Wie erlebt ihr autobiographische Erinnerungen?

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caduta
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Wie erlebt ihr autobiographische Erinnerungen?

Beitrag Sa., 24.06.2023, 22:11

Es ist vielleicht eine etwas seltsame Frage an euch, aber sie beschäftigt mich zur Zeit sehr stark. Es geht um das Erleben autobiographischer (bzw. generell episodischer) Erinnerungen.

Konkret würde mich interessieren, wie ihr solche Erinnerungen erinnert. Dabei geht es mir nicht um Traumatisches, sondern um ganz normale Erinnerungen. Schöne, weniger schöne, traurige, lustige, etc.

Also wie erinnert ihr euch beispielsweise an euren ersten Schultag, die Ferien, den Besuch bei der Oma, die Erstkommunion / Konfirmation, das Studium, die Ausbildung, eure Hochzeit, eure erste Liebe, Ereignisse mit euren Kindern, etc.?

Ist es eine Art kurzer Film, eine Szene im Kopf in der ihr die Situation noch einmal im Detail durchspielt mit Zuordnung zu einem Zeitpunkt, mit Gerüchen und Emotionen? So wird es beispielsweise hier beschrieben https://lexikon.stangl.eu/809/episodische-gedaechtnis. Oder sind es eher einzelne Bilder und das Kontextwissen, dass es auch noch irgendwo gibt. So erlebe ich das normalerweise.

Mich irritieren auch die vielen Autobiographien (z.B. Reserve), in denen jemand minutiös ganze Dialoge, Szenen, Abläufe wiedergeben kann, die teilweise viele Jahre her sind. Ist das wirklich so? Kennt ihr das, dass ihr euch so detailliert an einzelne Szenen erinnern könnt?

LG, caduta

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SinnIch
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Beiträge: 434

Beitrag Sa., 24.06.2023, 23:19

Bei mir ist es auch so wie du es von dir beschreibst, grobe Einzelbilder und "Wissen", dass bestimmte Dinge sich irgendwie zugetragen haben.

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MerleX
Helferlein
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Beiträge: 66

Beitrag So., 25.06.2023, 06:28

Wenn es Erinnerungen sind, zu denen es kein Foto gibt, dann erinnere ich mich daran in 2-3 sekundenlangen „Filmaufnahmen“. Also so bewegte Bilder - ohne Ton, aber mit dem originalen Gefühl, das in diesem Moment vorhanden war. Ich erinnere mich also an die Szene samt Atmosphäre. Ich weiß zwar auch oft, was gesagt wurde bei diesem Erlebnis. Diese Erinnerung ist aber quasi getrennt von der atmosphärischen Erinnerung und passt nicht immer zusammen (wie ein dazugehöriges „Wissen“).

Als Beispiel: ich erinnere mich, wie ich im Studium den Prüfungsraum betrete und spüre die Atmosphäre und mein Gefühl dabei, als der Professor mir seine Hand entgegenstreckt zur Begrüßung. Dazu kombiniert sich dann ein einzelner Satz des Professors, den er allerdings erst am Ende gesagt hat. Der wiederum hat dann auch wieder ein Gefühl in mir erzeugt, an das ich mich wieder erinnere. In dem Fall aber ohne Bild.

Erinnern scheint kompliziert zu sein und verzerrt mit Sicherheit in gewisser Weise die Wirklichkeit.

Manche Kindheitserinnerungen sind bei mir zusammengesetzt aus mehreren solcher Sekundenaufnahmen (fast so wie beim Daumenkino). Zumindest sind das dann atmosphärisch sehr dichte Mini-Stummfilme aus meiner Kindheitsperspektive heraus, in der es vor allem um die erlebten Gefühle geht.
Einige Erinnerungen sind bei mir auch einfach als statische Bilder ohne Gefühl abgespeichert (vielleicht stammen sie aber auch nur aus dem Fotoalbum).

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Tobe
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 47
Beiträge: 533

Beitrag So., 25.06.2023, 06:57

Bei mir ist es ein wenig anders.
Die meisten Erinnerungen sind bei mir Einzelbilder, manchmal kombiniert mit Gerüchen, Emotionen und natürlich auch dem Wissen, was passiert war.
Manche Erinnerungen enthalten zudem auch einzelne Filmfetzen.
Aber so komplette “Kurzfilme“ von Ereignissen, wie in der Beschreibung zu lesen, habe ich nicht.

Auch “Alltagserinnerungen“ sind bei mir nur kaum bis gar nicht vorhanden. Also höchstens mal einzelne Bilder ohne wirklichen Zusammenhang. Beispielsweise weiß ich noch wie der Teppichboden im Kinderzimmer aussah, wo ich bis zu meinem 5 Lebensjahr gelebt habe, ohne das es davon ein reales Foto gibt.
Gerade belanglose Alltagssituationen werden bei mir eher nicht in der Erinnerung abgespeichert.

Je mehr starke Emotionen zu bestimmten Situationen vorhanden waren, desto mehr bleibt mir von den Situationen in der Erinnerung gespeichert, z.B. einzelne Bilder, Filmfetzen, Gerüche, Geräusche und Emotionen. Aber keine kompletten “Kurzfilme“.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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