Missbrauch anzeigen

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Christine28
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Beitrag Do., 17.01.2013, 23:14

Es ist furchtbar schwer Missbrauch anzuzeigen. Ich habe meine Vergewaltigung damals auch nicht angezeigt weil meine Mutter meinte, ich würde mich lächerlich machen. Heute bereue ich es. Das Dreckschwein hat nie bekommen was es verdient. Ich war erwachsen. Passiert sowas im Kindesalter und der Täter hat selber Kinder, dann finde ich eine Anzeige TOTAL wichtig. Es ist natürlich für ein traumatisiertes Kind umso schwieriger sich dem harten Rechtssystem zu stellen. Jeder muss es für sich selbst entscheiden, ob er sich dem stellen kann, oder nicht. Es nicht zu können ist kein Anzeichen von Schwäche, sondern eine Entscheidung. Jede Sache hat zwei Seiten und man muss sich klar machen welchen Vorteil man aus seinem Handeln zieht. Das geht natürlich umso leichter wenn man gute Freunde und Familienangehörige hat, die einem zur Seite stehen. In erster Linie geht es nicht darum den Täter zu bestrafen, sondern um das Wohlergehen des Opfers. Das ist Allerwichtigste!

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 17.01.2013, 23:21

Es wäre evtl. möglich, den Betreffenden auf andere Weise dranzukriegen, denn es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ein solcher Täter noch weitere kriminelle Vergehen zu verbergen hat. Da ließe sich evtl. etwas finden, wenn man gut recherchiert. Und dann natürlich anzeigen, geht auch anonym.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Christine28
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Beitrag Do., 17.01.2013, 23:28

Wäre eine gute Idee, aber ich weiß seinen Nachnamen nicht, hab ihn seit zehn Jahren nicht gesehen, weiß nicht einmal, ob er noch in Österreich lebt. Er war gebürtiger Türke. Ich denke, er wird früher oder später bezahlen. Wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten.

Danke dir. Lg, Christine

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Nena-Marie
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 08:20

Catinka hat geschrieben:
Und darf ich dich fragen, warum du dich entschieden hast den Täter anzuzeigen? “Nur“ wegen der Folgeopfer oder auch aus anderen Gründen.
Ich habe es für ein kleines Mädchen getan, die mit mir verwandt ist. Ihre Eltern wollten ihn nicht anzeigen, sondern sie nur von ihm fern halten. Dabei erlebte ich eine Wiederholung, da meine Mutter es von mir auch wusste, und nichts unternommen hatte. Ich war erschüttert, und habe dann diesen Weg gewählt. Für mich habe ich es nur indirekt gemacht, auch wenn es mir selber viel gebracht hat. Meines ist ja schon geschehen, doch mein Gedanke war - wenn ich nur erreichen kann, dass es für ihn schwerer wird neue Kontakte mit Kindern zu knüpfen, dann hat es sich für mich gelohnt. Und ja es hatte sich gelohnt, er war wenigstens eine zeitlang im Gefängnis.

Bei einer Anzeige muss einem jedoch auch klar sein, dass es nicht immer so ausgeht. Das einem auch vllt nicht geglaubt wird usw. Es muss jeder für sich selber entscheiden.

Nena

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Nena-Marie
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 08:33

Christine28 hat geschrieben:Es ist natürlich für ein traumatisiertes Kind umso schwieriger sich dem harten Rechtssystem zu stellen. Jeder muss es für sich selbst entscheiden, ob er sich dem stellen kann, oder nicht. Es nicht zu können ist kein Anzeichen von Schwäche, sondern eine Entscheidung. Jede Sache hat zwei Seiten und man muss sich klar machen welchen Vorteil man aus seinem Handeln zieht.
Sehe ich auch so wie du, Christine. Als mein Sohn sich entschieden hatte den Übergriff seines Onkels anzuzeigen, konnte es nicht bewiesen werden. Doch der Aktenvermerk bleibt. Es reichte auch nicht aus, dass das eigene Kind dieses Onkels lange in stationärer Behandlung wegen schweren Ritzens war, und ihre Auffälligkeiten deutlich auf Missbrauch lagen. Sie hatte sich für Schweigen entschieden. Es ist ihre Entscheidung.
In erster Linie geht es nicht darum den Täter zu bestrafen, sondern um das Wohlergehen des Opfers. Das ist Allerwichtigste!
Meine Meinung ist, dass es um beides geht. Wenn man das Wohlergehen eines `Opfers` durch die Augen der Gesellschaft betrachtet, ist es einfach grausig. Die vielen Folgen die bleiben werden nicht wirklich bedacht. Wie das viele Ängste bleiben können und schon ein `normaler` Arbeitsplatz zur Hölle werden kann. Für viele Menschen ist dies nicht zu `sehen` unter welchen Bedingungen viele Menschen tag täglich trotz Angst sich in der Gesellschaft einzureihen haben. (man sieht dir ja nichts an, also muss alles in Ordnung sein)

Das Bewusstsein ist im Allgemeinen dafür nicht vorhanden. (da fehlt es im System im Denken - wie dies gemildert werden kann - zb geschützte Arbeitsplätze usw).

Nena

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sadmaso67
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 13:59

Ich denke -mit in den Augen von Opfern gesehen- gibt es ohnedies keine gerechte/richtige Strafe, aber eines -was doch sehr wichtig ist, und hier bereits angesprochen wurde.
Stammt ein Täter von außerhalb des näheren Umfeldes; sprich, ist eine Wiederholung durchaus möglich,
dann werden vlt. künftige gar nicht erst zu Opfern.

Bei 1x Täter -so wie in meinem Fall; auch wenn´s mehrfach war- bringt es realtiv wenig,
da *leider* weder die, die Recht sprechen/gestalten, noch die, die es trifft "bestraft" werden.
Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, aber mein Täter sieht bis heute sein Unrecht nicht ein, ganz im Gegenteil, verhöhnt mich, droht mir, und das, obwohl sie angeblich selber als Kind mißbraucht wurde.
Und erschwernd kommt hinzu, daß alle anderen, die mit sowas zu tun haben, entweder eine Mauer des Schweigens bilden, sich damit entschuldigen, daß das "damals so war/man nichts mitbekommen hat usw.
Ich hatte in meiner Kindheit eine andere Form des MB, eben die, wie mit uns Heimkindern/Adoptierten umgegangen wurde (Google: Heimkinder 1960-70, Wien)

Ich kann es verstehen, wenn manche diesen Spießroutenlauf machen, selber könnte ich es gar nicht mehr, weil mir einfach die Kraft fehlt

Und mit dem bisher erlebten (in Bezug zur V...) (Weißer Ring, SMZ Ost usw.), verlorenem Freundeskreis/soziales Umfeld (und da waren welche bei, die der Polizei nahestehen/sind),
und dem Abwenden/nur nichts wissen wollen....

will ich für mich einfach "nur" vergessen, oder zumindest einen Tag lang wieder abschalten können.
Das das geht, bezweifle ich, denn ich weiß, wie sehr mich die "Erziehungsmethoden" geprägt/geformt haben.

Meine Wut, mein Zorn geht eher in die Richtung, wie dann alle anderen damit umgehen
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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Christine28
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 14:15

Liebe Sadmaso, wenn du immer noch Kontakt zu dem Täter hast, dann würde ich das schleunigst ändern. Ich kenne auch eine, die von ihrem Stiefbruder missbraucht wurde, innerhalb einer Pflegefamilie. Er hat sie jahrelang verfolgt, ihr sogar Privatdetektive nachgeschickt, sie am Telefon fertig gemacht. Sie ließ es sich gefallen weil sie ihn als Bruder sehen wollte. Es hat gedauert bis sie begriffen hat, dass sie für ihn nie eine Schwester sein wird. Von negativen Kontakten muss man sich trennen. Umgib dich lieber mit Menschen, die dir gut tun, und falls der Täter dich dennoch nicht in Ruhe lässt, kann man eine Unterlassungsklage erwirken.

Alles Liebe dir. Lg, Christine

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sadmaso67
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 20:41

@Christine; Nein, ich habe keinen Kontakt mehr zum Täter, was aber nicht heißt, daß dieser jederzeit nicht möglich wäre.
Nachdem sie mir -ca. 1 Jahr vor der V...- schon mal jemanden auf den Hals gehetzt hat (Immerhin wäre alleine dessen Ausführung schon ein Straftatbestand), gab es ca. 1 1/2 J. nach der Tat, wo es mir erstmals möglich war zu sprechen, Drohungen (eindeutige), wenn ich die "publik" mache/in der Öffentlichkeit bespreche.
Diese Drohungen nehme ich erst, sehr ernst, weil mir die Tat an sich gezeigt hat: Täter kann jeder sein; und es werden dort Grenzen überschritten, wo man dies nie für möglich hielt.
Dagegen verhalten sich die Erziehungsmethoden meiner (Adoptiv)mutter wie Streicheleinheiten
(seelische/köperliche Gewalt/Zwang, demnach ich heute Panik in verschlossenen Räumen habe, bis hin zu Ekelreiz bei div. Essen usw.).
Und diese Drohungen habe ich bei Leuten hinterlegt, wo man davon ausgehen könnte, das ein Apparat in Gang kommt (bei der V... ist es "Aussage gegen Aussage" und wenn sie sich zum Opfer erklären würde, hätte ich die schlechteren Karten; weil wie oft wird ein Mann v... )
aber nichtmal da ist was passiert (Verfolgung der IP-Adresse/zuordnung usw.)

D.h. auch einer der Gründe, warum ich nicht angezeigt habe- weil jeder dann sofort wüßte, was los ist, und nachdem ohnedies diese Grenzen überschritten wurden (und die einzige Antwort (die ich mir erklären könnte) nach dem "Warum" ist: Gekränkte Eitelkeit)
möchte ich nicht wissen, wie Rache aussieht,
nachdem schon zuvor 10000fach überzogene Reaktionen stattgefunden haben

Soviel zum On-Topic, und der ohnmächtigen Wut, das man nichts machen kann,
und da kann ich über das reden, was ich seit meiner Kindheit mit mir rumtragte, wie heute -mit diesem Thema umgegangen wird- siehe auch Kirche/MB usw. usw. usw. (wo mehr Täter denn Opferschutz ist), als auch was die V.. "dieser Tage" angeht
(Hat rund 1 Jahr gedauert, bis ich ne Thera fand, die mich ernst/wahr nahm und annahm, und ansonsten bin ich eher auf Spott und Hämme getroffen)

Alle weiteren Ausführungen (mich betreffend) wären hier off-topic, kann aber nur sagen, das es nicht leicht ist, und dieses "Loslassen" nicht geht (auch wenn die Vernunft/Verstand was anderes sagt)
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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Christine28
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Beitrag Fr., 18.01.2013, 20:53

Ich kann dich gut verstehen wie zornig es dich machen muss. Bei Männern ist Missbrauch ja sowieso ein doppeltes Tabu und wenn der Täter eine Frau war, dann noch dreimal. Ich finde es grausam, dass es Menschen gibt, die da mit Spott und Häme reagieren. Das ist sehr ungerecht und natürlich macht dich sowas richtig sauer. Es ist gut, dass du nun eine Therapeutin gefunden hast und ich wünsche dir von Herzen, dass du es doch schaffst irgendwann einmal loszulassen. Das geht natürlich nicht von Heute auf Morgen. Alles Gute!

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dolphin1
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 12:46

Hallo,

auch ich habe meinen Missbraucher nie angezeigt, und ich kann nur meinen Hut ziehen vor denen, die irgendwann den Mut dafür aufgebracht haben. In vielen Fällen, wo es zeitnah zur Aufdeckung kommt, entscheiden oft die Eltern, wodurch es wohl meistens auch zur Anzeige kommt. Da wird auch vor Wut sicherlich nicht viel überlegt.
Bei mir allerdings stand die Auswahl zwischen meinem Missbraucher, bei dem ich mich tatsächlich trotz des verbotenen Miteinanders unbefangen und wertgeschätzt fühlte, und meinen Eltern, die mich durch gewaltvolle Unterdrückung und emotionale Kälte regelrecht zu ihm hingetrieben haben. Das Besondere in meinem Fall ist, dass die teils extremen Handlungen durch Manipulation im Einvernehmen begangen worden waren. Ich wurde so sexualisiert, dass ich gar nicht mehr selbst reflektieren konnte, ob ich tatsächlich ein Mädchen bin oder bereits ein SM-pornografisches Wesen.
Dieser Umstand suggerierte mir bis zu meinem 30. Lebensjahr, dass es an mir gelegen haben musste. Ich glaubte tatsächlich, dass ich notgeil geboren worden war. Bis zu dieser Erkenntnis bin ich sexkrank durchs Leben geirrt, habe mich extremsten Arten der Sexualität zugerechnet, ohne zu erkennen, dass ich so gemacht worden war.
Obwohl ich wusste, dass mein Missbraucher zu meiner Zeit auch anderweitig mit Jungs und Mädchen herumgespielt hatte, verdrängte ich ihn lieber, als ihn anzuzeigen. Auch weil ich ahnte, dass meine Eltern mir die Schuld gegeben hätten. Erst viel später habe ich erfahren, dass er für einen dieser anderen Übergriffe eine Bewährungsstrafe bekommen hatte. Sicherlich eher ein kleiner Trost.
Und ich bin wohl eines der wenigen Opfer, die ihren eigenen Missbraucher irgendwann zur Rede gestellt haben. Das war der mutigste und extremste Moment meines gesamten Lebens, nach den Geburten meiner Kinder. Er hatte mir damals geschworen, nie wieder etwas mit Kindern gehabt zu haben. Im gleichen Atemzug hatte er aber auch sofort versucht, mich als erwachsene Frau wieder nach altem Muster zu manipulieren.

Im Hinterkopf spielen meine Gedanken machmal verrückt, wenn ich mir überlege, dass er wegen mir vielleicht noch andere Kinder missbraucht haben könnte. Dann fühle ich mich durchaus schuldig!

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Christine28
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 13:00

@Dolphin: Schuld ist immer der Täter und da du ein Kind warst, das manpuliert und ausgebeutet wurde, liegt überhaupt keine Verantwortung bei dir. Jeder Erwachsene ist selbst für sein Handeln zuständig. Du hast ihm ja schließlich keine Kinder zugeführt, also hast du damit nichts zu tun, und dass es nun mal bei sexueller Gewalt eine extrem hohe Dunkelziffer gibt ist weithin bekannt. Es ist sicher einfacher zum Beispiel den Vater anzuzeigen weil man von ihm geschlagen wurde als ihn wegen sexueller Übergriffe zu belangen. Dieses Problem hast nicht nur du. Damit müssen sich alle Missbrauchsüberlebenden auseinander setzen.

Stell dich nicht an den Pranger und verurteile dich nicht. Gerade nach allem was du durchgemacht hast verdienst du es besonders liebevoll behandelt zu werden. Vor allem von dir selbst.

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Nena-Marie
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 14:15

Hallo dolphin1

wie ich es erlebt habe
dolphin1 hat geschrieben: In vielen Fällen, wo es zeitnah zur Aufdeckung kommt, entscheiden oft die Eltern, wodurch es wohl meistens auch zur Anzeige kommt. Da wird auch vor Wut sicherlich nicht viel überlegt.
Meine Mutter sagte mir (als ich sie vor ein paar Jahren darauf angesprochen hatte) es ging ihr um die Schande. Sie hatte Angst vor den Reaktionen der anderen Menschen. Es sei auch eine andere Zeit gewesen. Heute bin ich ihr für diese ehrliche Antwort dankbar. Meine Frage des Warum sie mir nicht geholfen hatte, wurde somit beantwortet. Leider kommt es nicht immer durch die Eltern zu einer Anzeige.
Bei mir allerdings stand die Auswahl zwischen meinem Missbraucher, bei dem ich mich tatsächlich trotz des verbotenen Miteinanders unbefangen und wertgeschätzt fühlte, und meinen Eltern, die mich durch gewaltvolle Unterdrückung und emotionale Kälte regelrecht zu ihm hingetrieben haben.Das Besondere in meinem Fall ist, dass die teils extremen Handlungen durch Manipulation im Einvernehmen begangen worden waren.
Es ist Manipulation oft einhergehend mit Erpressung. Die meisten Täter schaffen es die Übergriffe so zu begünstigen, dass das Kind dann immer noch mehr davon hat zu `kommen` als weg zu gehen. Sie verwenden ihre Einsamkeit, oder erpressen das Kind so dermaßen das es vor den angedrohten Folgen noch mehr Angst hat als vor den Übergriffen. Sonst würde es auch nicht so funktionieren. Das Kind passt sich den neuen Begebenheiten an, leidet doppelt (Übergriff, Androhung....) und denkt es sei noch der beste Weg. Das Kind verlangt von sich selber die beste Lösung zu finden, um überleben zu können. Die Psyche wird derart verdreht, dass Täter es oft schaffen, dass trotz großem Leid, sich das Kind dafür entscheidet zu ihm zu kommen (es für sich den Tag im Leid rettet, um überleben zu können, und damit der Tag wieder ein Ende hat usw...) Es entsteht eine ganz eigene Überlebensstrategie, das Kind entflieht geistig und seelisch in eine andere Welt (schaltet sich weg, auch wenn die Psyche trotzdem ihren Schaden bekommt)

Und ich bin wohl eines der wenigen Opfer, die ihren eigenen Missbraucher irgendwann zur Rede gestellt haben.
Sehr mutig von dir. Persönlich habe ich dies nie geschafft. Es gab mal ein Gespräch mit meiner Therapeutin darüber, doch ich habe mich dann dagegen entschieden. Das er dich gleich wieder manipulieren wollte, ist natürlich eine sehr unschöne Erfahrung für dich.

Im Hinterkopf spielen meine Gedanken machmal verrückt, wenn ich mir überlege, dass er wegen mir vielleicht noch andere Kinder missbraucht haben könnte. Dann fühle ich mich durchaus schuldig!
Ich sehe das wie meine Vorschreiberin. Sein Handeln steht in seiner Verantwortung. Nachvollziehen kann ich deine Gedanken sehr wohl. Doch die Schuld trägt er ganz alleine. Bitte quäle dich nicht mit diesem Gedanken. Nicht immer geht eine Anzeige gut aus. Sie kann auch sehr viel persönlichen Schaden anrichten. Ich denke das kein Übergriff mit einem Übergriff eines anderen Menschen verglichen werden kann. Es kommt auf sehr vieles an. Das soziale Umfeld, die eigene seelische Verfassung, und so vieles mehr. Du schaust auf dich, indem du dich nicht dazu zwingst etwas zu tun, was dich zerbrechen könnte.

In meiner Verarbeitung habe ich gelernt (da sie wieder frei kommen), dass ich eine falsche Schuld, als meine Last angenommen hatte - sie auf mich übertragen hatte. Auch wenn ich mich eingesetzt habe, wo ich es nur konnte (macht jeder in seinen Möglichkeiten) er ist und bleibt eine Gefahr. Ich musste lernen, dass das SEINS ist, und nicht meins. Diese Übertragungen können es einem zusätzlich schwer machen. Leider schaffen sie auch dies anzurichten. Also gib dir bitte keine Schuld, sondern versuche dies aufzuarbeiten.

Alles Gute dir
Nena

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dolphin1
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 14:52

Danke,

ich glaube das Thema Schuld spielt sowieso eine enorm wichtig Rolle. Vermutlich sind gerade die Kinder, die leicht an solche Täter geraten, von Haus aus an vielem "schuld". So war es zumindest bei mir. Sobald ich mit einem Problem zu meinen Eltern ging, war ich daran schuld. Und hier unterschieden sich nämlich mein Missbraucher und meine Eltern, denn sobald ich mit Problemen zu ihm kam, nahm er sich meiner an und strotzte nur so vor Tatendrang, mich vor anderen bösen Jungs zu beschützen.

@Nena-Marie
Ich denke, du hast es gut auf den Punkt gebracht. Im Prinzip teile ich deine Meinung, habe aber trotzdem gelegentlich Zweifel an mir selbst. Die Konfrontation mit meinem Missbraucher ergab sich vor allem aus dem Grund, weil er genau in der Zeit, als ich gestärkt aus der Aufarbeitung kam, Kontakt zu mir aufnahm. Wohl gemerkt nicht, um sich zu entschuldigen, sondern um sich "der alten Zeiten wegen" mal wieder zusammenzutun. Ab dem Moment, als meine Panik sich gelegt hatte, erkannte ich nur noch einen erstaunlich dummen und einfältigen Mann, der selbst sein ganzes Leben lang gelitten hatte und von seiner Mutter, die er für seine Neigung verantwortlich gemacht hat, abhängig ist. Als dieser Augenblick da war, habe ich nur noch Fragen gestellt. Wie am Fließband. Und diese Erkenntnisse haben mir extrem geholfen, meinen eigenen Werdegang zu verstehen. Demnach war er nur das letzte Glied einer Kette von Puzzleteilen - so wie du ja auch beschreibst - die für diese Handlungen zusammenpassen müssen.

Danke

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Christine28
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Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:46

Missbrauchstäter sind natürlich besonders verständnisvoll und die allerbesten Freunde. Das ist ganz logisch. So kriegen sie ja ihre Opfer und halten sie bei der Stange. Ist auch klar, dass er dich vor anderen "bösen" Jungs beschützen wollte. Er wollte sein "Spielzeug" ja für sich allein haben. Täter suchen sich mit Bedacht immer Kinder aus, die aus zerrütteten Familien kommen, um sie besser ausnutzen und kontrollieren zu können. Ein Kind, das genug Liebe erfährt, hat auch genug Rüstzeug, um gar nicht erst auf so was reinzufallen. Umso schlimmer, dass gerade die Kinder, die es ohnehin schon schwer haben, auch noch gefährdeter sind. Ein Grund mehr sich als Erwachsener selbst die Liebe zu geben, die man früher nicht erfahren hat. Wenn es denn möglich ist. Ich weiß, es ist sehr schwer mit all dem abzuschließen. Darum wünsche ich dir alles erdenklich Gute und viel Kraft!

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Thread-EröffnerIn
anarchistin
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Beitrag Do., 24.01.2013, 08:23

@nena: wow- respekt dass du dich getraut hast, anzuzeigen.

es macht mich wirklich traurig, dass viele missbraucher nicht angezeigt werden. auch oft, weil man angst hat, es würde einem niemand glauben (dem ist NICHT so!!!!! wirklich nicht!!jedem hinweis wird nachgegangen und es wurden schon viele schwarze schafe aufgedeckt die davor eine blütenweisse weste hatten!).

was kann man sich erwarten von so einer anzeige:
also nein, es kommt nicht immer zu einer gerichtsverhandlung, nur wenn sich derjenige noch etwas zu schulden kommen liess bzw auf seiner festplatte oä etwas gespeichert war. sollte eine verhandlung anstehen muss man sich auch keine sorgen machen, ihm in die augen sehen zu müssen. auch hier gibts die möglichkeit einer "anonymen" aussage (ein raum nebenan in dem man aussagt-auf wunsch auch mit verzerrter stimme).
selbst WENN derjenige eine weisse weste hat, er hat einen schuss vor den bug bekommen und überlegt sich in zukunft 10x ob er noch irgendetwas in dieser richtung tut. er wird auch weiterhin beobachtet und dieser kleine eintrag in seiner akte bleibt ewig an ihm haften. es wird quasi ein auge auf ihn geworfen. und das finde ich gut.

ich verstehe ja, dass man angst hat, dass einem niemand glaubt oder dass man die eigene familie (unverständlich wie einem die eigene familie das nicht glauben kann übrigens!!!!) verliert. trotzdem: diese leute rennen weiterhin rum und machen es bestimmt wieder. das finde ich einfach erschreckend und muss gestehen, dass ich echt angst um die ganzen kids bekomme wenn ich daran denke (einige dieser ekeltypen sind ja lehrer, erzieher, vertrauenspersonen...)

*g*r*u*s*e*l*i*g* und echt schade, dass das nach wie vor so totgewschwiegen wird.
Der Weg der Extreme führt zum Palast der Weisheit!

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