Trauer, BurnOut ? Einbildung ?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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GinaAnn
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Trauer, BurnOut ? Einbildung ?

Beitrag Mi., 24.11.2010, 12:02

Hallo zusammen,

seit kurzem lese ich viele eurer Erlebnisse und über Schicksale, die mich oftmals betroffen machen und ziemlich aufwühlen. Ich bin ehrlich gesagt, hin und hergerissen, ob ich überhaupt da noch mit meiner Geschichte jemandem von euch kommen darf?! Bisher habe ich, obwohl ich es mehrfach versucht habe und meine Ärztin mir dazu riet, keine professionelle Hilfe bekommen. Sie sagte mir allerdings, dass es aufgrund meiner emotionalen Vorgeschichte sehr wichtig ist, dass es zwischen einem Therapeuten und mir stimmen muss, da ich nur noch wenig Vertrauen zu anderen Menschen habe. Bis Dato habe ich nie ernsthaft an eine Therapie für mich gedacht, war im Grunde genommen lediglich die Kummerkastentante für Familie, Freunde und Nachbarn. Die Frage einer Freundin machte mich vor einigen Jahren zwar kurz stutzig, aber damals hatte ich keine Zeit großartig darüber nachzudenken. Sie fragte: Wen hast du eigentlich zum Auskotzen? Ehrlich gesagt, mir fiel damals wie heute niemand ein.

Irgendwann letztes Jahr wandte ich mich, zugegeben, auch aus Neugier an eine Selbsthilfegruppe im Net. Ich war mir selbst nicht mehr ganz geheuer, wenn ihr wisst was ich meine?! Die Aussage einer nicht gerade unbekannten Frau der Gesellschaft allerdings, die das Forum leitet, tendierte ganz klar und unmissverständlich dahingehend, dass ich nach ihrer Meinung mich lediglich interessant machen wolle und es weitaus mehr Leute gäbe, die ihre Hilfe dringender benötigten. Ich solle sie daher mit meinen Problemen, die ich mir wohl definitiv selbst mache, nicht weiter belästigen, aber sie wünsche mir dennoch alles Gute.

Das war ein Schlag ins Gesicht. An dem Tag hab ich bloß noch geheult. Doch in das Loch, in das ich damals fiel, komme ich seither überhaupt nicht mehr heraus. Gern würde ich nach wie vor eine Therapie machen, die unendliche Trauer und die Vergangenheit bewältigen, aber überall heißt es nur: Zur Zeit nehmen wir keine neuen Patienten an! ...oder... Wir könnten sie auf unsere Warteliste setzen. Die Wartezeit beträgt allerdings bis zu einem Jahr! Ich brauche aber jetzt Hilfe, kenne mich kaum mehr selbst wieder. Mittlerweile schlafe ich abends wie eine Tote ein, wache ab 4Uhr in der Früh im Stundentakt auf und stehe morgens mit Kopfschmerzen auf. Oftmals habe ich Angst tagsüber das Haus zu verlassen und bekomme regelrecht Panikattacken. Grundlos drehe ich den Wasserhahn auf und steh einfach nur noch neben mir. Hätte mir das jemand vor sechs Jahren gesagt, hätte ich ihn lautstark ausgelacht. Aber heute ist mir alles andere als lachen zumute. Ich mache und tue merkwürdigerweise gern und nach wie vor für andere, um mich wenigstens dann etwas abzulenken, aber irgendwie schiebe ich mich selbst dabei in eine dunkle Ecke, von wo ich alles beobachte, aber aus der ich keinen Weg finde. Das Gefühl, innerlich zu schreien, alles rundherum wie durch einen Nebel wahrzunehmen und regelrecht machtlos den grübelnden Gedanken gegenüber zu stehen, nicht zu wissen, wie ich es ändern könnte, bringt mich völlig aus der Spur. Klingt verrückt, aber anders kann ich es euch nicht beschreiben.


LG, GinaAnn

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chandelle
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 12:08

Hallo GinaAnn!

Was beschäftigt Dich denn im Moment ganz arg?

Im Notfall kannst Du natürlich einen stationären Aufenthalt in Erwägung ziehen. Dazu würde ich einige psychosoziale Stellen aufsuchen und vielleicht die Seelsorge anrufen.

Was Dir widerfahren ist mit der Abwerrtung Deiner Probleme ist natürlich Schade- einfach schlecht gelaufen.

Viele Grüße!
chandelle

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GinaAnn
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 13:28

Hi chandelle,

merci für deine Antwort. Du hast natürlich recht, bisher ist es einfach schlecht gelaufen. Vielleicht fühl ich mich auch zu sehr allein gelassen, zu empfindlich. Keine Ahnung?! Ich möchte doch lediglich, dass mir jemand evtl einen Schubs in eine andere Richtung gibt, um anders damit umzugehen. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Stationär käme für mich schon gar nicht in Frage. Kontrolle und Aufsicht, keine Sonne sehen rund um die Uhr wäre mein Tod. Da stellt sich bei mir alles auf. Fast zwei Jahre war ich mit 16Jahren in einer Beziehung buchstäblich eingesperrt, bin beinah täglich geschlagen und vergewaltigt worden. Mein Wille, Mut nein zu sagen, hat mich sicher damals davor bewahrt normal mich aufzugeben.

Das was mich jedoch momentan beschäftigt, ist der Todestag meines Mannes, der gnadenlos näher rückt. Er starb vor sechs Jahren. Ich habe zwar eine neue Beziehung, ohne die ich damals gewiss untergegangen wäre, aber ich kann ihn einfach nicht vergessen und rede sogar mit ihm. Die Tränen laufen dann nur noch. Oftmals werde ich sogar wütend darüber, dass er mich sang- und klanglos dem Hass seiner Familie ausgeliefert, mich allein gelassen hat. Trauerbewältigung, wie es heute so schön überall heißt, hat es für mich damals nicht gegeben. Selbst auf Nachfrag meinerseits nicht. Finanzielle Hilfe ebenfalls gleich Null. Hartz IV wurde im Jan darauf gerade eingeführt und kein Sachbearbeiter hielt sich für mich und die Kinder zuständig. Von Nov bis Febr des nächsten Jahres saßen meine Kinder und ich ohne einen Cent da. Weißt du, er fehlt mir unglaublich und es tut weh an ihn zu denken, obwohl ich mich heute frage, warum nur ich, er scheinbar aber nicht sein Leben mit mir geteilt hat.

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Hildegard
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 17:55

GinaAnn hat geschrieben:Irgendwann letztes Jahr wandte ich mich, zugegeben, auch aus Neugier an eine Selbsthilfegruppe im Net. Ich war mir selbst nicht mehr ganz geheuer, wenn ihr wisst was ich meine?! Die Aussage einer nicht gerade unbekannten Frau der Gesellschaft allerdings, die das Forum leitet, tendierte ganz klar und unmissverständlich dahingehend, dass ich nach ihrer Meinung mich lediglich interessant machen wolle und es weitaus mehr Leute gäbe, die ihre Hilfe dringender benötigten. Ich solle sie daher mit meinen Problemen, die ich mir wohl definitiv selbst mache, nicht weiter belästigen, aber sie wünsche mir dennoch alles Gute.
Was war das denn für eine dumme K**... Wie kann sich irgendjemand herausnehmen, darüber zu entscheiden, wessen Probleme wichtiger sind als die der anderen oder umgekehrt. Wichtig ist doch einzig und allein, wie hoch DEIN Leidensdruck ist - und der ist meines Erachtens zur Zeit sehr hoch!

Also - ich biete mich gerne an, wenn Du jemanden zum "Auskotzen" brauchst. Sicher würde es Sinn machen, wenn Du weiter nach einem zu Dir passenden Therapeuten suchst, aber für die Zwischenzeit hilft es ja vielleicht schon mal ein wenig, einfach alles raus lassen zu können - also biddee!

Liebe Grüße, Hildegard

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Biggi 52
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 22:44

Hallo GinaAnn
So wie du dein Problem beschreibst kann ich dich gut verstehen,denn mir geht es nicht anders.Habe mich vor einem Jahr Hilfe gesucht aber so das wahre ist es nicht.Jeder schreit nach mir,für jeden ist man da ,man will alles zu 100% machen aber man selbst bleibt irgendwo auf der strecke.Und niemand kann einen verstehen es kommt immer nur die Antwort :Dir gehts doch gut,was hast du für Probleme.

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GinaAnn
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Beitrag Di., 30.11.2010, 12:13

Hallo zusammen,

ich danke euch für eure verständnisvolle Antworten, besonders dir Hildegard, merci für dein Angebot. Wäre toll, könnten wir uns evtl unter vier virtuellen Augen einmal austauschen. Doch ich möchte dich keineswegs überfahren. Mein Wahnsinn reicht nämlich bereits für zwei Leben. Mag sich vielleicht idiotisch anhören, aber ich habe sogar schon versucht, mir alles von der Seele zu schreiben. Über den ersten Absatz bin ich allerdings nicht hinausgekommen und hab von jetzt auf gleich Klappmesser gespielt. Ging einfach nichts mehr. Die Tränen liefen und ich hab nur noch gezittert wie Espenlaub. Gestern war übrigens besagter Tag, den ich überwiegend damit verbracht habe, mich abzulenken und mich zu ruhigen. Deshalb sorry, dass ich euch jetzt erst antworte. Im Nachhinein muss ich allerdings zugeben, dass es nicht ganz so krass wie in den letzten Jahren gelaufen ist. Das zumindest gibt mir etwas Hoffnung, scheinbar doch noch die Bodenhaftung nicht ganz verloren zu haben.


Ich gebe dir außerdem vollkommen recht, Biggi, das Unverständnis mit dem einem den Leute begegnen, wenn man selbst jemanden braucht, tut ganz schön weh. Genau wie du war ich jahrelang für alle da. Niemand fragte, ob es möglich ist. Alle haben nur genommen. Als ich sie ein einziges Mal, nach dem Tod meines Mannes, gebraucht hätte, haben sie mich verraten und im Stich gelassen, sogar verspottet und mir übel mitgespielt. Ich weiß nicht, ob ihr wisst, wie das ist, wenn man nahezu ohnmächtig alles über sich ergehen lassen muss, einem buchstäblich die Luft wegbleibt, weil man nicht glauben mag, wie bösartig manche Mitmenschen sein können und man die sogenannten guten Freunde nicht wiedererkennt. Nicht einmal vor meiner Trauer, oder vor meinen Kindern machten sie Halt und definierten mich plötzlich lediglich über ihn. Die Herren der Schöpfung standen obendrein auf einmal Schlange, um mir, gewissermaßen freundschaftlich, wie sie es nannten, unter die Arme zu greifen. Ich hatte plötzlich keine eigene Meinung mehr zu haben, war in ihren Augen ein Nichts und unfähig über mein Leben selbst zu entscheiden, sogar aufgrund dessen lediglich die Witwe, die sich, oh Gott oh Gott, daraufhin allem zum Trotz nicht so verhielt, wie es in Stein gemeißelt und allgemein verlangt wurde. Natürlich hätte ich mich gegen die Angriffe, die daraufhin folgten, gern gewehrt, am liebsten unter diese scheinheiligen Freundschaften einen endgültigen Strich gezogen, um wenigstens diese Wut und Enttäuschung loszuwerden. Doch selbst dafür ließen mir die Betreffenden keine Chance. Sobald ich versuchte jemanden auf die kursierenden Gerüchte anzusprechen, erntete ich lediglich unwissende, oft mitleidige Blicke und deutliches Achselzucken. Niemand hatte schließlich etwas gesagt. Ich müsse weiße Mäuse sehen und das Gras wachsen hören. Alles stimme definitiv nicht und ich wäre lediglich überspannt und viel zu empfindlich. Mir wurde wärmstens ans Herz gelegt, mal wieder runter zu kommen, bevor ich den Verstand verliere.

Diese offen zur Schau getragene Scheinheiligkeit war einfach nur erbärmlich. Mein Mann würde sich im Grab umdrehen, würde er davon wissen. Zu Lebzeiten riet er mir inständig, sollte ihm etwas passieren, unbedingt alles hinter mich zu lassen und so weit wie möglich weg zu gehen. Damals konnte ich seine Worte nicht nachvollziehen, heute hingegen weiß ich, was er damit meinte. Verlass dich auf andere und du bist verlassen!!! Ich zog mich letztendlich immer mehr zurück, um den Intrigen und dem Gerede der Leute zu entgehen und meine Kinder zu schützen. Aber auch aus Angst, den Leuten noch mehr Zündstoff zu liefern. Ein halbes Jahr nach seinem Tod bin ich fortgezogen und versuche seither meine Ruhe zu finden. Doch die Vergangenheit habe ich mitgenommen, denn sie ist ebenso Teil meines Lebens. Doch schöne, aber auch schlimme Begebenheiten, Worte die ich hier mit Leuten wechsle erinnern mich so oft an damals. Erinnerungen, die ich über viele Jahre offenbar verdrängt habe, weil ich einfach keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, treten hier, fern von allem, oftmals brutal zutage. Mein Kopf wird regelrecht entmüllt, könnte man sagen. Das ist doch gut, könnten manche von euch meinen. aber mich zieht das Grübeln, nichts anderes ist es nämlich, nur derart runter, macht mich furchtbar mürbe, dass ich mich wirklich langsam frage: Wer bin ich eigentlich? ...oder...Bin ich noch die, die ich sein möchte?

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Biggi 52
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Beiträge: 3

Beitrag Mi., 01.12.2010, 22:38

Hallo GinaAnn,
Ja, es ist einfach unmenschlich was mann als Gast auf dieser Welt so manchmal alles erleben und mitmachen muß.Ich fühl mich manchmal so leer und ausgebrannt.Als die Kinder klein waren,waren sie mein halt heute stehen sie alle auf eigenen Beinen und da frag ich mich manchmal wofür das alles noch.Ich möchte auch nicht meine Kinder damit belasten,daß es mir eigentlich so Sch.... geht.Und mein jetziger Partner ist der Meinung mir gehe es doch bei Ihm gut aber diese innere leere ist ja nicht erst seit gestern.Mein Psychologe rät mir ich solle einfach mal alles von mir schieben aber wenn ich z.B.nicht regelmäßig zu meiner Mutter fahre redet sie mir ständig so ein schlechtes Gewissen ein,daß es mir dann noch schlechter geht.Wie du schon sagst:das Grübeln über dies und jenes wo manch anderer keinen Gedanken verschwenden würde.Es zermürbt mich so langsam nachts keinen Schlaf bis ich dann endlich wieder zur Tablette greife damit ich mal zur Ruhe komme.Gestern war wieder so eine Nacht. LG Biggi

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