8 Jahre Psychoanalyse - Fehlbehandlung ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

alatan
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 959

Beitrag Do., 27.04.2023, 11:05

Unwirksame "Therapie"???

Würde eher sagen: massiv schädigende Abzocke.

Werbung

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3745

Beitrag Do., 27.04.2023, 11:14

ähm, natürlich ist diese Therapie unwirksam, das sieht bzw. liest man ja hier deutlich.

Ob das auch "Abzocke" ist kann man doch von außen nicht beurteilen. Vielleicht auch, es kann ja beides sein.
Vielleicht mag der Analytiker auch den Misserfolg nicht zugeben und glaubt wirklich es hilft wenn er immer weiter macht. Mein früherer Analytiker dachte das ganz lange. Aber immer mehr vom falschen hilft nunmal nicht, im Gegenteil.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4524

Beitrag Do., 27.04.2023, 11:51

Ich denke das passiert häufig dann, wenn nie der Punkt überschritten wird an dem sich im Alltag nicht alles um die Therapie drehen sollte.

Die ständige Beschäftigung mit dieser Thematik, sei es inhaltlich oder bezogen auf die Beziehung zur therapierenden Person, lässt wenig Raum für den Alltag und soziale Beziehungen ohne dieses massive Ungleichgewicht.

Ich sehe immer wieder, dass Menschen Probleme haben das spezielle Setting einer Therapie in das reale Leben zu übertragen, ganz klassisch z.B. in einer Phase in der man als Klient darauf achten soll die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Die eigenen Bedürfnisse kollidieren im Alltag zwangsläufig mit den Bedürfnissen anderer Menschen und können deshalb nicht immer mit der Brechstange durchgesetzt werden.

Sowas zu verinnerlichen, wenn sich in der Therapie (nachvollziehbar) alles nur um einen selbst dreht, kann schwer sein. Da verliert man das normale Umfeld schnell aus dem Blick und das führt dann zur Isolation.

Mit solchen Menschen lassen sich dann natürlich besonders gut Geschäfte machen. Alles was bleibt ist der bezahlte Kontakt zum Therapeuten oder der Therapeutin.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

Lavendelmunt
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 51
Beiträge: 13

Beitrag Do., 27.04.2023, 15:13

Tja, ich finde es schwer zu sagen was Los ist mit der PA. Abzocken klingt mir zu negativ jedenfalls. Meine Thera hat sich wirklich bemüht, da bin ik mir sicher. Ik glaube auch wirklich dass sie mir das Beste erwünscht. Aber irgendwie hatte ich mir erhofft ein besseres Leben zu bekommen. Mir ofter OK zu fühlen. Hat einfach nicht so ausgewirkt.
Was Kaja sagt, das man durch die vielen Jahre im Mittelpunkt zu stehen das normale Umfeld aus dem Blick verliert, da isst was drin. Und auch das nur der bezahlte Kontakt zum Therapeuten bleibt. Irgendwie hab ik das Gefühl das ich mir immer schwerer tue Kontakte Aufricht zu erhalten. Viel mehr wie früher ärgere ich mir so stark an andere Menschen/Freunde/Bekannte/Familie, dass ich es oft einfach nicht mehr aushalte und den Kontakt abbreche. Kommt wohl auch daher, das ich so unzufrieden bin über wie meine Lage geworden ist (erwerbsunfähing usw).

Ich bin mir sicher, das meine Abwehr/Angst zu gross war für diese Therapie. Das sie gescheitert ist, ist also nicht per se die ''Schuld' der Thera. Ich glaube, keine Therapie 'gelingt' richtig bei mir (hatte auch früher in meinem Leben schone viele Therapieen gemacht). Ich bin so kritisch, hab so viel Angst etwas von mir zu 'Zeigen', verhalte mich oft sehr 'negativ' und abweisend und erzähle nur 'Oberflächige Sachen' das ich ich irgendwie auch Respekt habe, das sie es so lange mit mir 'ausgehalten' hat. Man kann also auch sagen, das ich es nicht schaffe etwas von mir zu zeigen. Einfach aus Angst, denk ich.

Ich hab sie jarenlange kritisiert und ihr gesagt das sie zu 'direkt' zu mir ist. Das wann sie sich so 'wie ein Elefanten' benimmt, ich mich wie eine Schnecke zurückziehe. Dann hat sie wieder versucht vorsichtiger zu sein usw. Aber es hat einfach sehr oft nicht geklappt, leider. Ich war immer böse, als sie mir zu Nahe kam und hab mir dan wieder 'verschlossen'. Also, was ich sagen wollte: ich glaub, es ist einfach nicht möglich für mich auf eine wirklich erfolgreiche Weise eine Therapie zu machen.
Und mit erfolgreich meine ich dann, das die Therapie so auswirkt, dass ich es Mal schaffen würde eine Beziehung zu starten (und behalten), irgendwo längere Zeite zu Arbeiten, eine längere Zeit ein ausgeglichene Beziehung zu Familie und Freunde zu haben. Oder einfach mir ausgeglichen zu fühlen.

Ich habe so lange versucht das zu schaffen aber jetzt bin ich auf den Punkt angekommen, dass ich mit damit abfinde, dat ich das einfach nicht schaffen werde. Fühlt aber sehr einsam. Ich hoffe, das wenn ich es Mal schaffe die PA zu beenden, das meine Beziehung zu meiner Umgebung sich bessert. Ich meine: jetzt hab ich oft das Gefühl das es mir alles eh egal ist, weil ich ja 'immer noch' das Kontakt zur Thera habe. Das macht mir dan sehr kritisch und leichtsinnig meiner Umgebung gegenüber.

Jetzt möchte ich nur noch damit aufhören, mit der Therapie. Und dann mir erhoffen das mein Leben dann besser wird. Aber was, wenn es dan noch schlechter wird? Ich mich noch schlechter fühle wie jetzt. Wo kann ich dann noch hin. Eigentlich nirgendwo. Eine neue Therapie möchte ich nicht mehr.
Ich finde meine Lage so schrecklich aber schaffe es nicht mir daraus zu wirken, dass ist das blöde. Ich hab zwar immer wieder Ideen, aber nichts hält für längere Zeit, seit Jahren nicht. Bis jetzt war dann die Therapie immer der Platz wo ich all meine negative Erfahrungen von mir reden konnte. Und davor habe ich dann Angst, das wenn ich das auch nicht mehr habe, dass mir einfach nichts mehr bleibt. Und dass macht, das es so schwer ist damit auf zu hören.

Wass meint ihr: wird es mir besser gehen wenn ich damit aufhöre, mit der PA?

Werbung

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 3745

Beitrag Do., 27.04.2023, 15:58

Lavendelmunt hat geschrieben: Do., 27.04.2023, 15:13
Wass meint ihr: wird es mir besser gehen wenn ich damit aufhöre, mit der PA?
niemand hier hat eine funktionierende Glaskugel und kann in die Zukunft schauen und dir sicher sagen was passieren wird.
Die Entscheidung kannst du nur selber treffen

Fakt ist doch: Es geht dir mit dieser Therapie nicht besser. Schon lange nicht mehr. Warum also führst du sie fort?
Und warum möchtest du so strikt jede weitere Therapie ablehnen? Ich an deiner Stelle würde vielleicht eine Pause machen, einen begrenzten Zeitraum, zum durchatmen, zum sammeln. Und um zu sehen wie es geht, die Fühler ausstrecken nach Interessen, Hobbys, Freunden. Etwas das dein Leben besser macht.
Und dann, falls erforderlich, wieder eine Therapie suchen. Und zwar was ganz anderes als Psychoanalyse.

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3302

Beitrag Do., 27.04.2023, 18:00

isabe hat geschrieben: So., 01.07.2018, 20:46 Das wollte ich auch noch fragen, wie es überhaupt zu sieben Jahren Analyse über die Krankenkasse kommen kann. Das ist nahezu ausgeschlossen, denn die finanzieren keine einstündigen Analysen,
Kurze Anmerkung dazu: doch. Ich hatte 300 Stunden (volles Kontingent), auf fünf Jahre verteilt. Am Anfang mit drei Stunden pro Woche, aber es gab teils Pausen von mehreren Monaten, einmal wegen schwerer körperlicher Krankheit und einmal nach der Geburt meines Kindes. Eine Rückkehr zu drei Stunden in der Woche war irgendwann nicht mehr möglich, weil für mich zeitlich nicht machbar. Wie man 400 Stunden bekommt, weiß ich zwar nicht, aber eine einstündige Analyse geht auf jeden Fall.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4524

Beitrag Do., 27.04.2023, 18:47

Ich denke manchmal kann so ein Therapieende auch die Chance sein zu testen, was man selbst schaffen kann.

Mir ging es damals im Rahmen meiner Therapie ähnlich, nicht wegen der Therapie an sich, sondern wegen der äußeren Umstände. Ich war da schon lange im Krankenstand, vom Jobcenter in Richtung Rente gedrängt und an mich wurden kaum noch Anforderungen gestellt. Mein Leben drehte sich nur noch um die Therapie und mich.

Auf diesem niedrigen Level hatte ich mich dann eingependelt und wenn diese Mischung aus fehlendem Out- und Input so richtig verfestigt ist, dann traut man sich selbst nichts mehr zu, oder besser gesagt man kann nicht mehr einschätzen zu was man überhaupt noch in der Lage ist.

Mein Therapeut hat mich (gefühlt) zu einem Job gedrängt. Fand ich ganz schrecklich, weil ich den Eindruck hatte er nimmt mich mit meinen Problemen nicht ernst. Tatsächlich war der Minijob mein Startschuss für eine echte Verbesserung. ich hatte endlich wieder Erfolgserlebnisse, wurde gebraucht und hatte soziale Kontakte außerhalb der Therapie und der Psycho-Szene.

Ich habe dann irgendwann auch gute 8-9 Monate Therapiepause gemacht und mich wieder auf das reale Leben konzentriert. Danach wusste ich deutlich besser was meine Therapieziele sind und wir waren endlich über den reinen "Status beibehalten" hinaus.

Wenn man so lange Therapie macht, kann man sich ein Leben ohne manchmal vielleicht gar nicht vorstellen.
Es könnte für dich die Zeit sein, das mal auszuprobieren. Natürlich fliegt dir da nichts zu, du wirst selbst aktiv werden und auch mal über deine gefühlten Grenzen gehen müssen.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag So., 23.07.2023, 13:24

Was ich so schade finde, ist, dass sich einfach nichts verändert. Wie lange liest man jetzt schon Berichte wie diese. Ich weiß es ja aus eigener Erfahrung. Da werden hunderte von Stunden einfach mal so "abgesessen" oder "abgelegen", während die Therapeuten, die eigentlich aktiv unterstützen sollen, nichts dergleichen tun. Wenn ich meine eigenen langen Jahre in einer solchen Behandlung Revue passieren lasse, dann war das GAR NICHTS. Kein Commitment, keine Substanz, einfach nur Blabla. Ich hatte das Gefühl, ich hätte es gleich der Wand sagen können, die (ausbleibende) Reaktion wäre dieselbe gewesen. Für mich persönlich ist Psychoanalyse keinerlei Therapie, sondern eher eine elitäre Betätigung für Menschen, die nicht wirklich Probleme haben oder die eben nicht in der Lage sind, sich aus diesen toxischen Mustern zu lösen. Das ist wohlgemerkt MEINE Haltung. Und ich möchte auch nicht ausschießen, dass es auch Ausnahmen gibt. Aber über die Jahrzehnte, in denen ich mit dieser Therapieform und ihren Ablegern Kontakt hatte, habe ich kein einziges Mal eine andere Erfahrung gemacht, weshalb ich mich vor Jahren auch komplett anderweitig orientiert habe. Viel Kraft allen, die spüren, dass da etwas nicht stimmt, aber nicht wissen, wie sie da rauskommen. Das ist nämlich alles andere als leicht.

Benutzeravatar

olbeu19
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 46
Beiträge: 5

Beitrag Di., 03.10.2023, 00:50

Lieber Sandrin,

ich habe jetzt 10! Jahre VT mit 2 Klinikaufenthalten hinter mir.

Selber herausbekommen habe ich, das die Ursache ein Trauma durch OP nach der Geburt (ohne Betäubung) und 6 Mon. Krankenhaus war. Leider keine Diagose der Psychologen / Neurologen, sondern ich habe denen das nahegelegt! (Nachdem ich Fachliteratur gelesen hatte).

Geholfen hat mir im Wesentlichen Neurofeedback und eine Heilpraktikerin, die auch ein Trauma hatte.

In der VT ging es immer um die kreisenden Gedanken. Die Ursache (erhöhts Stressempfinden aufgrund des Traumas), waren nie Thema. Empfehlen kann ich jedem, der betroffen ist, sich die Grundlagen der Therapieforemen in Wikipedia anzusehen. Sich selbst viel in das Thema einzulesen, um besser klar zu kommen. Nichts von einem Therapeuten zu erwarten!

Am Ende der Langzeittherapie (120 Std) sagte der Therapeut: "Wenn es nicht hilft, ist das vielleicht die falsche Therapieform für Sie." Der Experte stellt also nach 120 Stunden fest, dass ich vielleicht die falsche Therapieform gewählt hatte. Wo ich mich mit Therapieformen doch exellent auskenne, als Laie (sarkastisch gemeint).
Das Ende / der Therapieformwechsel hätte nach 30/40 Stunden nicht Thema sein können, da die Abrechnung ja noch lief.
Davon bin ich überzeugt.

Mir hat Albert Ellis viel gebracht:

Die von Ellis beschriebenen irrationalen Überzeugungen werden in vier Grundkategorien zusammengefasst. Im Zentrum emotionaler Störungen steht rigides Denken:

Absolute Forderungen: Wünsche werden zu absoluten Forderungen („Ich muss …“, „Die anderen müssen …“, „Die Welt muss …“). Daraus abgeleitet drei weitere extreme Überzeugungen:
Globale negative Selbst- und Fremdbewertungen: Statt einzelner Eigenschaften und Verhaltensweisen wird die Person insgesamt abgewertet („Ich bin wertlos/ein Versager …“, „Der andere ist eine Niete …“).
Katastrophisieren: Unerwünschte Ereignisse werden extrem überbewertet („Es wäre absolut schrecklich, wenn …“).
Niedrige Frustrationstoleranz: Glaube, negative Ereignisse nicht aushalten zu können („Ich könnte es nicht ertragen, wenn …“).

Daneben habe ich auch durch die "Befolgung" der Hausaufgaben meine Ehe und meinen Beruf aufs Spiel gesetzt und beide verlohren. Von diesen "Nebenwirkungen" wird einem zu Therapiebeginn nichts gesagt.

Ich persönlich bin mit Therapie in jeder Hinsicht fix und fertig. Manche von den Therapeuten sind selbst stark gestört und erhöhen Ihr EGO durch Herabsetzung des Patienten.

Ich bin Deiner Meinung, viel blabla... in der Therapie. Hauptsache, die Stunden werden in Rechnug gestellt. Das ist wichtig. Ob ein Patient geheilt wird, ist zweitrangig 8oder xxx-rangig). Da ist er schon selbst für verantwortlich.

Für mich habe ich beschlossen:
1. Nie wieder Therapie - Zeitverschwendung. Zuviele Narzisten, die sich selbst als Therapeut erhöhen wollen.
2. Nie wieder Klinik - nacher ggf. schlimmer als vorher.

Das viele gleiche Erfahrungen gemacht haben mcht mich traurig, überracht mich jedoch nicht.

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 822

Beitrag Di., 03.10.2023, 22:47

Lieber olbeu,

es tut mir sehr leid zu lesen, dass Sie derart schlechte Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht haben.

Ich wage allerdings zu behaupten, dass diese sicherlich nicht die Regel sind. Obwohl ich selbst alles andere als ein "blauäugiger" Vertreter meines Berufsstandes bin, kann ich doch sagen, dass die bei weitem überwiegende Zahl meiner KollegInnen gut ausgebildet ist und sich höchst professionell und ethisch ihren KlientInnen gegenüber verhält.
Dennoch gibt es zweifellos immer Ausnahmen - insofern rate auch ich selbst immer zu einem kritischen Blick auf die Abläufe in Therapien (auch in Form themenbezogener Leitfäden wie z.B. 1, 2).

Was leider auch ein Fakt ist, ist, dass kein Gesundheitsberuf alle Leiden erfolgreich beheben kann. Dass dies doch gelingen sollte, ist selbstredend die Hoffnung aller Betroffenen, aber es gibt nun einmal auch Störungsbilder, die so tiefgehend und/oder komplex sind, dass mithilfe von Psychotherapie / Psychiatrie / Pharmakologie nur beschränkter Erfolg möglich ist. Dann sind Eigeninitiative und Durchhaltevermögen gefragt: Insofern finde ich es ganz toll, dass Sie weitergekämpft und danach sogar merkbare Erfolge errungen haben!

All dies rechtfertigt jedoch nicht Ihre Verallgemeinerungen a'la "PT ist Zeitverschwendung", "zu viele Narzissten", "Klinik sinnlos", "nichts davon zu erwarten" usw. - diese würden ja allen anderen Personen, denen tagtäglich durch Psychotherapie signifikant geholfen, ja nicht selten die Partnerschaft, der Beruf, die Familie oder das Leben selbst gerettet wird, ihre Urteilsfähigkeit absprechen.

Ich hoffe, dass sich eines Tages Ihr spürbarer Groll ein wenig legen kann, vielleicht hilft Ihnen ja dabei, sich auch hier im PT-Forum noch ein wenig mehr umzusehen - obwohl in ihm naturgemäß häufiger kritische / verunsicherte Berichte zu lesen sind, finden sich doch auch viele positive Erzählungen, und vielleicht können Sie ja auch die einen oder anderen Hilfesuchenden mit Ihrer eigenen Erfahrung konstruktiv (und sogar ohne Seitenhiebe, wenn vermeidbar ;-) ) unterstützen.

Freundliche Grüße und noch weiterhin guten Austausch hier,
R.L.Fellner

Benutzeravatar

sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Mi., 04.10.2023, 07:03

Guten Morgen,

naja... er hat ja geschrieben, dass er das für sich selbst so wahrgenommen und beschlossen hat. Und ich kann es schon ein Stück weit verstehen, auch wenn ich selber in einem Beruf arbeite, den man pauschal eher abwertet und dieses Bashing nur schwer ertragen kann.

Dennoch: Wenn jemand leidet, sich der Institution Psychotherapie anvertraut und dann merkt, dass zum Beispiel die Ideologie einer Methode mehr zählt als die Frage, was dem Patienten guttut (und das ist eben in manchen Therapieschulen schon so) und was der individuell braucht, dann ist das schwierig. Wenn jemand tatsächlich unfassbar viele Stunden in einer Therapie verbringt, um dann zu hören: "Ups, das war vielleicht dann doch die falsche Therapieform", dann ist das tragisch. Und ja: Auch ich bin davon überzeugt, dass Therapeuten nur Menschen sind und selbstverständlich (unbewusst) versuchen werden, eine selbstwertdienliche Erklärung für das Scheitern der Therapie zu finden." Der Therapeut hat bald einen neuen Patienten, für den Erkrankten ist das eine Tragödie, an der er noch lange zu knabbern haben wird. Dass der in der Folge sämtliches Vertrauen verliert und sich nur mehr auf sich selbst verlässt, kann doch auch nicht verwundern.

Psychotherapie hat immer ein gewisses Risiko und selbstverständlich kann man NICHT sagen, dass sie per se schlecht und sinnlos ist. Was ich mir aber wünschen würde, ist, dass Ideologie abgebaut wird, eine gewisse "Demut" einkehrt, schulenübergreifend gearbeitet werden würde, um dem Patienten zu helfen, und nicht, um einer Methodik auf Teufel komm raus zu folgen. Und ich wünsche mir Transparenz und echte Augenhöhe.

Viele Grüße

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag