Traumatisierte Eltern

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 09:56

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 09:43 Wir wissen doch alle, dass man Gedühle annehmen muss, bevor man sie bearbeiten und verändern kann. Dabei hat mir die Theorie auf zwei Ebenen geholfen: 1. sie hat mir erklärt, woher die Gefühle kamen und 2. sie hat mir klar gemacht, warum sie sich so fremd anfühlen.
Das heißt, dass du fremde Gefühle in dir bearbeitest nach dieser "Theorie", was ich wirklich für ausgemachten Blödsinn halte. Wie soll man denn was Fremdes bearbeiten?

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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:00

theweirdeffekt hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 09:54 Aber das für sich erheben zu wollen und anzuerkennen, kann der Startschuss für gelingende Arbeit mit / an sich sein.
Wer das für sich braucht?

Warum eigentlich nur die Großelterngeneration? Meine Uroma hat zwei Kriege miterlebt und war eine echt bewundernswerte taffe Frau, vielleicht habe ich ja auch von ihr eine gute Resilienz mitbekommen.

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theweirdeffekt
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:05

@candle: Ja, warum nicht. Was in die eine Richtung funktioniert, schließt ja die andere nicht aus. Man kann neben kardiovaskulären familiär-bedingten Risikofaktoren ja auch gute Zähne vererbt bekommen haben. Warum also nicht auch Resilienz?
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ziegenkind
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:08

Candle, vielleicht erst nachdenken, dann pöbeln?#

Natürlich habe ich die fremden Gefühle nicht in mir bearbeitet. Steht auch nirgends. Ich habe daran gearbeitet, mich von meinen Eltern, v.a. von meinem Vater abzugrenzen. Ich war ja in dem unausgesprochenen Glauben erzogen worden, als Gefäß für ihn zur Verfügung zu stehen. Da eine klare Trennung zu vollziehen ist gar nicht so einfach, aber möglich. Und für mich war es zudem hilfreich, dass nicht nur im Modus des Hassens zu tun (den ich eine Zeit lang auch intensiv gefühlt habe). Bei all dem hilft die Einsicht in die trangenerationale Weitergabe von Traumata - mir zumindest,
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:14

theweirdeffekt hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 10:05 Warum also nicht auch Resilienz?
Nur, dass Urgroßeltern hier ja gar keine Beachtung finden. Ich habe auch Nachkriegseltern. :roll:

Ich denke nach wir vor, dass es einfach nur über Handlung weitergetragen wird. Das kann man ja auch im Forum erahnen mit schreibenden Eltern.
Gene lassen sich dann wiederum positiv beeinflussen. Das heißt für mich, dass Eltern der Kriegsgeneration einfach nicht die therapeutischen Möglichkeiten hatten wie wir heute, dass diese ungehindert ihre "Macken" weitergeben konnten.

Resilienz sehe ich dann in etwa so wie ein vererbbarer Diabetes Typ I...

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:39

candle. hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 10:00 Wer das für sich braucht?
candle
Das ist für mich so ein klassischer Moment des Auslagerns von Gefühlen. Warum musst Du andere mit diesem hässlichen kleinen Kommentar herabsetzen? Weil Du nicht weißt, was Du brauchst?
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:50

candle. hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 10:14
Ich denke nach wir vor, dass es einfach nur über Handlung weitergetragen wird.
hier denkst du schlicht falsch. Die transgenerationale Weitergabe von Traumata über GENE ist schlicht wissenschaftlich erwiesen. Das einfach zu negieren hat was von "ich denke trotzdem dass die Erde eine Scheibe ist". Ja, kann man machen wenn man meint

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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 10:55

Ja natürlich Gene. Die werden ja auslösen wie man handelt.

Oder wie siehst du das chrysokoll?
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Zauberlehrling
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 11:04

candle. hat geschrieben: Fr., 15.12.2023, 23:19 Mir kommt das gerade wie Hokuspokus vor. :kopfschuettel:

Das ist nämlich genau der Punkt an dem ich mit meinen Verstehen scheitere.
Weil du es nicht verstehst, ist das Konzept also falsch? Warum möchtest du denn jedem, der hier Gegenteiliges schreibt, dein Nicht-Verstehen überstülpen? Könnte das vielleicht sogar eine transgenerationale Weitergabe sein?
Novembernacht


theweirdeffekt
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 11:06

@candle: Ich hab nicht per se Urgroßeltern ausgeschlossen. Anfälligkeiten für Erkrankungen etc. reichen in aller Regel familiär auch weiter zurück. Oft weiß man über die Urgroßeltern einfach nicht mehr so viel.

Da bin ich bei dir, heute gibt es vielmehr Möglichkeiten Dinge therapeutisch aufzuarbeiten. Und damit im besten Fall nicht an die nächsten Generationen weiterzugeben.
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stern
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 11:24

Ist es denn so wichtig, wie etwas weitergegeben wird?

Auch im gleichen Krieg können die Erfahrungen unterschiedliche gewesen sein. Vielleicht kann nicht jeder dazu etwas in Erfahrung bringen. Und es ist zu beachten, dass gerade in der Nachkriegszeit viel tabuisiert wurde bzw. manche Generation nach wie vor nicht viel darüber redet. Aber je nach dem können eine Traumstierung und besonders prägende, konkrete Ereignisse in der "Familiengeschichte" evident sein. Und das kann dann schon manche Erklärung bieten.

Meine Urgroßeltern kenne ich nicht und weiß auch nur sehr wenig von ihnen. Ein Urgroßvater war im WK1 und überlebte den zweiten. Wobei: Eigentlich beide Urgroßväter (letzteren kannte auch meine Mutter nicht). Der WK1 war anders als der WK2 weniger ein Luftkrieg (wobei im WK2 im Kriegslauf nach hinten hin zunehmend invasivere Bomben eingesetzt wurden. Bzw weil D nicht kapitulierte starben gegen Ende nochmals besonders viele Menschen). Dennoch nehme ich an, dass meine Oma zwei konkrete Ereignisse sie bereits in "der Linie" ihrer Eltern prägten. Das ist natürlich etwas vage, aber meine Oma kannte ich zumindest und ihr "Wesen".
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 12:18

https://www.aerzteblatt.de/archiv/12838 ... rchbrechen

https://medicamondiale.org/gewalt-gegen ... les-trauma

Das fand ich interessant, nicht speziell auf Kriegstraumata bezogen.

Natürlich spielt die Erfahrung mit den Eltern, Lernen am Modell etc. neben der Genetik auch eine immense Rolle.

Differenzieren lässt sich das, wenn ein Kind z.B. NICHT bei den leiblichen Eltern aufwächst und dennoch wie Vater oder Mutter süchtig, depressiv.... wird.

Mir hat ja die Pflegekraft - als meine Mutter im Sterben. lag auf der Intensivstation - gesagt, dass diese Generation extrem lange durchhält. Ich dachte mir: Typisch Mama.

Ja, auch eine gewisse Form der Resilienz kann weitergegeben werden. Denn irgendwo bin ich auch ein harter Hund. In anderen Dingen überhaupt nicht. Sehr ambivalent. Differenzierung: ist es eher ein, stell dich nicht so an! oder tatsächliche innere Stärke und die Gewissheit, es mit den eigenen Kräften zu schaffen???

Was durch Traumata beschädigt wird, ist ja das Urvertrauen, in sich selbst, in Andere und in die Welt (unsicher, gefährlich...). Natürlich wird das über die Erziehung/im Zusammenleben weitergegeben.


Grüsslis
reddie

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candle.
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 13:43

reddie hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 12:18

https://medicamondiale.org/gewalt-gegen ... les-trauma

Das fand ich interessant, nicht speziell auf Kriegstraumata bezogen.

Danke reddie! :rose:
Hier wird mir auch erklärt WIE es funktioniert und ich bin damit NICHT falsch:
Unverarbeitet können sich Traumata auch auf den Umgang mit den eigenen Kindern auswirken. Diese zeigen sich etwa über Reaktionsweisen, Vermeidungsverhalten oder Umgang mit emotionaler Nähe und Distanz. Die für die Kinder daraus resultierenden unbewussten Stressreaktionen, Konflikte und emotionale Belastungen werden wiederum oft an deren Kinder weitergegeben.
SO habe ich das für mich auch immer verstanden. Es ist das, was Eltern vorleben und nicht das Trauma der Eltern selbst.

Vielleicht mache ich auch einen eigenen Thread auf wo man das ohne diese aufkeimenden Emotionen mancher User diskutieren kann.

Immer zu behaupten ich hätte keine Ahnung mir das aber nicht erklären zu können, weil selber keine Ahnung, stimmt mich genervt. :kopfschuettel:

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theweirdeffekt
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 14:09

reddie hat geschrieben: Sa., 16.12.2023, 12:18 Differenzieren lässt sich das, wenn ein Kind z.B. NICHT bei den leiblichen Eltern aufwächst und dennoch wie Vater oder Mutter süchtig, depressiv.... wird.
Das finde ich gerade das interessante dran. Weil da das Vorleben ja dann rausfällt.

Danke auch für die Links.
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reddie
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Beitrag Sa., 16.12.2023, 14:13

Ich würde durchaus beide Einflüsse Erziehung und Genetik annehmen.

Geht ja auch nicht um Recht haben, candle oder?

So ne Genetik-Sichtweise kann natürlich die Selbstwirksamkeitsgefühle herabsetzen (Spielen mit einem schlechten genetischen Blatt? Kann man. Ist aber halt einfach anstrengender und das sollte gewürdigt werden) oder die Abgrenzung von den Eltern könnte es natürlich erschweren, aber es zu Ignorieren hilft ja auch nicht irgendwie.

Ja, Studien mit Menschen, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen sind, können aufschlussreich sein.

reddie

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