Darf Psychotherapeut über ihm unbekannte Menschen urteilen??

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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bbussibär
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Darf Psychotherapeut über ihm unbekannte Menschen urteilen??

Beitrag Di., 18.09.2018, 14:07

ich habe folgendes Problem. mein Freund geht zu einer Therapeutin, da er eine verzerrte Wahrnehmung hat. er glaub, dass er Dinge tut, die er in Wirklichkeit gar nicht macht. außerdem lügt er mich immer wieder an, und findet das dann vollkommen ok. da ich letztens ausgezuckt bin, weil ich lügen hasse und finde, dass man darauf keine Beziehung aufbauen kann, hat er das gleich seiner Therapeutin erzählt. die hat darauf hin nur gemeint, ich lüge mich eh auch selber an. ich finde, das eine absolute Frechheit, da mich die Therapeutin gar nicht kennt. sie hat mich noch nie gesehen und auch noch nie mit mir gesprochen.
was meint ihr dazu?

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Kaonashi
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Beitrag Di., 18.09.2018, 14:22

Woher weißt du denn, dass er die Wahrheit gesagt hat über das was die Therapeutin gesagt hat?

Ansonsten, wenn sie es wirklich gesagt hat, dann wird sie einen Grund gehabt haben. Vielleicht hat dein Freund dich so geschildert, dass sie diesen Eindruck gewonnen hat. Wenn es dir nicht gefällt, könntest du ja fragen, ob du mal zu einer Therapiestunde mitkommen kannst, damit sie dich kennenlernt. Wenn es in der Therapie auch um eure Beziehung geht, wäre das vielleicht ganz gut.

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 18.09.2018, 14:35

Ich meine dazu, dass ich es seltsam finde, dass du einerseits sagst, dass er dich permanent anlügt und gleichzeitig offenbar fest davon ausgehst, dass er dir in diesem Punkt die Wahrheit sagt... Woher willst du wissen, was die Therapeutin tatsächlich gesagt hat?

Er wäre nicht der erste, der versucht, seine Therapeutin sozusagen als "Waffe" im Beziehungskampf mit seiner Partnerin einzusetzen. Ist ja bequem, so ein "meine Therapeutin hat auch gesagt..." ist ja für dafür empfängliche Leute sozusagen ein Totschlagargument, wenn schon die Fachfrau das sagt... Patienten picken sich übrigens auch ohne bewusst zu lügen aus dem was Therapeuten sagen immer das heraus, was gerade passt, auch wenn's vielleicht in einem ganz anderen Zusammenhang gesagt wurde. Ich würde mich an deiner Stelle als erstes mal fragen, warum du auf so einen Satz so anspringst? Wenn es überhaupt nicht mit dir oder deinen Ängsten zu tun hätte, würdest du dir einfach nur denken, die spinnen beide und es würde dich nicht weiter jucken, aber irgendwie scheint er mit der Bemerkung bei dir einen wunden Punkt getroffen zu haben, warum auch immer (was nicht heißt, dass er damit Recht hat, aber irgendwie bist du an der Stelle verletzlich.)

In jedem Fall würde ich mir Gedanken machen, warum du dich darüber aufregst, die Therapeutin würde über dich urteilen. ohne dich zu kennen, obwohl du selbst genau das tust. Du urteilst über sie, ohne sie zu kennen und ohne zu wissen, ob sie das überhaupt so gesagt hat. Die Quelle deines "Wissens" scheint ja nicht unbedingt die zuverlässigste zu sein...

Edit: Hat sich mit Vorbeitrag überschnitten
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


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bbussibär
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Beitrag Di., 18.09.2018, 14:49

Danke für die schnelle Antwort! Ich sehe das genauso. Mein Freund sagt selber, dass alles, was er sagt, durch seinen Filter geht. daher habe ich schon vor einem halben Jahr vorgeschlagen, mal mitzugehen. Das wäre auch in seinem Interesse. Die Therapeutin lehnt es jedoch strikt ab. Sie sagt, er ist ihr Patient und er gehört behandelt. Da spiele ich keine Rolle, meint sie. Das sehe ich auch anders. Weil wenn jemand in einer Beziehung lebt, dann hat es schon auch auf die Beziehung Auswirkungen, wenn einer eine verzerrte Wahrnehmung hat. oder?

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ziegenkind
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Beitrag Di., 18.09.2018, 14:50

das wiederum ist die entscheidung seiner therapeutin, nicht deine.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 18.09.2018, 14:56

Das weißt du aber auch wieder nur von ihm, vielleicht will er es ja nicht und will nicht dazu stehen? Muss nicht so sein, aber kann so sein. Fakt ist, irgendwie ist deine Anwesenheit in seiner Therapie nicht erwünscht und das musst du dann wohl akzeptieren. Trotzdem frage ich mich immer noch, warum das überhaupt so wichtig für dich ist, was sie da über dich denkt. Davon, dass sie etwas wie du sagst "falsches" über dich denkt, wird es ja noch lange nicht wahr... Ich würde an deiner Stelle mal bei dir schauen, was du tun kannst, um dich in deinem Selbstwert und deiner Selbstwahrnehmung unabhängiger von der Meinung Anderer zu machen, sei es dein Freund, seine Therapeutin oder sonst wer... Wenn du weißt, wer und wie du bist, ist doch der Rest unwichtig.
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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 18.09.2018, 15:05

Was verstehst du denn darunter 'ausgezuckt' zu sein?
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Noenergetik
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Beitrag Di., 18.09.2018, 15:36

Gelöscht..
Zuletzt geändert von Noenergetik am Di., 18.09.2018, 15:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Noenergetik
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Beitrag Di., 18.09.2018, 15:39

Gibt leider Therapeuten die der Meinung sind es geht ja um den jeweiligen Patienten (ist ja auch so) und das jeweilige soziale Umfeld spielt keine Rolle. Gibt aber auch andere die es anders sehen, natürlich spielt das soziale Umfeld auch eine Rolle, der Mensch lebt ja nicht allein sondern in Interaktion mit seiner Umwelt.
Es sei denn er ist ein Einsiedler.


ziegenkind
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Beitrag Di., 18.09.2018, 15:46

ja, stimmt nonenergetik. ich kenne beide varianten. in der klinik hat die therapeutin meinen mann einbezogen. in meiner ambulaten analyse wäre das undenkbar gewesen. beides war gut. beides war z.T. meine, z.T. die entscheidung der jeweiligen therapeutin. kann ja auch gar nicht anders sein.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


shesmovedon
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Beitrag Di., 18.09.2018, 15:50

also meine Therapeutin würde auch niemanden aus meinem sozialen Umfeld in der Therapie dulden. Schlichtweg, weil's meine Therapie ist. Mein sicherer Rahmen.

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Noenergetik
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Beitrag Di., 18.09.2018, 16:09

Ich meinte mehr das die jeweiligen Personen ja nicht körperlich anwesend sein müssen sondern in der Therapie an sich eine Rolle spielen sofern sie auch im Leben des jeweiligen eine Rolle spielen.

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Noenergetik
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Beitrag Di., 18.09.2018, 16:49

Wenn Therapeuten (oder auch jeder andere Mensch) über andere Menschen urteilen ohne diese zu kennen aus der subjektiven Sicht des Klienten heraus dann ist das z.T. moralisch verwerflich (in einer Therapie aber wohl unumgänglich,) wenn es aber bis zu einer Verleumdung kommt, dann ist es richtig schlimm.

Natürlich kommt es auch noch darauf an was der Klient wie wiedergibt und in welchem Zusammenhang es gemeint war.
Sollte die Therapeutin es tatsächlich so gesagt haben, sagt das eher etwas über die Therapeutin aus, ich würde mir da nicht soviel draus machen.

Wenn es Dich ärgert das er sie als wie oben erwähnt als Waffe einsetzt , meine Therapeutin hat aber gesagt das. ... ( ist es so ärgert Dich das?, )dann kannst Du ja mit ihm darüber reden und evtl. Deine Konsequenzen ziehen.

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 18.09.2018, 17:27

bbussibär hat geschrieben: Di., 18.09.2018, 14:49 Sie sagt, er ist ihr Patient und er gehört behandelt. Da spiele ich keine Rolle, meint sie. Das sehe ich auch anders. Weil wenn jemand in einer Beziehung lebt, dann hat es schon auch auf die Beziehung Auswirkungen, wenn einer eine verzerrte Wahrnehmung hat. oder?
Im Bezug darauf, dass du ihn begleitest, hat die Therapeutin völlig Recht. Der Schutzrahmen den die Therapie bietet, würde völlig entfallen, wenn du mitgingst. Und unter diesem Umstand ergäbe die Therapie (die als Einzeltherapie vorgesehen ist) keinen Sinn mehr.

Jede Beziehung die man führt, hat Auswirkungen auf die eigene Person. Hätte sie keine, könnte man sich die Beziehung auch ersparen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Not_here
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Beitrag Di., 18.09.2018, 18:56

Anna-Luisa hat geschrieben: Jede Beziehung die man führt, hat Auswirkungen auf die eigene Person. Hätte sie keine, könnte man sich die Beziehung auch ersparen.
Das ist auch der Grundgedanke der Systemtherapie, welche einen Menschen niemals als abgeschottetes Induviduum sieht, sondern als jemanden, dessen Konflikte in Zusammenhang mit seinem persönlichen Umfeld entstehen. Das Umfeld einer Person sagt oft mehr über seine Probleme aus, als eine Einzelbetrachtung zu Tage fördern kann.

Vielleicht sieht aber auch die Therapeutin den besten Weg, sich auf ihren Patienten einzustellen darin, dass sie ihn erstmal in seiner Wahrnehmung bestätigt (sprich: meine Freundin lügt mich an!). Auf diese Weise fühlt er sich angenommen und wird weiteren therapeutischen Maßnahmen offener gegenüberstehen...

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