Missbrauch anzeigen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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anarchistin
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Missbrauch anzeigen

Beitrag So., 13.01.2013, 07:07

ich habe mal eine frage an alle die in ihrer jugend/kindheit missbraucht wurden:
habt ihr den mb angezeigt? wenn ja, wann? und wie ging es dann weiter? wie ging es euch dabei?

bzw: warum habt ihr euch entschieden anzuzeigen oder gar NICHT anzuzeigen?
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Tinkerbell_85
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Beitrag So., 13.01.2013, 07:41

Ich habe ihn nicht angezeigt.
Ich kann mich bis jetzt auch nicht an alles erinnern, das woran ich mich erinnern kann, ist im Alter von 12-15/16 Jahren passiert.
Mit 17 Jahren habe ich es meiner Mutter erzählt, sie hat es mir aber nicht geglaubt, und das ganze als harmlos abgetan.

Alleine hätte ich das damals mit der Anzeige einfach nicht geschafft. Ich wollte das alles vergessen und hinter mir lassen, ist mir aber leider bis heute nicht gelungen.....

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Traurige Seele
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Beitrag So., 13.01.2013, 10:45

Ich habe es bis jetzt verdrängt gehabt. Damals war ich so 9 als ich es meiner Mutter erzählt habe, sie hat es damals mit abgetan dass ich es mir eingebildet hätte oder geträumt hätte. Also blieb mir damals nur die Verdrängung.

Heute würde ich ihn auch nicht anzeigen, da es innerhalb des familiären Systems passierte und ich damit auch seine Familie zerstören würde, er hat selber Kinder und das würde ich nicht wollen, die inder sind nämlich immer die leidtragenden in dem ganzen System.

LG TS
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Longway
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Beitrag So., 13.01.2013, 12:04

Bei den ersten VG war ich zu klein, bei der zweiten habe ich mich nicht getraut,da mir ja sicher niemand glauben wird.
Und beim jahrelanger SMB habe ich auch nie jemandem etwas gesagt. und so war für mich auch klar das ich die Personen nie anzeigen werde.

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saffiatou
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Beitrag So., 13.01.2013, 12:45

habe nicht angezeigt.

habe erst nach über 25 Jahren Verdrängung erinnert.
Die Angst, daß man mir nicht glaubt ist zu groß.
Stimmen meine Erinnerungen?
Die Täter sind Familie.....


Heute wünschte ich, daß ich mir gleich Hilfe (Anzeige etc) geholt hätte, dann hätte ich es nicht so lange
ertragen müssen.

Saffia
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sadmaso67
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Beitrag So., 13.01.2013, 14:04

Bei mir war es vor wenigen Jahren, und ich habe aus verschiedensten Gründen nicht angezeigt:
.) Schon mal verliefe eine Anzeige (durch das AKH gegen eine Ärztin) im Sand unhd nichts geschah - da waren die äußeren Merkmale sichtbarer
.) Beweislage: Aussage gegen Aussage; selbst mein Anwalt riet mir ab
.) Umgang der Öffentlichkeit mit mir (Warum haben sie sich nicht gewehrt, sie sind ein Mann und somit doch stärker als eine Frau)
.) Drohung (Kontakte nach "Osten") und 1 Jahr zuvor hatte sie jemanden auf mich angesetzt, der bereit war, mich zu vermöbeln


.) Ohnmacht und Hoffnung: Ich hoffte, daß es "nur" ein Ausraster/Kurzschluß war, weil ich mit sowas niemals, wirklich niemals (bei ihrem Hintergrund) gerrechnet hatte.
Ich kannte andere Formen, wo/wie ihre "Kurzschlüsse" zu Tage kamen - und das war nach Minuten/Tagen wieder vorbei; nur... in dem Fall nicht mehr


.) Und auch wenn dann durch die Jahre die Wut, der Schmerz übermächtig wurde (Nicht Haß), Gedanken wie "Die Pest an den Hals wünschen" noch "harmlos" sind, (weil sie "frei" rumrennt und mir eben drohte, als ich es "publik" machte), so ist es die Judikatur die mich im "Stich" läßt.

Bei mir ist es Jahre her, und mir ist´s als wäre es gestern gewesen. Ich habe alle Formen des Traumas (Kein Kurzzeitgedächtnis mehr, gestörrte Räumliche udn zeitliche Wahrnehmung, Fehlfarben und "Doppelbilder" (Ist wie 3D-Film ohne Brille) und div. köperliche BEschwerden, durch die Vxx; eben u.a einen kaputten Hoden uvm.)
Nebst den anderen Dingen (die ich hier nicht benennen will).

Wie man den Tagesmedien entnehmen kann bekommen "unsere" Straftäter "nichts", vor allem wenn die Sozialprognose gut ist, und Vereine wie NEustart machen ihr übliches um Täter zu schützen.
Meine Thera muß ich mir aus eigener Tasche zahlen, und selbst wenn ich einen "Titel" hätte, wäre bei meinem Täter nichts zu holen.
Und, dann ist´s ein Unterschied, ob ich in Foren von selber "darüber" spreche, wo ich "Gleichgesinnte" habe, Menschen die versthen, die nachempfinden können,
oder ob ich in RL mit LEuten spreche, die selbst von Berufswegen "sprechzen können sollten", die einen nur noch weiterverletzten, bis hin zur "Obrigkeit" wo ich nur Unverständnis ernte, und mir anhören muß, daß ich eine (bedauerliche) Ausnahme innerhalb der Statistik bin, weil ein Trauma nach 2 Jahren abgeklungen sein sollte.....

dann habe ich keine Lust mehr, einen Kampf zu führen, weder für mich privat, noch für andere.
(Hintergrund: IN Ö ist derzeit eine Fußfesselsache sehr aktuell, nachdem der nun begehrt, selbige abgenommen zu bekommen), und die Leute sich zwar in div. Foren den Mund zerreißen (Sowas geht ja gar nicht), aber kein einziger den Mumm hat, auf "die Straße" zu gehn, zu demonstrieren.
Dann weiß ich/sehe ich, wie weit es mit der Solidarität mit "Opfern" her ist.

Für mich selber weiß ich, sollte ich jemals wieder in diese Situation gelangen; Ich würde handeln, auch wenn es bedeutet, das ich im Knast lande; aber dann weiß ich - mein Täter, tut nie wieder was
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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anarchistin
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 09:44

ich verstehe es nicht...ehrlich...man kann eine anzeige auch anonym machen. man kann eine anzeige auch so machen, dass nur die polizei weiss wer diese anzeige gemacht hat (der täter erfährt es nicht, es scheint euer name nirgends auf- also auch wenn das familienintern passiert ist scheint euer name nicht auf).
ausserdem rennen diese leut frei rum- die könnten es wieder tun (die statistik spricht von ner sehr hohen wiederholungsquote!!!).
mb anzeigen wird immer nachgegangen- selbst wenn gegen den täter nix vorliegt bzw es zu keinem verfahren kommt- er wird weiterhin etwas besser beobachtet.
mb bildet man sich nicht einfach ein, das wissen die von der polizei auch.
ich finde jeder einzelne dieser leute gehört angezeigt.

mich beschäftigt das thema dzt wirklich stark und es macht mich unendlich wütend, dass soviele dieser gestörten vollkommen unbehelligt draussen rumrennen!!! ;-(
sorry- bin echt gefrustet ob dieser ungerechtigkeit...
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(e)
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 10:14

Meine Schwester wollte mir den Namen nicht nennen, obwohl sie ihn später nochmal sah und wusste, dass er Kinder hat. Sonst wäre er nicht sicher vor mir gewesen. Den hätte ich irgendwie festgenagelt. Ich kann Deinen Frust verstehen.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 10:23

@anarchistin,

es ist sehr schwierig. Als Kind hat mir eine Mutter damals nicht geglaubt und jetzt nach 23 Jahren kommen die Erinnerungen wieder in der Therapie zum Vorschein. Mein Peiniger hat zwei Kinder von 2 Jahren und das andere ist ein Neugeborenes, soll ich jetzt sein Leben durch meine Erinnerungen zerstören. Und die Kinder sind Jungs also hoffe er dass er da nix macht. Wenn ich das offen legen würde bräuchte ich wahrscheinlich zu meiner Familie (die es eh nicht geglaubt haben) gar nimmer kommen. Also schweige ich weiter. Meine Therapeutin und mein Mann wissen es und weiter wird es nicht an die Öffentlichkeit getragen werden. Ich muss es für mich verarbeiten.

LG TS
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saffiatou
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 11:56

Ich habe mir bei dem Mißbrauch, als ich 10 Jahre alt war, versucht Hilfe zu holen,
habe Schutz in einer Apotheke gesucht, erzählt was da passiert und wurde wieder
weg geschickt - in seine Arme zurück, weil die Apothekerin Feierabend machen wollte.
Danach habe ich die hoffnung verloren, daß mir jemand helfen könnte und dachte es
wären ihr/sein Recht/e.

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Catinka
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 11:58

anarchistin hat geschrieben:ich verstehe es nicht...ehrlich...man kann eine anzeige auch anonym machen. man kann eine anzeige auch so machen, dass nur die polizei weiss wer diese anzeige gemacht hat (der täter erfährt es nicht, es scheint euer name nirgends auf- also auch wenn das familienintern passiert ist scheint euer name nicht auf).
Ist das tatsächlich so? Und was passiert dann? Mal angenommen die bekommen den Täter und der streitet das ab, was passiert dann? Mich interessiert das brennend.

Meine Angst bei der ganzen Sache wäre, dass ich diesen Menschen wiedersehen müsste, vielleicht vor Gericht (keine Ahnung ob das tatsächlich so wäre), dass ich mitbekommen müsste, wie der die ganzen Taten abstreitet usw..

Und zum anderen stellt sich die Frage, was mach ich mit meinen ganzen Erinnerungsfetzen, meine Träume die so realistisch sind, dass sie war sein könnten? Was muss ich, wenn ich Anzeige erstatte, aussagen, wie detailliert muss ich werden? Reicht es wenn ich lediglich sage ich wurde missbraucht oder vergewaltigt oder wollen die mehr hören.

Hat jemand schon einmal was vom Opferentschädigungsgesetz gehört bzw. ist jemand von euch schon einmal diesen Weg gegangen? Soweit ich weiß, muss man, insofern man nicht mit dem Täter verwandt ist, bei Antrag auf Opferentschädigung automatisch Anzeige erstatten.
Catinka

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Nena-Marie
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Beitrag Do., 17.01.2013, 11:50

Catinka hat geschrieben:Was muss ich, wenn ich Anzeige erstatte, aussagen, wie detailliert muss ich werden? Reicht es wenn ich lediglich sage ich wurde missbraucht oder vergewaltigt oder wollen die mehr hören.
Auch wenn es brutal ist, jedes Detail ist (wegen möglichen Folgeopfern) wichtig, damit Zusammenhänge erkannt werden können. Es ist dann zumindest ein Tätermuster aktenkundig. Meine Aussage dauerte vier Stunden. Mein Entschluss stand fest als ich erfahren hatte, dass er sich wieder einem Kind missbräuchlich nähert.


Lg Nena

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Catinka
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Beitrag Do., 17.01.2013, 13:04

Hallo Nena-Marie,

ich finde es großartig, dass du das geschafft hast ... verdienst meinen vollen Respekt, wirklich!

Wie sieht es denn mit den Verjährungsfristen aus? Soweit ich weiß ist die Verjährungsfrist in Deutschland 10 Jahre nach Beginn der Volljährigkeit.
Jetzt kann ich mir meine Frage gerade selbst beantworten, für die Taten an mir kann er wahrscheinlich nicht mehr belangt werden aber die Folgeopfer, klar … verstehe.

Oh je, das ist sehr sehr hart … bin gerade sehr betroffen.

Weißt du, Nena-Marie, was aus deiner Anzeige geworden ist?
Catinka

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Nena-Marie
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Beitrag Do., 17.01.2013, 14:13

="Catinka"

Weißt du, Nena-Marie, was aus deiner Anzeige geworden ist?
Durch sein damaliges Geständnis, trotz Verjährung, bekommt er bei Folgefällen (wenn er zwischen zwei Urteilen steht ) nun stets die härtere Strafe. Er wird nie wieder eine öffentliche Anstellung als Lehrer bekommen. Selbst ohne Geständnis bleibt ein Aktenvermerk.

Mir wurde erklärt, wenn ein Täter während der Frist vor der Verjährung wieder straffällig wird, und es zu einem Prozess kommt, kann man sich als vorheriges Opfer anhängen. Dann gilt die Verjährungsfrist nicht. Doch das ist sehr schwierig, weil aktenkundige Folgefälle oft erst auftreten wenn der eigene Prozess wegen Verjährung oder Beweismangel bereits abgelehnt wurde. Dann kann man sich auch nicht mehr dranhängen. Diesen Weg sehe ich höchstens als einen Zufall an. Ich weiß jedoch nicht wie die Gesetzeslage heute ist.

Lg Nena

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Catinka
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Beitrag Do., 17.01.2013, 18:09

Danke für diese Info Nena.

Und darf ich dich fragen, warum du dich entschieden hast den Täter anzuzeigen? “Nur“ wegen der Folgeopfer oder auch aus anderen Gründen. Ich verstehe es, wenn du nicht darauf antworten möchtest.
Catinka

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