgrund Kindheitserfahrungen?
Verfasst: Sa., 20.04.2024, 06:11
Hallo an alle,
ich versuche meine Geschichte kurz zu erzählen:
Ich bin [XXX] aus Norddeutschland. Im Alter von sechs Jahren stieß ich auf Pornohefte im Zimmer meines älteren Bruders. Ich war angezogen und auch erregt von den mir fremden Darstellungen. Manches konnte ich mir nicht erklären, und es war für mich verstörend. Schon vor diesem Ereignis machte ich erregende Erfahrungen im Kindergarten, als ich mit einem anderen Jungen regelmäßig unter einem Tisch heimlich an unseren Füßen spielte. Auch das fand ich zu der Zeit erregend. Ich weiß nicht, wie dies einzuordnen ist. Handelt es sich um gewöhnliche "Doktorspiele" oder lief zu diesem Zeitpunkt schon etwas schief?
Das Auffinden der Pornohefte veränderte etwas in meinem Leben. Ich betrachtete gleichaltrige Jungs nicht mehr als Altersgenossen und Spielkameraden oder Freunde, sondern sah in ihnen primär das Sexuelle. Meinen Freund, der in der Schule neben mir saß, fasste ich während des Unterrichts über längere Zeit heimlich im Genitalbereich an und forderte ihn auf, mich auch zu berühren. In einer tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapie viele Jahre später, tat der Therapeut das ab, mit "das ist doch ganz normal in dem Alter" - doch er begriff nicht, wie stark mich das damals und auch heute noch belastet.
Den Höhepunkt fand die Geschichte als mein Freund später einen Walkman von mir leihen wollte, und ich das nur tat, weil ich ihn dafür berühren durfte. Er ließ es zu, aber nach einigen Tagen, als wir Streit wegen einer anderen Sache hatten, sagte er, er würde zur Polizei gehen und alles erzählen. Ich war damals neun Jahre alt, und für mich brach eine Welt zusammen. Ich lief nach Hause und weinte sehr lange Zeit. Meine Eltern waren verwirrt, ich sprach nie mit jemanden darüber.
All dies mündete in jahrelange Ängste, die sich bis vor wenige Jahre hinzogen. Ich entwickelte Zwangsstörungen und war mehrmals in der Psychiatrie wegen schweren Depressionen. Immer wieder plagten mich Schuldgefühle und meine gestörte Sexualität. Als wir die Schule wechselten, kam mein Freund in eine andere Klasse und wir verloren uns aus den Augen. Ich würde gerne heute mit ihm darüber sprechen, um mich zu entschuldigen.
Nun kommen wir in die Gegenwart und zu den Dingen, die mich aktuell belasten:
Obwohl ich seit über [XXX] Jahren in einer Beziehung zu einem männlichen Partner bin, leide ich unter einer Sex-, Kauf-, und Onlinesucht, die mich in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen droht. Außerdem hängt mir die Phase mit dem Schulfreund nach. Ich denke daran, in meinen Träumen in der Nacht taucht er immer wieder auf und ich befürchte eine ephebophile Neigung zu haben (ich finde pubertäre/postpubertäre Jungen anziehend). Ich habe Sorge, dass ich Dinge tun werde, die ich nicht verantworten kann. Das fängt beim Surfen im Internet an (ich suche nicht nach einschlägigen, das heißt illegalen, Inhalten, habe aber Sorge, dem Druck eines Tages nicht standhalten zu können). Deswegen habe ich einen Termin bei einer Klinik vereinbart, die auf Sexualstörungen spezialisiert ist.
Was mich besonders plagt ist, dass ich nach wie vor, wenn ich draußen unterwegs bin, in mir attraktiven (jugendlichen) Männern das Sexuelle sehe und nicht den Menschen. Am liebsten würde ich das alles auslöschen, doch ich befürchte, dass es zu mir gehört und ich einen Weg finden muss, es zu tolerieren, ohne es auszuleben.
Ich würde gerne verstehen, was die Ursache für mein "verkorkstes" Leben ist. Wie kam es dazu, dass ich so früh (schon im Kindergarten!) auf das Sexuelle aus war. Wie schätzt ihr es ein? Könnt ihr Literatur empfehlen? Was ratet ihr mir?
Ich danke für eure Antworten.
Liebe Grüße
Hinweis Admin: u.U. konkreten Personen zuschreibbare Angaben (z.B. Realnamen, konkrete Zeitangaben u.dgl.) wurden aus dem Beitrag entfernt. Bitte lesen Sie die Benutzungsregeln / Netiquette des PT-Forums hinsichtlich unserer Bemühungen betr. Anonymität. Danke.
ich versuche meine Geschichte kurz zu erzählen:
Ich bin [XXX] aus Norddeutschland. Im Alter von sechs Jahren stieß ich auf Pornohefte im Zimmer meines älteren Bruders. Ich war angezogen und auch erregt von den mir fremden Darstellungen. Manches konnte ich mir nicht erklären, und es war für mich verstörend. Schon vor diesem Ereignis machte ich erregende Erfahrungen im Kindergarten, als ich mit einem anderen Jungen regelmäßig unter einem Tisch heimlich an unseren Füßen spielte. Auch das fand ich zu der Zeit erregend. Ich weiß nicht, wie dies einzuordnen ist. Handelt es sich um gewöhnliche "Doktorspiele" oder lief zu diesem Zeitpunkt schon etwas schief?
Das Auffinden der Pornohefte veränderte etwas in meinem Leben. Ich betrachtete gleichaltrige Jungs nicht mehr als Altersgenossen und Spielkameraden oder Freunde, sondern sah in ihnen primär das Sexuelle. Meinen Freund, der in der Schule neben mir saß, fasste ich während des Unterrichts über längere Zeit heimlich im Genitalbereich an und forderte ihn auf, mich auch zu berühren. In einer tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapie viele Jahre später, tat der Therapeut das ab, mit "das ist doch ganz normal in dem Alter" - doch er begriff nicht, wie stark mich das damals und auch heute noch belastet.
Den Höhepunkt fand die Geschichte als mein Freund später einen Walkman von mir leihen wollte, und ich das nur tat, weil ich ihn dafür berühren durfte. Er ließ es zu, aber nach einigen Tagen, als wir Streit wegen einer anderen Sache hatten, sagte er, er würde zur Polizei gehen und alles erzählen. Ich war damals neun Jahre alt, und für mich brach eine Welt zusammen. Ich lief nach Hause und weinte sehr lange Zeit. Meine Eltern waren verwirrt, ich sprach nie mit jemanden darüber.
All dies mündete in jahrelange Ängste, die sich bis vor wenige Jahre hinzogen. Ich entwickelte Zwangsstörungen und war mehrmals in der Psychiatrie wegen schweren Depressionen. Immer wieder plagten mich Schuldgefühle und meine gestörte Sexualität. Als wir die Schule wechselten, kam mein Freund in eine andere Klasse und wir verloren uns aus den Augen. Ich würde gerne heute mit ihm darüber sprechen, um mich zu entschuldigen.
Nun kommen wir in die Gegenwart und zu den Dingen, die mich aktuell belasten:
Obwohl ich seit über [XXX] Jahren in einer Beziehung zu einem männlichen Partner bin, leide ich unter einer Sex-, Kauf-, und Onlinesucht, die mich in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen droht. Außerdem hängt mir die Phase mit dem Schulfreund nach. Ich denke daran, in meinen Träumen in der Nacht taucht er immer wieder auf und ich befürchte eine ephebophile Neigung zu haben (ich finde pubertäre/postpubertäre Jungen anziehend). Ich habe Sorge, dass ich Dinge tun werde, die ich nicht verantworten kann. Das fängt beim Surfen im Internet an (ich suche nicht nach einschlägigen, das heißt illegalen, Inhalten, habe aber Sorge, dem Druck eines Tages nicht standhalten zu können). Deswegen habe ich einen Termin bei einer Klinik vereinbart, die auf Sexualstörungen spezialisiert ist.
Was mich besonders plagt ist, dass ich nach wie vor, wenn ich draußen unterwegs bin, in mir attraktiven (jugendlichen) Männern das Sexuelle sehe und nicht den Menschen. Am liebsten würde ich das alles auslöschen, doch ich befürchte, dass es zu mir gehört und ich einen Weg finden muss, es zu tolerieren, ohne es auszuleben.
Ich würde gerne verstehen, was die Ursache für mein "verkorkstes" Leben ist. Wie kam es dazu, dass ich so früh (schon im Kindergarten!) auf das Sexuelle aus war. Wie schätzt ihr es ein? Könnt ihr Literatur empfehlen? Was ratet ihr mir?
Ich danke für eure Antworten.
Liebe Grüße
Hinweis Admin: u.U. konkreten Personen zuschreibbare Angaben (z.B. Realnamen, konkrete Zeitangaben u.dgl.) wurden aus dem Beitrag entfernt. Bitte lesen Sie die Benutzungsregeln / Netiquette des PT-Forums hinsichtlich unserer Bemühungen betr. Anonymität. Danke.