Wunsch nach tiefen und sicheren Verbindungen = unreif?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.

mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 09:26

stern hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 09:14 Angst vor dem/der bedürftigen bzw.abhängigen PartnerIn würde ich eher mit Bindungsphobie in Verbindung bringen
Es gibt auch Partner die nicht im Übermass (es geht meiner Meinung nach dabei immer um das Ausmass der Bedürftigkeit/Abhängigkeit) bedürftig/abhängig sind. Dh. es handelt sich nicht immer um eine Bindungsphobie wenn sich Menschen nicht an hochgradig bedürftige/abhängige Menschen binden möchten. Ich halte es sogar für sehr gesund sich Partner/Freunde zu suchen die nicht übermässig bedürftig/abhängig sind. Hochgradig bedürftige/abhängige Partner neigen zum Klammern, zur Eifersucht etc., dh. sie versuchen ihre Partner zu dominieren und zu kontrollieren. Und DAS ist dann sicher keine gesunde, tiefe und sichere Verdindung.

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 10:19

mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 09:12 Ich denke auch dass es normal ist dass Menschen ein Bedürfnis nach tiefen und sicheren Verbindungen haben, was ich für weniger "normal" (oder auch erwachsen) halte ist wenn dieses Bedürfnis mit nur einer einzigen - spezifischen - Person gelebt wird und sich nicht auf mehrere Personen verteilt.
Wie meinst du das?
Ich halte eine tiefe,sichere Verbindung,ohne Verlustangst nicht für unreif, eher das Gegenteil.
Das jetzt gleich mit mehreren Personen/Partnern zu leben finde ich sehr schwierig.
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mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 10:47

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 10:19 Wie meinst du das?
Ich meine damit dass man nicht nur eine wertvolle, tiefe und verlässliche Beziehung - zB. mit dem Beziehungspartner - lebt sondern daneben auch noch weitere wertvolle, tiefgehende und verlässliche Beziehungen pflegt (zB. Freunde, Verwandtschaft).

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Kellerkind
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:08

(noch nicht alles gelesen)
Eremit hat geschrieben: Fr., 19.10.2018, 12:35 Man kann sehr wohl tiefe, reife Beziehungen haben, aber sicher werden sie dadurch auch nicht. Alles kann immer ganz schnell vorbei sein, das ist die Realität.
Ich glaube, der Trick bei der Sache ist der, zu wissen, dass es jederzeit vorbei sein könnte, aber trotzdem so zu tun als ob nicht.

In meiner Beziehung hadere ich die letzten Wochen ebenfalls sehr extrem mit dem Zwiespalt zwischen Unabhängigkeit und dem Wunsch nach fester Bindung. Und wenn man wirklich konsequent jeden Tag so leben würde als könnte es jederzeit vorbei sein, dann entsteht keine "echte Beziehung", keine Bindung, kein gar nichts. Dann würde man streng genommen nicht mal die Zahnbürste beim Partner lassen, nicht mal ein Foto aufhängen, nicht mal eine Schublade für das Nötigste Freiräumen, nicht gemeinsam Urlaub planen, jeden Tag neu verhandeln OB und wann man sich wieder sieht, es würde auch kein Beziehungsalltag oder gemeinsame Gewohnheiten entstehen, sondern man würde jeden Tag beim Punkt Null anfangen, eine Entwicklung wäre unmöglich, man würde auch nie zusammenziehen weil das ja rational betrachtet eh völliger Irrsinn sein, und so weiter und so fort. Streng genommen. Das wäre dann kein reifes Verhalten, sondern das nennt man dann Beziehungsangst oder Bindungsstörung. Punkt.

Um in dem Beispiel zu bleiben: ich denke, eine reife Beziehung könnte es sein, wenn man seine Sachen beim Partner lässt und gemeinsam die Zukunft plant OBWOHL man weiß, dass wie immer und bei allem im Leben, alles auch ganz anders kommen kann und es niemals nie nicht eine 100%ig Sicherheit gibt. Aber ich halte es für ausgemachten Schmarn... (sorry, falls ich damit jemanden auf die Füße trete!)... wenn man auf JEDWEDE Sicherheit und Bindung verzichtet, nur weil es keine 100%ige Garantie gibt!

Und ja, doch, ich denke schon, dass es was mit den heutigen Zeiten zu tun hat, dass Autonomität um jeden Preis gesellschaftskonform als guter Wert verkauft wird, während die früher typische Abhängigkeit der Frau vom Verdiener bzw. die herkömmliche Geschlechterrolle verpönt ist. Stell dich doch mal HEUTZUTAGE irgendwo hin und sage: "Ich möchte nur Hausfrau und Mutter sein!", da zeigt die aber wirklich jeder den Vogel und/oder du kommst in die Assi-Hartz-IV-Schublade.
Deswegen schämen sich manche für ihren Wunsch nach sicherer Bindung oder wird eben... siehe diesen Thread... als unreif empfunden, obwohl es auch im Erwachsenen ein absolut normales Grundbedürfnis ist. Leider kriege ich es nicht mehr wirklich zusammen, aber irgendwo meine ich mal gelesen zu haben, dass dieser innere Zwiespalt zwischen beiden Bedürfnissen absolut normal sei. Das Leben findet zwischen den beiden Extremen statt und man muss ich durchaus auch individuell immer auf die jeweilige Situation einstellen, dass kann auch innerhalb ein- und derselben Partnerschaft variieren, welches Bedürfnis gerade stärker beachtet werden möchte, welches nicht. Oder anders gesagt: ich glaube nicht, dass man sich für eine der beiden Schwarz-Weiß-Seiten entscheiden muss. Kein Entweder/Oder, sondern beides zugleich. Die verschiedenen Bedürfnissen sollten nicht gegeneinander kämpfen, sondern gleichwertig nebeneinander existieren dürfen.

Was ich ebenfalls sehr bezeichnend finde: auf der einen Seite will und soll man sich "heutzutage" bloß nicht auf etwas oder jemanden festlegen, immer alle Optionen offen halten, immer schön autark sein, während gleichzeitig das Sicherheitsbedürfnis auf anderer Ebene wächst und wächst, und der Mensch da ganz utopische (unreife?) Ansprüche an den Staat hat... Sicherheit wird nicht mehr in der Familie gesucht, sondern im Überwachungsstaat. Da geht so einiges schief! Und es zeigt ganz deutlich, dass der Wunsch nach Sicherheit und Schutz... (auch in Bindungen)... ein ganz, ganz natürliches Bedürfnis ist. Nur eben heutzutage irgendwie verzerrt und verfälscht.

Last but not least, ist Bindungsangst ja auch nicht anders als sich gegen Verletzungen absichern zu wollen, also auch eine Art verkapptes Sicherheitsbedürfnis.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "

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mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:25

Kellerkind hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:08 während die früher typische Abhängigkeit der Frau vom Verdiener bzw. die herkömmliche Geschlechterrolle verpönt ist. Stell dich doch mal HEUTZUTAGE irgendwo hin und sage: "Ich möchte nur Hausfrau und Mutter sein!", da zeigt die aber wirklich jeder den Vogel
Klassisch war es nochmal anders "tradiert". Klassisch wurden sich die gemeinsamen Aufgaben geteilt, es wurde einander gegenseitig gebraucht. Wir stammen von einer stark "bäuerlich/handwerklich/Großfamiliär" geprägten Kultur ab und in der waren beide Rollen gleichermassen wichtig. Geändert hat sich das erst im Zuge der Industrialisierung in der es plötzlich nicht mehr um "Selbstversorgung" ging sondern um den reinen Gelderwerb.

Eine Frau begibt sich faktisch in eine sehr hohe Abhängigkeit von ihrem Mann (und umgekehrt genauso) wenn sie auf ein eigenes Einkommen verzichtet während der Mann (oder die das Geld nach Hause bringende Frau) auch ohne die Frau (den Mann) heutzutage gut leben könnte (sicheres eigenes Einkommen ohne "Bittstellerrolle", bessere Rente etc.). Es ist also faktisch ziemlich unvernünftig wenn die Rollen heutzutage so verteilt werden, denn am Ende trägt der die Last der sich für "das gemeinsame Haus und die gemeinsamen Kinder" "geopfert" hat während der "Verdiener" im Zweifel bei einer Trennung fein raus ist. Die Zeiten haben sich diesbezüglich einfach geändert und ändern sich noch immer. So ist es heutzutage ja zB. keine Seltenheit mehr dass sich Elternzeiten geteilt werden oder dass die Entscheidung wer in Elternzeit geht auch mit den Einkommensverhältnissen zu tun haben. Das ist auch durchaus vernünftig wie ich finde.

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stern
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:32

Definiere übermäßige Abhängigkeit. Bindungsfähigkeit setzt voraus, sich auf (gegenseitige) Abhängigkeit(en) einlassen zu können. Unabhängig leben kann vllt. der Einzelgänger... aber selbst der nur begrenzt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:36

stern hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:32 Definiere übermäßige Abhängigkeit
Übermässige Abhängigkeit zeichnet sich zB. durch Konfliktscheuheit, Unsicherheit, Unselbstständigkeit, Dominanzstreben, Kontrolle, ungesunde Duldungsfähigkeit, übermässig hohe Anpassung etc. pp. aus. Mit echter, ehrlicher Bindung hat Abhängigkeit wenig zu tun.

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:40

mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 10:47 Ich meine damit dass man nicht nur eine wertvolle, tiefe und verlässliche Beziehung - zB. mit dem Beziehungspartner - lebt sondern daneben auch noch weitere wertvolle, tiefgehende und verlässliche Beziehungen pflegt (zB. Freunde, Verwandtschaft).
Ja sicher, nur mit Freunden und Verwandten lebe ich nicht zusammen, so dass es da Beziehungen in unterschiedlichen
Abstufungen gibt.
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:44

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:40 so dass es da Beziehungen in unterschiedlichen
Abstufungen gibt.
Klar gibt es Abstufungen, aber wenn man neben dem Partner auch noch gute und enge Freunde oder Verwandte hat dann ist man weniger abhängig vom Partner. So kann man im Streit-/Trennungsfalle zB. erst mal zu denen gehen und bekäme Unterstützung, man ist dann also gefühlt (aber auch faktisch) nicht "ganz allein" ohne den Partner und damit auch in der Beziehung freier in Bezug auf das Ureigene.

Ich muss nicht mit jemandem zusammenwohnen um der Person emotional nah zu sein und mich auf sie verlassen zu können.

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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:53

mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:44 Klar gibt es Abstufungen, aber wenn man neben dem Partner auch noch gute und enge Freunde oder Verwandte hat dann ist man weniger abhängig vom Partner. So kann man im Streit-/Trennungsfalle zB. erst mal zu denen gehen und bekäme Unterstützung, man ist dann also gefühlt (aber auch faktisch) nicht "ganz allein" ohne den Partner und damit auch in der Beziehung freier in Bezug auf das Ureigene.
Ja klar, aber in einer sicheren Beziehung denke ich ja überhaupt nicht an einen Streit oder an eine Trennung.
mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:44 Ich muss nicht mit jemandem zusammenwohnen um der Person emotional nah zu sein und mich auf sie verlassen zu können.
Das stimmt natürlich.
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 11:57

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:53 Ja klar, aber in einer sicheren Beziehung denke ich ja überhaupt nicht an einen Streit oder an eine Trenung.
Streit hat man doch immer mal. Ist ja auch ganz normal. Und wenn dann keine gemeinsame, einvernehmliche Einigung gefunden werden kann (Stichwort: Dominanzstreben EINES Partners in Bezug auf die gemeinsame Beziehung) bleibt nur noch die Wahl zwischen "es fressen (müssen)" oder "gehen". Und dann gehen zu KÖNNEN halte ich für wichtig.

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candle.
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:03

RoboCat hat geschrieben: Fr., 19.10.2018, 11:47 Ich hadere zur Zeit sehr mit dieser Welt, die mir jeden Tag oberflächlicher vorkommt. Inzwischen gibt es Gott sei dank einige Menschen in meinem Leben, die meine Gedanken teilen. Mit ihnen fühle ich mich auch wohl und bin sehr dankbar, dass sie in mein Leben getreten sind. Ansonsten fühle ich mich fast immer, wie aus der Zeit gefallen. Früher hatten Beziehungen noch einen ganz anderen Stellenwert. Heute geht es nur noch um Konsum und jeder scheint jederzeit austauschbar zu sein.

Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dieser Diskrepanz umgehen soll. Übertreibe ich vielleicht auch?
Ja, ich denke schon dass du übertreibst. Die Frage ist doch nicht zu gucken wie die Welt deiner Meinung noch ist um dann Gleichgesinnte zu suchen, die deine negative Sicht unterstützen, sondern den Sprung zu wagen mal tiefe Beziehungen zu führen. Kannst du das? Sonst ist es ja wirklich leicht über eine vermeintlich verkorkste Gesellschaft zu sprechen, wenn man das selber nicht leben kann. Da hilft Akzeptanz des eigenen Seins ohne andere verantwortlich zu machen oder versuchen den Schritt nach vorne zu wagen.

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:06

mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:57 Und wenn dann keine gemeinsame, einvernehmliche Einigung gefunden werden kann
Dann ist das aber keine tiefe und sichere Beziehung. :-)
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:10

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 12:06 Dann ist das aber keine tiefe und sichere Beziehung. :-)
Das sehe ich wie Du. Aber ich weiss auch, dass es Menschen mit einer "anderen Definition" von "tiefer, sicherer Beziehung" gibt. Und nicht immer werden diese unterschiedlichen "Definitionen" direkt und gleich sichtbar. Oft werden sie sogar dann wenn sie eindeutig sichtbar werden "nach außen" verschoben (also auf den Partner projiziert) und DANN sollte man tunlichst gehen können... ;-)

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Klein-Ida
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:18

Joo, ich hab hier auch nicht alles gelesen, ich ging jetzt ausschließlich von emotionaler Sicherheit aus, nicht von finanzieller
Sicherheit oder so.
"Wer nicht weiß wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt."
Mark Twain

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