Probleme endlich entdeckt...was nun?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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wunderling
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Probleme endlich entdeckt...was nun?

Beitrag Mo., 07.05.2012, 15:25

Erstmal Hallo an alle Forumsmitglieder,
ich wusste nicht genau in welches Subforum ich posten soll, da sich mehrere Themen überschneiden, hoffe das ist kein Problem.

Ich fange mal ganz von vorne an:
Als Kind (im Volksschulalter) hatte ich diese lästige Angewohnheit zwanghaft an meinen Händen riechen zu müssen. Das habe ich glücklicher Weise wieder abgelegt, ich weiß nicht mehr genau wann.
Jetzt bin ich 17 und es fängt wieder an. Heute ist mir zum ersten Mal richtig aufgefallen, dass ich es schon eine ganze Woche lang mache. Da ich nun (anders als früher) die Möglichkeit hatte mich zu informieren, suchte ich im Internet nach Möglichkeiten mir das wieder abzugewöhnen.
Mir war bewusst, dass es etwas mit verdrängten Inhalten etc. zu tun haben muss. Bei mir waren auch schon immer depressive Verhaltensweisen erkennbar. Ich hatte als Kind nach der Scheidung meiner Eltern (die allerdings erst nach der Sache mit den Händen war) 4 Ansätze einer Psychotherapie. Keiner der Psychologen konnte mir helfen (vielleicht war ich auch selbst Schuld, da ich nach kurzer Zeit die Therapie abgebrochen habe, da ich sie für sinnlos empfand). Ich war auch wegen etlichen Beschwerden (Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Streckhaltung im Nacken) beim Hausarzt, der mir erstmals Antidepressiva verschreiben wollte, es dann aber doch nicht getan hat, weil ich noch so jung war, oder was weiß ich. Wegen der Streckhaltung im Nacken wurde ich dann auch zum Neurologen/Psychiater geschickt, der auch wieder der Meinung war, Antidepressiva wäre gut für mich, sie mir aber wieder nicht verschrieb und mir meine vierte Psychotherapie verordnete.
Heute, als ich den Wikipediaartikel über Zwangsneurosen durchgelesen habe, führte mich ein Hyperlink zu dem Medikament Sertralin, und von dort aus ein weiterer zur sozialen Phobie - und siehe da: ich konnte mich Wort für Wort in den Symptomen wiedererkennen. Meine Psychologen mussten ja ziemlich schlecht gewesen sein, da sie das nicht erkannt haben. Allen Psychologen habe ich fast wörtlich die Symptome genannt. Nie hat jemand was von möglicher sozialer Phobie und der möglichen Behandlung erwähnt.
Nun bin ich sehr unschlüssig, ob ich ein weiteres Mal zum Arzt (oder gleich zum Psychiater) gehen, und meine Erkenntnisse darbieten soll. Ich weiß auch nicht ob ich Medikamente nehmen soll, wobei mir die typischen Nebenwirkungen nicht ganz so viel Angst machen. Was mich am meisten irritiert, sind die Suizidgedanken als Nebenwirkung. Sollen mir die Antidepressiva nicht helfen, eben diese hinter mir zu lassen und mir endlich Freude am Leben geben?
Ich träume schon seit Langem von einem "normalen" Leben, ohne Angst um Anerkennung, ohne Händeriechen und ohne die ständige Frage warum ich morgens überhaupt aufstehe. Könnten mir Medikamente so ein Leben ermöglichen?

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MissX
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Beiträge: 462

Beitrag Mo., 07.05.2012, 16:52

wunderling hat geschrieben:Könnten mir Medikamente so ein Leben ermöglichen?
Nein.
Medikamente behandeln ja nur die Symptome. Im Kern wird das deine Probleme nicht verändern. Das heißt du nimmst Medikament, dir geht es vielleicht etwas besser, du setzt sie wieder ab und deine Probleme sind dann natürlich wieder da. Psychopharmaka überdecken also letztlich vermutlich nur deine eigentlichen Probleme.
Du hast zum Beispiel Angst vor bestimmten Situationen in denen dich Menschen bewerten. Medikamente werden deine Angst unterdrücken, du wirst dich besser fühlen. Doch diese Angst hat ja Gründe. Und die erreichen Medis natürlich nicht. Und erst wenn diese Gründe erkannt sind, kann man etwas daran ändern. Das können Medikament nicht. Das kann nur Therapie.
Sie können unterstützend wirken, neben einer Therapie. Aber allein ohne Therapie machen Psychopharmaka keinen Sinn.

Und nicht alle Antidepressiva rufen Suizidgedanken hervor. Es gibt da ja unglaublich viele mit unterschiedlichen Nebenwirkungen. Ich würde außerdem nicht zum Hausarzt sondern letztendlich zu einem Psychiater gehen. Der kennt sich mit diesen Medikamenten besser aus.
wunderling hat geschrieben:Nun bin ich sehr unschlüssig, ob ich ein weiteres Mal zum Arzt (oder gleich zum Psychiater) gehen, und meine Erkenntnisse darbieten soll.
Wenn du darunter leidest und wirklich Hilfe möchtest: Ja.
Falls nicht, dann eben nicht.

Ich würde dir allerdings raten, dir eine gute Psychotherapeutin/-therpeuten zu suchen, z. B. Verhaltenstherapie hilft bei Sozialer Phobie nachweislich ziemlich gut.
Ich persönlich halte nicht viel von Medikamenten.

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Tarengrim
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Beiträge: 234

Beitrag Di., 08.05.2012, 10:41

Es ist meist recht schwierig sich selbst zu diagnostizieren und auch zum Teil gefährlich das mit einer Checkliste zu machen, da man bei vielen Krankheiten recht viele Punkte finden wird, die auf einen zutreffen, auch wenn man nicht wirklich an der beschriebenen Krankheit leidet.
Eine Sozialphobie sollte jeder Therapeut jedoch recht gut feststellen können, und da du mehrere schon besucht hast, wäre das ein wahres Armutszeugnis, wenn sie das wirklich nicht entdeckt hätten.

Stört dich das Riechen an den Händen so sehr oder gibt es da noch mehr, das du vielleicht mit den Medikamenten los werden möchtest? Gab es denn übrigens einen Auslöser, der deine Angewohnheit des Hände-Riechens wieder verstärkt hat?

Wie schon richtig gesagt wurde, Arzneien verschaffen dir kein glückliches und einfaches Leben. Sie sind da um ein paar Symptome abzuschwächen oder zum Teil zu unterdrücken, indem sie Vorgänge im Körper manipulieren. Auf lange Sicht ist das bestimmt nicht die Lösung.

Soll jetzt bitte nicht heißen, dass ich gegen Medikamente bin. Sie sind ein großartiges Werkzeug, mit dem wir Patienten Helfen können, aber wie die meisten Werkzeuge ist es wichtig zu wissen was, in welcher Menge und vor allem, wie lange.

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