Bin ich nicht gut genug?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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maki
Helferlein
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Beitrag Fr., 28.02.2020, 23:13

Hi @Fenixara,

wollte fragen, wie es dir mittlerweile geht?
Habe den Thread erst heute entdeckt und dachte fast, ich hätte ihn geschrieben. Habe auch in einer Steuerberatung gelernt, ich hatte sogar 2 Office Kolleginnen Vollzeit und 2 Studentinnen für abends und trotzdem war es so viel Arbeit, dass es unerträglich war, weil jeder den langwierigen und nervigen Sch* auf den er selbst keinen Bock hatte, auf mich abgewälzt hat. Ich wurde auch schlecht ausgebildet, da man mich so mit Schreibkram, Ablage, Post und Meetingbetreuung zugemüllt hat, dass ich kaum Zeit gehabt hätte, was Neues zu lernen zb. Lohnverrechnung oder Buchhaltung, was auch im Lehrplan stand.
Den ganzen Tag hunderte Seiten Protokolle in 3 Sprachen abtippen. Telefon, in der 4 stöckigen Kanzlei vom Keller bis ins Dachgeschoss rumlaufen, um den Leuten ihre Akten zu bringen, den Klienten Kopien zu machen, ans Telefon zu gehen, Patronen zu wechseln, Papier zu holen, Klienten abholen, Akten zurücksortieren, hunderte, tausende UVAs ausfüllen, abschicken, Kopien ablegen und dann ist einer Steuerberaterin noch eingefallen, dass wir da so ne komische, händisch verfasste Ausgangsfaxliste haben, die seit mehreren Jahren geführt wird und die müsste jetzt mal endlich jemand in das System eintippen, denn jedes Fax würde mit 1 Euro verrechnet werden müssen. WWWWWTTTFFFF, erst hab ich sie ausgelacht, ob sie das ernst meinte, denn dieses Geschmiere könnte da doch keiner mehr lesen nach 10 Jahren (Mitarbeiterkürzel, Datum, Inhalt, Klientenkürzel), da wurde sie ganz ernst und meinte, das war kein Scherz, SIE werden das JETZT erledigen!
Und irgendwann standen sie mit zig Kartons da, ja, Finanzprüfung bei einem Klienten, ich solle jetzt neben meiner normalen Arbeit noch 6000 Seiten kopieren, bitte bis vorgestern, jeden einzelnen Beleg (unnötig zu sagen, dass alles irgendwie in Hüllen zusammengestopft und zusammengeheftet war und teilweise nicht mehr zu lesen war...
Ich habe es auch so sehr gehasst. Meine Krankenstände haben sie als Urlaub abgezogen, die Krankenscheingebühr der Koleg*innen wurden mir abgezogen, manche haben auch heimlich ihr Firmenessen bei mir abgerechnet und sie haben sich meine AMS Förderung komplett behalten, obwohl sie mir - da ich über 19 war - einen Hilfsarbeitermindestlohn von damals 11k Schilling zahlen hätten müssen. Ich bekam nur 3k und Rest haben sie sich einfach behalten.

Ich wurde so oft angeschrien, wirklich primitiv beleidigt, oft saß ich heulend mit Nasenbluten vor Panik im Aktenkammerl und wurde auch dort angeschrien...
Irgendwann ging ich einfach. Ich stand auf, ging zur Arbeiterkammer, reichte Klage ein, holte mir die Unterschrift zur Kündigung und beendete meine Lehre in einer anderen Firma bzw. vorzeitig.

Ich würde auch sagen, dass es bei dir Burnoutanzeichen waren.
Migräne vor der Regel kannte ich auch sehr gut. Mein Gyn meinte, das käme von überaktiven Eierstöcken. Ich solle mal versuchen, die Pille durchzunehmen, damit ich keine Regel mehr bekomme. Und wirklich, die Migräne hörte auf, kein Zolmitriptan mehr. Wäre das was für dich?

Würde echt sehr gerne erfahren, wie es dir bis jetzt ergangen ist. Sind ja doch paar Monate vorbei...

vlg.

@leoniedensucher

omg, dich hätte ich so, so, so, so, so gerne in meiner Lehrzeit schon gekannt, du hättest mich retten können, denn mit dieser Lehrzeit begann für mich die berufliche Hölle in der ich jetzt nach 20 Jahren immer noch stecke. Super Beitrag von dir!

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Regenschild91
sporadischer Gast
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männlich/male, 29
Beiträge: 6

Beitrag Do., 28.01.2021, 09:28

Hi
Leider habe ich den Thread erst jetzt gesehen, ich war aber auch schon in einer ähnlichen Position. Bei meinem damaligen Arbeitgeber waren wir chronisch unterbesetzt und man stiess auf keinerlei Verständnis seitens der Vorgesetzten. Wenn ein Gespräch mit den Vorgesetzten nicht fruchtet und auch bei Mitarbeitern kein Verständnis erreicht wird, wird die beste Lösung die Kündigung sein. Sobald du beginnst an dir selbst zu zweifeln, ist es meiner Meinung nach höchste Zeit die Stelle loszuwerden, auch wenn das heisst, dass man ein paar Monate aufs Amt gehen muss..
"Psychotherapie ist kein Sinn-Ersatz. Sie ist eine Brücke zwischen Krankheit und Gesundheit, auf der nicht biwakiert, sondern die zügig überschritten werden soll"

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