Brief an die Eltern

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Ben35
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 18:11

Das ist definitiv eine Frechheit. Zumal sie damit ja gezeigt hat, dass ich nicht wichtig bin und die Harmonie oder der Schutz des anderen wichtiger ist. Auf dieser Grundlage kann ja auch kein Vertrauen wachsen. Aber ob mans glaubt oder nicht, ich hate mir schon fast sowas gedacht. Man kennt eben seine Familie.

Zutrauen würde ich sogar auch, dass die Geschichte mit der Psychologin erfunden ist. Damals sind oft solche Dinge passiert, wo etwas behauptet wurde was im Nachhinein gar nicht stimmte. Aber dann, wenn es rauskam, mit irgendeiner Ausrede entschuldigt wurde nach dem Motto: wir wollten doch nur dein Bestes etc......

Entmündigung at its best!

Klar dass die Kinder (also wir) nicht selbstbewusst wurden. Vieles wurde für uns bestimmt und beschlossen. Auch noch lange nach der Jugendzeit. Bestes Beispiel: Ich hatte mir mal zum Geburtstag einen Hartschalen-Rollkoffer fürs Fliegen gewünscht. Ich bekam dann zu meiner Überaschung einen normalen Rollkoffer (der eben nachgibt) mit der Begründung (von meiner Mutter) dass Hartschalenkoffer oft am Flughafen kaputtgehen, weil das Personal die immer so rumschmeissen. Egal ob das sinnig ist oder nicht, aber das ist mal ein gutes Beispiel was ich mit Unmündigkeit meine.

Ben
Zuletzt geändert von Ben35 am Fr., 09.08.2013, 18:20, insgesamt 4-mal geändert.

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candle.
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 18:15

Ja, bei mir war das nicht unähnlich. Ich durfte meinen Vater auch nie allein treffen- war verboten von meiner Mutter. Da würde vermutlich mit der Post das Gleiche geschehen.

Tut mir echt Leid!

candle
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Henrike76
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Beitrag Mi., 14.08.2013, 13:07

Ben35 hat geschrieben:Willst du denn nicht mutig sein? Ich glaube ich würde ihn lesen, auch weil ich damit wieder ein Stück weiterkommen würde. So spukt der Brief ständig im Unterbewusstsein herum.

Ben
Nein ich werde den Brief erst in der stat. Therapie öffnen.
Hier werde ich nicht aufgefangen. Zudem hat die da schon einen Dreck reingeschrieben vor nem Jahr.

Die steht fast immer zu 150 % auf der Seite des Erzeugers, der mir so viel leid angetan hat. Die ist dem fast hörig. Ein Duckmäuser.

Darüber hinaus reichen mir da die Drecksträume die ich von denen habe seit der amb. Therapie!

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Thread-EröffnerIn
Ben35
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Beiträge: 17

Beitrag Fr., 07.03.2014, 14:57

Liebe Leser meiner Geschichte,

mittlerweile ist einige Zeit ins Land gegangen und mich überkommt gerade wieder das Bedürfnis mich hier, in diesem Forum mitzuteilen. Wie Ihr wisst, hatte ich ja eine Gruppentherapie begonnen. In dieser befinde ich mich noch. Ungefährt die Hälfte der Therapiestunden (25-30) habe ich hinter mir.

In den letzten Tagen kam eine Email von meiner Mutter. Sie hatte ja meinen langen Brief meinem Vater vorenthalten, ihn also eigenmächtig "verschwinden" lassen. Das bekam ich erst nach ca. 2 Jahren von meiner älteren Schwester mit. Meine Reaktion könnt ihr euch ja denken. Obwohl ich auch komischerweise seltsam passiv blieb und meiner Wut gar keinen richtigen Ausdruck verleihen konnte.

Sie schrieb sinngemäß, dass es ihr sehr leid täte, es anmaßend gewesen sei und es "unmöglich" von ihr gewesen sein so zu handeln. Ihr Wunsch: Dass wir uns wieder "gut verstehen" und uns "vertrauen" können. Als Entschuldigung bzw. Erklärung meinte sie, dass sie "Schiss" gehabt hätte, dass mein Vater und ich nach diesem Brief gar nicht mehr miteinander geredet hätten. Auch psychologische Hilfe hätte sie sich geholt, wonach die Psychologin ihr geraten hätte den Brief nicht weiterzugeben, es hätte keinen Sinn. Wobei ich bei dieser Aussage so meine Zweifel habe. Ich würde es meiner Mutter "aus dem Bauch heraus" zutrauen, dass es gar keine Psychologin gegeben hat. Nun ja, kann ich letztendlich nicht nachweisen. Wenn ja, hätte die "Psychologin" ja damit rechnen müssen, dass dieser Brief verspätet doch noch zu meinem Vater gelangt - dass also alles doch raus kommt.

Meine Antwort ein paar Tage später auf Mutters Brief:

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Hallo Mutter,

also was soll ich dazu sagen. Das war natürlich ein ziemlich grober Vertrauensbruch den Du da begangen hast. Das hat mich sehr wütend und ratlos gemacht. Zumal ja auch in der Vergangenheit schon ähnliche Vertrauensbrüche vorgekommen sind.

Ich hab’s akzeptiert was du mir geschrieben hast. Aber verzeihen kann ich das erstmal nicht. Auch wenn da eine Psychologin mit im Spiel war, am Ende war es deine Entscheidung.

Mutter: Dein Denkfehler liegt oft darin, dass du meinst was gut für andere ist. Dir dabei aber nicht bewusst machst, dass du damit andere vor den Kopf stößt und sie damit unmündig zurücklässt. Andere möchten selber entscheiden was gut oder schlecht für sie ist.

Du brauchst mir jetzt auch nicht zurückschreiben. Denk drüber nach und mach so was bitte, bitte nicht noch einmal.

Beste Grüße,
Ben
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Was haltet Ihr von meiner Antwort? War ich wieder zu verständnissvoll und vorsichtig in meiner Reaktion? Hätte ich mir noch mehr erlauben sollen/können? Ich fühle mich damit eigentlich ganz gut, denn ging es eigentlich meist um meinen
Vater - und meine Mutter war eher die "Vertrauensperson" bzw. "Bezugsperson" (was ja auch nicht ungefährlich ist; siehe Buch: Wenn Mütter zu sehr lieben von Karl Haag), habe ich ihr hiermit erstmal die Grenzen aufgezeigt und ihr, auf souveräne und erwachsene Weise klar gemacht, dass ihr Handeln auch Konsequenzen hat. Dass eben nicht alles gleich wieder unter dem Deckmantel der Harmonie relativiert werden kann.


Viele Grüße euch allen!
Ben

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Tante Käthe
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Beitrag Do., 27.03.2014, 07:11

Hi Ben,

hab mir jetzt deinen Thread nochmal verinnerlicht und komme immer wieder in die "Schockstarre", wenn ich lese, was deine Eltern mit dir gemacht haben....

Zu deiner Mail an deine Mutter: Sie ist sehr nett (fast zu nett, fast ehrfürchtig) geschrieben, aber immer wieder der Slogan, wenn es dir dabei gut geht, dann ists richtig und gut.
Du gehtst mit absoluter Diplomatie an alles heran, aber eigentlich bräuchtest du es nicht. Das Handeln find ich einfach unverantwortlich und unverzeihlich....

Zu der kleinen Episode hinsichtlich Geburtstagsgeschenk (der Koffer/Trolleys), naja, da musste ich schmunzeln, weil ich das wiederum nicht schlimm finde. Geburtstagswünsche kann man äußern, aber ob sie zu 100% in ERfüllung gehen, mmh, ist da hingestellt. So habe ich es gelernt und so mache ich es auch. Und den GEdanken zum weichen Trolley kann ich sogar teilen
DAss es bei dir diese Gefühle auislöst, ist sicher der ganzen Thematik geschuldet, die einfach nur schlimm ist, das ist verständlich. Unter normalen Verhältnissen zwischen dir und deinen Eltern würdest du wahrscheinlich auch anders reagieren, mehr Toleranz zeigen. Aber in deinem speziellen Fall ist m. E. Toleranz absolut nicht angebracht.

Du entscheidest, was dir gut tut und das ist richtig. Da bist du schon sehr weit gekommen gewesen, ehe du dir therapeutische Stütze suchtest. Und das ist gut so, zeigt auch eine Stärke, Entschlossenheit von dir.

Dass deine Mutter den Brief deinem Vater vorenthielt, ist sehr schwach, eigentlich für mich ein Zeichen von Angst bei deiner Mutter. Vielleich ist ja sie jetzt der Prellbock??? für seine Wut u. Co? Eigentlich geht das alles überhaupt nicht....

Ben, ich wünsch dir alles alles Gute für die Zukunft, geh deinen Weg weiter und lass den Kopf nicht hängen, auch wenn es mal nicht so gut läuft.

LG Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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futurenow71
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Beiträge: 28

Beitrag Do., 26.02.2015, 19:19

Kriegstraumatisierte und narzisstische Eltern haben keine Schuldeinsicht. Sie können und wollen es nicht. Sie haben keinen Zugang zu ihren eigenen Emotionen, daher ist auch eine normale Kommunikation mit den Kindern kaum bis gar nicht möglich.
Sie fühlen sich immer im Recht, so groß das Unrecht auch sein mag.
Eine Therapie werden sie nicht machen, weil sie sich selbst ja nicht als therapiebedürftig einstufen.
Da hilft nur Distanz, das eigene Leben leben.
Keine Kraft und Gefühle mehr in die Hoffnung auf ein heiles Familienleben investieren. Das ist verlorene Liebesmüh.
Diese Menschen sind krank. Wer weiß, wieviele tausend solcher Eltern es in unserem Land gibt.
Es ist immer das gleiche Muster ...

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