Was bewegt Rechthaber und Besserwisser?

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

hungryheart
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag Mi., 29.04.2009, 08:11

hi lieber anastasius,


ich frage mich beim lesen des threads:
wozu ist es gut, zu wissen, was die motive von rechthabern und besserwissern sind???
ich gehe menschen, die ich in dieser hinsicht als unangenehm empfinde ganz einfach aus dem weg und gut ist. was soll ich mir da gedanken über die motive dieser für mich unangenehmen menschen machen?

und: was ist überhaupt ein rechthaber oder besserwisser?
das wesen jedes streites und sogar jeder diskussion ist ja, dass leute mit vershiedenen meinungen sich austauschen. und naturgemäß ist jeder davon überzeugt, recht zu haben, sonst wäre es ja keine diskussion bzw. kein streit.
ist dann also jeder phasenweise ein rechthaber und besserwisser?
oder gehört dazu noch mehr, als von der richtigkeit der eigenen sicht der dinge überzeugt zu sein?
oder gehört dazu, dass man seine sicht der dinge auch ständig den anderen reidrücken muss???
also ich habe da kein festgefügtes bild im kopf.
ich gehe, wie gesagt, mir unangenehmen menschen aus dem weg, oder biete ihnen keine resonanz.

lieben gruß
hh
Nimm was du willst und zahl dafür.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mi., 29.04.2009, 09:12

Oh Gott, so viele Beiträge. Kann zeitlich nicht auf alles eingehen. Aber es bleibt vieles als Idee und Anregung im Kopf.

hungryheart hat geschrieben:wozu ist es gut, zu wissen, was die motive von rechthabern und besserwissern sind???
Das ist nichts, was mich nachhaltig beschäftigt. Einfach aus Interesse, oder einfach "nur so", ohne dass ich mir davon Nutzen verspreche. Aber vielleicht fällt ja doch für die Praxis was ab. Ist aber nicht Zweck der Übung.
hungryheart hat geschrieben:. . . gehe menschen, die ich in dieser hinsicht als unangenehm empfinde ganz einfach aus dem weg und gut ist
Wie gesagt, ich habe damit kein praktisches Problem. Hatte es eingangs auch ausdrücklich als Plauder-Thread deklariert. Irgendwie kann ich damit so gut wie immer umgehen, selbst wenn ich nicht "flüchten" kann. ("Du hast recht und ich meine Ruhe"; ein Spielchen draus machen oder einfach in mich hineingrinsen etc.)

Ein nettes Beispiel, an das ich mich gern erinnere. Arbeit. Ein ganz netter, bei allem etwas zwanghaft und ohne Humor wirkender Zivi. Folgende Szene. Er tapeziert mit einem Fachmann. Der sagt ihm, die letzte Bahn brauche er nicht zuschneiden, weil die Tapeten genau z. B. 83,5 cm breit sind. Kommt er doch her, nimmt einen Zollstock und misst nach. (Natürlich kein klassiches Beispiel) Anderntags sucht er, es war eilig, eine Adresse im Internet. Die Seite lädt und lädt nicht. Ich sagte, ich würde oft Adresse so und so benutzen, die sei auch gut. Er erklärte mit vielen Argumenten, warum die Seite, die nicht will, besser sei. Ich: Kannst du ja mal probieren. Er: Wieder Argumente. Ich: Es ist ja nur ein Vorschlag. Er: Wieder Argumente. Ich (in etwas amüsiertem Ton): Ich lass mich doch mit dir nicht auf eine Rechthaber-Diskussion ein. Es sprudelte unversehens aus ihm raus: "Musst du aber!".
und: was ist überhaupt ein rechthaber oder besserwisser?
Das ist natürlich so ein Rundum-Etikett. Bezeichnet für mich die große Häufigkeit bestimmter Verhaltensweisen. Aber ein Beispiel wäre obiger Zvi. Ich kenne auch jemandem, der auf so gut wie jedem Gebiet weiß, wie es wirklich ist bzw. der auf jedes Problem eine Lösung weiß. Wenn es um richtige Ernährung geht, den Bau eines Gartenhäuschens, über mathematische Paradoxien oder . . . X weiß alles. Da frage ich mich, wie so muss der das? . . . alles "wissen?"

Das wäre für mich ein Beispiel für sie, ich sag mal "Universal-Besserwisser". Dann gibt`noch die, da würde ich es eher Rechthaber nennen, wo sich das Ganze nur auf ein bestimmtes Gebiet bezieht. Da habe ich den Eindruck, als würde es ihre Identität erschüttern, wenn sie eine andere Meinung bzw. Sicht für zumindest als möglich zuließen. So eine Art hermetischer, geistiger Unbeweglichkeit. Bessr kann ich nicht ausdrücken, was ich meine. Als Beispiel. Jemand, mit dem ich gelegentlich über Ethik sprach, der hält meine (relativistische) Sicht für absolut falsch und unethisch bis abscheulich. Es ist, als würde damit der Untergrund des Abendlandes (einschließlich seiner Identität? *g? )besiegelt.

Grüße
Anastaius
Zuletzt geändert von Gast am Mi., 29.04.2009, 09:25, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mi., 29.04.2009, 09:21

Interessantes Thema. Ich fühle mich von Besserwissern und Rechthabern leider oft "über den Tisch gezogen", vor allem, wenn sie sehr selbstsicher auftreten. Ich selber beharre meistens nicht sklavisch auf meiner Meinung, weil es mir einerseits (zumindest im normalen Gespräch) nicht so wichtig ist, als der Schlauere dazustehen, und weil ich andererseits weiß, dass es zu vielen Themen mehr als eine "richtige" Antwort geben kann. Aber auch wenn ich mir sicher bin, bei einer Fragestellung recht zu haben lasse ich dem anderen meistens seine Meinung, wenn er darauf besteht. Ich habe ja keinen Lehrauftrag, und bin nicht verpflichtet, anderen Menschen irgendeine "Wahrheit" zu verkaufen.

Was Rechthaber zu ihrer Rechthaberei verleitet kann ich nur vermuten. Ich denke, man sieht Meinungsdiskurse als eine Art Wettstreit, den man gewinnen möchte.
Zuletzt geändert von luftikus am Mi., 29.04.2009, 09:32, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mi., 29.04.2009, 09:29

luftikus hat geschrieben:Ich habe ja keinen Lehrauftrag,


Grüße
Anastasius

Werbung

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 29.04.2009, 11:34

luftikus hat geschrieben:Ich selber beharre meistens nicht sklavisch auf meiner Meinung, weil es mir einerseits (zumindest im normalen Gespräch) nicht so wichtig ist, als der Schlauere dazustehen, und weil ich andererseits weiß, dass es zu vielen Themen mehr als eine "richtige" Antwort geben kann.
Geht mir ganz genau so!

Könnte es sein, dass Besserwisser im Innersten Angst haben davor, ihre Meinung revidieren zu müssen?

Ich denke, ein notorischer Besserwisser ist niemals selbstsicher. Wenn ich mir meiner Meinung sicher bin, brauche ich keine Besserwisserei und keine Rechthaberei.

mlg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mi., 29.04.2009, 12:26

Elfchen hat geschrieben: Ich denke, ein notorischer Besserwisser ist niemals selbstsicher. Wenn ich mir meiner Meinung sicher bin, brauche ich keine Besserwisserei und keine Rechthaberei.

mlg
Ja, mag sein, dass man mit Rechthaberei versucht, sich Selbstsicherheit zu verschaffen.

Andererseits komme ich mit meinem Verhalten manchmal nicht zum Zuge und werde auch gelegentlich mal übergangen. In der Gesellschaft wird es nämlich schon geschätzt, wenn man seine Meinung deutlich vertritt...

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 29.04.2009, 13:02

luftikus hat geschrieben:Andererseits komme ich mit meinem Verhalten manchmal nicht zum Zuge und werde auch gelegentlich mal übergangen. In der Gesellschaft wird es nämlich schon geschätzt, wenn man seine Meinung deutlich vertritt...
Geht mir ja auch so.
Aber es ist mir egal. Die Menschen, die sich die Mühe machen, mich zu hören, mich ernst zu nehmen mit meinen wenigen Worten, das Subtile dahinter verstehen und sehen, die Menschen sind mir wichtig und in meinem Leben willkommen.
Zugegebenermassen sind das nicht viele. Aber das ist mir auch recht so.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Mi., 29.04.2009, 15:14

luftikus hat geschrieben:In der Gesellschaft wird es nämlich schon geschätzt, wenn man seine Meinung deutlich vertritt...
Ich übergehe regelmässig diejenigen, die ihre Meinung zu deutlich vertreten bzw. die ich als "Rechthaber" wahrnehme. Da mich ihr Verhalten langweilt, strafe ich sie automatisch mit Unaufmerksamkeit. Ich glaube, die Besserwisser haben es auch nicht unbedingt leicht.

Benutzeravatar

Pitt
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 53
Beiträge: 2302

Beitrag Mi., 29.04.2009, 15:17

Affenzahn hat geschrieben: Ich übergehe regelmässig diejenigen, die ihre Meinung zu deutlich vertreten bzw. die ich als "Rechthaber" wahrnehme. Da mich ihr Verhalten langweilt, strafe ich sie automatisch mit Unaufmerksamkeit.
Das ist dann halt die nonverbale, nichtargumentative, diskursvermeidende Form der Besserwisserei
Lg
Pitt

Benutzeravatar

Affenzahn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 33
Beiträge: 1462

Beitrag Mi., 29.04.2009, 15:24

Muss ich dir jetzt Recht geben, Pitt? Oder sollte ich lieber schweigen?

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 29.04.2009, 15:45

Pitt hat geschrieben:Das ist dann halt die nonverbale, nichtargumentative, diskursvermeidende Form der Besserwisserei
Oder die konfliktscheuere, zurückhaltendere, tatsächlich diskursvermeidendere Art von uns Schweizern.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Mi., 29.04.2009, 15:46

Hallo Pitt u. Elfchen,
Pitt hat geschrieben:Das ist dann halt die nonverbale, nichtargumentative, diskursvermeidende Form der Besserwisserei
Das denke ich nicht. Ich kann doch denken, ich weiß es nicht so genau. Er weiß es auch nicht so genau, Gibts nur vor. Was hab`ich hier verloren? Dreh`mich um und gehe.
Elfchen hat geschrieben:Oder die konfliktscheuere, zurückhaltendere, tatsächlich diskursvermeidendere Art von uns Schweizern.
Jetzt weiß ich, weshalb ich mich in der Schweiz immer so wohl fühlte. Sauber, ordentlich, pünktlich und konfliktscheu.

Grüße
Anastasius

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Mi., 29.04.2009, 16:09

Elfchen hat geschrieben:
Pitt hat geschrieben:Das ist dann halt die nonverbale, nichtargumentative, diskursvermeidende Form der Besserwisserei
Oder die konfliktscheuere, zurückhaltendere, tatsächlich diskursvermeidendere Art von uns Schweizern.
So ähnlich bin ich auch drauf, obwohl ich kein Schweizer bin... Vielleicht eine Wesensverwandtheit zwischen Schweizern und Bayern? Allerdings kenne ich durchaus auch konfliktbereite und besserwisserische Bayern ...

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 29.04.2009, 16:12

@luftikus:

Es gibt ja überall alles.
Aber ist sicher ein Grund, warum ich die Bayern auch so mag. Sie sind uns im Wesen einfach näher.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Benutzeravatar

today
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 18
Beiträge: 428

Beitrag Mi., 29.04.2009, 19:07

ich denke, Rechthaber und Besserwisser bekämpfen zum einen die ihnen sehr nahe (unbewusste) existenzielle Einsamkeit und zum zweiten die Brüchigkeit der Bühne, auf der sich ihr >ich< inszeniert.
Ohne Verlierer gibts den Sieger nicht.
Bzw. die Abwesenheit des Objekts führt auch zur Abwesenheit des Subjekts.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag