Stille Panikattacke / Anpassungsstörung > 2 Jahre

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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_Leo_
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Beitrag So., 16.02.2020, 21:49

Das muss wahrscheinlich jeder für sich definieren wann er Angst als Panikattacke oder große Angst wertet. Ich werte meine Angstzustände zB nicht als Panikattacke auch wenn sie das nach der Definition des ICD wohl wären.

Ist es denn wichtig ob es eine Panikattacke oder einfach große Angst ist? Beides gehört ja in therapeutische Hände.

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mio
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Beitrag So., 16.02.2020, 21:56

Es hat einfach viel mit der eigenen Interpretation zu tun, ja. Vielleicht auch mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten? Das sich aber letztlich nur wiedergewinnen lässt wenn man sozusagen nicht "nachgibt".

Anfangs dachte ich auch, dass ich dann "gar nichts mehr kann". Und das war wirklich gruselig. Aber es war einfach ein Stück weit auch nur meine Interpretation. Heute ist es eher so, dass ich es mir halt "erlaube" wenn es geht und wenn es nicht geht dann vertraue ich auf meine Erfahrung damit. Und darauf dass es schon geht, wenn ich mich nicht noch "zusätzlich" verrückt mache. Ich setze also eher auf "Situationsangepasste" Strategien und schaue auf "echte Notwendigkeiten".

Weder muss ich mich "ohne Grund" quälen noch muss ich jeder "Befindlichkeit" eine Bedeutung beimessen die diese für sich genommen und real gar nicht hat.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 07:23

Doch man kann dann noch arbeiten oder den Zustand so halten, dass es keiner merkt, über eine gewisse Zeitspanne, wenn sich die Attacke aufbaut. Und was glaubt ihr, wie oft ich solche Attacken auf Konzerte habe. Aber da ists zum Beispiel sehr laut und alle starren zur Bühne - merkt keiner. Und ich setz mich sonst auch meist so, dass ich nicht so gut gesehen werde aus dem Grund. Wie gesagt, es ist mir während einer solchen Attacke trotz wahnsinniger Angst und diesen Beschwerden möglich, zu wissen, dass es ne Panik ist - und allein das lindert es etwas, auch wenn ich trotzdem noch Durchfall und Co. habe dann.
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theweirdeffekt
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 07:54

Ich denk auch, dass ist die Übung und der Umgang damit. In Spitzenzeiten war ich den ganzen Tag Magen-Darm technisch auf der Toilette. Kam mir vor wie ein Springbrunnen. Wusste nicht womit (Kopf/Hintern) zuerst über die Schüssel. Kreislauf 0, Blutdruck keine Ahnug wo. Als dann abgeklärt war, dass es nix organisches ist, konnte ich mit der Panik arbeiten.

Die Angst zu sterben wurde zu: das ist jetzt unangenehm, aber das kennst du ja schon.du stirbst nicht, alles wird gut etc. Das hat geholfen die Psyche etwas runterzufahren, was sich dann wieder auf Übelkeit, Durchfall und Kreislauf ausgewirkt hat.

Wenn man von mehreren derartigen Attacken überfallsartig, ohne irgendwelchen ersichtlichen Grund, am Tag über Wochen und Monate gequält wird, braucht man einen Pkan/Umgang. Sonst geht man echt unter.
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen

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Beitrag Mo., 17.02.2020, 11:17

_Leo_ hat geschrieben: So., 16.02.2020, 21:49 Das muss wahrscheinlich jeder für sich definieren wann er Angst als Panikattacke oder große Angst wertet.

Seit wann gibt man sich denn selbst Diagnosen? ;-)
Ich vermeide es eigentlich komplett mir selbst irgendwas zu diagnostizieren. Es ist mir letztendlich auch egal. Ich finde so was auch nicht gut.

Die Diagnosen, die ich habe beruhen auf langen Gespräch und Fragebögen.
Eine annährend richtige Diagnose finde ich nur wichtig, damit die Therapie in die richtige Richtung geht.
Letztendlich ist es mir völlig egal, wie ich oder andere es bezeichnen. Das Wichtige ist ja, dasss man so, damit umgeht, dass es einem im Alltag nicht mehr belastet.

Verstehe jetzt nich so ganz, warum dann hier irgendwqs diagnostziert oder nicht diagnostiziert werden soll.
Dafür ist nicht der Platz. Dafür geht man zum Arzt oder Psychologen.

Und ja, man kann alles Diagnosekriterien erfüllen und es fällt trotzdem nicht extrem in der Öffentlichkeit auf. Verstehe jetzt nicht so, warum das angezweifelt wird.



(Ich beteilige mich da jetzt nicht an dem Battle der da anscheind bei einigen gerade unbewusst mitläuft. ;-) )
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Coriolan
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 11:53

Hallo maki,

warum sind für dich die "Namen" wichtig? Ändert sich für dich was, wenn es statt Anpassungsstörung jetzt Depression heißt, weil das Ganze zeitlich zu lange dauert?

Mein Eindruck ist, dass die Diagnosen mehr für Krankenkassen und Behörden wirklich hilfreich sind.

Und selbst gleiche Diagnosen wirken sich ja bei jedem Menschen letztendlich auch ein wenig unterschiedlich aus. Um bei deinen Beispielen zu bleiben:
Der eine hat in einer Panikattacke Durchfall - der andere eben (ich zum Beispiel) nicht.

Meiner Erfahrung nach werden (v. a. psychiatrische) Diagnosen auch selten (bzw. ungern) korrigiert, wenn sie denn mal da sind.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.

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Candykills
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 13:20

Naja, der Arzt diagnostiziert eine Angst oder Panikattacke nach den Symptomen, die ein Mensch beschreibt. Aber damit beeinflusst der Patient ja auch schon die Diagnose, weil sie nicht objektiv ist, sondern subjektiv vom Patienten beschrieben wird.
Demnach finde ich schon auch, dass es auch an einem selbst liegt zu schauen, wo man sich vielleicht besser drin findet.
Ich habe alle Symptome einer Panikattacke, empfinde meine starken Angstzustände aber trotzdem als starke Angst, die nicht weniger wiegt, als eine Panikattacke. Einfach deshalb, weil ich noch Kontrolle über meine Körperfunktionen habe, was ich bei einer richtigen Panikattacke nicht mehr habe. Meine Therapeutin sieht das genauso - wir sprachen schon darüber.
Deswegen bin ich da schon bei Leo, dass das jeder für sich selbst auch schauen muss, nicht nur der Arzt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


mio
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 13:21

Ich denke dass eine fehlerhafte Diagnose auch zu einer fehlerhaften Behandlung führen kann, darüber zu sprechen halte ich also schon für sinnvoll wenn man sich selbst in der Diagnose so gar nicht wiederfindet.

Allerdings diagnostizieren Therapeuten auch gerne eher "niederschwellig" um den Patienten nicht "kränker" zu machen als er vielleicht ist. Zumindest macht meine Thera das so. Sie schreibt also nicht unbedingt das auf den Wisch für die Krankenkasse was im Raum steht sondern setzt erst mal "weiter unten" an. Und das hat eben so "Behördengründe", denn was mal "aktenkundig" wurde kann halt auch im Negativen auf einen zurückfallen.

Eine Anpassungstörung ist ja "harmloser" als eine Depression. Und wenn jetzt zB. ein Arbeitgeber was von "Anpassungsstörung" hört dann klingt das weniger "bedrohlich" als "Depression" was die "Ausfallwahrscheinlichkeit" angeht.

Das was auf dem Wisch steht und das was im Raum steht sind meiner Meinung nach nicht immer ein und dasselbe und das muss meiner Meinung nach auch nicht so sein, aber der Patient sollte sich schon korrekt wahrgenommen fühlen mit seinen Problemen und auch der Schwere seiner Probleme.

Es bringt ja nix wenn ich ne Lungenentzündung habe und der Arzt einfach ein "bisschen Husten" behandelt. Umgekehrt bringt es aber auch nix wenn ich einfach ein "bisschen Husten" habe und der Arzt ne Lungenentzündung behandeln will.


mio
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 15:01

Candykills hat geschrieben: Mo., 17.02.2020, 13:20 Einfach deshalb, weil ich noch Kontrolle über meine Körperfunktionen habe, was ich bei einer richtigen Panikattacke nicht mehr habe.
Dann kannst Du Dich aber ja auch "beruhigen" und das geht bei Panik eben nicht mehr, dann macht der Körper was er will und zwar solange bis er die Stresshormone wieder abgebaut hat.

Ich kann mir dann zwar auch sagen: "Keine Panik, das überlebst Du schon!" aber das ändert eben nicht direkt was an den körperlichen Symptomen. Und die sind es ja die das Ganze so schwer aushaltbar machen. Es ist ja einfach auch mega anstrengend in diesem "Alarmzustand" zu sein, auch dann wenn man weiss, dass da nix wirklich gefährliches passiert.

Meine zitternden Beine verschwinden ja zB. durch das rumlaufen nicht sondern ich verberge sie dadurch nur vor anderen. Das wiederum gibt mir dann wieder etwas mehr "Kontrolle" und dieses "etwas mehr an Kontrolle" sorgt dann halt dafür dass sich das nicht weiter hochschaukelt. Da geht es auch stark um "Selbstwirksamkeit".

Die Übergänge sind ja auch fließend, dh. wenn ich früh genug "eingreife" dann kann ich diesen "HighPeak" noch verhindern. Dazu muss ich aber erst mal die "Hinweise" kennen die sowas ankündigen und die sind individuell sicher sehr verschieden.

Bei mir ist es zB. oft so ein Reizhusten, wenn ich den bekomme dann weiss ich mittlerweile: Stopp! Richte Deine Gedanken auf was anderes wenn Du nicht willst dass das total übel wird. Stoppe ich das nicht, dann gipfelt dieser Reizhusten irgendwann in Panik und in Würgeanfällen und da geht dann halt gar nix mehr.

Mit "normalen Ängsten" hat das was ich dann erlebe aber in keinem Stadium zu tun, normale Ängst sind für mich ganz was anderes weil sie halt einen klaren "Auslöser" haben. Also wenn ich zB. Angst vor einer mir unbekannten Situation habe weil ich nicht weiss was mich erwartet dann weiss ich warum ich Angst habe: Eben weil ich nicht weiss was mich erwartet. Damit kann ich dann passend umgehen und da wird auch keine "Panik" draus wenn da nicht noch was anderes mit rein spielt. Da hilft es dann zB. wenn ich versuche mich vorzubereiten, also die Situation antizipiere. Und da hilft es dann auch mir zu sagen: Was soll schon groß passieren? Wie sieht der "worst case" aus? Wie wahrscheinlich ist dieser? Ist dieser "worst case" wirklich soooo schlimm?

Im Grunde hab ich das auch bei den ersten Panikattaken so gemacht nur dass es da nichts "verhindert" oder "gestoppt" hat. Das heisst es lies sich so eben nicht "bewältigen", das einzige was ich dadurch manchmal leichter bewältigen konnte war in der Situation trotzdem drin zu bleiben und eben nicht panisch wegzugehen. Ich muss nun mal in den Supermarkt gehen, ich muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, ich muss arbeiten. An all diesen Situationen komme ich dauerhaft nicht vorbei wenn ich meine Selbstständigkeit nicht aufgeben möchte also muss ich sie irgendwie bewältigen, auch wenn es meine Kräfte teils extrem herausfordert.

Für mich war zB. dass Wissen darum, dass ich mich da einfach gar nicht beruhigen kann in so einem Zustand enorm hilfreich, weil ich vorher immer dachte: Das kann doch nicht sein! Du musst Dich doch beruhigen können! Was ist denn da los?

Als ich verstanden hatte warum dass dann eben erst mal NICHT geht war ich wesentlich entspannter damit, das hatte dann was von: Es braucht halt seine Zeit... Nicht mehr dagegen anzukämpfen zu versuchen war sozusagen der "erste Weg zur Besserung". Das ich das schon auch "steuern" kann der zweite, es muss halt "früh genug" passieren bevor das Level im HighPeak ist. Heute weiss ich welche Situationen "geeignet" sind sowas auszulösen und auch wie ich dann "vorbeugen" kann, das wusste ich anfangs nicht. Da wusste ich ja "gar nichts" wenn man so will.


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Beitrag Mo., 17.02.2020, 15:04

Für meine Begriffe würde ich deshalb zwischen "normalen Ängsten" und "Panik" schon ganz klar unterscheiden. Eine "normale Angst" ist für mich nachvollziehbar, die hat einen "realen Hintergrund", und die "verselbstständigt" sich eben körperlich auch nicht so. Klar kann man auch unrealistische Ängste haben ohne deshalb körperliche Symptome zu haben, das würde ich dann auch nicht unbedingt als Panik bezeichnen sondern eher als so eine Art pathologisches Kathastrophendenken, das hat für mich dann aber irgendeine innerpsychische Funktion. Panik hat keine innerspychische Funktion sondern ist eher eine Reaktion auf etwas das - wenn es sich nicht nachvollziehen lässt - noch "im Dunkeln" liegt.

Wenn ich Panik entwickle weil ich fast von fünf Bauwänden erschlagen werde (kürzlich passiert) dann WEISS ich ja woher diese Panik kommt. Dann wundere ich mich auch nicht dass meine Beine zittern oder dass mir das Herz bis zum Hals schlägt, mir schlecht ist etc. sondern ich kann es verorten. Bekomme ich aber im Supermarkt Panik dann frage ich mich schon: Hä? Was ist denn hier jetzt plötzlich los? Und ich kathastrophire dann vorher auch nicht rum so nach dem Motto "Der Typ an der Kasse vor mir hasst mich" oder "Der ist mir mit seinem Einkaufswagen in die Haken gefahren weil er mich nicht leider kann" oder "Hier findet bestimmt gleich ein Anschlag statt" oder so. Null. Das kommt gefühlt aus dem "nichts". So als hätte der Körper jetzt halt mal beschlossen verrückt zu spielen und lässt sich auch nicht mehr vom Gegenteil überzeugen.

Ich kann allerdings mit einem derart "überreagierenden Körper" durchaus noch selbstständig und "normal" handeln, es ist deutlich schwerer als im "Normalzustand" aber es geht, eingeschränkt, aber nicht unmöglich. Wäre das nicht gegangen dann hätte ich mich in den Hochzeiten gar nicht mehr aus dem Haus bewegen können. Und die Hochzeiten hielten MONATE an, Monate in denen ich nur selten in einem "normalen Zustand" diesbezüglich war. Ich war aber auch nicht dauernd im HighPeak, auch wenn ich damals noch wesentlich schneller dort gelandet bin. Der HighPeak entsteht bei mir vor allem dann wenn da was "Traumanahes" berührt wird und ich das nicht schnell genug merke oder aber ich es zwar bemerke aber trotzdem nicht gegensteure oder gegensteuern kann weil mir die "passende Strategie" noch fehlt.

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Candykills
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 17:42

Das ist schlicht Unfug. Normale Ängste haben nicht immer einen Auslöser. Meine schweren Angstzustände haben keinen konkreten Grund, sind aber trotzdem seltenst eine Panikattacke, obwohl Herzrasen, Zittern und alles mögliche dazu gehört und sie sich nicht auf einen konkreten Grund oder Auslöser beziehen. Auch kann ich mich nicht einfach beruhigen.

Naja, aber jeder so wie er denkt.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 18:14

Bei mir kommt so was auch oft aus dem Nichts. Manchmal kann ich im Nachgang festmachen, was der Auslöser war.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Beitrag Mo., 17.02.2020, 20:45

mio hat geschrieben: Mo., 17.02.2020, 13:21 Eine Anpassungstörung ist ja "harmloser" als eine Depression. Und wenn jetzt zB. ein Arbeitgeber was von "Anpassungsstörung" hört dann klingt das weniger "bedrohlich" als "Depression" was die "Ausfallwahrscheinlichkeit" angeht.
Ja, das man seinen Kopf nicht ganz beim Arzt ausschaltet, sehe ich genauso.

Der Arbeitgeber wird nur niemals etwas von der Anpassungsstörung oder Depression erfahren.
Hört sich ja so an, als ob die Diagnose an den Arbeitgeber geleitet wird. Könnte falsch bei Leuten ankommen, die das lesen und noch nichnso im Thema drin sind.
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mio
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 21:34

Ja, und das macht es eben so schwierig damit umzugehen weil sich ja nicht alles vermeiden lässt. Und wenn es jederzeit und überall passieren kann dann kann ich da ja auch nichts "vorhersehen" sondern dann muss ich irgendwie einen Umgang damit finden.

Ich weiss mittlerweile dass vor allem Situationen geeignet sind in denen ich "still halten" muss bzw. aus denen ich "gefühlt" nicht weg kann. Wenn ich also weiss, dass mir sowas "bevorsteht" dann versuche ich da entsprechend "mental" vorzubeugen indem ich mir sozusagen "sage" dass ich jederzeit gehen kann. Ganz egal welche Konsequenzen das hätte. Wenn es zu schlimm wird dann GEHST DU. Völlig egal in welchem Kontext. Ob nun in der Öffentlichkeit, beim Arzt, in der Bahn, im Job...

Den Supermarkt einfach unverrichteter Dinge zu verlassen ist leicht, die Bahn oder den Bus ebenso. Im Job wird es schon ein bisschen schwieriger, aber auch da bin ich dann teilweise "einfach" gegangen wenn es gar nicht mehr ging. Und das war als "Signal nach innen" glaube ich auch ziemlich wichtig und gut. Ebenso wichtig war es aber auch mich da immer wieder "auszusetzen", weil wenn ich das nicht getan hätte, dann hätte sich die "Angst vor der Angst" nur verfestigt. Und dann hätte ich halt irgendwann echt nirgends mehr hingehen können.

Was ich bis heute noch nicht wieder gemacht habe ist Auto fahren, mitten auf der Autobahn ne Panikattacke zu bekommen ist halt auch echt kein Spass, nicht nur für mich nicht sondern das kann dann auch für andere gefährlich werden. Mittlerweile traue ich mir das zwar nach und nach wieder immer mehr zu, weil ich das schon ganz gut "gesteuert" bekomme insgesamt und ich muss ja auch nicht gleich mit der Autobahn anfangen, aber diese Erfahrung steckt mir nach wie vor ziemlich in den Knochen.

Und ich achte generell bewusster auf meine Grenzen, das hilft auch. In manchen Situationen in denen ich heute klar NEIN sage habe ich früher nicht NEIN gesagt weil ich dachte, dass ich das jetzt "aushalten" oder "leisten können" muss oder so was in der Art. Das habe ich mir klar abgewöhnt. Auch wenn es erst mal vielleicht "Gegenwind" bedeutet.

So richtig klar die Auslöser festmachen finde ich meist schwierig, weil es nur selten einen klar erkennbaren Auslöser gibt, meist gibt die Situation als solche da NICHTS her. Was ich feststellen kann das sind halt diese "Gemeinsamkeiten" der auslösenden Situationen. Und die Hauptgemeinsamkeit ist eben dieses gefühlte "still halten müssen".

Verrückterweise ist aber genau das dann die "Konsequenz" hinterher, also wenn ich "raus bin" aus der Situation. Dann halte ich wie automatisch und festgezurrt "ganz still". Bis es halt sozusagen wieder "nachlässt". Das kann länger dauern, aber auch schneller gehen. Und die "Ausprägung" ist emotional auch unterschiedlich. Das ist dann eher so eine Art "Folgeangst" oder sowas, keine Ahnung.

Es ist auf alle Fälle nicht so, dass das dann "ohne Konsequenzen" bleibt. Und die Konsequenzen sind für mich halt an sich ungut. Im Grunde ist es besser wenn ich die Situationen "aktiver" durchstehen kann, dann fallen auch die Konsequenzen nicht so "negativ" aus. Aber das schaffe ich eben nicht immer, wenn ich in diesem "HighLevelPeak" bin oder auch nur in die Nähe davon komme.

Es ist leider nicht so dass dieser "Highlevelpeak" dann mal für ein paar Minuten (oder auch länger) auftaucht und danach ist es so als wäre nix gewesen. Keine Ahnung ob das bei anderen so ist, bei mir ist das nicht so. Ich knabbere an den "Auswirkungen" dann immer noch ein paar Tage in der Regel. Je nachdem wie gut ich mich da halt in Folge innerlich davon wegkriege und wie "weit" es ging.

Vor einiger Zeit habe ich das aber auch bei einer Kollegin beobachten dürfen, also dass die auch nicht einfach so "Schwamm drüber" sagen konnte nachdem sie - am Tag vorher - eine Panikattacke hatte sondern die ist genauso "gehetzt"
und "bloss tumb beschäftigen, bloss tumb beschäftigen, bewegen. aber möglichst nicht dauernd drüber reden, kurz erklären und dann lasst mich bitte wieder" mässig durch die Gegend getigert ist im Job wie ich das auch von mir dann kenne.


mio
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 21:38

~~~ hat geschrieben: Mo., 17.02.2020, 20:45 Der Arbeitgeber wird nur niemals etwas von der Anpassungsstörung oder Depression erfahren.
Hört sich ja so an, als ob die Diagnose an den Arbeitgeber geleitet wird. Könnte falsch bei Leuten ankommen, die das lesen und noch nichnso im Thema drin sind.
Na ja, ob das immer soooo gesichert ist? Da wäre ich mir nicht so sicher. Ne Beamtenlaufbahn kann man sich mit sowas zB. wohl ziemlich gut verhageln nach allem was ich so mitbekommen habe.

Und auch Berufsunfähigkeitsversicherungen fragen sowas teilweise ab und da musst Du ja zB. auch zustimmen, dass die sich im Zweifel die entsprechenden Informationen einholen dürfen. Sonst nehmen die Dich halt einfach nicht auf.

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