Erfahrung mit Beratungsstelle

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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stern
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Beitrag So., 17.03.2019, 21:47

Nachtrag: Einen Sachverhalt lediglich zu benenen, macht nicht hilflos bzw. zum Opfer, sondern höchstens die/eine Tat an sich (je nach Tat). Eine passende Einordnung kann sogar hilfreich sein, passende Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.
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mio
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Beitrag So., 17.03.2019, 21:55

stern hat geschrieben: So., 17.03.2019, 21:22 man das also nicht so verkauft, jemandem helfen zu wollen, der gar nicht um entsprechende Hilfe gebeten hat... und für den es auch keine Hilfe ist (sondern zu einer Symtomverschlechterung führt).
Wenn die Not in keinster Weise sichtbar wäre dann gäbe es gar kein "Verlangen" zu helfen. Soooo sauber trennt sich das ja nicht, wie Du das wohl gerne hättest. Wäre die Freundschaft nicht eh schon belastet davon, dann müsste auch der Freund sich nicht "selbst helfen". Ich stimme mit Dir überein, dass das dann die Angelegenheit des Freundes ist, klar. Und es ist auch der Freund, der im Zweifel gehen wird, wenn Seerose sich nicht helfen lässt. Dennoch geht er, weil er Seeroses "Opfer-Sein" nicht bereit ist mitzutragen. Und das ist nicht "nötigend".

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Pianolullaby
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Beitrag So., 17.03.2019, 22:21

stern hat geschrieben: So., 17.03.2019, 09:10
ABER: Ein jeder muss es eben auch tun.
Eben nicht. Nichts zu tun, ist nicht nur eine weitere Option, sondern auch eine legitime. Oder milder ausgedrückt: Alles hat seine Zeit. Jemandem zu etwas drängen, seht anderen nicht nur nicht zu (so viel anders als der Freund, verhält sich hier das Forum aus meiner Sicht nicht). Es bringt auch nichts, wenn jemand dazu nicht innerlich und äußerlich bereit ist.
Stern, ich glaube wir haben nicht genau das selbe gemeint.
Klar muss man das nicht tun, absolut, es ist nur eine Option, richtig.
Meine Meinung ist jedoch, wenn man will, dass kein Kind mehr missbraucht wird, so wie Seerose es fordert, und sie fordert das wirklich, dann ist es meiner Meinung nach wichtig, dann in dem Falle auch den Weg zu gehen, 1. sich selber schützen und aber gleichzeitig mit einer Anzeige auch diesen Täter dann aus dem Verkehr zu ziehen. Tut man es nicht, lässt man einen potentiellen Täter weiterhin ungestraft laufen, das passt dann für mich nicht mehr zu dieser Forderung.

Ich akzeptiere jeden / jede welche keine Anzeige macht, weil ich weiss, wie hart und happig das ist.
Ich habe es bei einem "Fremdtäter" getan, innerfamiliär nicht.
Es ist eine ganz schwierige Situation.

Nur dann zu fordern, dass ein jeder andere es nicht zulassen darf, dass ein Kind mb wird, jap da hapert es dann eben.

p.s. falls du etwas den Thread gelesen hast, habe ich mehrfach betont, dass sie für sich selber schauen soll, was sie selber denn möchte, und ich ihr auch geraten habe, es sein zu lassen wenn es für sie nicht stimmt, und diesen kollegen in den Wind zu schiessen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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stern
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Beitrag So., 17.03.2019, 23:07

@ Mio: Ich verstehe das Bedürfnis, das in professionellen Händen wissen zu wollen. Aber auch, dass es ja erst recht zur Verschärfung führen wird (in der Vergangenheit war das so und aktuell anscheinend auch) wenn Beratung und Therapie letzlich weitere Verschlechterung bringen. Klar kann man das nicht ganz unabhängig betrachten, aber es bringt andererseits auch nichts, die verschiedenen Bedürfnislagen zu sehr zu verquicken... sondern hilfreicher ist vllt. bei sich zu bleiben.

F: Mich macht es hilflos (oder whatever), wenn ich sehe, wie du du selbst schädigst, Alk, Schneiden...

S: Mit Therapie geht es mir so und so... denn...

Und so findet sich vielleicht eine Vereinbarung, die nicht Therapie oder Beratung als Allheilmittel ist. Es ist doch wirklich nichts gewonnen, wenn es danach noch schlechter geht. Hier bin ich bei Jenny: Das kann ja auch nicht im Interesse eines Freundes liegen.
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mio
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Beitrag So., 17.03.2019, 23:21

stern hat geschrieben: So., 17.03.2019, 23:07 Und so findet sich vielleicht eine Vereinbarung, die nicht Therapie oder Beratung als Allheilmittel ist. Es ist doch wirklich nichts gewonnen, wenn es danach noch schlechter geht.
Da hast Du Recht und es steht auch niemandem zu das zu verlangen. Die "passende Vereinbarung" wäre meiner Meinung nach: Mach es dann bitte mit Dir selbst aus, wenn Du Dir nicht helfen lassen möchtest, weil Dir das zu viel ist. Und schon wäre das Thema vom Tisch.

Wie die dann konkret umgesetzt wird, ob nun durch ein "sich zurücknehmen" in der Beziehung diesbezüglich seitens Seerose oder aber einem Kontaktabbruch durch den Freund, weil das nicht in dem Maße klappt wie er es vielleicht bräuchte ist letztlich egal, aber die "Lösung" dürfte in einer "Trennung" liegen.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag So., 17.03.2019, 23:42

stern hat geschrieben: So., 17.03.2019, 21:47 Nachtrag: Einen Sachverhalt lediglich zu benenen, macht nicht hilflos bzw. zum Opfer, sondern höchstens die/eine Tat an sich (je nach Tat).
stern, das kann man so sehen, muss man aber nicht. Ich bin durchaus der Meinung, dass es verschiedene Perspektiven auf ein und dieselbe Situation geben kann und man sich sagen (lassen) kann, dass man Opfer ist, oder, dass man keins ist und damit auch nicht hilflos.

Ob es objektiv Nötigung ist, müsste vielleicht vor Gericht geklärt werden.

Ich verstehe aus eigener Erfahrung das Bedürfnis, Unrecht möge offen benannt werden, aber letztendlich liegt es ja in der (neueren oder älteren) Vergangenheit und ich bin in der Gegenwart und steuere in die Zukunft.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am So., 17.03.2019, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.
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(Helmut Schmidt)

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stern
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Beitrag So., 17.03.2019, 23:44

Oder Alkoholverzicht... Kein Schneiden. Selbst etwas erarbeiten, das Verbesserung verspricht bzw. mit Rückbesinnung auf frühere Therapien. Freund nicht zur eigenen Entlastung in die eigenen Probleme involvieren, etc. Abmachen, wie man den gem. Umgang gestaltet, usw. Schauen, ob das tatsächlich zur Entspannung führt. Freund hält sich mit Ratschlägen zurück. Evtl. gibt es ja Alternativen neben entweder Beratung oder ansonsten Trennung.
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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 05:57

Pianolullaby hat geschrieben: So., 17.03.2019, 22:21 Meine Meinung ist jedoch, wenn man will, dass kein Kind mehr missbraucht wird, so wie Seerose es fordert, und sie fordert das wirklich, dann ist es meiner Meinung nach wichtig, dann in dem Falle auch den Weg zu gehen, 1. sich selber schützen und aber gleichzeitig mit einer Anzeige auch diesen Täter dann aus dem Verkehr zu ziehen.
Vielleicht KANN Seerose aber nicht vor Gericht gegen ihn aussagen. Sich einer kritischen Befragung unterziehen. Wenn ihr doch schon ein wesentlich "leichteres" Gespräch derart zusetzt.

Hinzu kommt, dass kein Täter durch eine Anzeige automatisch aus dem Verkehr gezogen wird. Was ja auch richtig ist, ansonsten würden ja auch viele Unschuldige inhaftiert werden.

Wenn Seerose meint, ihr Freund (sie schreibt immer von einem Bekannten) schadet ihr durch seine Handlungen, wäre es durchaus eine Überlegung wert, was ihr Handeln bei ihrem Bekannten verursacht.

Tatsächlich sehe ich einen Bekannten nicht in der Pflicht zum Hobbypsychologen zu avancieren. Und mit ihr Handlungsstrategien zu erarbeiten, Alternativen zu suchen, Abkommen zu treffen usw.

Auch muss er ihre Wahrnehmung nicht teilen. (Therapeuten schauen weg - wollen nicht helfen. Andere Menschen - schauen weg, wollen ebenfalls nicht helfen.)
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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stern
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 06:01

Nötigung und Androhung (zB eines Kontaktabbruchs) sind doch keine rein Gerichten vorbehaltenen Begriffe?!
Ich frage mich: Ab wann darf man für sich die Grenze ziehen? Für die Mitmenschen ist es belastend, aber soll man deswegen drüber reden wenn man noch nicht so weit ist, und retraumatisiert werden? Ich weiß nicht wie man es so schaffen soll für sich zu sagen "nein, ich achte auf mich und lasse es."
Und wenn jemand sagt, wenn du nicht machst, was ICH, Freund mir für dich ausdachte, dann breche ich unseren Kontakt ab, so das natürlich eine Verschärfung und etwas andere als zB: Was hältst du von... Ich fühle mich mittlerweile hilflos (whatever), wenn...
Der Bekannte sagte zu mir dass es nicht darum geht ob ich soweit bin oder nicht, sondern dass was gemacht werden muss.
Eine Möglichkeit ist, das zurückzumelden... bzw. siehe oben: Vieleicht ist doch eine gemeinsame getragene Vereinbarung möglich. Dass eine Therapie bzw. Beratung wider Willen wenig fruchten dürfte, ist eigentlich auch therapeutischer Konsens... und wenn es gar zu einer Zustandsverschlechterung führt, ist erst recht nichts gewonnen.

Dem Freund kann natürlich sich selbst beraten lassen... aber hier geht es schon darum, Seerose einer Beratung zuzuführen... unter Androhung eines Kontaktaabruchs, wenn nicht.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 06:20

Tatsächlich sehe ich einen Bekannten nicht in der Pflicht zum Hobbypsychologen zu avancieren. Und mit ihr Handlungsstrategien zu erarbeiten, Alternativen zu suchen, Abkommen zu treffen usw.
Es schrieb daher auch niemand etwas von Pflicht, zumindest ich nicht, sondern dass es evtl. nicht die einzige Option ist, jemanden unter Androhung eines Kontaktabbruchs zu einer Beratung zu nötigen, zu der jemand nicht bereit ist und die zur Zustandsverschlechterung führt. Seerose hat oben ihr diesbezgl. Anliegen klar formuliert. Vieleicht mal darauf eingehen? Es haben eben sowohl der Freund als auch Seerose Grenzen, die man vllt. auch anders wahren kann als auf Kosten des jeweils anderen. Darum ging es mir.

Was soll der Nutzen sein, jemand gegen den Willen und entgegen momentaner Ressourcen zu einer Therapie/Beratung zu drängen... also echt. Seerose trägt zudem die Konsequenzen.
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stern
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 07:11

Ich bin durchaus der Meinung, dass es verschiedene Perspektiven auf ein und dieselbe Situation geben kann und man sich sagen (lassen) kann, dass man Opfer ist, oder, dass man keins ist und damit auch nicht hilflos.
Ist das tatschlich so? Wenn jemand sagt, man sei kein Opfer, ist man nicht hilflos? Man kann doch sogar mitunter hilflos sein, wenn man kein Opfer ist. Meiner Meinung nach (klar kann man das auch anders sehen) hängt das aber mehr von der Tat/Situation an sich ab und vor allem von den Ressourcen (und nicht von der Benennung an sich). Und selbst wenn man Opfer ist bzw. schlimmes erlebte, bedeutet das mMn nicht automatisch Hilflosigkeit (“und damit“).

Das/ein Threadanliegen bzw. Dilemma (Kontaktabbruch versus massive Überschreitung der eigenen Grenzen) habe ich oben nochmals kopiert. Es wird hier sogar ein Forum zu Rate gezogen, weil offensichtlich die Ressourcen andere sind als bei den Usern hier, die keine Schwierigkeiten hätten, hier ihre Grenzen zu wahren... und die solche Androhungen auch emotional von früheren Traumasituationen trennen können (bzw. nicht von sowas getriggt werden können).

Einer meiner Ansatzpunkte war zB zu sondieren, ob ein dritter Weg möglich ist.
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 07:44

Ich frage mich wie Menschen früher, als es noch keine Psychotherapie gab, mit einer solchen scheinbar auswegslosen Situation umgegangen sind. Früher konnte man nicht bei jedem Problem sagen "Geh zum Psychotherapeuten", Früher musste man einen anderen Umgang mit einem Problem und miteinander finden.
In diese Richtung denke ich inzwischen, nämlich nicht "Psychotherapie ja oder nein", sondern "Welche Alternativen gibt es im Umgang mit dem Problem und den Beziehungsschwierigkeiten?".
Ich sehe hier als Lösung nur, den Umgang miteinander so zu gestalten, dass einerseits Seeroses Bedürfnis nicht drüber zu reden gerecht wird und der Bekannte anderseits nicht durch Seeroses Probleme überfordert wird.
Meiner Meinung nach hilft hier nur eine Aussprache zwischen Seerose und ihrem Bekannten, in der jeder sagt was ihn in der Beziehung belastet und beide gemeinsam nach einer Kompromisslösung suchen.
Eine weitere Lösung wäre natürlich, wenn eine Aussprache zu keinem Ergebnis führt zu sagen "Wir passen nicht zusammen".
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 11:48

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 18.03.2019, 07:44 Meiner Meinung nach hilft hier nur eine Aussprache zwischen Seerose und ihrem Bekannten, in der jeder sagt was ihn in der Beziehung belastet und beide gemeinsam nach einer Kompromisslösung suchen.
Eine weitere Lösung wäre natürlich, wenn eine Aussprache zu keinem Ergebnis führt zu sagen "Wir passen nicht zusammen".
Ich habe den Eindruck, dass der Bekannte da in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt ist. Er wollte, dass Seerose eine Beratungsstelle aufsucht. Das wollte sie nicht. Dann hat er einen Telefontermin selber genutzt - wodurch sie sich schlecht fühlte.

M.E. muss der Bekannte zu keinem Ergebnis kommen - sondern kann es Seerose überlassen, ob es ihr unter diesen Umständen lieber ist, auf die Erhaltung dieses Kontaktes zu verzichten. Und zwar ohne weitere Kompromisse.
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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 12:00

Jenny Doe hat geschrieben: Mo., 18.03.2019, 07:44 Ich frage mich wie Menschen früher, als es noch keine Psychotherapie gab, mit einer solchen scheinbar auswegslosen Situation umgegangen sind. Früher konnte man nicht bei jedem Problem sagen "Geh zum Psychotherapeuten", Früher musste man einen anderen Umgang mit einem Problem und miteinander finden.
Ich denke früher haben die Menschen statt dessen mit dem "Seelsorger" sprich Pfarrer geredet oder mit "erfahrenen" älteren Verwandten, Dorfältesten o.ä. Oder sie mussten halt einfach funktionieren und wenn das nicht ging, wurden sie eben in irgendeine Kammer eingeschlossen oder ins Irrenhaus verfrachtet.

Wer sich mal ein bisschen mit dem Umgang mit psychisch Kranken in früheren Zeiten beschäftigt hat, weiß, dass frühere Zeiten sicher nicht unbedingt ein Paradies für Menschen mit psychischen Erkrankungen waren, in dem man für alle Probleme durch miteinander reden eine einvernehmliche Lösung gefunden hat. Ich denke mal, gerade einem Menschen wie Seerose, deren Probleme ja nicht so auf den ersten Blick offen sichtbar sind, hätte man wahrscheinlich einfach gesagt: "Das sind Sachen die passieren, stell dich nicht so an, geh arbeiten, dann kommst du auch auf andere Gedanken."

"Traumatisierte" kamen in der Gedankenwelt früherer Zeiten gar nicht vor. Aus den Weltkriegen traumatisierte Soldaten galten als "Kriegszitterer" die einfach "zu schwach" waren und deshalb nicht taugten. Ich finde es deshalb nicht hilfreich, hier ein romantisiertes Szenario aufzubauen, das man früher einfach durch mehr miteinander reden und aushandeln bessere Wege gefunden hätte.

Wenn Menschen Sympathie oder Zuneigung für jemand anders empfinden, dann sorgen sie sich nunmal, wenn der andere Mensch sich selbst schädigt und da finde ich es verständlich, dass man aus der Hilflosigkeit versucht, professionelle Hilfe zu organisieren, auch wenn ich ganz bei euch bin, dass das ein zum Scheitern verurteilter Versuch ist, weil Seerose ja der felsenfesten Überzeugung ist, dass sie ohnehin nichts verändern kann (d.h. weder mit jemand anders nach einer Lösung suchen, noch sich besser abgrenzen, auszuziehen und auf eigene Beine zu stellen o.ä.). So lange sie daran fest glaubt, hat sowieso kein Helfer eine Chance, egal ob Freund, Sozialarbeiter, ambulanter Therapeut, Klinik, whatever. Ist ja auch in Ordnung, ist ihre Entscheidung, ihr Leben. Was ich nur schwierig daran finde, ist die Schuld daran ausschließlich in der Böswilligkeit, Unfähigkeit oder dem Versagen der Anderen zu suchen.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


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Beitrag Mo., 18.03.2019, 12:31

spirit-cologne hat geschrieben: Mo., 18.03.2019, 12:00 ...weil Seerose ja der felsenfesten Überzeugung ist, dass sie ohnehin nichts verändern kann (d.h. weder mit jemand anders nach einer Lösung suchen, noch sich besser abgrenzen, auszuziehen und auf eigene Beine zu stellen o.ä.). So lange sie daran fest glaubt, hat sowieso kein Helfer eine Chance, egal ob Freund, Sozialarbeiter, ambulanter Therapeut, Klinik, whatever. Ist ja auch in Ordnung, ist ihre Entscheidung, ihr Leben. Was ich nur schwierig daran finde, ist die Schuld daran ausschließlich in der Böswilligkeit, Unfähigkeit oder dem Versagen der Anderen zu suchen.
Danke! Ich find genau das triffts auf den Punkt. Komplett unabhängig vom richtigen/falschen verhalten des bekannten. Darüber kann man streiten. Es reduziert sich darauf, dass seerose entscheidet wie sie damit umgeht oder auch nicht. Fakt ist die opferrolle verlässt man dann, wenn man selbstbestimmt handelt und nicht die Schuld auf alle anderen lädt. Ob sie das tun will oder nicht, muss sie selbst entscheiden.
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen

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