Ist mein Kind noch normal? Familien im Therapiestress

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Amelie_fabelhaft
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Beitrag Di., 09.04.2013, 20:20

Hach ja,
würden doch alle Eltern dieser Welt endlich begreifen, dass Kinder der Spiegel ihrer eigenen Seele sind...
Kinder zeigen einem sehr, sehr genau was bei einem selbst im argen liegt.
Bevor man Kindern einer solchen Maschinerie aussetzt, sollte besagtes Elternteil lieber ersteinmal hin....

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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 06:31

Das ist eine gute Frage: Was liegt bei solchen Eltern im Argen, dass sie ihre Kinder nicht einfach in Ruhe erwachsen werden und sich entwickeln lassen können?
Meine Meinung:
Solche Menschen sind angepasst - sie stellen die "Normen der Gesellschaft" nicht in Frage. Sie sind unsicher/ängstlich - vertrauen nicht auf ihr eigenes Urteil, ihre eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen und vertrauen schon gar nicht auf die der Kinder; glauben nicht, dass diese selbstständig einen Weg finden können, in der Gesellschaft zu bestehen, alleine Lösungen für ihre Probleme im Alltag aushecken können. Sie sind autoritätsgläubig - sie glauben dem Urteil anderer (überhaupt wenn es sich um Pädagogen oder Therapeuten, also um Profis, handelt) und hinterfragen nichts.
Es fehlt ihnen an Gelassenheit und Humor - welches Kind macht nicht irgendwann irgendwie eine Phase durch, wo man nur kopfschüttelnd (oder grinsend) hoffen kann, dass das mal vorbei geht (meist gehts auch vorbei).
Sie sind ehrgeizig - wollen beweisen, dass sie das Richtige für ihre Kinder tun und dass nur sie wissen, was das Richtige ist. Sie sind perfektionistisch - da ist kein Spielraum für die Erfahrungen des "auf die Schnauze fallens", aus der man bekanntlich am besten lernt, wie man mit Fehlern umgeht und trotzdem weitermacht.

Anekdote: Zu einer Therapeutin kam eine Mutter mit einem Kind, das gemobbt wurde, sich nicht gegen Angriffe anderer Kinder wehren konnte. Mutter und Kind waren verzweifelt - zu recht. Die Therapeutin wollte in die Richtung gehen, dass das Kind lernt, sich Angreifern gegenüber stark zu zeigen, zu kontern, sich zu behaupten. Die Mutter war entsetzt - ihr Kind sollte auf keinen Fall "zur Aggressivität angehalten werden", das ginge gar nicht - und verließ wütend die Praxis.
Die Therapeutin sagte später: Früher war es die Aufgabe der Eltern, diesen Kindern einfach mal zu sagen : "Wehr dich! Lass dir das nicht gefallen!" und es war völlig normal, dass Kinder mal aneinandergerieten. Heute wird Therapie gesucht...
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Nico
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 06:37

Naja die Schuld jetzt einfach den Eltern in die Schuhe zu schieben ist auch ein bisserl kurzsichtig.
Warum sind solche Menschen angepasst, unsicher und ohne Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ?
Vielleicht weil sie selbst auch solche Eltern hatten ?
And so on and so on and so on........
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 06:57

Also schieben wir die "Schuld" nicht den Eltern, sondern den Großeltern, Urgroßeltern, Ururgroßeltern in die Schuhe?
Ausserdem - "Schuld" ist nicht der Terminus, den ich verwenden würde. Eher Ursache. Oder Verantwortung. Oder vielleicht sogar Charaktereigenschaft, Veranlagung.
Und man kann ja durchaus so sein, ich sehe da wie gesagt keine "Schuld". Es muss nicht jeder ein arroganter Individualist sein, in so einer Welt wärs auch nicht grad toll . Der Punkt ist, dass man es einerseits ok findet, wie man selber ist und dazu stehen kann und andererseits, dass man akzeptiert, dass das eigene Kind es vielleicht anders sieht und deswegen nicht gleich abnormal ist.
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Nico
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 07:11

Ja stimmt, ich immer mit meiner "Schuld", so meinte ich es eh nicht.

Im Grunde sind es glaube ich einfach meistens Charaktereigenschaften die einem halt von der Vor - Generation vermittelt werden.
Dieses "mitschwimmen" mit der Masse ohne jedes kritische Hinterfragen, hat mich schon immer verrückt gemacht.
Dieses " das macht man heute so" oder "alle machen das heute so"

Kinder werden halt nur sehr selten als eigenständige Persönlichkeiten gesehen und dienen meist nur zur Selbstverwirklichung und Erfüllung von eigenen Ansprüchen denen man selbst nicht gerecht wurde.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 07:16

WOW. Nico und ich mal einer Meinung.
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Nico
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Beitrag Mi., 10.04.2013, 07:26

Ich hoffe es schmerzt nicht allzusehr
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Beitrag Do., 11.04.2013, 05:45

Naja, niemand kann immer und ständig unrecht haben.
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Nico
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Beitrag Do., 11.04.2013, 05:46

Dabei bemühe ich mich so sehr gerade das zu schaffen....
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Beitrag Do., 11.04.2013, 06:09

Weiß ich doch!

Aber lassen wir das Geplänkel, back zum Thema.
Oft sinds übrigens nicht einmal die Eltern, die die Kinder in Therapien schleifen. Schulen können da auch ganz schön gemein sein. Dort gehts auch um Normerfüllung und Ja-nicht -aus-der Reihe-tanzen-weil-das-ist-uns-zu-anstrengend. Man glaubt nicht, wie oft das Jugendamt eingeschaltet wird, nur weil ein Kind sich nicht problemlos-fröhlich in Alles einfügt. Und "Schuld" sind dann natürlich die Eltern, die nicht fähig sind, ihr Kind zurecht zu trimmen. Da wid dann mit Sanktionen bis zum Kindesentzug gedroht.

Heute sollen alle gleich sein. Gleich schön, gleich begabt, gleich lebhaft, gleich ruhig, gleich gleich gleich. Heute glaubt man scheinbar: "Je gleicher, desto erfolgreicher". Ist aber ein total falscher Satz. Richtigen Erfolg hatten/haben immer nur die, die sich aus der Masse herausheben.
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Nico
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Beitrag Do., 11.04.2013, 06:21

Andererseits ist das Geschrei halt auch riesengroß wenn die Schule oder das Jugendamt einmal bei einem Kind etwas übersieht oder nicht so ernst nimmt (Stichwort Missbrauch z.B.)
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Beitrag Do., 11.04.2013, 06:35

Der Einwand ist natürlich berechtigt. Man KANN immer ein ernsthaftes Problem übersehen, was dann schlimme Konsequenzen haben kann.
Aber da muss ich jetzt mal nach Zahlen fragen: Wie viele Fälle von Missbrauch gibt es - prozentuell gesehen - tatsächlich? Es kommt einen viel vor, weil uns diese Fälle über die Medien massiv erreichen. Aber gibt es Zahlen? Die, die ich finde haben immer den Vermerk "Dunkelziffer möglich" dabei, worauf sich dann alle guten Gewissens berufen können.

Ich finde es genau so falsch, Missbrauch mal generell vorauszusetzen, wenn etwas nicht passt, wie ihn generell auszuschließen.
Da sind dann wirklich die Pädagogen gefordert genau zu beobachten, sich das Umfeld der Kinder mitanzusehen, Gespräche zu führen. Und erst wenn sich ein Verdacht wirklich erhärtet, muss gehandelt werden.
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Beitrag Do., 11.04.2013, 06:41

Ja klar es muss nicht immer gleich Mißbrauch sein, da gibts auch noch Vernachlässigung oder einfach Unfähigkeit der Eltern mögliche Defizite oder Probleme der Kinder zu bemerken usw.

Und wenn man all diese Möglichkeiten berücksichtigt ist die Zahl der Fälle fürchte ich viel größer als allgemein gedacht wird.

Ich hab mit kleineren Kindern und Schule nichts direkt zu tun, allerdings habe ich viel Kontakt und Einblick bei Lehrlingen und da treten diese Defizite dann halt oft sehr massiv auf und
das ist schon teilweise erschreckend.
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Beitrag Do., 11.04.2013, 07:03

Da würde ich jetzt aber schon differenzieren zwischen Defiziten (ich nehme an, Du meinst das Nicht-Vorhandensein von selbstverständlich vorausgesetzten Fähigkeiten/Wissen bei jungen Menschen), Problemen (was viel sein kann, von wirklich schlimmen Dingen bis hin zu subjektiv Überschätztem) und Folgen von tatsächlichem Missbrauch.

Ersteres liegt tatsächlich in der Verantwortung von Eltern und Schule, aber auch in der der Kinder selbst. Gerade bei Lehrlingen ist heute die Situation dadurch verschärft, dass viele nicht die Lehre machen können, die ihnen liegen würde (von Interesse und Begabung her) sondern einfach nehmen müssen, was sie kriegen können.
Zweiteres könnte gelöst werden, wenn generell mehr Vertrauen da wäre und miteinander gesprochen werden würde. Das ist m.M.n. ein Nebeneffekt der "Einzelkämpfermentalität" - jeder behält seine Sorgen/Probleme für sich und versucht alleine damit fertig zu werden. Bei Erwachsenen mag die Haltung ja durchaus berechtigt sein, aber Kinder und Jugendliche brauchen den Erfahrungsaustausch um sich zurecht zu finden.
Bei diesen beiden Punkten spielt es eine große Rolle, ob Kindern ein gewisses Urvertrauen in die eigenen Lern- und Problemlösungsfähigkeiten mitgegeben wurde - und das ist ganz sicher die Aufgabe der Eltern. Womit wir wieder bei der Frage wären, warum schaffen das so viele Eltern heute nicht mehr ohne die Hilfe von Profis - Therapeuten?
Nur der Dritte Punkt sollte ernsthaft besorgniserregend sein und zu Taten führen.
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Beitrag Do., 11.04.2013, 07:12

Gerade im Bezug der möglichen Lehrstellen bist du bis auf ganz wenige Modeberufe im Irrtum Ratlosigkeit.
Heute wird um Lehrlinge geworben wie selten zuvor, es gibt eigentlich einen viel größeren Bedarf als Bewerbungen weil ja nahezu jeder der 1+1 zusammenzählen kann eine weiterführende Schule besucht.
Nein ich meinte nicht fehlendes Wissen oder Fähigkeiten, ich meinte Defizite im Sozialverhalten, in der Selbsteinschätzung und in vielen Dingen des täglichen Lebens.
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